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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1928
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- 1928-03-10
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- 10.03.1928
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stellung Einzelanträge prüfen. Wann und in welchem Umfang die Anleihen aufgelegt werden könnten, werde sich später ent scheiden, Inzwischen müßten die Verhandlungen zwischen Reich, Ländern und Gemeinden über gemeinsame sparsame Finanz- und Anleihepolitik zum Abschluß gebracht werden. Die hier von vr, Curtius empfohlene Haltung wird vielleicht um so not wendiger werden, als aus Amerika zunehmend Nachrichten von einem Nachlassen der Konjunktur dort eingehen. Erlahmt die Gebesreudigkeit des Weltbankiers, so kann leicht überall Schmal hans Küchenmeister werden. Im Innern bleibt die Sanierung der Landwirtschaft die dringendste Ausgabe, Nach den im Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe zusammengestellten Berichten hat sich im übrigen die Wirtschaftslage speziell im Monat Februar nur un wesentlich gegenüber dem Vormonat geändert. Es waren nach dem Bericht der Kammern zwar einige Anzeichen dafür vor handen, daß die Konjunktur ihren Höhepunkt überschritten hat; doch sind diese wenigen ungünstigen Momente nicht so stark, daß mit einem alsbaldigen erheblichen Rückgang der Konjunktur zu rechnen wäre, es sei denn, daß außergewöhnliche Ereignisse, wie umfangreiche Lohnbewegungen oder Streiks, eintretcn. Der deutsche Außenhandel zeigte im Januar einen Überschuß von 508 Millionen Mark im reinen Warenverkehr gegenüber 304 Mil lionen Mark im Dezember, Die Arbeitslosenziffer ging nur wenig zurück. Die Industrie- und Handelszeilung saßte ihr Urteil über die Lage des Einzelhandels dahin zu sammen: Der Februar gehört saisonmäßig zu den stillsten Monaten des Jahres. Die Gesamtumsätze liegen, wie das Institut für Kon- junktursorschung errechnet hat, ln Warenhäusern bei etwa 80°/, des durchschnittlichen Monatsumsatzes, Lediglich die »Weiße Boche-- belebt das Bild ln der ersten Hälfte des Februar. Der Einzelhandel Ist in dle diesjährige »Weiße Woche« mit großen Er wartungen eingetreten: Erwartungen, die angesichts des günstigen Geschäfts im Januar gerechtfertigt erschienen. Man glaubte da her, daß auch die diesjährigen Veranstaltungen das Vorjahr übertrcsscn würden, so wie die Januar-Umsätze 1828 die des Jahres 1827 libertrasen. In dieser Erwartung sah man sich jedoch in Berlin und auch in vielen Gegenden des Reichs getäuscht. Die lebhafte Kaustätigkeit der letzten Monate scheint die Kauf kraft des Publikums doch weitgehend erschöpft zu haben. Hinzu kamen z, B, im Rheinland die Ausgaben sür den Karneval, sodaß im ganzen die Umsätze während der »Weiße» Woche« wertmäßig sich höchstens aus der Borjahrshöhe gehalten haben. Dasselbe gilt für die übrige Zeit des Februar. Die Werl umsätze dürsten auch während der zweiten Hälste etwa den Vor- jahrszisfern entsprechen. Da die Preise seither jedoch gestiegen sind, liegt ein Mengenrückgang der Umsätze durchaus im Bereich der Möglichkeit. Die Folge dieser Sachlage ist eine Zurückhaltung des Einzel handels in seinen Bestellungen, die sich in stockenden Auftrags eingängen bei der Baumwoll-Jndustrie deutlich bemerkbar macht. Unterstützt wird diese Zurückhaltung durch die Tatsache sinkender Preise für Baumwollwaren, Wenn also zusammenfassend gesagt werden kann, daß die Auswärtsbewegung eine gewisse Stockung erlitten hat, so liegt zu ausgesprochenem Pessimismus doch keine Veranlassung vor, Schwierigkeiten sind deshalb nicht zu erwar ten, weil der Einzelhandel aus der Krise und Depression der Jahre 1828/26 offenbar die Lehre gezogen hat, übermäßig große Lagcrbildung zu vermeiden. Die Lagerhaltung im Einzelhandel ist in, Augenblick zwar größer als zur entsprechenden Zeit des Vorjahres, Die damalige Situation kann jedoch nicht als normal angesehen werden, da der große »Depressions-Ausverkauf« wäh rend des ganzen Jahres 1828 die Läger aus ein unentbehrliches Minimum hcruntergedrückt hatte. Die vergrößerte Lagerhaltung entspricht also lediglich dem durch das vergrößerte Umsatz-Volu men notwendige Maß, Die oben bereits einmal erwähnten Lohnbewegungen tragen einige Unruhe in die Lage, Vermutlich wird sie sich noch beträchtlich verschärfen, wenn jetzt Zeichen für eine Erhaltung der günstigen Konjunktur bemerkbar werden. Auf Arbeitgeber- und Arbeilnehmerseite stehen sich hier zwei durchaus gegen sätzliche und völlig anders orientierte Ansichten gegenüber. Es