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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1927
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- 1927-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1927
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PMOMMmVeMMVulMM Nr. 184 (N. öü). Leipzig. Sonnabend den 16. Juli 1927. 84. Jahrgang. Redaktioneller TA Eine Bibliothek der Gegenwart. Von vr. Paul Ladewig. Di« Frage, wie das Buch als Bildungs- und Erzichungs- faktor, wie es als Mittel zum Studium und als Quelle der Ge samtheit eines Volkes am vorteilhaftesten zuzuführen «sei, ist heute von elementarer Bedeutung. Als öffentliche Einrichtung ist von Haus aus die Bibliothek naturgemäß nicht nur die Stelle, welch« Gelegenheit zum Bücherlesen wie zum Bücherstudium darbietet, sondern ebensosehr die Stelle, an der wir das Buch zu erwarten haben, wo wir durch ruhige und bequeme Einsichtnahme ent scheiden können, ob wir zum Eigenenverb schreiten wollen. Wohl werden mannigfach« Versuche gemacht, die vorhandenen Bibliotheken dem Bedürfnis der Gegenwart entsprechend zu ent wickeln. Wir müssen uns dabei klar werden, daß die alte Biblio- kheksform ein rückwärts gewandtes Gesicht hat — die neue, zu kunstsichere ein vorwärts gewandtes. Wir müssen uns klar wer den, daß der Ausgangspunkt für die Verwaltung von Biblio theken unter allen Umständen nur das Bedürfnis und das Inter esse der Öffentlichkeit sein kann, unter Wahrung aller verständigen Schonungs- und Sicherheitsmaßnahmen für Bücher, auch solcher für altbegründete Formen der Bibliothek, soweit sie dem Bedürf nis der Gegenwart nicht widersprechen. Wir müssen uns klar sein, daß das Buch von heute in größtem Umfange nie mehr ein Wert gegenstand ist, wie es das Buch alter Zeit war, und in seinen wirklichen Werten nicht mehr, wie dereinst, zugrunde gehen kann. Neue Wege sind darum zu suchen, die der Änderung aller wesentlichen Lebensaufgaben und -formen im Laufe -der Zeiten entsprechen. Zunächst ist eins sicher: Man mag noch so viel über Bücher und ihren Nutzen für Menschen oder über die in Biblio theken zugänglichen Schätze sprechen: weder Gründe noch Ethica werden die Allgemeinheit an die Bibliotheken heranführen. Der moderne Mensch, der nicht zu historischen, theoretischen Lehr- und Lernzweckcn, der nicht aus spezifischen Sammler- und Raritätsinterössen an Bücher hcrantritt, sondern aus praktischen allgemein geistigen oder wissenschaftlichen Bedürfnissen innerhalb seines Lebens, geht nur dann zur Bibliothek, wenn er bei ihr auf seine Rechnung kommt. Es gibt nur ein Mittel, das ihn dahin führt, nämlich die Leistung der Bibliothek als modernes Verkehrsorgan. Kein Zweifel, daß diese Leistung bei richtigem, taktvollem, um sichtigem, zugleich unbeirrbarem Vorgehen bei uns zu erreichen ist, nicht nur auf einem, sondern auf vielen Wegen. Sie ist letzten Endes nicht einmal von großen Geldern abhängig. Schon mit den heute gewährten Mitteln für Bibliotheken ist bestimmt weit reichend eine bedeutende Interessen- und Verkehrssteigerung mög lich, sobald (um nur eins zu betonen) an die Stelle büro kratischer Verwaltung ein« »kaufmännisch geschäftliche- tritt, die auf vermeintliche Vevwaltungsnotwendigkeiten, z. B. auf Erst- sorderung für Beamtenintereifsen verzichtet. Es muß eine Ver waltung sein, die klein und groß zu unterscheiden weiß, an Stelle von Besinnlichkeiten und selbstgeschaffener Pein -über taktische und technisch« Probleme zielsicheres Handeln setzt, für: Lösung von Gegenwartsforderungen. Einige Beispiele mögen dies klarmachen. Welche Umstände, Mühewaltung, Kosten