X- 164, 16. Juli 1927. Fertig« Bücher. LSrl-nklalt s. d. Dtschn. BuchrandL 6487 ^ SS2SSSSSSSSSSSSS?SMSSSL!SSSSL SSSSSSSSSLLSS22SS2LSLSSLSSS2SSL2S2S dichterischer Kraft und eines schier unerschöpflichen Bilderreichtums geschildert, gedichtet, gesungen mit den höchsten Ausdrucksmitteln, deren die deutsche Sprache fähig ist. Wir haben hier eine gesteigerte Sprachkultur, die aus ihrem innersten und lebendigsten Gesetz herauswächst, nichts Gesuchtes, Manieriertes und gerade deshalb köstlichste Wirkung hat und Spiegel einer dichterischen Persönlichkeit ist. Dieser Eindruck wird noch vertieft durch den soeben erschienenen Roman Beatus und Sabine, in Stil und Gehalt ein ebenso farbiges Seitenstück dazu, ein Lob gesang auf die Jugend, auf Kinder- und frühes Liebesland. Ein Knabe und ein Mädchen, der Sohn des Besitzers eines alten Klosterguts am Neckar und das Töchterchen des Hausverwalters, wachsen miteinander auf, erleben gemeinsam die ewigen Wunder und Wandlungen der Natur, stehen in innigster Gemeinschaft mit Garten, Wasser, Wald, spielen die kindlichen Spiele mit allen Erscheinungen ihrer Umwelt, sind selber wie der Zitronenfalter, den sie vergeblich zu greifen suchen, oder der Feuersalamander zwischen Steinen oder die vielfältig gepflegten Stauden und Blumen, die der Vater des Beatus in seiner Hexenküche zu Heiltränken verar beitet. Dieses ganze Jugendleben zieht wie ein bunter Traum vorüber, die paradie sische Kinderneigung blüht auf zu bewußter Neigung des Geschlechts, und gerade als diese sich aus dem Traumzustand zu entwickeln beginnt, ertrinkt Beatus im Neckar. Das ganze weitere Leben Sabinens ist dann—hier endet der Roman— vom Andenken an den Jugendfreund verklärt. Mit unendlicher Zartheit und Be hutsamkeit ist das Seelenleben der Kinder gezeichnet, mit derselben Liebe wie im Waldroman das Seelenleben der Natur. In diesen beiden Büchern ist nichts von Kampfund Krampf um einen neuen Stil, und doch ist dieser Stil ganz neu, weil er das Gepräge des Dichters trägt, das nur ihm eigentümlich; in ihnen ist nichts von psychoanalytischen Absonderlichkeiten und bohrender Jntellektualität, die so viele Werke der Gegenwart zu einer unerträglichen Lektüre macht, aber sie kommt in Wesensbezirke des Seelischen aus Erlebnis und Gefühl, an die jene an dern nicht im entferntesten heranreichen; sie sind unter keines derSchlagworte einzu reihen, die die Dichtung unsrer Tage beunruhigen und die Dichter zu Experimenta toren herabwürdigen, und tragen im Grunde alles in sich, was jede Literaturströ mung in einseitiger Theorie auf ihr knatterndes Panier schreibt. Wo eben wahre Dichtung, man kann schon sagen: pflanzenhaft auftvächst, naturgegeben aus einer Urwurzel künstlerischer Kraft, sind Schlagworte der Zeit wie Schaumwogen, die am gestalteten Werk, das heißt an einer gefesteten Küste, spurlos zerfließen." Auslieferung durch Carl Fr. Fleischer, Leipzig VLKI^O VON ^KOL HL6NLK IN HLI.I.LK^O