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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1927-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1927
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- Deutsch
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X- 160, 12. Juli 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel bezeichnen, was sie sind, nämlich als unlauter, nnd uns entspre chende Handhaben, dagegen vorzugehcn, gegeben sein werden, so wird solchen abwegigen Meinungen sehr bald der Boden ent zogen sein. Wird das Wort zn diesem Punkte gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Wir gehen weitere Prozesse wegen unlauteren Wettbewerbs und sonstiger Art, — Auch- und Vereins buch Handel. Meine Damen und Herren, als wir in den ersten Nachkriegs jahren mit der Studentenschaft wegen der von ihr eingerichteten selbständigen Büchervertriebe zu verhandeln hatten, gingen wir von der Meinung aus, daß diese Vertriebsorganisationen bei Wie dereintritt normaler Verhältnisse von selbst verschwinden würden. Diese Hoffnung hat sich nicht beivahrhc-itet. Wir verkennen nicht, daß ein großer Teil unserer Studenten als minderbemittelt anzu- sehen ist, und daß man diesen mit materiellen Gütern nicht ge segneten Studierenden aus jede nur mögliche Weise die Durch führung des Studiums erleichtern soll, nur halten wir es für völlig abwegig und müssen es im Interesse unseres Standes ab lehnen, daß dies in der Form von Sclbsthilfemaßnahmen ge schieht, die wir nicht billigen können. Diese bedeuten nichts anderes, als daß dem regulären Gewerbe der Student als Kunde einfach verlorcngcht. Es trifft durchaus nicht zu, daß die von den stu dentischen Bücherämtern meist gewährten Nachlässe in der Regel ettva aus vorhandenen Untcrstützungssonds bestritten werden. Wir mußten vielmehr feststellen, daß es sich meist, wenn auch nicht immer, um nichts anderes als um Schleudcrangebote handelte. Wenn wir in einzelnen Fällen zum Abschluß von Abkommen mit den Studcntenbüchcrhilfe-n unsere Genehmigung gegeben haben, so geschah es lediglich, um auf diese Weise das Sortiment in die Lage zu versetzen, die Studenten als Käufer zu behalten, nicht aber etwa, weil wir die Sclbstbetriebe als solche für daseinsbe- rcchtigt gehalten hätten. Bei den seitens des Sortiments in ein zelnen Universitätsstädten getätigten Abkommen kann es sich auch nur um vorübergehende Maßnahmen handeln (Sehr richtig!); denn als erstrebenswerter normaler Zustand muß die völlige Auf hebung solcher Betriebe angesehen werden. Minderbemittelte Studenten hat cs auch im Frieden gegeben, und sie werden in Zukunft ebenfalls stets vorhanden sein. Dabei zu helfen, begabte junge Leute zu unterstützen, ist Ausgabe der Volksgesamtheit. Mittel, die für solche Zwecke zur Verfügung gestellt werden, den dafür in Betracht kommenden Studenten zuzu-sühren, dürfte un schwer zu erreichen sein. Daran mitzuhclfen sind auch wir Buch händler bereit; die Selbsthilfe-Maßnahmen der Studentenschaft lehnen wir aber grundsätzlich ab. Ich wollte nicht unterlassen, diese bereits im Jahresbericht zum Ausdruck gekommene Auffassung nochmals hier besonders zu betonen. Wir kommen zum Wettbewerb der öffentlichen H a n d. Hermann Hillgcr (Berlin): Der Wettbewerb der öffent lichen Hand nimmt in letzter Zeit Formen an, die derart sind, daß gerade wir, der Buchhandel, nnd ztoar sowohl das Sortiment wie der Verlag, entschieden Schritte ergreifen müssen, wenn nicht großer Schaden in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht ange richtet werden soll. Im Verein mit dom Börsenverein und zu sammen mit anderen Abgeordneten habe ich in der letzten Zeit den Kampf auf >der ganzen Linie ausgenommen, -hcrvorgerufen durch einen Erlaß des preußischen Ministerpräsidenten, der for derte, daß die öffentlichen Behörden und möglichst auch die Kom munalbehörden sich bei der Vergebung von Druckaufträgen der Preußischen Verlagsanstalt — der früheren Norddeutschen Ver lagsanstalt — mehr als bisher bedienen sollten. Bei dieser Ge legenheit habe ich eine Anfrage an den Ministerpräsidenten ge richtet, der dann später erklärte, das sei alles gar nicht so schlimm gemeint. Aber wir beobachten hier dasselbe, was uns so vielfach cnt- gegentritt; es herrscht da keine große Einigkeit. Der Kollege des Herrn Ministerpräsidenten, der preußische Finanzminister vr. Höpker-Aschoff, hat am 17. März, also wenige Tage nach der vom Ministerpräsidenten erteilten Antwort, einen beinahe vier