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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1927
- Strukturtyp
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- 1927-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1927
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X- 2S4, 8. Oktober 1927. Redaktioneller Teil. Ewers und Walz, -der alte Ploetz, der vergessen« Plate, her heute in zahlreichen neuen Ausgaben erschienene Ostermann und wie sie sonst alle geheißen haben, den Lehrstoff für die betreffenden Unterrichtsfächer. Eine Abtvechslung bot höchstens die Lektüre, wenn auch hier Caesar, Cicero, Homer und Lsnophon, Ovid, Vergil, Plato und Demosthenes, von den Engländern und Fran zosen Erckmann-Chatvian, Daudet und Moliöre, Shakespeare, Dickens und Macaulay und die deutschen gereinigten Klassiker die Grundpfeiler der Lektüre bildeten. Erst ziemlich spät besann sich der Staat daraus, daß er nach der ersten deutschen Reichs verfassung das Recht und die Pflicht habe, feinen Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich eine den Forderungen der Gegenwart entsprechende Bildung anzueignen. Es will uns heute säst un glaublich erscheinen, daß z. B. der Geschichtsunterricht unserer Eltern bei den Befreiungskriegen aushörtc, uns selbst von den Ereignissen nach 1870 kaum etwas vorgetragen wurde, ja die Erteilung irgendeines staatsbürgerkundlichen Unterrichts fast un bekannt war. Es ist eine Ironie der Weltgeschichte, daß die erste Schul reform nach 1870 in Deutschland, das in Technik und Industrie, in Handel, Verkehr und Schiffahrt zu den führenden Nationen in der Welt gehörte, ein Fiasko erlebte. Und doch ist die Zed- litzsche Schulreform, die dem ersten Nachfolger Bismarcks, Ea- privi, in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts das'Amt kostete, der Anstoß gewesen, daß Preußen und die anderen Länder fortan der Entwicklung des Schultvescns unablässig ihre Auf merksamkeit zuwandten und die auf der von Wilhelm II. c-in- berufencn Reichsschulkonserenz gewonnenen Anregungen das Schulleben niemals haben zur Ruhe kommen lassen. Ich brauche hier nicht zu erwähnen, wie z. B. neben den Gymnasien Progym- nasien, neben den Realgymnasien Rcformgymnafien, neben den Realschulen Ober-Realschulen entstanden, daß besondere Lehr pläne wie der Frankfurter und andere in der Praxis erprobt wurden, von Fortbildungs- und Berufsschulen ganz zu schweigen. Alle diese Erscheinungen haben aber auf den Schulbuch handel revolutionär gewirkt. Nun begann ein Wettlauf der Ver leger 'bei den Kultusministerien und Schulbehörden. Die Ver fasser der Lehrbücher suchten einander durch Neubearbeitung der alten oder Herausgabe neuer dem wehenden Schulgeiste entspre chender Lehrbücher den Rang abzulaufen. Die Flut der Neu erscheinungen, hcrvorgerusen durch die von den Ländern heraus- gegebcnen Lehrpläne, wäre ins Uferlose gewachsen, wenn nicht Bestimmungen seitens der Schulbehörden erlassen wurden, daß sür die Nsueinführuug erstens ein bestimmter Umfang, zweitens ein bestimmtes Gewicht und drittens ein bestimmter Preis vor- gcschricben waren, ganz davon zu schweigen, ,daß jede Ncuein- führung vorher genehmigt werden mußte. Dir allgemeine Überproduktion und die gegenseitige Konkur renz zwangen den Verlag, fortan seine Schulbücher an das Sor timent nur noch gegen Barzahlung zu liefern, nur wenige Firmen stellten damals an einige bevorzugte Sortimenter ihre Rechnun gen auf Ziel, resp. Monatskonto aus. Damals schon begann der Verlag mit seinen direkten Lieferungen. Von diesem Augenblick an war es für Einsichtige im Sortiment klar, daß die Schul bücher vertreibenden Firmen im Wettlauf um den Mammon un terliegen und -im Wirtshaus die Zeche bezahlen würden«. Die unerwarteten Neuauflagen, auf deren Benutzung die Schule be stand, die Weigerung des Verlages, überhaupt zurückzunehmcn, wenn schon, dann nur mit entsprechender Rabattkürzung, und das Auftreten des Schulbüchcrhandels seitens der Buchbinder und Papierhändler machten das Geschäft unrentabel. Es kam der Weltkrieg. Sie alle wissen, in welchem Zustande und auf welchem Papier in diesen Jahren und später die Er zeugnisse des Schiilbuchverlages auf den Markt gelangten. Sie alle haben mehr oder weniger die -Klagen der Eltern der Schüler mit anhören müssen, wenn sie sür ein vor kaum einem halben Jahre gekauftes Buch ein neues erstehen mußten, weil das alte nur noch aus losen Blättern -bestand. Wohl