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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1927
- Strukturtyp
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- 1927-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1927
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- Deutsch
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234, 6, Oktober 1927, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Eine neue Beobachtung haben wir in letzter Zeit in Chemnitz machen müssen, indem Schulbücher, die unter Verantwortung der Schulleitung auf die Schulbücherzettel der betressenden An stalt gesetzt, von den Sortimentern auch vom Verlage bezogen wurden, von den Schülern einfach nicht gekauft oder, -wenn ge kauft, mit dem Bemerken zurückgegeben werden: sie würden über haupt nicht gebraucht. Auf eine diesbezügliche Vorstellung beim Rektor wird uns der Bescheid, daß hier ein Irrtum des be treffenden Fachlehrers vorliege. Ja es ist sogar vorgekommen, daß als Ersatz ein bisher überhaupt nicht genehmigtes Buch benutzt wurde, nur aus dem Grunde, weil der betreffende Lehrer Mitarbeiter dieses neuen Buches ist. Es ist mir, meine Damen und Herren, nicht möglich, im Rahmen meines Referats Ihnen alle zu meiner Kenntnis ge langten Einzelheiten mitzutcilen, in welcher Weise der Verlag mit wenigen Ausnahmen das Schulbücher-Geschäft erschwert, hat er doch trotz wiederholter eingehender Darlegungen seitens des Sortiments, dass der Rabatt von 25^ keinen Verdienst ergebe, dem berechtigten Verlangen nach Rabatterhöhung ein trotziges Rein entgegen gestellt. Und was soll man dazu sagen, wenn die Firma Quelle L Meyer schon vor Beginn des Schulbücherge schäftes öffentlich im Börsenblatt erklärte, daß sie jede Rücknahme gelieferter Schulbücher ablehne? Was hat nun das Schulbuch-Sortiment zur Erleichterung seiner Lage bisher getan? Ich muß hier zunächst eine leider inzwischen historisch gewordene Tatsache erwähnen, die stets zu den besonderen Taten der Firma B, G, Teubner gehören wird, Ihr Leiter, Herr vr, Giesecke, hat in der Erkenntnis, daß die Schwierigkeiten des Schulbüchergeschäftes nach außen hin nur im gemeinsamen Zusammenarbeiten des Verlages und des Sorti ments überwunden werden können, als erster einen Versuch unternommen, der damals für beide Teile einen Erfolg versprach. In den Jahren 1909—1911 wurde in Elberfeld-Barmen nach Überwindung vieler Schwierigkeiten eine Zentralauslieferungs stelle für Schulbücher geschaffen, und zwar in der Weise, daß alle Sortimenter, Buchbinder usw, ihren Bedarf an Schulbüchern der Firmen Teubner und Weidmann zu Beginn des Schuljahres von ihr bezogen. Vier Wochen nach Schulanfang mußte die Zentralstelle abrechnen. Was jeder Einzelne nicht behalten wollte, konnte er bis zu diesem Termin zurückgeben. Im Be darfsfälle seitens der Zentralstelle war jeder Teilnehmer ver pflichtet, von seinen Vorräten abzugeben, im Weigerungsfälle verlor er das Rückgaberecht, Die Unkosten, die einschließlich einer Vergütung für diese Stelle etwa 20^ des Nettoumsatzes betrugen, wurden auf den Umsatz jedes einzelnen Beziehers um gelegt, wobei noch zu erwähnen ist, daß die Lieferung des Ver lages und die Rücksendung der Zentralstelle franko zu erfolgen hatte. Ztvei Jahre ist dieses Verfahren zur allgemeinen Zu friedenheit gehandhabt worden, bis am Ende des dritten Jahres einige Querköpfe sich benachteiligt fühlten und glaubten, von der Zentralstelle nicht soviel Bücher erhalten zu können, wie sie ge brauchten, Maßgebend aber war seitens des Verlages für die Richterneuerung der Vereinbarung, daß der Verein die von ihm verlangte Haftung für rechtzeitige Bezahlung der Sendungen nicht übernehmen konnte. Es hatte im dritten Jahre nämlich ein Teilnehmer nur durch Hergabe von Wechseln seinen Ver pflichtungen Nachkommen können. Der Hauptgrund, der freilich unausgesprochen blieb, wird aber Wohl der gewesen sein, daß der Verlag glaubte, einen besonderen Gewinn aus der Verein barung nicht hcrausholen zu können, zumal da er franko liefern mußte, ihm außerdem der Gewinn verloren ging, den er sonst durch seine Lieferung mit verkürztem Rabatt an Buchbinder und Schreibwarenhändler gehabt hatte. Wurde so, zum Teil durch Geldmangel und Uneinigkeit des Sortiments, ein durchaus -gangbarer Weg zur Überwindung der Schwierigkeiten verschüttet, so hat sich eine Schulbücheraustausch- stelle der Sortimcntervereinigung in Hannover seit fast 20 Jahren als ein durchaus brauchbares Hilfsmittel erwiesen, Di« dortigen