Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19270712
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192707128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19270712
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-07
- Tag1927-07-12
- Monat1927-07
- Jahr1927
-
6384
-
863
-
864
-
865
-
866
-
867
-
868
-
869
-
870
-
871
-
872
-
873
-
874
-
875
-
876
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
160, 12. Juli 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. zum Opfer gefallen, wenn sie glaubt, durch eine so wesentliche Er höhung ihrer Gebührensätze finanziell besser zu fahren als bisher; denn eine so über alle Matzen hinausgeheitde Steigerung der Ge bühren wird zwangsläufig zur Erdrosselung des Verkehrs führen, niemals aber zu seiner Förderung beitragen können. (Sehr rich tig!) Wir waren gerade bei 'der Postvcrwaltung, seit Stephan sie so glorreich gründete, gewöhnt, daß sie in jeder Hinsicht pcin- lichst aus die Wünsche oder vielmehr ans die Notwendigkeiten der Wirtschaft Rücksicht nahm, ja ihnen oft in kühnster Weise Vor schub leistete. Das, was hier geplant ist, lätzt jedoch diese Rücksicht nahme auf die Wirtschaft gänzlich vermissen und entspringt dem rein fiskalischen Gedanken, nur ausgehend von dem Gesichtspunkt größeren Gewinnes, größeren Überschusses. Das zeigt sich beson ders deutlich, wenn wir die einzelnen Positionen ansehen, bei denen man nicht erwägt, da oder dort um Pfennige oder um Bruchteile eines Groschens die Satze zu erhöhen, sondern bei denen man brutal 50- bis lOOprozentigc Erhöhungen vorNimmt. Und das in einer Zeit, in der die Wirtschaft die allergrößten Sorgen hat, durchzukoinmcn, in einer Zeit, in der wir uns kaum cüvas von der falschen Steuerpolitik erholt haben, die in den letzten Jahren getrieben wurde. Gerade der Buchhandel aber wird durch solche Postpotitik die allerschwerste Belastung erfahren, und deshalb sind wir unter allen Umständen genötigt, mit de» stärksten Mitteln, die uns zu Gebote stehen, hiergegen vorzugchen. Auf Ihren Stühlen, meine Damen und Herren, finden Sie eine Entschließung des Börscnvcreinsvor- standcs gegen diese Portocrhöhung. Es ist ja selbstverständlich, datz wir diese Entschließung annehmen; aber ich glaube, darüber hinaus sollten wir die ganze in unseren Händen befindliche Macht aus nutzen/um die Allgemeinheit gegen das, was hier beabsichtigt ist, aufznrufen; denn leider ist ja unser Volk nur zu sehr geneigt, immer zu schlafen, wenn es sich nur wichtige Entscheidungen han delt, durch die seine Lebcnsintcresscn in Mitleidenschaft gezogen werden, und sich damit zu begnügen, nachher zu schimpfen. Mit nachträglichem Schimpfen aber wird ja nichts erreicht. Mir scheint es notwendig zu sein, daß wir endlich einmal der Post wieder klar machen, datz sic eine Einrichtung für die Wirtschaft ist und kein Institut zur Erzielung von Gewinn für die eigene Tasche. (Sehr richtig!) Wir haben ja noch eine ganze Reihe von Wünschen gegen über der Post. Ich mache aufmerksam auf die Bestrebungen, auf die ich vorhin zu sprechen kam. Jetzt geht die Post dazu über, eigene Adreßbücher zu schaffen; wie lange wird es dauern, bis sie eigene Postverkaufsstellen und einen eigenen Postverlag ein richten wird; denn für die Post ist ja ihrer Eigenart gemäß die Versuchung sehr groß, eigene Verkaufsstellen und einen eigenen Verlagsbetrieb zu schaffen. Meine Damen und Herren, es gibt eine Möglichkeit des Kampfes gegenüber derartigen Bestrebungen. Ich habe gestern schon angedeutet: wenn die Postscheckgebühren steigen sollten, wie es beabsichtigt ist, so wollen wir uns daran erinnern, datz die Post es war, die uns in der verlockendsten Form mit Lorcleirufen immer zugcrufen hat: »Kommt zu uns, damit wir die Verein heitlichung des deutschen Geldwesens herbcifnhrcn können!» Wir haben uns alle auf ims Postscheckkonto eingerichtet. Gerade hier besteht nun die Möglichkeit, der Post zu zeigen, datz wir auch ohne Postscheckverkehr auskommen können, daß wir Vereinbarungen mit der BAG und mit den Banken treffen können, um der Post zu Gemüte zu führen: wenn du uns in dieser Weise knebeln willst, so können wir dir auch die Zähne zeigen. (Bravo!) Bor allen Dingen mache ich auf die weiteren Folgen auf merksam, auf die wir gefaßt sein müssen. Vorläufig ist die Post so klug, nur die Einzelgobühren bei Briefen, Postkarten, Päckchen, Paketen usw. zu erhöhen. H>« .wird auch wieder das Bestellgeld für Pakete in verschleierter Form eingeführt, was die Post seiner zeit mit so großer Emphase als für uns untragbar abgvschafft hat. Wir müssen uns daraus einstcllen, datz, wenn dieses Experiment glücken