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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1927
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- 1927-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1927
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- Deutsch
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,>L 160, 12. IM 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel der Buchhändler irgendein Interesse haben; denn was den einen heute trifft, kann den andern morgen treffen. Die Reichsbahn verwaltung geht systematisch darauf aus, möglichst viele Neben- crwerbszweige in -ihre Hände zu bekommen und Einnahmen -daraus zu erzielen. Ich erinnere -daran, daß beispielsweise die Mitropa, die zum größten Teil der Reichsbahn gehört, jetzt den Bahnhof in Altona in eigene Verwaltung übernommen hat. Wenn das auch ganz abseits unseres Gewerbes liegt, -so beweist es doch -die Me thode, da ja der Gedanke vielleicht auch allmählich aus -die Ba-Hn- hossbuchhandlungen hinüberspiclen und versucht werden kann, auch diese in eigene Regie zu nehmen. Da wir ja wissen, daß in -solchen Dingen der Appetit -mit dem Essen kommt, würde die weitere Folge sein die Herstellung eigener Bahnbüchcr, sodaß nicht nur eine Ausschaltung des Bahnhofsbuchhandels, sondern auch eine Ausschaltung des Verlags eintreten würde. Es ist doch ein un würdiger Zustand, daß heute schon Kursbücher, die die Reichsbahn herstellt, an den Ba-hnhossschallcrn zu gleichen Preisen wie ander wärts verkauft werden, und wenn der verkaufende Beamte genau dasselbe an -deK KXirsbuch verdient, was dem Ba-hnhosSbuchhänd-ler von der Reichsbahn gnädigst gewährt wird, obwohl dieser auf der andern Seite der Bahn eine sehr große Abgabe zu zahlen hat. Diese ganze Frage der Betriebe der öffentlichen Han-d ist außerordentlich wichtig, und sie hat nur deswegen so akut werden können — und deshalb habe ich mich hauptsächlich mit zum Wort gemeldet —, weil wir uns heute viel zu wenig um das kümmern, was uns alle, wenn auch den einen oder den andern vielleicht nicht ganz unmittelbar, angeht, und weil wir cs dahin haben kommen lassen, daß viel zu wenig Herren aus unserem Bcrufsstande in -den öffentlichen Ämtern -sitzen (Sehr richtig!): in den Parlamenten, in den Kommunalvertretungen, in den Vertretungen aller möglichen Tätigkeitsgebiete. Hiermit hängt es zusammen, -daß man uns, als neulich der Börscnverein an mich — und ich glaube auch an unsere Kollegen im Reichstag —»herantrat, damit wir uns dafür einsetzen müßten, daß wir im endgültigen Reichswirtschaftsrat irgendeine Vertretung erlangten, die kalte Schulter zeigte. Denn warum hat das geschehen können? Wir waren ja nur zwei oder drei Persönlichkeiten, die sich sür diese Dinge einsctztcn, während auf der anderen Seite bereits weitgehende parteipolitische Bindun gen cingegangen -worden waren. Das alles sollten wir uns als Mahnung -dienen llasfen. Hilf -dir -selbst, -deutscher Buchhändler, dann hilft -dir Goll! (Lange anhaltendes stürmisches Bravo und Händeklatschen.) Otto Reicht (Darmstadt): Bon der wirtschaftlichen Knebe lung bis zur geistigen Bevormundung ist nur ein kurzer Schritt. (Sehr richtig!) Wenn wir das, was mit uns geschieht, ivciter un tätig mit ansehen, dann verdienen wir auch die Strafe -dafür; denn was wir-heute erleben, ist-die V e r g c wo l t i g u n g, Aus beutung und Entwürdigung -des Menschen durch den Staat! Wenn ich vom Menschen spreche, so spreche ich im wesentlichen von dem Menschen, der das Risiko seines Daseins selbst trägt, also vom arbeitenden Menschen ohne Beamtencharakter und ohne Pensionsberechtigung, vom geistigen Menschen und vom Menschen der Wirtschaft. Sie wissen, ivas uns bevorsteht: Ich nenne nur das Konkordat, das Schulgesetz und was damit zu- sammcnhängt. Das sind Dinge, die den deutschen Buchhandel empfindlich berühren! Aber wir sind doch Publizisten, wir haben es doch in der Hand, aufzuklären und mitzuwirken. Es genügt freilich nicht, das nur denen zu überlassen, die in den Vorständen sitzen. Jeder ein zelne Sortimenter und Verleger kann Einfluß ausü-bcn, und Sic wissen offenbar gar nicht, daß die Presse für jede fachliche Mit arbeit dankbar ist. Ich gehe sogar soweit, zu -sagen, daß alles, was schöpferische Arbeit, was Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft ist, vom politischen Staat losgelöst werden muß! Leider sind lojr noch lange nicht so weit. Es gibt da vor allem sehr viel Kleinarbeit zu leisten, und jeder Buchhändler kann und muß an der Befreiung aus unwürdigen Fesseln Mitwirken, wenn er nur weiß, worauf es ankommt und was auf dem Spiele steht! (Bravo! und Händeklatschen.) Paul Nitsch-mann (-Berlin), Mitglied des