Seiten 858 » langen Erlaß herausgegebcn, im welchem er in der schärfsten Form fordert, daß alle öffentlichen Publikationen an Zeitschriften, Ka lendern, Vevwaltungsdrucken usw. in erster Linie dieser Preußischen Druckerei zum Druck übertragen werden sollten, und er drohte so gar in gewissem Sinne Strafmaßn-ahmcn für den Fall an, daß dies nicht geschähe. Während der Herr Ministerpräsident sich immer noch auf den Standpunkt gestellt hat, daß die Preußische Bcrlagsdruckerei nur zur Konkurrenz herangezogen werden sollte, steht der preußische Finanzminister auf einem andern, den Privat betrieben sehr viel ungünstigeren Standpunkte. Nun könnten wir ja vielleicht sagen: Was geht uns Buch händler das Vorgehen staatlicher Stellen in einer die Buchdrucke reien betreffenden Angelegenheit an? Aber, meine verehrten Herren, wir sollten doch gerate alles tun, was in unserer Macht steht, uni auch dem schwer ringenden Druckereigewerbe zu Helsen, zumal da das Hinübcrspielen von einer zur anderen Branche, von einer zur anderen Seite hier überall unverkennbar ist; denn die Folgeerscheinungen zeigen sich ja überall, wo Ähnliches schon geschehen ist. Ich erinnere Sie an die Maßnahmen in Österreich, wo man fast noch mehr bestrebt ist, das Regal des Staates auszubauen. Liefert man doch dort sogar die Schulbücher umsonst! Man ver mindert damit die Achtung vor dem, woraus die Kinder das schöpfen, was die Schule ihnen an Wissen und Können vermitteln soll; denn es ist ja bekannt, daß das, was nichts kostet, auch nicht gewertet wird, und man ruiniert mit den Schulbuchverlcgern Kul turträger, die natürlich jetzt nicht mehr in gleichem Maße wie früher das Bestreben haben, in bezug aus den Ausbau -des Schul buches wirklich hervorragende Kulturarbeit zu leisten. Die größte Gefahr, die ich in diesen Bestrebungen sehe, liegt darin — und darum rufe ich Sie zur Mitarbeit und zum Kampfe aus —, daß wir immer wieder neue Bcamtenstellen erstehen sehen. Es ist ja eine alte Erfahrungstatsache, daß Beamtenstellen, die einmal vorhanden sind, kaum je wieder abgebaut werden.. Wir haben cs ja bei den gutgemeinten Maßnahmen des Sparkommissars erleben müssen, daß das, was man erreichen wollte: die Beseiti gung von Bcamtenstellen, nicht erreicht wurde, sondern daß noch neue Beamlcnstellen geschaffen wurden. Ein Vorgehen in gleicher Richtung haben wir zu verzeichnen bei der Regierung in Thüringen, und wenn -der Thüringisch« Staatsverlag auch im Abbau begriffen ist, so wird doch noch viel Zeit vergehen und werden noch viele Schwierigkeiten zu über winden sein, bis diese Einrichtung endgültig beseitigt ist. Wie ich höre, sind auch in Württemberg ähnliche Bestrebungen im Gange. Man hat mir mitgeteilt, daß aus Anlaß der Goethe- Feier in einer mitteldeutschen Stadt vom Magistrat beabsichtigt werde, eine eigene Goethe-Ausgabe zu veranstalten. (Sehr rich tig! und Hört! Hört!). Angesichts solcher Bestrebungen kann man Wohl sagen, daß dort recht wenig Verständnis für die Tätigkeit vorhanden sein muß, die -der Buchhandel bisher in so hohem Maße zum Segen der deutschen Kultur durchgeführt hat. (Zustimmung.) Auf eine andere Angelegenheit will ich hier auch noch kurz zu sprechen -kommen: auf die Tätigkeit, die die Post jetzt entfaltet. Uber die neuen Postgebühren werden wir ja nachher noch reden müssen; jetzt -möchte ich auf die Verkaufsstellen bei der Post ein- gchcn. Es ist das Bestreben der Reichspost, die ja jetzt ein selb ständiges Gebilde geworden ist, sich Einnahmequellen zu verschaf fen, wo es irgend möglich ist, und leider begegnen wir solchen Be strebungen auf allen Gebieten -des öffentlichen Lebens. Es ist ja so überaus einfach: Man greift eben irgendetwas aus dem Druck- gcwcrbe heraus und -stellt es zum Verkauf. Man hat mit Brief papier n. dgl. begonnen, und heute werden da oder dort bereits Versuche gemacht, auch Bücher mit zu vertreiben. Noch schlimmer ist es bei der Bahn. Die Reichsbahnverwal tung geht in ganz rigoroser Weise einen ganz bestimmten klaren Weg, und ich glaube, wenn auch mancher vielleicht -die vermeint lichen großen Einkünfte aus -dem Bahnhofsbuchhandel überschätzt, oder wenn der eine öder der andere meint, es schade nichts, wenn die Bahnhofsbuchhandlungen einmal eine Zeitlang ausgeschaltct würden, so dürfen wir doch nicht achtlos an dieser Entwicklung vorübergc-hcn und uns nicht so ohne weiteres damit abfinden, wenn wir überhaupt an der Erhaltung eines freien Gewerbestandes
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