sollte und wenn erhebliche Erhöhungen durchgehen sollten, dann als Zweites unbedingt die Erhöhung der Zeitungs- und Zeitschriftengebühren wieder ausgerollt wird, und wir wissen ja, daß die Zeilschristensrage für Sortiment und Verlag eine Angelegenheit 868 ist, in der wir im Falle einer Erhöhung 'der Gebühren große und schmerzliche Verluste erleiden würden; denn ztveiscklos sind die Postgebühren für die Zeitungen und Zeitschriften heute vielfach sehr mäßig, und die Post setzt dabei zu, wie ja jeder vernünftig rechnende Wirtschaftler so arbeitet, datz er bei einem Teile seines Unternehmens zusetzt und dafür bei anderen Teilen wieder ent sprechend mehr Gewinn herausholt. Gewiß ist die Post heute in einer schwierigeren Lage als früher. Während sie vor dem Kriege im ganzen nur 12 Millionen Mark an das Bahnregal obführte, verlangt die Reichsbahn jetzt 100 Millionen Reichsmark für die Beförderung der Post. Aber ein Ausgleich für diese erhöhten Lasten läßt sich vielfach in anderer Form durchführen als durch «ine Gebührcnerhöhnng in -der Höhe, tvic sie geplant ist. Wogegen wir uns zu wenden haben, ist eine Steigerung in diesem ungeheuren Ausmaße, eine Steigerung — meine Damen und Herren, achten Sie wohl darauf! — uni 240—500 Millionen Reichsmark, die wir alljährlich mehr aus der Wirtschaft herausholcn sollen. (Hört! HmN) Diese un sinnigen und völlig unmöglichen Steigerungen müssen ein Ende nehmen. Ich bin überzeugt, daß die gesamten Vertreter der Wirtschaft im Reichstag und im Reichswirtschaftsrat sich mit den schärfsten Mitteln dagegen wenden werden. Unser Freund Schu mann, der dem Verwwltungsrat der Post angchört, wird ja viel leicht auch noch zu diesem Gegenstände sprechen. Er wird sich — das hat er uns zugesagt — gegen diese untragbaren Er höhungen einsctzen, und wir werden alles ausbicteu müssen, was in unserer Macht steht, damit sic niemals zur Tat werden. Ich stelle mir vor, daß, wenn eine solche Entschließung angenommen wir-, wir beispielsweise joden deutschen Buchhändler und -jeden, der im Handel steht, anffordcrn, durch Aushang am Schaufenster darauf hinzuweisen, welche neuen Belastungen uns bcvorstchcn, Be lastungen, die wir niemals abwälzcn können, sondern die wir, wenn wir weiter existieren wollen, aus dem Ertrage unserer Ar beit 'herausziehen müssen. (Lebhaftes Bravo »nd Händollabschen.) Ilr. Paul Schumann (Stuttgart): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich weiß sehr wohl, daß es für mich als Mitglied des Vcrwaltnngsrats der Reichspost, der aus der Wirt schaft stammt, und für alle die zwölf Wirtschaftler im Verwal tungsrat der Reichspost eine schwere Aufgabe ist, vor Bcrufs- gcnosscn die Vorlage der Reichspost, die uns in den nächsten vier zehn Tagen beschäftigen soll, zu vertreten. Entschuldigen kann man sic vielleicht nicht. Aber einiges darf ich Ihnen auf Grund meiner Kenntnis aller der Dinge, die sich bei der Post abspielen, sagen. Ich bin jetzt seit sieben Jahren im Verwaltungsrat und vormaligen Beirat tätig; ich glaube mir also soviel Sachkenntnis angeeignet zu haben, um Ihnen berichten zu können, wie die Dinge eigentlich liegen. Meine Damen und Herren, niemand war mehr überrascht über die neue Vorlage als wir Mitglieder des Verwaltungsrats; denn als wir im Frühjahr den neuen Etat aufftekltcn, war er balanciert, und es war keine Rede davon, daß noch irgend etwas Nachkommen sollte, namentlich nachdem die Neuordnung der Fern sprechgebühren unter Dach und Fach gebracht war. (Hört, hört!) Erst als sich herausstclltc, daß ein neuer Wohnnngsgeldznschnß notwendig war, daß -die Beamicnbesoldungcn in die Höhe gingen, und als weiter festgcstellt war, daß für verschiedene Dinge, -die eigentlich aus Anleihemitteln hatten genommen weiden sollen, -die Mittel durch eine Anleihe nicht zu beschaffen -waren, blieb nichts anderes übrig, als die Postgebühren im allgemeinen zu erhöhe» und in dieser Erhöhung so weit zu gehen, daß der Ausfall, dcr sich aus etwa 240 Millionen Mark beläuft, wenigstens einiger maßen gedeckt wird. Ich verkenne nicht, daß das eine sehr starke Zumutung für uns alle ist, und wir haben in den letzten Tagen schon reiflich hin und >her überlegt, wie wir die Dinge so gestalten könnten, daß die Wirtschaft so wenig wie nur irgend möglich belastet wird. Wir waren in der letzten Woche im Rheinland, um Fühlung unter uns Wirtschaftlern zu nehmen und uns zu verständigen, wie wir uns verhalten wollen. Ich habe mit dem Minister selbst gesprochen und habe ihn dazu veranlaßt, daß die zwölf Vertreter der Wirtschaft im Bcrwailtungsrai zunächst einmal allein gehört
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht