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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1922
- Strukturtyp
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- 1922-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1922
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X- gl, 19. April 1922. Redaktioneller Teil. als eine Flucht vor der immer wertloser werdenden Papiermark. Die Kauflust für Bücher wird in dem gegenwärtigen Maße auch nur so lange bestehen, als Bücher in Hinblick auf die Geldentwer tung und die Kosten anderer Gegenstände äußerst billig sind. Bei der Preispolitik bleibt die unterschiedliche Kauffähigkeit des Publikums zu beachten. Werke, die sich an kausschwache Kreise, z. B. Studenten wenden, müssen billiger sein, als dies im Hin blick auf die Wirtschaftsverhältnisse gerechtfertigt wäre, denn sonst könnte der Preissteigerung nur zu leicht ein Absatzrllckgang gcgen- überstehen, der die Preispolitik Praktisch verschlechtert. Werke wie Luxusdrucke, wertvolle Kunstpublikationen und andere, ich möchte fast sagen: internationale Goldwerte vertragen ganz andere Ver kaufspreise. Vor allem darf bei der Preispolitik das Ausland bezüglich entsprechender Valutazuschläge nicht vergessen werden. Man müßte hier praktisch von dem Grundsätze ausgehen, daß der Unterschied zwischen dem Jnlandprckis und dem Preise, den man eigentlich fordern müßte, den das Inland aber nicht bezahlen kann, durch die Valutazuschläge oder entsprechende Berechnung in ausländischer Valuta gedeckt wird. Auch müßte hier meines Er achtens eine etwas individuellere Behandlung Platz greifen. Ein nicht wertvolles und dabei teures Buch kann durch einen Valuta zuschlag von 200°/» für das Ausland praktisch erledigt sein, wäh rend ein wertvolles und dabei billiges, oder verbilligtes Werk bei einem Valutazuschlag von 400?? in seiner ausländischen Absatz fähigkeil durchaus noch nicht gehemmt zu sein braucht. Inwieweit aber auch diese Auslandpreispolitik praktisch durchführbar ist, ent zieht sich meiner eigenen Beurteilung. (Fortsetzung folgt.) Erst deutsches Gut — dann deutschen Geist! (Abdruck aus der »Zeitschrift für angewandte Chemie-.) Heft Nr. 6 des laufenden Jahrgangs des ckourunl »l tbs Zooiety ol Cksmioul Illckustrxz I-oiiäou, enthält gleich an zweiter Stelle (aus Seite 111 li) folgenden Artikel: Der Preis deutscher Veröffentlichungen. »Es ist vielleicht das dringendste Problem in Verbindung mit den augenblicklich verworrenen Zustande» im Handel, einen Weg zu finde», aus dem Deutschland sür sein Verbrechen büßen kann, ohne daß die Industrien derjenigen Länder, die Reparationszahlungen cmpsangc», dadurch leiden. Wenn es auch nicht unsere Aufgabe ist, allgemeine wirt schaftliche Fragen zu erörtern, so bctrisft uns diese Sache doch von einem besonderen Gesichtspunkte aus. Es wird uns oft genug gesagt, daß Sachleistungen ohne Zahlung Schaden für den Handel der emp fangenden Länder bedeuten, und wir wissen, daß in unserer eigenen Industrie unserem Kapital schwerer Schaden dadurch entsteht, daß die Fabriken stilliegen. Von demselben Schaden kann aber nicht die Rede fein, wenn es sich darum handelt, Wissen und Können und die Erfah rungen von reiner und angewandter Wissenschaft auszuliefern. Beschränken wir uns in unserer Betrachtung aus die chemische In dustrie, so behaupten wir, daß es dringend und unbedingt notwendig ist. jedwede Gelegenheit auszunutzen, diese Auslieferung zu erreichen, und da ist einer der Wege, aus dem dies erreicht werden kann, der, die deutsche wissenschaftliche und technische Literatur im Preise billig und allen Interessenten in diesem Lande (England) zugängig zu machen. Das geschieht aber zurzeit nicht nur nicht, sondern die Kosten deutscher wissenschaftlicher Literatur in England werden trotz der rapid fallenden Mark immer größer. Die Preise werden von einem einflußreichen Ringe deutscher Verleger bestimmt, und diese sehr hohen Preise, die sie fast auf alle wissenschaftlichen Bücher beim Export legen, würden nie mals ohne Hilfe der deutschen Regierung zu erpresse» gewesen sein, die den Zollbehörden gestattet hat, beim Export verhindernd mltzuwirkcn. Unsere Empörung kann nicht dadurch vermindert werden, daß in deut schen Kreisen ganz offen zugestanden wird, daß diese hohen Preise im Ausland die Verleger in die Lage versetzen, die Preise in Deutschland wesentlich niedriger zu halten, als es sonst der Fall sein könnte. Wir wollen als Beispiel zwei Fälle nennen: ,Beilstein, Handbuch der an organische» Chemie' Band IV. Dieses Werk von etwa 73V Seiten kann beim Buchhändler in Deutschland sür 4l2 Mark gekauft werden. Das sind aber augenblicklich ungefähr 8 Schill. Dagegen ist aber der tat sächliche Preis für englische