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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1928
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- 1928-03-10
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- 10.03.1928
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MMMMmDtlMm VuckkaM Nr. 80 <N. 30). Leipzig, Sonnabend den 10 März >928, 05. Jahrgang. Redaktioneller TA Zur Wirtschaftslage. Bon Prof, Dr. Gerhard Menz, Die diesjährige Leipziger Frühjahrsmesse, die man mehr und mehr als Konjunkturbarometer zu betrachten sich gewöhnt, stand diesmal im Zeichen des Schlagworts »Rekord messe«. Der Besuch war ausserordentlich stark, sodaß man daraus wohl doch einige günstige Schlüsse ziehen darf, um so mehr, als von verschiedenen Seiten auch günstige Abschlüsse be richtet werden. Den Buchhandel interessiert das als Kenn zeichen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, Für ihn selbst im engeren Sinne hat die Messe ja keine besondere Bedeutung, Dieser günstige Eindruck, den die Messe hinterlätzt, ist um so erfreulicher, als ja die Frage, ob die Konjunktur weiter gut bleiben oder gar noch besser werden würde, bisher wohl all gemein nur mit einigem Bangen gestellt wurde. Das Insti tut für Konjunkturforschung hat die Lage in dem jetzt erschienenen Vierteljahrsheft seiner Berichte zuletzt dahin gekennzeichnet: Ende Mal 1927 lautete die Diagnose des Instituts: die Wirt schaft nähere sich der Hochspannung, Ende August wurde konsta tiert, sie sei in die Hochspannung eingctreten, Ende November wurde für wahrscheinlich erklärt, daß die wirtschaftliche Aktivität ein Maximum erreicht habe. Nunmehr — Ende Februar 1928 — läßt sich feststellen, daß dies Maximum überschritten ist. Die Beschäftigung ist wesentlich zurückgcgangen. Zum großen Teil beruht dies freilich aus jahreszeitlichen Einflüssen. Jedoch läßt sich auch eine konjunkturelle Abwärtsbewegung beobachten: die Verbrauchsgüterbcwegung hat sich um 4,8A, die Erzeugung bei den Produktionsmittelindustrien um 2,4^ vermindert, Tie Spannungen jedoch dauern in der Hauptsache noch unver ändert an. Die Lagerbtldung scheint sogar einen Höhepunkt er reicht zu haben. Der Rückläufigkeit der Rotenbankkrcdtte, die nur zum Teil saisonbedingt ist, steht eine weitere, wenn auch verlang samte Steigerung der Wechselziehungen gegenüber. Der Geld markt ist zwar etwas flüssiger geworden; der Kapitalmarkt zeigt aber nach wie vor nur eine beschränkte Aufnahmesähigkett. Wen» die Konjunktur also immer »och durch starke Spannun gen gekennzeichnet ist, so ist andererseits zu berllcksichttgen, daß in den letzten Jahren große Kapitalrcservcn geschaffen worden sind, die dem Wirtfchaftskörper eine erhöhte Festigkeit verleihen. Die veränderte Wirtschaftsstruktur könnte auch eine Veränderung in dem konjunkturellen Rhythmus, wie wir ihn seit Ende der In flation beobachten, d, h. längere Phascndauer und verminderte Ausschläge, herbeiführen. Von einer Stabilisierung der Kon junktur kann aber nicht gesprochen werden; die Lage ist durchaus labil, Tie wirtschaftliche Aktivität hat sich seit dem Spätherbst ver ringert, Wenn die Zahl der unterstützten Arbeitslose» sich von 751 l>»0 Ende November auf 1,8 Millionen Ende Februar erhöht hat, so ist dies zun, größten Teil aus jahreszeitliche Einflüsse zurückzusührcn, Freilich ist cs nicht leicht, — und darin liegt eine der Schwierigkeiten bet der Beurteilung der jetzigen Konjunktur lage —, den Grad des jahreszeitlichen Rückschlags genau zu be stimmen und damit die Saisonschwankungen auszuschaltcn, da sich die Satsonbewegung nicht nur gegenüber der Vorkriegszeit ver ändert, sondern auch im Lause der letzten Jahre fortwährend umgestaltet hat. Aus demselben Grunde ist es erschwert, die Ver änderungen auf dem Gebiete der Produktion und des Verkehrs richtig zu bewerten. Bemerkenswert tst, daß sich bei einer Reihe von Industrien nach einem etwas stärkeren Rückschlag der Auf