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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1927
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- 1927-07-30
- Erscheinungsdatum
- 30.07.1927
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- Deutsch
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Kreise bewußt der deutschen Kultur zustreben. Die Grundlagen sür eine solche Einstellung sind zweifelsohne in der Regierungs zeit des Königs Ferdinand gelegt worden, und man muß die Bauten und Straßen Sofias gesehen haben, um an einem kleinen Ausschnitt die Fortschritte zu ermessen, die das Land diesem klugen Herrscher verdankt. Im besonderen ist die Lage für das deutsche Buch in Bulgarien unbestreitbar günstig und müßte vom deutschen Buchhandel mit allen Kräften genutzt werden. Zwei Antiquare alter Schule. Sie gehören nicht zu den Prominenten, die beiden Alten, die binnen weniger Wochen weggestorben sind. Und doch ist es vielleicht nicht überflüssig, wenn man den Tahingeschiedenen, die sich im Leben nicht nahestanden, einige Borte eines bedachtsamen Gedenkens widmet. Gerade in unserer Zeit, die den Rekord und den Ersolg vor allem schätzt, halte ich es für rötlich, aus die Minores gelegentlich hin zuweisen, die ohne viel Aufhebens ihren Ledcnssadcn abgcfponnen haben und Lebende, also Kämpfer gewesen sind; gibt es doch viele, die still ihre Arbeit tun. Da Fritz Lehmann mit seine« 72 Jahren zuerst abtrat, so sei ihm der Vortritt vor Eduard Rosen st ein gestattet, der kurz vor seinem 80. Geburtstage in Berlin gestorben ist. Es war auch an einem Pfingsten, wohl 1876, als ich mit Leh mann die zwei Feiertage in Nüdcsheim zubrachtc. Wir wollten uns sonnen, Rüdesheimer trinken und ein Theaterstück für die -Novität», den Frankfurter Buchhandlungsgehilsenverband, schreiben. Diese drei Ausgaben wurden erfüllt. »Faust» hieß das dichterische OpuS, das wir ausheckten; mit Goethe hatte es glücklicherweise nichts zu tun; es war eine karikierende Schilderung des Kunden-Publi- kums, des Verlegers, des Sortimenters und des Antiquars. Der anspruchsvolle Titel kam daher, daß es sich um Kauf und Schenkung einer Kaustausgabe handelte. Der Schwank ist bann auch aufgcsiihrt worden, und Lehmann hatte sich die Nolle des Antiquars Schäbig reserviert. Lehmann stammte aus dem äußersten Ostpreußen, nahe an der russischen Grenze, wo sein Vater, glaube ich, Lehrer gewesen war. Das Äußere der langen Gestalt und die Gestchtszüg« mit der großen Nase und dem breiten Munde hatten etwas Lehrhastes, auch eine rechthaberisch! Eigentümlichkeit paßte gut zu ihm. Als er bei Schmidt in Halle konditionierte, von dem nebst seinen drei unverheirateten Töchtern Lehmann manches Ergötzliche zu erzählen wußte, engagierte ihn Simon Baer, der von der Gewandtheit, mit der Lehmann ihn bedient hatte, einfach gefangen genommen war. Viele Jahre be kleidete Lehmann die Sortimenterstelle in dem große« Geschäfte zur vollen Zufriedenheit seines Chefs, bis Lehmanns etwas scharsesMund- werk einen Bruch herbeisührte. Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange ist sich leider nicht immer des rechten Wegs bewußt unir macht Fehler, die er nachher büßen muß. Lehmann übernahm das Antiquariat von Erras in Frankfurt. In dieser Zeit, wo auch die Familie heranwuchs, hat Lehmann schwere Jahre durchkämpse« müssen, was so häufig vorkommt, wenn genügendes Kapital fehlt. Nach diesen Jahren wurde er mein Nachfolger als Geschäftsführer bei K. Th. Völcker, welchen Posten er innehatte bis zum Tode von Georg Völcker. Er leitete mustergültig die testamentarisch gewünschte Auslösung des Geschäftes durch ein« Reihe von Versteigerungen und gründete dann in denselben Räumlichkeiten sein eigenes Geschäft, dem er durch einen amvachsenden Franksurtensien-Verlag und den Spczialvertrieb von Städteansichten ein besonderes Gepräge gab. Lehman» war ein erfahrener Antiquar und fleißiger Arbeiter, der ganz allein seine Arbeiten bewältigte. Seine drei Söhne haben geachtete Stellungen inne; der Älteste ist Leiter eines rheinischen Antiquariats. Obgleich wir in einer Stadt jahrzehntelang wohnten, hatte sich unser Verkehr verflüchtigt; jeder hatte andere Kreise, auch waren unsere Neigungen wohl verschieden; doch hatte ich die Gewißheit, baß sich der Lebensabend des Kollegen erfolgreich und beruhigend gestaltet hatte. Eduard Rosen stein war in Danzig geboren als Sohn eines Rabbiners. Er kam von Ealvary zu I. A. Stargardt, wo ich ihn 1871 antraf, damals ein zierlicher, junger Mann, brünett, seinnervig, mit selten klelnen Händen und Füßen. Ansangs etwas reserviert, taute er bald aus und wurde mir ein sehr lieber Kollege. Rosenstein besorgte alles Technische des Geschäftes, wozu sich Star gardt gar nicht eignete, der ein Original war, sehr oft Anweisungen gab, die gerade das Gegenteil von dem bewirkten, was er wollte. Das brachte dann Rosenstein in die Reih, wobei