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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1922
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- 1922-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1922
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Vürsevdlatt f. k. Dtscha. vuchh-mlxl. Redaktioneller Teil. .Xi 91, >9. April 1922. Darüber hinaus aber wurden noch 1500 4k erzielt, die zur Erwei terung des Unternehmens verwendet werden konnten. Diese 1500 4k entsprachen dem vierten Teil des ursprünglichen Herstsl- lungsaufwands; wir wollen uns hier mit Liquiditätsfragen und Finanzierungsproblemen nicht befassen, aber trotzdem können wir wohl annehmen, daß. praktisch dieser Überschuß von einem Viertel bedeutet, daß der Verlag um ein Viertel erweitert werden konnte. Wie diese Erweiterung im Einzelnen erfolgte, ob eine größere Anzahl von gleichen Werken, eine ganz bedeutend größere Anzahl von kleineren Werken oder wenige sehr große Werke hcrausgc- bracht wurden, kann hier gleichgültig sein. Das Wichtige ist, daß das Unternehmen nicht nur sich selbst erhielt, sondern außerdem seinem Verleger den erforderlichen Lebensunterhalt ge währte und darüber hinaus noch wesentliche Erweiterungsmög lichkeiten aus sich selbst heraus bot. Auf dieser Basis würde sich etwa das wirtschaftliche Ergeb nis dieses Werkes bewegt haben, wenn nicht der Krieg, wenn vor allem nicht die Geldentwertung gekommen wäre. Den wirklich eingetretenen wirtschaftlichen Verlaus können wir etwa wie folgt annehnien. Das Werk wurde 1914 fertiggestellt, die Herstellungs kosten haben also den Betrag von 6000 4k nicht überschritten. Der Absatz wurde durch den Krieg gehemmt, später setzte eine regere Nachfrage eint dank der Geldentwertung, die namentlich dem Ausländer das Kaufen erleichterte, und der Knappheit an Büchern wurden nicht nur 800 Exemplare, sondern die vollen 1000 Exem plare abgesetzt. Wegen der Geldentwertung hat der Verleger den Preis immer und immer wieder erhöht, von dem Auslande hat er Valutazuschläge — teilweise bis zu 4007» — erhoben, sodaß die Gesamteinnahme 60 000 statt 11 000 4k beträgt. Ich nehme einen etwas hohen Betrag absichtlich an, da auch bei dieser glänzenden Einnahme das Ergebnis noch traurig genug ist. Die Unkosten sind ebenfalls gestiegen, wir wollen sie schätzungsweise statt mit 2000 mit 6000 4k annehmen, sie würden somit statt etwa 18?? vor dem Kriege nunmehr nur 10?? des Umsatzes betragen. Ich nehme hier absichtlich lieber etwas zu wenig als zu viel an, um die Rech nung möglichst günstig zu gestalten. Ich will ferner annehmen, daß der Verleger nicht mehr die Hälfte, sondern nur den vierten Teil des Gewinns für seinen Lebensunterhalt dem Betriebe ent nehmen mußte. Durch all diese sehr günstigen Annahmen ergibt sich folgendes Bild: Heisteliuvgsauswavd. . . 6 000 " Einnahmen 60000 4t llnkoven 6 000 4t Un,erhalt 12 000 4t Erweiterung 36 000 4L 48000 4t 60 000 >r 60 OM « Von den ursprünglich erwarteten 3000 4t ist der Gewinn nun mehr auf 48 000 4t oder auf das Mache gestiegen, ein an sich scheinbar glänzendes Ergebnis. Aber dieses ist nur ein Schein gewinn, wirtschaftlich liegt ein ungeheurer Verlust vor. Die Ein nahmen haben den notwendigen Anteil am Lebensunterhalt des Verlegers erbracht, ebenso sind auch die Unkosten zurückgewonnen worden. Außerdem wurden noch 6000 plus 36 000 4t zurückge wonnen, statt vor dem Kriege 6000 plus 1500 Während vor dem Kriege mit diesem weit geringeren Betrage aber ein gleich artiges neues Werk und eine Verlagserweilerung zu erzielen war, genügt heute der bedeutend höhere Betrag von 42 000 4t nicht entfernt, um ein gleichartiges Werk herzustellen. Wir können seine Wiederbeschasfungskosten etwa auf 125 000 4t mindestens veranschlagen, dies bedeutet: Während früher dieser Verlag sich um ein Viertel vermehren konnte, muß er heute froh sein, wenn er sich nur auf ein Drittel verringert. Die heutigen, hohen Gewinne, in diesem Beispiele 48 000 -L gegen 3000 4t, bezeichnet man vielfach auch als Geldcntwcrtungs« gewinne in dem Sinne, daß neben dem üblichen Gewinn ein Son dergewinn durch die Hinaufzeichnung billig eingekaufter oder her-: gestellter Bestände erzielt ist, daß zu dem normalen Gewinn ein Sondergewinn hinzutritt, der indirekt auf der Geldentwertung und ihren Folgen beruht; damit würde der Sondergewinn oder überhaupt der Gesamtgewinn nichts anderes als eine besondere 530 Art von Konjunkturgewinn oder ähnliches sein. Eine derartige Anschauung kann