tragseingang sowie die Einfuhr von Rohstoffen und Halbwaren letzthin wieder etwas gehoben hat. Der Kapitalmarkt liegt nach wie vor darnieder. Zwar habe» die Psanbbriesemissioncn sowohl im Dezember als auch Januar eine verhältnismäßig günstige Aufnahme gefunden, die Ncichs- bahnemtssion ist sogar beträchtlich überzeichnet worden; jedoch halten sich die Emissionen im ganze» in wesentlich engeren Gren zen als im selben Zeitraum des Vorjahres. Mitte Januar hat sich sogar der Kursstand der festverzinslichen Wertpapiere und der Pfandbriese gesenkt. Der Geldmarkt dagegen ist In den letzten Monaten flüssiger geworden, was sich namentlich aus de» niedri gen Sätzen am Markt sür tägliches Geld im November, Dezem ber und Januar ersehen läßt. Die Inanspruchnahme der Rotcn- bankkrebite — abgesehen von den Vorgängen am Jahresultimo — hat sich nicht unbeträchtlich vermindert. Die Wechselziehunge» haben jedoch weiter zugenommen. Im ganzen ist also die Be wegung aus dem Geld- und Kapitalmarkt nicht einheitlich; auch hier wird die Beurteilung dadurch erschwert, daß wtr die saison- mäßigen Einflüsse nicht restlos eliminieren können, ' Betrachten wir die Gütcrscite der Wirtschaft, so sehe» wir zu nächst, daß die volkswirtschaftliche Lagerhaltung in den letzten Monaten weiter fortgeschritten ist. Sie hat einen absolut recht hohen Stand erreicht. Indes haben auch die Umsätze beträchtlich zugenommen. Dazu kommt, daß, während im Jahre 1925 die Läger zu steigenden Preisen und größtenteils mit Hilfe kurzfristi ger Krcditnahme ausgefüllt wurden, diesmal die Bevorratung zu niedrigen und zunächst sogar stark sinkenden Preisen sowie größtenteils unter Inanspruchnahme langfristiger Kredite vor sich gegangen ist. Auch das Verhältnis der großen Märkte zueinander gewährt noch das Bild eines Verharrens aus hohem Stande, Dabet wei sen letzthin alle drei Märkte schon eine leicht rückläufige Be wegung aus, Dte Effektenkurse haben sich nach einer geringen Auswärtsbewegung Ende des Jahres wieder zurückgebogcn. Auch die reagiblen Warenpreise sind neuerdings zurückgezogen. Wir gewinnen somit im ganzen das Bild eines hohen, dabei aber leicht rückläufigen Tätigkeitsgradcs der Wirtschaft. Vielleicht wird ja die hier am Schluß gemachte Feststellung eine Berichtigung erfahre», wenn wirklich die Messe genügende Neuaufträge gebracht hat. Der labile Charakter unsrer Wirt schaftslage wird aber doch wohl bleiben. Mit Recht hat der Reichswirtschaftsininifter vr, Curtius bei der Vertretung seines Etats im Reichstag hervorgehoben, das deutsche Preis niveau sei für gesamteuropäische Verhältnisse zu hoch, Senkung der Selbstkosten und Entlastung der Wirtschaft seien zwingende Voraussetzungen für die Anpassung an die Welt, Immerhin bietet nach seiner Ansicht die gegenwärtige Preisbewegung keinen Anlaß zu besonderer Besorgnis, Der Großhandelsindex sei seit November des vergangenen Jahres gefallen und habe jetzt schon wieder den Stand des Juni 1927 erreicht. Ebenso falle der Lebenshaltungsindex seit Dezember; er schwanke seit Juli des vergangenen Jahres um ISO Punkte herum. Eine gleichmäßige stetige Entwicklung der Wirtschaft sei insbesondere im ver gangenen Herbst durch die Kredit- und Vertrauenskrise aus An laß des Memorandums des Reparationsagenten, der Häufung pessimistischer Äußerungen weiterer Auslandanleihen und Kredite gefährdet gewesen. Es hätte wochenlanger Aufklärung und Kämpfe bedurft, um diese Gefahr zu bannen. Heute sei eine ruhigere Auffassung der Lage zu beobachten, Auslandkapital werde neben eigener Kapitalbildung nach wie vor erforderlich sein. Bei der bereits eingetretenen Stagnation sei es völlig verfehlt, noch weiter eine Abdrosselung zu propagieren. Für die Kommunen sei der Auslandmarkt noch nicht wieder offen. Die Beratungsstelle, die in der nächsten Woche wieder in Funk tion treten werde, könne daher nur in vorläufig interner Fest- 273
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