bisweilen die Sank tion der Frau Mathilde Stargardt eingeholt werden mußte. Vier zehn Jahre hat Rosenstein seinen Posten innegehabt, bis zum Tode Stargardts. Er hat mir später einmal gesagt, daß er damals meine Adresse nicht gewußt habe; er hätte gern mit mir das Stargardtsche Geschäft übernommen. Als es dann Mecklenburg gelaust hatte, be ruhigte er sich, da er meinte, in bessere Hände hätte es nicht kommen können. Ich traf Rosenstein wieder in Berlin 1885, als er mit G. Hildesheimer eine Buchhandlung in der Mohrenstraße gegründet hatte. Aber obgleich er in dem Sozius einen kapitalkräftigen Mitarbei ter gefunden hatte, trennte er sich bald wieder von ihm und gründete 1887 ein Geschäft unter eigenem Namen, ein« speziell jüdische Buch handlung. Rosenstein war einer der jüdischen Charaktere, die zart- sllhlend, außerordentlich rechtlich handelnd, theoretisch scharf denkend sind, praktisch aber versagen; mit diesen Eigenschaften ist es erklär lich, daß ihm geschäftlicher Ersolg versagt war und blieb. Ich habe ihn nur noch einmal aus der Auktion Biltz gesehen, und später dankte er mir schriftlich sür die «Schattenrisse», die ich ihm gesandt hatte. Beide so kurz nacheinander dahingerasfte Kollegen, zwischen deren Alter ich stehe, haben ein dlemento mori mich ziemlich deutlich vernehmen lassen, und in diesem Sinne widme ich ihrem Gedenken diese Zeilen. Max Ziege rt. Julius Leisching: Die graphischen Künste. Mit 49 Voll bildern und S5 Textbildern. Wien, Österreichischer Bundes verlag sür Unterricht, Wissenschaft und Kunst. sDeutsche Hausbllcherei, Band 292. Hrsg, von der Volksbildungsstelle des Bundesministeriuims für Unterricht.) 8" 269 S. Geb. 8.79 RM. Der erste Eindruck, den man von dem vorliegenden Buch bekommt, ist der der großen Übersichtlichkeit. Das ist viel wert sür ein Werk, das für weitere Kreise geschrieben ist. Die amtliche Stellung des Ver fassers, der in Museumskreisen sehr geschätzt wird, läßt nichts anderes erwarten als eine Arbeit von Wert. Ist auch in einzelnen Partien manches nicht so, wie man es gern möchte, so tut das doch dem Buche im großen ganzen keinen Eintrag. Für eine Neuauslage wäre z. B. der Abschnitt: »Die ersten illustrierten Bücher» etwas mehr auszu gestalten. Albrecht Pfisters Bücher sind nicht alle genannt. Bei der Kürze, die für den Text geboten war, ist das erklärlich, aber es hätte bas erste mit Holzschnitten versehene gedruckte Buch zum mindesten erwähnt werden müssen. Das bloße Nennen der Städte Augsburg und Ulm usw. ist, wenn man dle übrigen Ausführungen im Buche damit vergleicht, ebensalls etwas zu knapp geraten. Aber wozu in Einzelheiten rechten, wenn im Ganzen etwas geschaffen wurde, was weithin Nutzen stiften kann! Besonders erfreulich und interessant ist der österreichische Einschlag des Buches, der in mancher Beziehung den weniger Eingeweihten sehr überraschen wird. Am. Eckirkt, Fritz: Das Besprechungswesen. Eine Einfüh rung in die Praxis. Leipzig 1927, Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. VIII, 139 S. mit Tabellen usw. Mk. 6.—, Lw. Mk. 7.59. Eine äußerst erschöpfende Behandlung dieses umstrittenen The mas. Der Verfasser läßt im ersten Teil den Standpunkt des Autors und des Verlegers zu Wort kommen, im zweiten Teil den Stand punkt der Schriftlettungen und Referenten. In diesem Zusammen hang behandelt er dt« gesetzlichen und vertraglichen Bestimmungen, di« Abgrenzung des Interessentenkreises, die Organisation der Ver sendung, die Behandlung der Besprechungen usw. Im Bestreben, möglichst viel der Alltagspraxis zu geben, hat sich der Verfasser von theoretischen Überlegungen serngehalten und stellt genaue Arbeits anweisungen, Ratschläge sür Neueinrichtung und Handhabung, Hin weise auf Kontrollmaßnahmen usw. in den Vordergrund. Die ruhige und sachliche Schilderung der Arbeiten des Verlags wie der Schrist- leitungen ist sehr dazu geeignet, zu einer beiderseitig größeren Schätzung der oft nicht leichten Arbeit der anderen Partei zu führen. Das Buch ist weit mehr als eine Einführung, ich halte es für ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk sür nicht alltägliche Sondersälle. Be sonders hervorzuheben ist die Reichhaltigkeit der Beispiele und Vor lagen. Die spärliche Literatur ist wohl lückenlos bis April 1927 sorgsam verarbeitet. Zu einzelnen Punkten seien solgende Bemerkungen gestattet. Anfragen bei Schristleitungen. Der Bersasser empfiehlt, heute möglichst nur nach vorheriger Anfrage zu verschicken. Ich glaube nicht, daß es möglich ist, den Kreis der Schristleitungen, die ungefragt ein Stück bekommen, so sehr einzuschränken (wenn es auch wünschenswert wäre). Ernsthaste Redaktionen, von denen es aus jedem Fachgebiet etwa 49—89 gibt, werden meist erst Einsicht nehmen wollen. Eine Streuung von über 199 unverlangten Stücken gehört dagegen auf jeden Kall heute ins Kapitel »Verschwendung«. »4S
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