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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1923
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- 1923-02-26
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- 26.02.1923
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VSrsenblaU f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 48, 26. Februar 1923. des Bartholomäus Kilian ist, aber die beiden anderen, Lucas und Wolfgang, haben sich als Stecher in Augsburg einen guten Namen erworben. Lucas Kilian, 1579 geboren, der bedeutendste Augsburger Stecher der Zeit, genoß bei seinem Stiefvater seine künstlerische Ausbildung und bereiste dann während der Jahre 1601—1603 aus Anraten seines Stiefvaters Italien, wo er vor allein in Venedig längere Zeit ar beitete und sich große Kenntnisse in seinem Fache erwarb, die für seine spätere Entwicklung von Bedeutung wurden. Nach Augsburg zurückgekchrt, entfaltete er eine große Tätigkeit, der Hämmerle aus führlich gerecht wird. Er steht den Rubensstechern nahe und wird auch von einem hervorragenden Kenner des deutschen Kupferstiches, Kristeller*), als solcher anerkannt, der sich Landrarts zeitgenössisches llrteil zu eigen macht: »Neben Aegidius Sedeler kailn Lucas Kilian als der erste bedeutende deutsche Ncproduktionsstcchcr angesehen wer den«. »Er hat anmutige Erfindungen geschaffen, neben seinen vielen Figurenstichen, Bildnissen und Büchern im Laufe der Jahre eine ganze Reihe reizvoller Ornamentfolgcn geschaffen: Grotesken für die Wand, voll launigen Spiels (1607), noch 100 Jahre später nachgestochen, lebhaft bewegte Kartuschen (Schildbüchlein, 1610 und 1633), weich sich wiegende, durchbrochene Schweifungen (Gradiser Bucch, 1632) und ein meisterliches ABC-Büchlein (1627) mit standfesten Buchstaben vor einem Grunde schmiegsamer Kurven, alles reizvoll ersonnen, gediegen gezeichnet und sauber gestochen**). Ihm sind die weicheren Linien und Maße nicht ein Vorwand zur Oberflächlichkeit, sondern ein Mittel zu feinen, prickelnden Reizen. Man möchte ihm auch die Erfindung zweier ganz gleichartiger Hefte znweisen, für die sein Stiefbruder Raphael Custodis als Stecher zeichnet: ,Chradesco', d. s. Schweiflinien, 1619, und Schilder, 1630«. »Man kann nur beklagen«, sagt Jessen >n seinem Ornamcntstich***), dem wir dies« Zeilen entnehmen, »daß ein so feines und starkes Talent nicht durch größere Aufgaben Einfluß auf die deutsche Formbewegung gewonnen hat«. Künstlerisch nicht so hoch einzuschätzen, aber bekannter und ver breiteter sind die Pvrträtstiche des Künstlers; er hat viele Blätter gestochen und auch viele gezeichnet, teils zum Einzelvertauf, teils für Folgen, die bei seinem Bruder Wolsgang Kilian oder bei seinem Stief vater und seinem Stiefbruder erschienen, so eine Folge von Porträts Augsburger Natsherren, ein großes Porträtwerk »k'uZZerana in8i§nir» 1618, das über 120 Stiche in großen Umrahmungen in seiner ersten Ausgabe enthielt. Später sind wiederholt Ausgaben in Klein-Folio ohne die Umrahmungen erschienen; ferner eine Serie Altdorfer Professorenbildnisse, ein Geschlechterbuch der Herzöge von Bayern, der Könige von Neapel und des Österreich. Regenten- und Fürsten hauses. Bedeutender sind seine Einzelbilder, deren Zahl eine recht ansehnliche ist und die sich in Sammlungen häufiger finden. Neben diesen Porträts, wertvollen Stichen zur Zeitgeschichte, hat er eine große Anzahl religiöse und mythologische Darstellungen geschaffen, daneben auch ein jetzt sehr seltenes