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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1922
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- 1922-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1922
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weitergeftthrt wurde. Die Buchhandlung selbst ging bei dieser Tren nung an Herrn Oskar Müller käuflich über, der sie unter seinem Namen weiterführt. Nach dem Fortfall starker durch den Krieg bedingter Hemmungen begann mit der Wiedererstehung der Kölner Universität für das Unter nehmen eine Zeit raschen Aufstiegs. Die Buchhandlung stellte sich ganz auf enges Zusammenwirken mit der neuen Stätte der Wissen schaft und des geistigen Wiederaufbaus ein. 1919 wurde die Kölner Universitätszeitung ins Leben gerufen und vom Inhaber verlegt. Dem Wunsche breiter an der Universität interessierter Kreise folgend ent stand im April 1920 eine Zweigniederlassung am Ubierring 35. Am 1. Januar 1921 erhielt die Buchhandlung die Berechtigung zur Be zeichnung als »Universitäts-Buchhandlung«. Der mit der Kölner Universitäts-Zeitung wiedcrerstandcuc Verlag zählt bisher 28 Veröffentlichungen, zumeist von Kölner Dozenten. Die im Januar d. I. ins Leben gerufene Zeitschrift für Verkehrswissen- schaft, herausgcgcben vom Direktor des Kölner Instituts für Ver- kehrslehrc, Privatdozent vr. Ernst Esch, fand im In- und Auslände einen zahlreichen Leserkreis. Das Antiquariat weist wertvolle und zahlreiche Bestände auf; seine stark treibende Entwicklung wird zurzeit nur noch durch die herrschende Raumnot beeinträchtigt. Daß es der Firma gelingen möge, durch Wollen und Wirken zum Nutz und Frommen Kölns, der rheinischen Heimat und des großen Vaterlandes einer stolzen Vergangenheit würdig zu bleiben, sei der Wunsch, den wir ihr für das anbrechende zweite Jahrhundert ihres Bestehens mitgeben. 1^. Auf 50 Jahre ehrenvollen und erfolgreichen Bestehens blickt am heutigen Tage die Firma Otto Harrassowitz in Leipzig zurück. Uns wird über dieses Jubiläum geschrieben: Als am 1. Juli 1872 dem Buchhandel durch Rundschreiben bekannt- gegeben wurde, daß die Firma »Richter L Harrassowitz« in Leipzig eine »Antiquariats- und Verlagshaudlung« gegründet habe, da konnte man zunächst nicht ahnen, welche Bedeutung einmal diesem Vorgang betgemessen wurde. Es war ein günstiger Boden, in den das Samen korn eingelegt wurde. Der glorreiche Feldzug 1870—71 förderte Handel und Industrie, die Bildung hob sich, das Nationalvermögen wuchs. Abgesehen von einigen Büchertrödlern gab es verhältnismäßig nur wenige, wirkliche Antiquare. In Leipzig durfte mau deren kaum vier zählen: Weigel, List L Fraucke, Koehlers Antiquarium, Kirchhofs L Wigand. Dazu trat nun diese junge Gründung, deren treibende Kraft, Herr Otto Harrassowitz, seinem Vater dies mit den stolzen Worten meldete: »Ich'habe die Absicht, kein sich kümmerlich dahin fristendes Geschäft, wie es deren so viele gibt, zu gründen: es soll ein Weltgeschäft wenn auch nicht sogleich sein, so doch werden«. Der Traum seiner Jugend ist dem alten Herrn, der heute leider diesen Eriuuerungs- und Ehrentag nicht mehr erlebt, voll und ga»rz in Er füllung gegangen. Nachdem nach kurzer Zeit Herr Oskar Richter aus dem Geschäft ausgetreten und die Firma, wie sie heute lautet, den Namen ihres Gründers Otto Harrassowitz angenommen hatte, nahm diese langsam, aber ständig an Umfang und Bedeutung zu und hat hellte in der gebildeten Welt, wo nur Gelehrte sitzen, guten Klang. Im