legen wir an viele Bücher, die, im Biblio- thsksdienst nach ihrem hundertfachen Gebrauch vernutzt, längst als »abgeschrieben«- im kaufmännischen Sinne gelten müssen. Sie haben durch ihre »Verkehrsleistung- ihren Lebenszweck erfüllt, sind als »Exemplar- wertlos, kein Dokument für die Zukunft. Ein« gesunde Duble-ttenpölitik für vielgefragte Bücher bringt der Bibliothek keinen Schaden, sondern auf di« Dauer Ersparnis. Welche Lockung zur Benutzung, welche volkserzieherische Wirkung erwartet man von wissenschaftlichen Bibliotheken, die erheblich be schädigte Einbände nachweislich jahrelang in den Verkehr geben, di« stark verbrauchte Bücher mit unsauberen Decken verleihen! Wie sehr bemühen wir -uns, soviel Bände wie möglich in unseren Bibliotheken zu besitzen, vergessend, daß es gar nicht darauf an kommt, Bücher aus Bücher zu stapeln, sondern darauf, jode Biblio thek so intensiv wie möglich zu verwalten. Eine kleine Biblio thek, die das tut, ist an Leistung der großen mit unverhältnis mäßig geringer, relativer Leistung ohne weiteres überlegen! Sie gewinnt zuverlässig zu dem gewonnenen Vertrauen der Öffent lichkeit die erhöhten Mittel zu ihrer gesunden Entwicklung — die akademisch eng verwaltete nur solange, als die Öffentlichkeit sich noch nicht ihres Grundrechtes bewußt geworden ist, daß sie an die Bibliothek Forderung zur Leistung zu stellen hat. Wir behaupten etwa: »die Bibliothek steht allen Berechtigten frei zur Verfügung-. Kommen wir mit unserer »Freiheit- in ein hochangcsehcnes Institut und verlangen eine wichtige Zeit schrift, so erfahren wir, daß sie erst in 3 Monaten verfügbar ist, weil sie bei den Beamten im »Kurs» ist! Neue Zeitschriftenhefte, Neuettvcrbungcn müssen ganz einfach in kürzester Frist dem Publikum zugesührt werden, -wenn es eine Empfindung zuver lässiger Gegenwartsv-erwaltung gewinnen soll! Wir Bibliothekare können in jedem Falle eher zu der Neuerscheinung gelangen als das Publikum. Denkt man daran, was hier das versagte Recht bedeutet? Wir Bibliothekare können als Beamte gerade so gut wie das Publikum unseren Les-esaal besuchen, um neuwufgelegte Drucksachen kennen zu lernen. Es bedeutet eine zwecklose Gewalt tätigkeit, wenn Zeitschriften nicht sofort nach Einlauf verfüg bar sind. Es ist weiterhin unter keinem Vorwand zu verteidigen, wenn Neuerscheinungen erst nach Jahr und Tag verfügbar gemacht toer- den und ans -langen »Verwaltungswegen» innerhalb des Dienst gebäudes für den, der Neuigkeiten verfolgen will, bereits veralten. Der Schreiber dieses kann aus reichster und längster Erfahrung versichern, daß dieses und anderes auch im größten und stärksten Betriebe nicht nötig ist. In der Regel liegt nichts als Reste wirtschaft vor, sodann Mangel an Rationalisierung der Ge- samtarbcit und der Personalver-Wcndung, woran allerdings die meisten Bibliotheken kranken. Die Erfahrung mit solcher Ge schäftsführung verscheucht den Leser sicher. Gepflogenheiten wie die angeführten sind Dokumente altüber kommener Verwaltung. Angesichts dieser Lage erscheint es nütz lich, durch ein »Gegenbeispiel- im neuen Sinne auch einmal eine Bibliothekssorm nicht theoretisch, sondern als praktische Leistung zu begründen. Solche Problemstellung mit besonderem Ziele hat vor nun mehr drei Jahren -das Zentralinstitut für Erziehung und Unter richt mit seiner »Pädagogischen Bücherschau» unternommen. Aus der Schilderung des Weges und des Erreichten wird ohne weiteres der Schluß zu ziehen sein, daß man für andere Verhältnisse auch andere, weitere Problemstellungen werde finden können. 893
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