Soldatenbüchlein mit 16 Blatt aus dem Jahre 1609, non dessen Vierzeilern Hämmerte eine charakteristische Probe bringt, und Landschaften, von denen allerdings jetzt nur eine bekannt ist, die aber in der Zeichnung und im Stich an holländische Stecher bester Art erinnert. Nach einem an Erfolgen reichen Leben starb er 1637. Sein Bruder Wolfgang Kilian (1581—1662) machte eine ähnliche Entwicklung durch; auch er lernte bei dem Stiefvater und bereiste dann vier Jahre hindurch Italien. Nach seiner Rückkehr nach Augs burg arbeitete er anfangs im Geschäft des Stiefvaters, errichtete dann aber nach seiner Verheiratung 1611 einen eigenen Kunstverlag, der großen Umfang annahm. Vielfach hat, wie wir sehen, Lucas für diesen Verlag seines Bruders gearbeitet. Hämmerle fiihrt manche seiner Werke auf, die allerdings, wie dieser auch anführt, nicht auf der Höhe der künstlerischen Ausgestaltung stehen. Bedeutend und hervorragend ist Wolfgang Kilians großer achtteiliger Plan der Stadt Angsburg ans dem Jahre 1626, wie Hämmerle erwähnt: »ein wahres Meister stück der Kartographie — gleich erstaunlich durch seine nahezu wissen schaftliche Genauigkeit wie durch Kühnheit und Großzügigkeit der künstlerischen Anlage«. Von seinen vielen Arbeiten sind seine zahl reichen binzelporträts zn erwähnen, sowie der große Stich nach Landrarts Gemälde der Festtafel zur Feier des Westfälischen Friedens zu Nürnberg 1649. Wolfgang Kilian hatte nicht die große künstle rische Begabung seines Bruders; seine Arbeiten waren nüchterner, handwerksmäßiger; ein unverdrossener Fleiß, eine riesige Tätigkeit kennzeichnen ihn und erregen unsere ganze Llewundernng. *) Kristeller, Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten. **) Der Freundeskreis der Bibliothek des Kunstgewerbc-Museums zu Berlin gibt als Jahresgabe für seine Mitglieder eine Nachbildung dieses ABC-Buches heraus. ***) Jessen, P., Der Ornamcntstich. Berlin 1920. S. 133. Von sein«n Söhnen überlebten ihn drei. Ter älteste, Johannes- (1623—97), wurde Goldschmied und genoß als solcher in seiner Vater stadt großes Ansehen; der zweite, PlMipp, 1628 geboren, wurde Kupferstecher und war als solcher sehr produktiv; mehr als 300 Por träts von seiner Hand sind bekannt. Hämmerle kennzeichnet ihn und seine Tätigkeit wie folgt: »Gegenüber den Porträtstichen der früheren Zeit, insbesondere denen seines Vaters un'd seines Onkels, weist der Augsburger Porträtstich mit Philipp Kilians Blättern eine bedeut same Entwicklung auf. Ter Ubergangsstil mit dem Einschlag ver klingender Renaissance ist einem ausgeprägten Barock gewichen, dessen leidenschaftliche Linie und lebendigere Modellierung merkwürdig von den ruhigeren und gelassenen Formen der früheren Zeit abstoßen Diese bei aller Realität subjektive Note stellt Philipp Kilian in die erste Reihe der deutschen Stecher seiner Zeit. Indes mag seine geringe Beteiligung auf illustrativem Gebiete dazu beigetragen haben, das; der wohlverdiente Ruf, dessen er sich damals erfreute, schon bald nach seinem Tode (14. Oktober 1693) verblaßte, nicht zuletzt vor dem Ruhme seines Bruders Bartholomaeus.