handelt sich, wie kürzlich vr, Hans Gestrich in einem längeren Aufsatz darlegte, um die Frage, ob die mehr von der Konjunktur- 274 betrachtung ausgehende Theorie von der Massenkaufkraft, ver treten von Professor Lederer und der Arbeitnehmerschaft, die mehr von der Kostenkalkulation ausgehende Argumentation der Arbeitgeberseite widerlegt. Der schwache Punkt in der Theorie von der Hebung der Massenkaufkrast, durch die die Konjunktur stabilisiert werden könnte, liegt nach A,nstcht vr, Gestrichs darin, daß nach den übereinstimmenden Ermittelungen der wissenschaft lichen Konjunkturforschung die Konjunktur sich immer in der Sphäre der Produktion von Produktionsmitteln abspielt, »In der Depression fassen die Unternehmen, gestützt aus Kapital flüssigkeit, den Entschluß zu neuen Produktionskombinationen, sie stellen Arbeiter ein und kaufen Produktionsmittel, und die Belebung tritt ein auf den Märkten der produzierten Produk tionsmittel, Eisen, Maschinen usw. Die Verwendung brach liegender Kapitalreserven zieht Arbeitslose in den Produktions prozeß hinein. Mit dieser Belebung ist aber keineswegs ohne weiteres die Möglichkeit zu einem größeren Konsum aus dem Produktionsertrage der Volkswirtschaft gegeben. Denn wachsen tut ja zunächst nur die Produktion der produzierten Produktions mittel, nicht die der konsumfertigen Güter. Der Mehrkonsum kann zunächst nur aus den Kapitalreserven der Volkswirtschaft oder durch Bezug aus dem Auslande, wie dies für Deutschland in den letzten Jahren zutrifft, befriedigt werden, nicht aber aus einem Mehrertrag an konsumfertigen Gütern, Die Erfahrung zeigt, daß während der Konjunktur reale Lohnsteigerungen im wesentlichen nicht erfolgen können. Nominale Lohnsteigerungen werden durch Preisniveausteigerungen in ihrer realen Wirkung kompensiert. Erst wenn die Anwendung der neuproduzierten Produktionsmittel den effektiven Ertrag der Volkswirtschaft an Konsumgütern erhöht, werden Reallohnsteigerungen möglich sein. Daraus ergibt sich, daß vorzeitige Lohnsteigerungen keineswegs etwa die Konjunktur stabilisieren oder gar heben können. Denn der Arbeiter kauft ja nicht Produktionsmittel und seine Nachfrage hat daher auf die Märkte, innerhalb deren sich die Konjunktur abspielen wird, keinen Einfluß. Dagegen wird durch solche vor zeitigen Lohnsteigerungen der Ausgangspunkt der Konjunktur, die Rentabilitätskalkulation des Unternehmers, verändert, und zwar unter Umständen in der Weise verändert, daß die Kalku lation ihm neue Produktionskombinationen nicht ratsam er scheinen läßt. Damit würde also die Nachfrage nach Produk tionsmitteln Nachlassen, die den Inhalt der Konjunktur aus macht, mit anderen Worten, in der Tat die Konjunktur auf hören, Eine Erhöhung des Reallohnes ergibt sich von selbst, wenn die in der Konjunktur neu geschaffenen und angewendeten Produktionsmittel die Menge der konsumfähigen Güter auf dem Markt vermehren, sei es, daß durch ein Überangebot auf den Märkten der Konsumgüter deren Preise entsprechend sinken, sei es, daß eine elastische Geldpolitik das Preisniveau durch Ver mehrung der Zahlungsmittel auf der alten Höhe hält, damit aber auf dem Wege über Geldflüssigkeit, Zinssenkung, Renta bilitätsverbesserung der Unternehmungen tatsächlich den Raum für Lohnerhöhungen schafft. Diese Überlegungen zeigen zweier lei, Zunächst einmal ergibt sich, daß die Argumentation von der Hebung der Massenkaufkrast durchaus nicht die Einwände der Unternehmerschaft ohne weiteres widerlegt, da die darauf aufgebaute Konjunkturtheorie nicht richtig ist; zweitens aber zeigt sich, daß die Frage der Lohnerhöhung letzten Grundes eine Stadiumsfrage ist. Der Reallohn kann in der Tat und wird sich erhöhen, wenn der Ertrag an konsumreifen Gütern gewachsen ist. Daß dieses Stadium erreicht ist, müßte sich ent weder in einer gewissen Überfüllung der Konsumsgütermärkte und Tendenzen zur Preissenkung oder aber, bei entsprechender Geldpolitik, in Tendenzen zur Zinssenkung und steigender Renta bilität der Produktionsunternehmungen äußern. Auf beiden Wegen würde aus jeden Fall eine Reallohnerhöhung sich durch setzen, entweder durch eine Preissenkung oder durch eine Er höhung der Nominallöhne, Sobald, wie heute, das letztere in Frage kommt und Gegenstand von Tarifverhandlungen ist, muß daher eine Untersuchung der Lage des Kapitalmarktes und der Rentabilitätsverhältnisse im allgemeinen und in den betreffen den Industriezweigen das Entscheidende sein. Insofern zeigt sich nicht nur, daß die Argumentation der Arbeitgeberschaft einen
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