Börscnvereins- vorstandes: Meine Damen und Herren, wenn Herr Hillgcr uns eine Äußerung des preußischen Finanzministcrs vr. Höpker-Aschoff gemeldet hat, die -dahin -geht, daß der Wettbewerb der öffentlichen Hand zulässig sei und -weiter vom preußischen Staate in die Hand genommen werden solle, dann ist uns diese Äußerung bisher nicht bekannt gewesen; sonst wären wir bereits beim Minister selbst da gegen angegangen. Herr Or. Höpker-Aschoff würde sich aber mit einer solchen Äußerung in Gegensatz bringen einerseits zum preußi schen Handelsminister, der bei der EinzelhaNdelstagung in Düssel dorf ganz ausdrücklich betont hat, daß -der Staat der Privatwirt schaft keine Konkurrenz -machen dürfe, und daß es gerade das Be streben -des preußischen Staatsministeriums -sei, -sich hier s-ehr zurückhaltend zu zeigen. Anderseits hat aber auch das Reichs- wirt-schaftsministerium zu wiederholten Malen zum Ausdruck ge bracht, daß diese Tätigkeit der öffentlichen Hand nicht erwünscht sei, auch in -den Kreisen des Reichsministeriums -selbst. Endlich haben im November 1926 die gesamten Spitzenverbände der deut schen Wirtschaft — Einzelhandel, Großhandel, Industrie, Banken, Handwerk us-w. — energisch -betont, daß die »kalte Sozialisierung--, wie man diese Betätigung der öffentlichen Hand im Wirtschafts leben nennen kann, durchaus für die Wirtschaft abträglich -sei. Ich möchte hinzufü-gen, -daß auch -der preußische Landtag in diesem Sinne einen Beschluß gefaßt hat, der aber, wie das leider bei Be schlüssen des preußischen Landtags häufig vorkommt, von den be treffenden Ministerien in -die Allen gelegt worden ist, ohne daß ihm irgendwelche Folge gegeben wurde. Meine Damen und Herren, wenn die Ministerien und ihre Vertreter, -die Minister, einander -derartig widersprechen, dann ist cs natürlich in erster Linie Ausgabe der Organisationen, die Mini sterien auf diese Widersprüc^ aufmerksam zu machen. Das ist seitens des Börsenvcreins für den deutschen Buchhandel bereits mehrfach geschehen. -Schon mehrfach sind wir -gegen -die Tätigkeit der öffentlichen Hand -im Wirtschaftsleben angegangen, allerdings, wie wir zug-eben müssen, ohne bisher ausreichende Erfolge -sehen zu können. Herr Hillger -hat gesagt, und Herr Reicht hat es auch angedcutet, man solle sich nicht allein von Organisationswegen gegen -diese Mißständc wenden, sondern der Einzelne solle an seinen! Platze tun, was er kann. Leider ist ja diese Tätigkeit -des Einzelnen und ihre Wirksamkeit außerordentlich beschränkt. Der Einzelne kann mit dem Einzelnen über -diese Dinge sprechen, er kann mit einem Beamten, er kann -mit einem Privatmann darüber reden, er kann tadeln, kann verurteilen; ober der Tadel oder die Verurteilung kommt über -den Kreis -der zwei oder mehreren Per sonen nur in seltenen Fällen hinaus. Man kann, wie angedeutet worden ist, an die Presse gehen. Aber leider finden wir, -daß die Prasse nur verhältnismäßig -wenig Verständnis für diese Frage zeigt und daß nur außerordentlich -selten Artikel in -der Tag-cspre-sse oder auch in -der in größeren Zwischenräumen erscheinenden Presse sich mit -dieser für die Wirtschaft außerordentlich schwerwiegenden Frage befassen. Die Prasse -hat — es kommt mir wenigstens immer so vor — anscheinend für die großen Fragen der Wirtschaft noch immer nur verhältnismäßig wenig Interesse und wenig Verständ nis. Man sagt sich in Prcssekreisen immer: »die Wirtschaft ist stark genug; sie -wird sich -schon selbst helfen, sie wird -sich schon durchsetzen, auch -gegen Maßnahmen des Staates-, und -das ist doch in der Hauptsache der Grund dafür, daß die Bestrebungen des Staates und des Reiches, Wirtschaftsbetriebc in die eigene Han-d zu bekommen oder Wirtschaftsbetriebe, die sie -bereits besitzen, weiter auszubauen, immer schärfere und sür die Wirtschaft immer schädlichere Formen angenommen haben. Meine Damen und Herren, es ist uns bekannt, daß -die Post und die Reichsbahn Verkaufsstellen einrichtcn und auch fabrika tionsmäßig vorzugehen beabsichtigen, und daß sie dies teilweise sogar schon tun. Hiergegen ist -viel -schwerer anzukämpfen als gegen derartige Wirtscha-ftsbestrcbungen des Staates, -weil -die Post und die Reichsbahn eben immer den Nachweis zu erbringen vermögen oder zum mindesten es versuchen, -daß sie eben die Hauptträger der Reichs- und StaatSwirtscha-ft seien, daß sic in erster Linie hcrangezogen werden, um die Lasten aufznbringen, die uns für das Ausland auferlegt sind, und daß sie infolgedessen, wenn ihnen auf dem normalen Wege die Aufbringung nicht möglich ist, anor male Wege, -die von ihnen, von -der Post und der Eisenbahn selbst, verurteilt werden, gehen müssen. 8SS
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