« Dieser Bartholomaeus, geboren 16-30, der dritte von Wolsgangs Söhnen, wird als der bedeutendste Künstler der Familie Kilian be zeichnet, ohne die hervorragende Künstlcrschaft oder, richtiger gesagt, die künstlerische Begabung seines Onkels Lucas zu besitzen. Bartholomaeus wird als einer der bedeutendsten deutschen Stecher seiner Zeit bezeichnet, wie Hämmeile sagt, »besonders durch die Verbindung angeborenen Talents mit einer ungewöhnlich reisen, manuellen Ausbildung^ 1648 finden wir ihn in Frankfurt bei Matthaeus Merian, wo er 2>4 Jahre arbeitete, dann wandte er sich nach Paris, wo er 3>6 Jahre bei dem namhaften Stecher und Verleger Francois Poilly arbeitete., unter dessen Anleitung er sein technisches Können vervollständigte und sich die großzügige abgerundete und flüssige Zeichnung und Stichs!führung der französischen Stecher zu eigen machte. Unter seinen vielen Porträts ist erwähnenswert das 1694 in Wien gestochene Bildnis Kaiser Josephs zu Pferd, das aus 8 Platten besteht und 9 Schuh in der Höhe und 6)^ in der Breite mißt; einer der größten Porträtstichc überhaupt. Hämmerle führt manch« seiner übrigen vortrefflichen. Stiche auf. Er starb 1696. Die Söhne von Phil'ipp Kilian: Jeremias und Wolfgang, setzten die künstlerische Tradition des Hauses fort. Jeremias ist unbedeu tender, seine Tätigkeit auch unbekannter geblieben; sein Bruder Wolfgang (1654—1732) hat besondere Bedeutung gleichfalls nicht er langt; er war anfänglich in Augsburg tätig, zog dann nach Nürnberg, wo er für den Verlag von Notholz viele Blätter stach, und wanderte schließlich nach Königsberg aus, wo ihn 1732 der Tod ereilte. Von den Söhnen Wolfgangs waren Johann Jakob (1678—1705), Philipp (1679—1716), Paul Kilian (1687—1718) vorwiegend in Nürnberg, letzterer auch in Wien nnd Breslau tätig, ohne besondere Bedeutung zu erlangen. Dagegen erlangte der Sohn.Wolfgangs: Georg Kilian, größere Bedeutung. Nach einer in Augsburg zugebrachtcn Lehrzeit, bei der er sich vor allem auch mit der Schabkunsttechnik vertraut machte und sich zum Maler ausbildete, nach Wanderjahren in Leipzig, Berlin. Wien und Nürnberg, wo er besonders für den großen Verlag von Weigel tätig war, kehrte er nach Augsburg zurück, wo er bald größere Aufträge auszuführen hatte und auch einen eigenen Verlag gründete Von seinen großen Schabkunstblättern ist eine Passion nach Marchesius, Vichstücke nach Noos und große Porträts, so von Ludwig XIV., vom Kaiser Karl VI. erwähnungswert. Er erwarb ein großes Vermögen; sein Verlag war bedentenb; 1745 starb er. Von seinen Söhnen war Philipp Andreas als Künstler der be kannteste; 1714 zu Augsburg geboren, war er ein Schüler des Augs burger Stechers Andreas Friedrich und war dann zwei Jahre lang als Gehilfe bei dem bekannten Nürnberger Stecher Georg Marlin Prcißler tätig. Nach Augsburg zurückgckehrt, schuf er eine Reihe vorzüglicher Porträts. Bekannt ist er durch seine Bilderbibel des Alten und Neuen Testaments und durch die Stiche im Dresdner Galeriewerk. Unter seinen Porträts sind die Bildnisse Maria The resias und ihres Gemahls, des Königs Friedrich II., des Papstes Clemens XIII. und andere bemerkenswert. Er starb 1759. Der Sohn von Georg Kilian, Georg Christof Kilian, geboren 1709, ist der letzte ausübende Künstler der Familie. Auch er war als Künstler seinerzeit hoch angesehen, hat viele Porträts in Schab kunst und Mezzotintotechnik geschaffen und große Knpferstichwcrke, wie die Vorstellung der »Baalbeckschen Altertümer«, Barbaults »Römische Altertümer«, Sayers »Ruinen von Athen«, Sammlung von Abbildungen der Gemälde und Altertümer in dem Kgl. neapol. Mu seum zu Portici herausgegcben. Er war viermal vermählt; hochbetagt starb er am 15. Juni 1781. Von den Söhnen haben sich einige aus anderen Gebieten einen Namen erworben, und ihre Nachkommen sind vielfach in der wissenschaftlichen Welt hervorgetreten. 242
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