Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1922
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- 1922-07-01
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- 01.07.1922
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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vdrlnrbuur f. d. Dtschu. vitihhaadrl. Redaktioneller Teil. ^ 151, 1. Juli 1922. Teile seines Vermögens hcrgeben nnd dnrch verdoppelte Tatkraft im Geschäft wieder ersetzen. Seine besondere Liebhaberei war ein großer Obstgarten, wo er Freunden und Verwandten gegenüber die alt kölnische patriarchalische Gastfreundschaft beweisen konnte. Das Jahr 1873 brachte eine Teilung des Unternehmens. Der Sohn Peter Josef übernahm das Mnsikaliengcschäft, das zunächst in seiner bisherigen Heimstätte verblieb, während die Buchhandlung unter Leitung des Vaters und des jüngeren Sohnes Johannes in das gegen überliegende Haus am Hof Nr. 29—32 verlegt und durch eiue Lehr mittelanstalt und einen Schulwandkartenverlag erweitert wurde. Ein anfänglich mit gutem Erfolge herausgegebenes Offertenblatt, »General anzeiger für Rheinland und Westfalen«, mußte später infolge Unzu verlässigkeit des Redakteurs ausgegcbeu werden. Augustin Josef Tonger starb im Jahre 1881 im hohen Alter von 80 Jahren, nachdem er im Jahre zuvor die Buchhandlung und Lehrmittelanstalt an Hugo Grüttner aus Breslau verkauft hatte, während der Verlag zunächst bei Tonger verblieb. Als 1888 Grüttner starb, iibcrnahm P. I. Tonger, der nunmehr seine volle Tätigkeit dem Musikalien- durch einen Geschäftsführer betreiben ließ, bis sie 1893 endgültig an Hugo In de rau überging. Sie besteht auch heute noch unter der Firma U n i o e r s i t ä t s b u ch h a n d l u n g Oskar Müller in Köln. Von ihr wird am Schlüsse dieser Darstellung noch die Rede sein. P. I. Tonger, der nunmehr seine volle Tätigkeit dem Musikalien- handel widmen konnte und auf diesem Gebiete erfreuliche Erfolge erzielte, ging bald auch zum Verlagsgeschäft über. Mit Salonkompo sitionen von Necke, Grennebach, Bitterscheid, Brunner u. a. begin nend, erwarb er die Klavierschulen von Jac. Blied und August Reiser und im Wege des Preisausschreibens die Violinschule von Schröder sowie die Celloschule von Werner. Dem Bedürfnis der rheinischen nnd anderen deutschen Männerchöre und gemischten Chöre wurde durch geeignete Liedcrsammlungen Rechnung getragen. Dem nicht selbst die Mnsik ausübenden, aber mit sicherem Blick für das Brauchbare und Er folgversprechende ausgestatteten Verleger standen tüchtige Fachleute treu zur Seite. Tonger hielt sich bewußt ebenso von den großen Rich tungen wie von dem Gassenhauerischen fern, indem er seine Erfolge im wahrhaft Volkstümlichen suchte und fand. In dem Zeiträume von 1876 bis 1884 wurde der Verlag durch Hinzukauf ganzer Verlage und Teils von Verlagen erheblich erweitert. Unter den so erworbenen Werken befand sich auch die von H. Alexander in Preuß. Stargard verlegte »Nene Musikzeitung«, deren Schriftlcitung von August Reiser übernommen wnrde. Der Erfolg dieses Blattes war ein ungewöhn licher. Die Zahl der Bezieher stieg von 1881 bis 1886 von 10 WO aus 50 000. Auf die Entwicklung des Tongerschen Sortimcntsgeschüfts übte die Zeitschrift einen wesentlichen Einslnß aus. Weniger erfolgreich war die von Tonger selbst gegründete »Musikalische Jugcndpost«. 