Gründuugsschreiben steht das Wort »Antiquariat« vorweg, und dies war von jeher und ist heute noch die Seele des Geschäfts. Schon wenige Wochen nach der Eröffnung erschien der erste Katalog, ein reiner Mischkatalog, der aber Kundschaft und Nachfrage brachte. Die weiter erscheinenden Kataloge zeigten bald, wes Geistes Kind die Firma war. Wenn auch naturgemäß noch keine ausgesprochene Richtung hervortvat, so hielt doch Harrassowitz darauf, daß seine Kataloge wissenschaftlichen Charakter zeigten und seine Bücherschätze sich in guter, systematischer Ordnung dem Publikum darstclltcu. Auch äußerlich sollten die Verzeichnisse charakteristisch sein; man gab ihnen ein silbergraues Gewand, mit dem sie auch heute noch hinausgeheu und überall wohlangesehcn sind. Entgegen den Gepflogenheiten da maliger Autiquariatskataloge waren die Titelaufnahmcn nicht trocken, sondern brachten literarische Verweisungen und machten aufmerksam auf Besonderheiten, sodaß ihre Lektüre nicht langweilig, sondern .,b wechslungsrcich und anregend war. Die Preisansätze bewegten sich in mäßigen Grenzen, sodaß jeder seine Rechnung finden konnte: der Inhalt war zunächst noch sehr gemischt, da der Katalog Geld einbringen mußte. So findet man außer Medizin alles vertreten, wenn sich auch schon sehr bald eine Beschränkung bemerkbar machte. Theologie wurde besonders augebaut, und die großen Folianten, wie »Oenturia- tores klaßckeburZielwes«, »Langes Licht und Recht«, »llooüarli Iliero- roicon«, Gerhards hymnologische Werke, Osiander, Quenstedt, und wie sie alle heißen, waren bevorzugt und brachten große Aufträge aus Amerika, wo die Synoden damals diese alten, kräftigen Theologen ganz besonders cinschätzten. Kistenweise gingen diese Art Bücher über das große Wasser, während die moderne Theologie weniger Pflege fand. An 30 Kataloge über Theologie sind in den 50 Jahren erschien.« und haben so manche schöne theologische Bibliothek zum Kauf ausge boten. Ich erinnere an die kostbare Melanchthon-Sammluug von Bindseil in Halle, die Neformationsliteratur des Pariser Sammlers William Jackson, der noch zu richtiger Zeit begonnen und prächtige, äußerst wertvolle Stücke zusammengebracht hatte. Es kann nicht meine Aufgabe sein, die einzelnen Wissenschaften hier durchzugehcu, soweit sie in den Katalogen zum Ausdruck kamen. Es sind im ganzen 302 Kataloge ivährend dieses Zeitraums erschienen, die durchweg eine per sönliche Note tragen. Hierzu rechne ich besonders auch das Bestreben von Otto Harrassowitz, gewissen noch wenig oder gar nicht ange bauten Gebieten den Weg zu bahnen. So erschienen Spezialverzeichnisse über Forstwissenschaft, Waffenkuude, Numismatik, Proveu^alisch, Schach usw. Die Vorliebe des Besitzers der Firma für Sprachen führte ihn bald zu einer größeren Spezialisierung, die linguistischen und besonders orientalistischen Wissenschaften gewannen die Oberhand. Nachdem daun auch der Import orientalischer Texte immer kräftiger einsetztc, ge hörte die Firma Otto Harrassowitz bald zu den führenden auf orieuta- listischem Literaturgcbiet, um so mehr, als die englische, zunächst stark überwiegende Konkurrenz auf diesem Gebiete nach dem Tode von Nicolaus Trübncr wesentlich zurttckging. Die in jeder Beziehung reelle Geschäftsführung, die nicht bloß das monoy inakinx im Auge hatte, son dern nicht weniger die Interessen der Gelehrten beachtete, brachte dem Geschäft das volle Vertrauen feiner Kundschaft, das sich unter anderem auch darin kennzeichuete, daß so mancher