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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1927
- Strukturtyp
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- 1927-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1927
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- Deutsch
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sX- 160, 12. Juli 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Menschen dem grössten Teil des Volkes nur durch rechtzeitiges Frei werden zugänglich wird. Dieser Gesichtspunkt gilt besonders stir bas Jugcndschrifttum. Das Jugcndschristtum ist grundsätzlich und auch praktisch fast nur eine Auslese aus der großen Literatur. Welche Bedeutung das Freiwerden eines Dichters für den Ausbau des Jugendschrifttums hat, ist in der letzten Zeit durch Freiwerden der Werke Storins »nd Kreistags klar geworben. Erst jetzt werden diese Werke der Jugend zugänglich. Das Jugenbschristtnm, dem von der großen Literatur ständig neues Gut zuströmen muß, wird durch eine Verlängerung der Schuhsrist ans M Jahre stark beeinträchtigt. Die V. D. Pr. f. I. betonen mit Nachdruck, daß für das deutsche Jugcndschriftentum wie für die benachbarte Volkslitcratur das Be stehen der jetzigen Schutzfrist von 3V Jahren eine Lebensfrage be deutet. Sie warnen deshalb vor jeder Verlängerung der Schutzfrist und richten an die gesetzgebenden Körperschaften die dringende Bitte, alle Anträge auf Verlängerung der Schutzfrist unberücksichtigt zu lassen«. ^ Die Entschließung wird einstimmig angenommen und soll von den Landesvororten durch die Landeslchrcrvereine den politischen Landesverbänden zugestcllt werden. IV. Unsere Stellung zur Schul- und Jugend- bllhnenbcwegung (Georg Clasen, Hamburg). Dem von eingehender Sachkenntnis getragenen, formvollendeten Vortrag lag folgender Gedankengang zugrundet Die Schulbllhne muß so gestaltet werden, daß sie ein lebendiges Glied innerhalb des gesamten schulischen Lebens und Arbeitend wird. Das Schulspiel ist eine neue Erlebnis- und Betätigungsmöglich keit sür die in der eigentlichen Schularbeit zurückgebrängten kind lichen Kräfte des Spiels und der Darstellung. Im Schulspiel kann sich der neue Arbeitssinn der Arbeitsschule auswirken. Es führt eine gerade Entwicklungslinie vom ersten darstellen den Phantasiespicl des Kleinkindes über Zusammenspiel mit andern, über das Stegreifspiel in losen Märchen- und Erlebnisszenen und das abgerundete Stegreifspiel, über die Darstellung geformter Stoffe durch größere Kinder zum Jugendlichen- und Laienspiel. Tanz, Reigen, Bewegung sind wesentliche Bestandteile des Schul- und Jugendspicls. Das Schul- und Jugendspiel ist ein Arbeitsfeld sür die Ge schmacksbildung in künstlerischen Dingen und führt zum Kunstwerk auf dem Weg« der Selbstbetätigung. Es läßt erkennen, daß Kunst Maß und Form bedeutet, und ahnen, daß sie ein Stück Lebenserflll- lung bringen kann. Im Spiel erlebt das Kind und der Jugendliche Len Inhalt der Begriffe Freiheit und Bindung. Grundlage und Ziel alles Spielens ist Gemeinschaft. Dadurch sind sic gleichermaßen gefeit gegen den Dilettantismus auf dem Eitclkeitsmarktc der Vereinsbühnen und gegen die Nachahmung der aus ganz andern Bedingungen schassenden Berufsbühne. Der Sinn des Schul- und Jugendspiels ist Lebens- sormung. Die Jugendschristen-Ausschllsse fördern das Schul- und Jugend spiel durch Ausstellung eines Verzeichnisses empfehlenswerter Spiel«, durch Einrichtung von Beratungsstellen nur dort, wo Persönlich keiten vorhanden sind, die in der Bewegung völlig drin stehen, und durch Anregung und Abhaltung von Lehrgängen und Schulungs kursen. Für di« Auswahl muß gefordert werden, daß die Stücke in litera rischer Hinsicht den Anforderungen des guten Geschmacks entsprechen, und baß sic fpiclbar sind. Da es sich um ein Werbendes handelt, sollte nicht mit starren Mahstäben gemessen werden«. Der Bcgriss »Spiclbarkcit» ist nicht eindeutig festlegbar. Er umschließt die For derung, daß die Spielstofse den Kindern erlebbar und ihren dar stellerischen Kräften angemessen sein müssen. Aus der Prüfungs arbeit heraus und i» gemeinsamen Spielen mit Kindern und Jugend lichen wirb größere Klarheit und Sicherheit gewonnen werden. Der Prüfende, der sür Jugend und Kunst lebendig fühlt, wird mit innerer Sicherheit und ohne begriffliche Zerlegung am besten urteilen und auswählen können. V. Unsere Prüsungsgrundsätze, die Grund lage unserer Prüfungsarbeit (Hans Brunckhorst, Ham burg). Der Redner legte seinen klaren, überzeugenden Ausführungen folgende Leitsätze zugrunde: Das Buch als Erzieher muß sich der allgemeinen Bildungs- anfgabc und dem Bildungsgang einordnen. Es muß Helsen, den Menschen zu der ihm