Kunden 11V Schill., und dementsprechend 38V Krcs. in Frankreich und 22 Dollar in Amerika. Bei einem Werke der technischen Chemie liegt der Fall wie folgt: ,Die Zwischenprodukte der Teerfarbensabrikation' kostet in Deutschland 21V Mark, in England dagegen 8V Schill. Man wird daraus sehen, daß man Engländer sür gut genug hält, 2Ümal so viel zu bezahlen wie Deutsche. Und da behauptet man, daß wir den Krieg gewonnen haben I Der Vorabend der Konferenz zu Genua scheint uns geeignet zu sein, die Aufmerksamkeit auf diese Sache zu lenken, die alle wissen schaftliche» Arbeiter betrifft. Wir sind entschieden der Ansicht, daß die betressenden Regierungen sofort entsprechende Schritte unternehme» sollten.» Sollte die von dem ungenannten Verfasser dieses Artikels vertretene, ganz einseitige und egoistische Anschauung (empört, daß der ver.... Deutsche sich gegen Ausbeutung wehrt, aber nicht empört -darüber, daß man selbst diese Ausbeutung anstrebt) in weiten Kreisen geteilt werden, so würde das aufs höchste zu be dauern sein; es würde nur wieder ein neuer Beweis dafür sein, daß die »Sieger« glauben, uns vollkommen ausrauben zu kön nen. Bei den Sachwerten haben sie ein Haar darin gesunden, nun wollen sie es mit unseren geistigen Gütern versuchen und die mühsame, oft an Entbehrung und Selbstverleugnung reiche Arbeit unserer Gelehrten für wenige Schillinge an sich reißen. Ihre Rohstoffe sollen wir von ihnen zu Weltmarktspreisen laufen, die wir kaum erschwingen können; dazu gehören Lebensmittel und Kleidung sowohl wie Zellulose und Chemikalien zur Papierberei tung und Drucksarbenerzeugung, Metalle für die Lettern usw. Die Reparationszahlungen sollen wir in Goldmark leisten, unsere Produkte aber, darunter auch die geistigen, sür lumpige Papier- mark hergeben, deren außerordentlich niedriger Wert im Welt handel doch ganz wesentlich von den »Siegern» abhängt und von ihnen selbst weit über jede innere Berechtigung hinaus hinabge drückt wird. -Beilstein, Handbuch«, Band IV, würde nach dem Vorkriegsstände der Mark jetzt 412 Schilling kosten. Wenn dafür nur 110 Schilling verlangt werden, so ist das nur ein Viertel der alten Goldmark. Wenn wir ein neues Buch von Sir Thomson oder irgendeinem anderen englischen, amerikanischen, französi schen usw. Gelehrten unseres Faches kaufen, so müssen wir dafür K Pence bis 1 Schilling und noch mehr pro gewöhnlichen Oktav bogen, d. h. heute 35—70 -st und mehr pro Bogen bezahlen. Sir Thomson, Rays vk Positivs Mtivttz-, 2. Auflage, London 1921, 247 Seiten, 16 Schilling früher 18 -st, jetzt etwa 1120 -«> Spiers, Ibs Mioroscops. Philadelphia 1921. 260 S., 5,50 Doll. — früher rund 23,30 -st, jetzt etwa 1780 -st! Gaudillot, Mior ou i-slutivits. Paris 1922, 84 Seiten, 4,50 Fr. — früher 3,60 .«, jetzt etwa 135 .st! Das »lournul ok tbs 8oev- ok tlbsm. Inckustrz-«, in dem jener Artikel erschien, kostete uns früher 85 .st, jetzt aber 6216 -st, also rund 73mal soviel! Wir aber sollen einen ganzen Beilsteinband, 730 Seiten, Grotzoktav, für 6 Friedensmark hergeben, oder den großen Bogen dieses, wie jeder Sachkundige ja weiß, mit enormen Redaktions und sonstigen Herstellungskosten verbundenen Werkes für 11/2 Penny — 12'/^ Goldpfennige pro Bogen!! Wir kennen die Verhältnisse in England zu genau und zu gut, um nicht zu wissen, daß 6 Schilling (der Preis einiger Zigar ren) so gut wie nichts sind bei dem Einkommen eines Engländers und bei der Kaufkraft des englischen Geldes, und daß 110 Schill, zu bezahlen demjenigen, der in Schilling verdient, weniger schwer wird, als einem Deutschen 412 .11 zu geben, der unter der enormen Teuerung der notwendigsten Lebenshaltung viel, viel mehr leiden muß, daher viel schwerer noch Geld für Bücher aufbringen kann. Auch darf keinesfalls vergessen werden, daß zahlreiche deutsche wissenschaftliche Werke, wie z. B. auch der »Beilstein«, nur mit großen Zuschüssen der Mitglieder deutscher Gesellschaften und Vereine und von Privatpersonen überhaupt -durchgesührt werden können und im Preise unter dem eigentlich normalen Stande ge halten werden. Solche Werke müßten sonst selbst in Deutschland noch viel teurer sein, würden also den Auslandpreis noch mehr rechtfertigen. Der sicherste Weg, unsere Auslandbücherpreise den auslän dischen Bücherpreisen wieder anzupassen, wäre zweifellos der, die Kaufkraft der deutschen Mark wieder so zu heben, daß sie der Kaufkraft, dem Arbeitswillen und der Arbeitskraft der Werktäti gen deutschen Bevölkerung einschließlich der Kopfarbeiter ent- spricht, vor allen Dingen auch dem Wissen und Können der deut schen Wissenschaftler. Würden die Auslandpreise wegfallen, so müßte der größte Teil der deutschen wissenschaftlichen Bücher und 5ZI
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