Gelehrter testamen tarisch bestimmte, daß seine Bibliothek nach seinem Ableben an Har rassowitz übergeben werden sollte. Der mir zur Verfügung stehende Raum erlaubt mir nicht, die Bibliotheken einzeln aufzuführen, die im Laufe der Jahre durch das Geschäft gingen, obwohl sich so manche interessante Bemerkung daran knüpfen ließe. Hervorheben muß Ich aber doch den Ankauf der Frh. v. Arnswaldtschen Bibliothek in Han nover, einer wundervollen Sammlung, die durch drei Generationen feingebildeter Männer (Kuratoren der Göttinger Universität und hau- uöverscher Minister) zusammengebracht war und ältere Werke, nament lich auch aus altdeutscher Literatur, aufwies, wie sie nur selten wieder Vorkommen. Weitere wichtige Erwerbungen waren die mit Bernhard Licbisch zusammen bewirkte der Herzog!. Schloßbibliothck in Hildburg hausen, des K. F. Koehlerschen Antiquariats, das durch den früh zeitigen Tod seines Leiters verwaist war und damals aufgelöst wurde, und die nordisch-historische Bibliothek von Konrad von Maurer in München, die geschlossen in 221 Kisten an die Hoüenrollern-OoIIeetion ok Oermau Uistor^ au der Harvard Ouiverslt^ in OambridZe, Uass., 0.8.^., überging. Als zweite Tätigkeit nannte das Eröffnungsschreibcn den Verlag. Hier brauche ich nur das »Zentralblatt für Bibliothekswesen« zu erwähnen, das den .Hauptstock ausmacht. Es ist bekanntlich das füh rende Organ der deutschen Bibliothekswissenschaft und in gemeinsamer Arbeit des Herausgebers Dr. O. Hartwig in Halle und des Verlegers zielbewußt von Jahr zu Jahr gefördert und gehoben, es steht heute unerreicht da und ist ein mouumentum aers pereuuius auch für den Verlag. Selbstverständlich schlossen sich an dies Unternehmen Werke ähnlicher Art an, deren Einzelaufführung zu weit führen würde. Gleicherweise brachte die orientalistische Spezialität mancherlei Verlag hinzu, darunter das ganz besonders wichtige und Hervoragende Werk »Ue^d, dlstoire du eommeree du I^evaut, trad. par kure^-lla^uLud«, das längst vergriffen ist und einer Neubearbeitung harrt. Eine Sortimentstätigkeit war ursprünglich von der Firma nicht beabsichtigt, wenigstens nicht in Deutschland. Harrassowitz wollte seinen deutschen Kollegen in keiner Weise Konkurrenz machen, aber die Aufträge aus den Katalogen brachten so mancherlei Anfragen und Bitten mit sich, sodaß sich neben den bereits immer schon getätigten Torti- mentsbcsorgungen nach dem Auslande auch innerhalb Deutschlands in den letzten Jahren mehr und mehr noch die Sortimentsaufträge hoben. Für gewöhnlich waren es nicht einfache Bücherbesor gungen, sondern ganz besonders Listen schwer aufzutreibender Deside raten, an denen sich andere Kollegen schon vergeblich versucht hatten, die dem Geschäft zur Erledigung übergeben wurden. So manche harte Nuß wurde indes wirklich geknackt und mit Stolz dann die lobenden Anerkennungen in Briefen von Gelehrten und Bibliotheken entgegen- genommcu. Diese Sparte ist auch heute noch besonders beliebt, und die langen Listen von gesuchten Büchern im Börsenblatt legen beredtes Zeugnis dafür ab. Fasse ich nun zusammen, was ich in den vorstehenden kurzen Andeutungen über die Tätigkeit der Jubelfirma dargelegt habe, so darf ich mit Recht sagen, daß die Firma und in Zpecie ihr Gründer und Inhaber mit höchster Intelligenz und andauerndem Fleiß einen Bau ausgerichtct haben, der stolz das 50jährige Jubiläum über dauern und immer weiter wachsen und sich ausdehnen wird. Der
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