eigenartigen (d. 1. auch der ihm möglichen) Bildung zu führen. Das Buch muß dem jungen Menschen dienen, eine Persönlichkeit zu werden, die ihr Leben sich selbst gestaltet. Dies 872 ist möglich durch Anregung derjenigen Kräfte und Anlagen !m jungen Menschen, die zu Selbsttätigkeit und Selbständigkeit führen. Dem dient ferner die Erziehung zum künstlerischen Genießen und die Pflege der Fähigkeit, aus dem Wesen eines Dinges heraus zu formen. Solche Anregung kan» — wie von Mensch zu Mensch nur durch eine Persönlichkeit — so durch ein Buch nur dann geschehen, wenn dieses einer Persönlichkeit gleichwertig wirkt, also gestaltungsecht ist. Nur werthastcs Schrifttum kann der Jugendbildung dienen, und nur wcrihaftes Schrifttum kann die Fugend zu der Dichtung ihres Volkes und durch diese Dichtung zur Volksgemeinschaft führen. Darum gilt für die Auswahl der Jugendbücher als erster Grund satz nach wie vor die Wolgastsche Forderung: Die Jugendschrist in dichterischer Form muß ein Kunstwerk sein. Die belehrende Jugend schrist muß sachlich richtig und der sachlichen Bedeutung ihrer Teile gemäß gestaltet sein. Alle unwesentlichen Bücher müssen von der Auswahl der dichte rischen wie der belehrenden Jugendschristen ausgeschlossen werden, weil sie bas sich bildende Gesllhl für echt und unecht verwirren. Dieser erste Grundsatz für die Auswahl ist ästhetischer und wissenschaftlicher Art; in seiner Absicht geht er aus pädagogische und damit sittliche Wirkung aus. Der zweite Grundsatz fordert, daß nur diejenigen werthaften Schriften für die Jugend ausgewählt werden, die dem seelischen Fassungsvermögen und den, Erlebnisbcdllrsnis der Jugend ent sprechen. Die Beurteilung hat sich dabei sowohl aus den Stoff des Dargestellten wie auf seine sachliche Behandlung, als auch aus seine sprachliche Gestaltung zu richten. Das Buch muß buchtechnisch und buchkünstlerisch einwandsrei sein. Dem Vortrag folgte eine lebhafte Aussprache, in der die Ver treter von Frankfurt am Main, Wilhelm Fronemann und Otto Metz ler, für die vom Landesverband Slldwest aufgestellten Richtlinien eintraten, die neben der rein literarischen auch die psychologische und pädagogische Seite der Jugendliteratur von heute betonen. Mehrere Redner wünschten die Vereinigung der Hamburger und Frankfurter Sätze. Angenommen wurde mit 132 gegen 78 Stimmen ei» Antrag auf ou dloc-Annahme der Leitsätze Hamburgs. VI. Geschäftliche Angelegenheiten. Der Vorsitzende, John Barsaut, Hamburg, stellte den in Nr. 8 der Jugendschriften-Warte von 1927 erschienenen Geschäfts bericht zur Aussprache und erstattete den Kassenbericht. Ernst Stapelseldt sprach über die I u g e nd sch ri st e n - Warte und ihre nächsten Aufgaben, Wilhelm Fronemann über den Z e i t u n g s b i e n st der V. D. Pr. Man beschloß, den Zeitungsbienst in Zukunst regelmäßig sechsmal im Jahre erscheinen zu lassen, und bewilligte dafür einen Betrag von 1888 Mark. Die Tagesordnung der Hauptversammlung wurde in 2 Sitzungen erledigt. Ihr ging eine Gcsamtvorstandssitzung voraus, in der die Beschlüsse der eigentlichen Tagung vorbereitet und innere Angelegenheiten besprochen wurden. Den Abschluß der Tagung bildete eine für alle Besucher des deutschen Lehrervereins in Düsseldorf öffentliche Vortragsversamm lung, in der E r i ch G ud e r, Berlin, einen feinsinnigen Stimmungs vortrag über »Buch und Schule« hielt, der sich auf folgende Leit sätze gründete: Der Zugang zu den Schätzen des nationalen Schrift tums ist eine der wichtigsten Bedingungen für den Fortbestand der Kultur eines Volkes. Zur Wescnsentsaltung des einzelnen bietet das nationale Schrifttum unentbehrliche Hilfsmittel. — Die im Wort- kunstwcrk liegenden latenten Energien verschließen sich dem ver standesmäßigen Lerneifer; nur gefühlsmäßiges Erlebe» führt zu ihrer Erschließung. — Im kindlichen Seelenleben sind alle Be dingungen vorhanden, die den Zugang zum Wvrtkunstwerk ermög lichen. — Die deutsche Schule hat sich aus ihre vornehmste Ausgabe zu besinnen, Vermittler zu sein zwischen Dichtung und Volk. Die pädagogische Besinnung darüber verlangt bestimmte Forderungen s)'sllr die Persönlichkeit des Lehrers, d> sür die praktische Schul arbeit, c> für die Gestaltung des Lehrplans. — Die Wisscnsbücher der Schule (belehrende Jugendschrifte») geben den Kindern die Mög lichkeit zur selbständigen Erarbeitung und Vervollständigung des Weltbildes. — Nichtig gebrauchte wertvolle Bücher sind unentbehr liche Brücken zu den Menschen und zu den Dingen, also zum Leben. Zum Vorort der V. D. Pr. s. I. wurde wiederum und zwar einstimmig Hamburg gewählt. Vorsitzender: John Barfaut, Hamburg-Langenhorn II, Timmerloh 33.
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