trat mit dem Ende der Inflation in dieser Beziehung eine geringe Besserung ein, aber das Erscheinen neuer vor-kriegsmäßiger Auflagen brachte dem Sortiment zu dem durch die Inflation täglich erlittenen Schaden neue Verluste, abgesehen von dem damals -ganz be sonders unter den Schülern gepflegten Altverkauf gebrauchter Bücher, der jede Schätzung des mutmaßlichen Bedarfs erschwerte, wenn nicht unmöglich machte. Wenn ich -bei der Inflation noch einen Augenblick verweile, so tue ich es deshalb, um noch aus einen weiteren Verlust des Schulbuch-Sortiments hinzmveisen. Es ist Ihnen bekannt, daß das Sortiment auch in den Nachkriegsjahrcn infolge der vom Börsenvere-in beschlossenen Notstandsordnung einen Teuerungs- zuschlag erhob, der sich -bei Schulbüchern zwischen 10 und 20A be wegte. Sie wissen auch, daß der Verlag zuletzt nicht dafür zu gewinnen war, diesen Zuschlag seinerseits aus Lieferungen an das Publikum zu erheben, er vielmehr an di« Schulen Angebote und Lieferungen zum offiziellen Ladenpreise machte. Ich glaube, es wird damals in Deutschland nur wenige Schulen gegeben haben, deren Leiter resp. Lehrer durch direkte Bestellungen bei den -Verlegern nicht den -Sortimenter-Wucherer- umgangen hätten. Der Verlust, den das Sortiment aus diese Weise erlitten hat, wird sich ziffernmäßig niemals feststellen lassen. Das immer weitere Umsichgreifen des Schulbuchhandels seitens der Buch binder und Schreibwarenhändler, die sich überhaupt nicht um einen Teuerungszuschlag kümmerten, sowie das Verschwinden des Schulbuches aus den Lagern des Barsortimcnts wirkten er schwerend auf die Lage des Sortiments. Die Leiden des Schulbuch-Sortiments sind damit noch nicht erschöpft. Der Artikel 145 der neuen deutschen Reichsversassung, -der bestimmt, daß an Volks- und Fortbildungsschulen auch die Lernmittel unentgeltlich sind, hat dem ohnehin in den letzten Jahren nicht mehr so bedeutenden Handel mit Bolksschulbüchern, wenigstens in den größeren Städten, den Todesstoß versetzt. Fa er hat dazu geführt, daß an manchen Orten sogenannte Be schaffungsämter ins Leben gcruscn wurden, selbstverständlich aus öffentlichen Mitteln, die die Ausgabe haben, alles Notwendige sür die Schulen und städtischen Behörden direkt zu kaufen und zu Gestehungskosten mit minimalem Nutzen abzug-eben. Und Sie, meine Damen und Herren in -den Kleinstädten und auf dem Lande, Sie wissen alle, wie von Ihnen stets eine größere Liefe rung von Schulbüchern zu einem unter dem Ladenpreis liegen den Preise verlangt wird, zu dem Sie liefern müsseiy wenn der Auftrag nicht direkt an den Verlag gehen soll. Nicht vergessen will ich hier, zu erwähnen, daß in Hamburg die dortige Obcrschulbehörde nicht nur -den Schülern der Volks schule die Bücher liefert, sondern sogar eine Zeitlang die Bücher der höheren Schulen zu einem Vorzugspreise an die Schüler abgab. In welchem Maße der Verlag seine Schulbücher an die Schulen verschenkt, um nur an den betreffenden Anstalten ein geführt zu werden, welche Zahlen dabei in Frage kommen, darüber hat Herr vr. Bergmann-Frankfurt a. M. in der Gilde- Hauptversammlung zu Kantate -gesprochen. Daß durch -derartige Gratisl-ieferungen dem -Sortiment immer mehr -das Wasser ab gegraben wird, bedarf -keines weiteren Hinweises. So ging mir von befreundeter Seite ein Briefwechsel zwischen der bekannten Firma Julius Klinkhardt-Leipzig und einem -Schulleiter einer seits und einem Sortimenter andrerseits zu. Kl. bedankt sich bei -dein Schulleiter für die Einführung von Ostermai-Tögcl, Biblisches Lesebuch und bietet die Lieferung sür di« Schule mit 20?S Rabatt an. Dem sich um die Lieferung für diese Schule -bemühenden Sortimenter antwortet der Verlag auf seine An frage, ob er auch wie der Verlag mit 20A liefern dürfe, daß »auf den äußerst gestellten Preis nicht mehr als 25A Nachlaß gewährt werden könne. Ich empfehle Ihnen, Ihrem Kunden von sich aus mit gewissem Skonto entgegenzukommen, und hoffe gern, -daß er sich zum Bezüge durch Sie entscheiden wird, was ich -selbstverständlich begrüße«*). *> Die Firma Julius Klinkhardt in Leipzig, der diese Stelle des Vortrags vorgclegt wurde, erwiderte: Irgendwelche Bemühungen des Sortiments um die in Frage stehende Neueinfiihrung waren vom Verlage nicht scstzustellcn. sie wurde auf Wunsch in der üblichen Weise erleichtert, wozu ich nach der Vcrkaussordnung berechtigt bin. Leipzig. Julius Klinkhardt. IISS
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