man in all den Fälle» gelten lassen, in denen die Verkaufspreise oder Nettogewinne den Wiedcrbeschassungskosten entsprechen, sodaß das Unternehmen keine wirtschaftliche Einbuße erleidet. Diese Anschauung würde im vorliegenden Falle also Geltung haben können, wenn für die zurückgswonnenen 6000 plus 36 000 4t gleich 42 000 4t tatsächlich ein ziemlich ähnliches Werk wjederhergestellt werden könnte. Da die Wiederherstellung aber mindestens 125 000 4t erfordern wird, so liegt nicht eine beson dere Art von Konjunkturgewinn, sondern ein Scheingewinn —- tatsächlicher Wirtschaftsverlust vor. Die vorstehenden Ausführungen zeigen die unbedingte Not- Wendigkeit einer Preispolilik, die der Geldentwertung oder den Wiederbeschaffungskosten gerecht wird und die nicht wirtschaft liche Güter verschleudert, wie es zurzeit noch immer der Fall ist. Ob sich eine derartige Preispolitik aber durchsetzen könnte, ist leider wiederum eine andere Frage. Das obige Werk besaß einen Ladenpreis von 20.— 4t, es müßten vom Verleger immer 20 Friedensmark verlangt worden sein, wenn er den Folgen der Geldentwertung entgehen wollte. Im Frieden entsprachen 20 4t etwa 12 holl. Gulden, 25 schwei zer Franken, 1 Pf. Sterling oder 5 Dollars. Der Verleger müßte daher heute für ein derartiges Werk 1300 bis 1500 4t verlangen, wenn er die obigen ausländischen Zahlungsnnttel nach den heu tigen Devisenkursen umrechnet. Die Devisenkurse sind ja nun an sich ein ganz guter Spiegel unserer Geldentwertung, aber da sie auch vor dem Kriege bereits von ganz anderen Momenten beein flußt wurden, nrüssen sie praktisch ausscheiden. Besser würde es schon sein, wenn der Verleger sich aus den Standpunkt stellen würde, daß er sein Werk früher für 20.— Goldmark verkaufte, daß er heute ebenfalls 20 Goldmark verlangt und, soweit sie nicht effektiv gezahlt werden, den Preis in Papiermark verlangt, der dem jeweiligen Goldankaufpreise der Reichsbank entspricht; dies wären gegenwärtig 950 4t. Aber auch dieses wäre nicht richtig, denn die innerdeutsche Geldentwertung oder Warenverteuerung beträgt nicht das 47i/2fache, sondern nur etwa das 25- bis Mfache. Mit einer reinen Goldmarkpolitik würden wir nur erreichen, daß die innerdeutsche Geldentwertung noch schneller vorschreiten würde, dies hieße den Teufel durch Beelzebub austreiben, um so mehr, als der Verleger der letzte wäre, der aus anderen Grün den hierzu übergehen könnte. Berechtigt wäre dagegen die Zu grundelegung der innerdeutschen Geldentwertung, sodaß ein Werk, das früher 20.— 4t kostete oder bei nicht eingetretener Geldent wertung 20.— 4t gekostet haben würde, heute einen Ladenpreis von 500 bis 600 4t erhalten würde. Ein Reclam würde daher 5.— bis 6.— 4t, ein billiges Ullsteinbuch 25.— bis 30.— 4t, ein Durchschnittsroman 100.— bis 150.— 4t, eine größere Goetheaus gabe würde an die 3000 4t kosten. Derartige Preise werden wir bei fortschreitender Geldentwertung gewiß noch bekommen, wir brauchen nur einen Blick nach Österreich zu werfen, aber heute sind derartige Preise noch nicht im allgemeinen üblich. Dies liegt nun weniger daran, daß der Verlag der nötigen Einsicht bezüglich der Geldentwertung ermangelt, als daran, daß der Verlag sich meines Erachtens ganz richtig sagt, daß diese Preise kaum durch führbar sind. Während der Satzherstcllung haben sich die Verhältnisse weiter verschlechtert. Nach den Devisenkursen vom 7. April stellen 20 Fricdcns- mark zwar noch etwa 1300 bis'1500 Papiermark dar, doch Ist der Goldankausspreis ftir ein Zwanzigmarkstück, der im Juni 1921 noch 2K0 Paptermark betrug, jetzt aus 1200 Papiermark gestiegen. Auch die innerdeutsche Verteuerung macht rapide Fortschritte, die Druck- papicrpreise zeigen dies recht eindringlich. Es sind daher auch die neuerlichen starken Preiserhöhungen des Verlags unzureichend, da sie der allgemeinen Teuerungswelle und den somit weiter steigenden Wie dcrbeschassungskosten in keiner Weise entsprechen können. Die' Einkommensverhältnisse des Publikums haben mit der Geldentwertung nicht Schritt gehalten, dies bedeutet, daß das Bücherbudget der meisten Bücherkäufer wesentlich zusammenge schmolzen ist, und daß somit das Publikum im allgemeinen nicht ! in der Lage wäre, derartige Preise für Bücher anzulegen. Man komme hier nicht mit dem Einwande, daß das Publikum vielfach ! eine früher nie gekannte Leichtigkeit des Bücherkaufes entwickelt. ' Die heutige Kauflust, vielfach auch Kaufwut ist doch nichts anderes
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