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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1922
- Strukturtyp
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- 1922-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1922
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- Deutsch
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Mv, Nr. 227 <A. 153). Vl-t,lmttaI1»i>»rpr»t»: S. 5SLSM.. ,.G.A«X)M.. s. r soo m. SliUensisuch» zM-öil Aellr. Lhiff^gebühr 4 m. D-- Letpztg, Donnerstag den 28. September 1922. 8». Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Unsere Geschäftszeit ist vom 1. Oktober ab wie folgt: 8—1/28 Uhr durchgehend, Sonnabends 8—3 Uhr durchgehend. Leipzig, den 28. September 1922. Geschäftsstelle des Börsenveretns der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Ackermann, Syndikus. Die Lauensteiner Zusammenkunft. Ein Stimmungsbericht'1. Kurze gegenseitige Musterung der Teilnehmer nach dem Hal ten des Zuges beim Aussteigen. Niemand wußte vorher, wer von uns eigentlich darin saß. In Saatfeld waren die süddeut schen Kameraden zu uns gestoßen. Sie waren an Burg Lauen stein und Probstzella bereits vorübergefahrcn, weil der Zug dort nicht hielt, und mußten nun wieder «ine kurze Strecke »zurück krebsen-, was ja im Buchhandel kein ungewöhnlicher Vorgang ist. Energische Gefaßtheit lag aus den Gesichtszügen aller, war cs doch ein revolutionärer Stoßtrupp, der auf dem Bahnsteig stand. Aber trotzdem ging ein Aufatmen über alle, als sich kon statieren ließ, daß der »Robespierre des Buchhandels-, der für ehemalige Hofbeamte und Großindustrielle eine Schule der Weis heit gegründet hatte, nicht fehlte. Nun konnte der Plan gelingen. Die erst« Begrüßung beim Ausgang des Bahnhofes geschah durch — ein Paar Ochsen, von denen der eine gerade etlvas fal len ließ. Ein paar schwere bayerische Ochsen, die vor einen Lei terwagen geschirrt waren und die der Burgherr geschickt hatte, um das Gepäck der Verschworenen unbehelligt von Gendarmerienach- sorschungen über die benachbarte bayerische Grenze zu bringen. Denn es hatte sich bereits das Gerücht verbreitet, wir würden mit einer roten Fahne ankommen. Und das war gar nicht so aus der Luft gegriffen. Ursprünglich bestand der Plan, statt durch Ochsen die aus allen Teilen Deutschlands herbeigeeilte» Herren -Räte- durch einen Pagen bewillkommnen zu lassen. Er hatte, da er im gewöhnlichen Leben ein Mädchen war, bereits einen roten Wandervogel-Wimpel in Runenschrift mit der Aufschrift »Auf zur Tat!- bestickt. Aber ein« höhere Instanz beschloß, daß wir nicht überflüssige Verdächtigungen provozieren sollten, denn cs würde uns sowieso nicht an solchen seitens der Herren Kollegen fehlen. Warum sollten wir uns auch noch mit dem »Miesbacher Anzeiger- verkrachen? Vom Bahnhof führt eine Stunde Wegs im Tal der rauschen den Loquitz zwischen tannenbewaldcten Bcrgabhängen zur Burg. Nach der ersten Viertelstunde überschreiten der bayerischen Grenze. Natürlich stand da ein Wirtshaus, folglich erste Rast und erstes gegenseitiges Sich-beriechen. Nur wenige kannten sich persönlich, denn wann wäre ein Stuttgarter oder Münchener beispielsweise! je nach Breslau gekommen! Und die beiden wackeren Gesellen Ein zweiter Arbeitsbericht folgt in Kürze. aus Hannover steckten bereits eine so vergnügte Miene auf, daß , man das Gefühl hatte, wir würden uns verstehen und vertragen. Aber wer konnte das im voraus beschwören? Standen sich doch i notleidende Verleger und satte Sortimenter (es soll aber auch noch einige wenige -ewig hungrige- geben) gegenüber, süddeutsche Nationalisten und norddeutsche U. S. P.-Männer, die von der Sowjetregierung aufgefordert waren, den Buchhandel in Ruß land zu reformieren. Aber es ging. Um es gleich im voraus zu sagen, als es an das Verteilen der Zimmer ging, nahmen die Sortimenter jene prunkvollen Zimmer mit getäfelten Decken, die da hießen Fürsten- oder Frundsberg- oder Huttenzimmer, wäh rend die Verleger sich zumeist mit bescheidenen Dachkammern be gnügten, die nach deutschen Dichtern benannt waren. Bei einer Wegbiegung stieg plötzlich die Burg auf einem be- waldeten Berggipfel aus, Wohl als Bauwerk eine der schönsten Burgen, die wir haben. Als der Chronist vor Jahren mit Richard Dehmel auch zu einer Lauensteiner Tagung ähnlichen idealistischen Charakters den gleichen Weg zog, rief er aus: -Das ist ja die reine Gralsburg!- Sie ist ein altes Hohenzollernschloß, das ursprünglich den Grasen von Orlamünde gehörte und zuletzt den Bahreuthern. Die sogenannte »Weiße Frau-, die in der Geschichte der Hohenzollern eine so berühmte Roll« bis zur Gegenwart spielt, ist dort geboren. Der Burgherr empfing uns herzlich wie längst Bekannte. Gibt es heutzutage einen schöneren Willkommensgruß, als zu sagen: »Ich habe Ihnen zu Ehren ein Schwein geschlachtet-? Das ging noch über jenen Vater, um dessen verlorenen Sohn «in Kalb hatte bluten müssen. Er zeigte uns den Tagungssaal. Don- >nerwetter, sagten die Leipziger, die Münchener, die Stuttgarter und sogar die Berliner wie aus einem Munde, so etwas Fürst liches hatten sie sich nicht vorgestellt. Sie waren alle platt. Erstens über den gewaltigen, Wärme ausstrahlenden grünen Kachelofen, dann war es ein wirklicher Festsaal, Decken und Wände mit altgeschnitztem braunen Holzwerk, kostbare Möbel und allerlei Sammlungen an den Wänden, in der Mitte, wie von Engeln herbeigetragen, mit schneeweißen Tüchern bedeckt — »Der runde Tisch-. Nach dem Abendbrot, es wurde dabei die erste Bekanntschaft init dem Schwein gemacht (der Burgherr sagte dann später, als es ans Bezahlen ging, am liebsten hätte er uns alle, wenn er reich genug wäre, als seine privaten Gäste bei sich gesehen), ging es zur ersten Sitzung am runden Tisch unter Leitung eines »Gym nastik-Lehrers-. Jener verstand die hohe Kunst, zwischen Arbeit und Leben den richtigen Rhythmus herzustellen. Es galt näm lich den Buchgesellen die üble Neigung zur Fachsimpelei auszu treiben, so wollte es der »Meister der Zunft-. Dieser sogenannte Gymnastik-Lehrer, später wurde er einmal um Mitternacht, als er uns in die Geheimnisse, wie das weibliche Geschlecht zu behan deln sei, eiusllhrte, der »alte Silberlöwe- getauft, gehörte noch zur Generation von Spitzweg, Reuter, Keller und Scheffel. Trink fest wie jene und voll jenes echten Humors, der auch das Leid kennt und darum jederlei Lebensbeziehungen zu vergolden weiß. War man vorher platt über die Umgebung des runden Tisches ge- wesen, so war man fürbaß erstaunt, daß es noch solch einen gott- IS81
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