Sortimenter, die keine Mühe scheuen, kommen be reits am Abend des ersten Schultages zusammen und tauschen «n Hand der ansgestellten Lagerliften gegenseitig ihre Vorräte 1200 aus, wobei, soweit ich unterrichtet bin, ordinär gegen ordinär gerechnet, «in etwaiger Überschuß in bar vergütet wird. Ich bin allerdings persönlich der Meinung, daß dieses freiwillige Ver fahren nur dann restlosen Erfolg haben kann, wenn aus der freiwilligen Hergabe im Interesse der Allgemeinheit eine allen auferlegte Verpflichtung wird. Meine Damen und Herren, ich erwähnte vorhin, daß infolge des Njchterhcbcns des Teuerungs zuschlages -seitens -des Verlages die Schulen vielfach dazu über gingen, direkte Bestellungen bei dem Verlage zu machen. Dies war der Grund, daß sich in Chemnitz die Sortimenter zu einer Schulbuchhandelsgefellschaft zusammenschlossen, der nach ein gehenden Verhandlungen mit den einzelnen Schulen die Liefe rungen des ganzen oder ivcnigstens des größten Teiles des Schul- bücherbsdarfs übertragen wurde. Das Verfahren ging dabei fo vor sich, daß die Schulen ihren Bedarf an einzelnen Schulbüchern bei der Schulbuchhandelsgefcllschast aufzugebcn hatten, -den diese zunächst von ihren einzelnen Teilnehmern zu einem um er höhten Nettopreise an-forderte und bezahlte; der an der Bestellung fehlende Rest wurde beim Verlag bestellt. Finanziert wurde der Plan in der Weise, daß zunächst jeder der Teilnehmer an der Gesellschaft eine bestimmte Summe als Stammei-nlag-e zu zahlen hatte, die betreffend« Schule von jedem Schüler eine An zahlung auf die zu liefernden Bücher einfordern mußte. Durch selbstlose Arbeit einzelner Mitglieder und Sine tadellos funktio nierende Buchführung ist das Geschäft reibungslos mit Ge winn abgswickelt worden. Die Schulen erhielten aus die Liefe rungen einen zchnprozenti-gen Nachlaß, der in Wahrheit für das Sortiment nur «in Fallenlafsen des Teuerun-gszuschlages be deutete, Leider ist diese SchulbnchhandSlsg-esellscha-ft nur ein Jahr in Tätigkeit gewesen. Es fand sich im zweiten Jahr lein Lehrer, -der -die ungeheure Arbeit -der Verteilung der Schulbücher und -das Eink-afsieren -der Beträge bei den Schülern freiwillig übernehmen wollte. Neuerdings hat der Verein Chemnitzer Buch händler mit dem Rat der Stadt Sin Abkommen -getroffen, nach dem das Sortiment -im Einzelvcrkauf keinerlei Zuschläge erhebt, die Schulen aber verpflichtet sind, alle Bestellungen beim Verlage zu unterlassen, vielmehr Sammelbestellungen auf Lek- türe und einzelne Schulbücher nur dem ortsansässigen Sortiment zu überweisen, allerdings mit Freistückcn für die Hilssbüchereien, deren eventuelle Lieferung an die Schulen -selbst dem Verlag überlassen bleibt. Sie werden zugeben, daß dies Abkommen -ein Opfer für das Sortiment -bedeutet, aber die -Entscheidung darüber, ob Zuschlag oder weitere -direkte Lieferung des Verlages, konnte nicht anders lauten, schon aus dem Grunde, um bei den Lehrern eine »unberechtigte Verstimmung gegen den Buchhandel» von Grund ans zu beseitigen. Die in Chemnitz getroffenen Einrichtungen können meines Erachtens nur -als vorübergehende Erscheinungen gewertet wer den, der Kern des -ganzen Problems — die Schulbüchersrage ist bis heute ein Problem für -Verlag und Sortiment geblieben —: »wie -gestalten wir diesen Zweig des Buchhandels für alle Teile, Schule, Verlag und Sortiment nutzbringend», wird hier nur in seinen Anfängen gestreift, Wohl haben sich in Bremen, Dort mund und anderen Städten die Kollegen ans den rein kauf männischen Erwägungen Heraus, daß jede Arbeit ihren Lohn haben müsse, zusammengetan und beschlossen, das Schulbücher geschäft fortan nur einer oder zwei Firmen zu überlassen, -die bisher die größten Erfahrungen, vielleicht -auch die größten Um sätze erzielten, wogegen diese die Verpflichtung übernahmen, allen Anfragen um Überlassung von Schulbüchern seitens solcher Fir men, die keine mehr führen, mit geringem Aufschläge auf die Nettopreise zu entsprechen. Mit dieser Tatsache komme ich aus eine radikale Lösung der Schulbücherfrage: wer sich vor Ärger und Verlusten schützen will, gebe einfach -das Schulbüchergeschäft -auf, freilich muß man sich auch dann darüber klar sein, daß mit der Aufgabe !des Schul- bücherg-eschästes die Möglichkeit, gelegentlich -auch andere Bücher zu verkaufen, aus -der Hand gegeben wird. Wir haben es schon häufig erlebt, daß aus einem kleinen ABC-Schützen oder Sexta ner eines Gymnasiums -später ein wertvoller Bücherkäu-ser ge-
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