1887 wurden beide Zeitschriften an H. Grüninger in Stuttgart ver kauft, nachdem die Nerven Tongers dnrch den aufreibenden Verlags verkehr angegriffen waren und anch der Redakteur der »Neuen Musik- Zeitung«, Reiser, erkrankt war. Da Tonger durch eine längere Knr in Baden-Baden die erhoffte Erholung zunächst nicht fand, entschloß er sich sogar im Jahre 1888 den gesamten Verlag an C. Rühle in Leipzig zu verkaufen und seine Tätigkeit lediglich auf den Sorti mentshandel zu beschränken. Nach dem Vertrage durfte er vor Ab lauf vou 5 Jahren keine neuen Werke verlegen. Es verblieb ihm nur das Manuskript des schweizerischen Musikpädagogen Ernst Heim, die Umarbeitung der altbewährten Hohmannschcn Violinschule. Sic wurde später das gangbarste Werk des seit 1899 wieder abgebautcn Verlages und ist in der Folgezeit in mehr als einer Million Stücken verlaust worden. Inzwischen war abermals eine Vergrößerung der Geschäfts räume dadurch erfolgt, daß 1883 das Grundstück am Hof Nr. 34—36, das Nachbargrundstück der väterlichen Buchhandlung, erworben wurde. Der dort errichtete Neubau konnte bereits 1884 als neues Geschäfts und Wohnhaus festlich eröffnet werden. Im gleichen Jahre wurde der Inhaber zum Hoflieferanten des Deutschen Kronprinzen, nachmaligen Kaisers Friedrich HI. ernannt. Tongers Gesundheit hatte sich inzwischen wieder gefestigt. Der Neuaufbau des Verlages konnte auf strafferer organisatorischer Grundlage erfolgen nnd erstreckte sich vorzugsweise aus Unterrichts- und Chorwerke. Unter ihnen hatten die bisher in 62 Bänden vorliegenden Taschenalbums cineu ungewöhnlichen Er folg. Eine weitere Sammlung in Großnotensormat »Tongers Musik schätz«, bestehend aus klassischen .Komponisten, Salonstücken, Opernfantasien, Tänzen, Märschen, Liedern, Dnetten, fand eine nicht minder günstige Aufnahme beim Publiknm. Abermals wurde eine Reihe von Musikalienverlagen, bzw. Teile derselben aufgekauft und dem Verlage, der heute nicht weniger als fast 70W Werke umfaßt, einverlcibt. Seit 1912 erscheint die Reihe »Tongers Musik bücherei«, eine Sammln/ig, die dazu bestimmt ist, das Wissen aus den verschiedenen Gebieten der Musik, der Musikgeschichte und Musik theorie in wohlfeilen Bänben zu verbreiten. 920 In P. I. Tonger, der streng erzogen und von Äugend auf an rastloses Arbeiten gewöhnt war, paarten sich Strenge, Willensstärke »nd zielbewußte Tatkraft mit Milde und Weichheit des Wesens, die den Umgang mit ihm angenehm und anziehend machten. Wohltun »nd Anerkennung der Leistungen seiner Angestellten war ihm ange nehme Pflicht. Obgleich es ihm nicht an lebendigem Interesse für die Religion fehlte, ging er in deren äußeren Ausübung nicht über das Pflichtgebot hinaus. Seine Liebe zur Kunst fand nicht nur in seiner Vaterstadt, sondern anch auf öfteren Reisen nach Italien Nahrung. Auswirkend auf einen weiten Leserkreis waren seine Spruchsamm- lungen, die er zunächst für seine Familie und seine Freunde in langen Jahren gesammelt hatte und die dann im Buchhandel einen unge wöhnlichen Erfolg davontrugen. Mit Akt vom 10. Juni 1908 übertrug er seinen Kindern aus erster Ehe das Kölner Unternehmen nebst zu gehörigen Grundstücken. Peter Joses Tanger scn. hat den Weltkrieg nicht überlebt. Die Sorge um die Zukunft der Seinigen und um den Fortbestanb seines Lebenswerkes zehrte an seiner Gesundheit. Er starb am 25. März 1917, noch immer auf den deutschen Sieg hoffend. Die Führnng des Unternehmens ging nunmehr ganz auf seinen Lohn aus erster Ehe, Herrn PeterJosefTonger jun., über, ber schon vorher dem Vater treu zur Seite gestanden und nach dessen Wegzug nach Bonn die geschäftliche Leitung übernommen hatte. Eine gründliche berufliche Schulung und ein allmähliches Hineinwachsen in das väter liche Geschäft waren vorausgegangen. Während ber Vater niemals die Leipziger Kantateversammlnngen besucht hatte, hielt es der Sohn für angebracht, aus dem örtlichen Nahmen herauszutreten und seine Kräfte dem buchhändlerischen Organisations-Wesen zu widmen. Er wurde ein regelmäßiger und streitbarer Besucher der Leipziger Ostcrmesfcn nnd verstand es auch, die dort angeknüpftcn persönlichen Beziehungen für sein Geschäft fruchtbar zu machen. 1920 gründete er den Kreis verein der Rheinisch-Westfälischen Musikalienhändler, zu dessen Vor sitzendem er gewählt wurde. Bisher Vorstandsmitglied des Vereins der Deutschen Musikalienhändler, wurde er 1921 dessen zrveiter Vor sitzender nnd außerdem Mitglied des Vereinsausschusses des Börsen- vcreins der Deutschen Buchhändler. Inzwischen war das Unternehmen in Köln abermals gewachsen und hatte einen Erweiterungsbau auf dem Grundstück am Hof 30—32 erfordert, der 1910 bezogen werden konnte. Durch den Krieg wurde das Geschäft vor neue große Aufgaben gestellt, die es allen Schwierig keiten znm Trotz erfolgreich zur Durchführung gebracht hat. P. I. Tonger jnn. mußte bereits in den ersten Tagen des Krieges kker Fahne folgen, während neben dem Vater und einem tüchtigen und geschulten Personal die junge Gattin sich als Stellvertrcterin des Geschäfts leiters betätigte. Die durch den Krieg erfolgte Mobilisierung des Buches zeitigte auch eine Mobilisierung der Musik, bzw. der Musi kalien. Auf diesem Gebiete hat die Firma Tonger, die ja, wie be reits erwähnt, das Volkstümliche in der Musik in so glücklicher Weise zu pflegen verstand, Hervorragendes geleistet. Neue Aufgaben er gaben sich nach dem Kriege. Die von den Editionsverlcgern in der Belieferung des Sortiments gemachten Schwierigkeiten führten da zu, daß sich die Firma Tonger selbst mit dem Verlage von Editionen zu befassen begann. An der Spitze derartiger Veröffentlichungen steht eine neue Ausgabe von Beethovens Klavicrsonaten, besorgt von Prof. Volbach. Ein von P. I. Tonger jun. lange gehegter Gedanke kam dabei zur Verwirklichung, nämlich im Druck die ursprüngliche Vor- tragsbezeichnnng des Komponisten vor derjenigen des Bearbeiters her- vortretcn zu lassen. Ein schwerer Schicksalsschlag traf den gefchäftsführendcn Teilhaber der Firma dnrch den plötzlichen Verlust der Gattin, die im Jahre 1920 einer tückischen Krankheit erlag. Mit dem Gatten trauerten zwei hoffnungsvolle Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, an der Bahre der Mutter. Schwere Prüfungen sind den deutschen Nhcinlanden auferlegt. Die Firma P. I. Tonger stellt heute einen an der Wcstgrenze vorgeschobenen deutschen Kulturposten dar, der inmitten einer musik- und gesang- liebendcn Umgebung die schöne Aufgabe erfüllt, die deutsche Mnsik zu pflegen und als unveräußerliches Kulturgut zu erhalten. Daß ihr dieses gelingen möge, sei unser Wunsch zur festlichen Jahrhundert feier! Bis zum Jahre 1893, in dem P. I. Tonger sen. die von ihm betriebene Buchhandlung an Hugo Jnderau aus Barmen weiterver- kaufte, deckt sich die Geschichte der heutigen U n i v e r s i t ä t s b u ch - Handlung Oskar Müller mit der des Hauses Tonger. Eine räumliche Trennung der beiden Unternehmungen fand erst statt, als das bisherige Geschäftshaus niedergelcgt und die Buchhandlung nach der Kleinen BuLengasse Nr. 9—11 überführt wnrde. Dort erfolgte am 8. März 1914 die vollständige Abtrennung der Lehrmittelanstalt, die durch den später vor Verdun gefallenen Sohn Hugo Jnöeraus
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