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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1922
- Strukturtyp
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- 1922-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1922
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- Deutsch
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x° 227, 28. September 1922. Redaktioneller Teil. Steckenpferde reiten konnte, nur allgemeine Fragen besprochen und erst am zweiten Tage die Einzelsragen. Galt es doch eine neue Form für Beratungen zu finden, näm lich die der »Arbeitsgemeinschaft--. Nicht jener sogenannten Ar beitsgemeinschaft, die einseitig materielle Interessen vertreten will — solche haben sich in der Regel als gemeingefährlich erwiesen —, sondern der wirklichen Arbeitsgemeinschaft jener, die Aufbau leisten wollen, und darum bezeichnet man sie am besten als »Bauhütt e«. Aufbau kann man aber nur leisten, wenn man von der Ganz heit des Lebens ausgeht, darum stellt jeder Lehrling, Geselle und Meister in einer Bauhütte das Allgemeine über das Interesse des Einzelnen, weil er weiß, daß Idee und Jchwelt in einem not wendigen Spannungsberhältnis stehen. Es gehört z. B. zu den so betrüblichen Verkleisterungsber- suchen unserer Zeit, zu behaupten, zwischen Verlag und Sorti ment beständen keine Gegensätze. Es wäre traurig um unser buchhändlerisches Leben bestellt, wenn keine gegensätzliche Spannung zwischen diesen beiden Polen da wäre. Es gibt aber auch ein Drittes, nämlich die einigende gemeinsame Aufgabe und damit die Verantwortung gegenüber dem geistigen Leben unseres Volkes. Wir haben uns alle beide, Verleger und Sortimenter, in erster Linie den Kopf zu zerbrechen: wie bringen wir unsere Bücher --preiswert- und »in der richtigen Weise- unter das Volk, und dann erst kommt die Frage des Bestehens des Einzelnen. Ob Verlage oder Sortimente in der kommenden Krisis zugrunde gehen, ist gleichgültig gegenüber dem Leben. Das Leben verlangt heroische Gesinnung. Es zersprengt alle mechanisierten Einrich- trmgen und starren Fesseln, es ist ursprünglich, d. h. es »springt-, und es läuft daher nicht am Gängelband von Vereinsbeschlüs sen, selbst wenn Orts« und Kreisbereine dahinterstehen. Das Entscheidende im Leben ist immer die Tat und nicht die Abstim mung über die Meinungen der Majorität. Unsere Bauhütte stand auch einmal draußen im Walde, wäh rend eines Spazierganges nach Ebersdorf. Wir saßen auf an sehnlicher Höhe inmitten einer Lichtung, jeder einzelne aus einem Baumstumpf. Sie waren sämtlich von Heidel- und Preitzelbeer« gesträuch überwuchert, und jeder konnte von seinem Platz rings um sich die überreifen Früchte pflücken, die noch niemand geholt hatte, weil es eben zuviel gab. Es wurde gerade über Kommissionär und Zahlungsbedingungen gegenüber dem Sortiment verhandelt. Der eine Sortimenter, den wir seither den »Judas« nannten — ein anderer hieß der »Feuerteusel» —, machte den Vorschlag, das beste wäre direktes Nachnahmepaket mit 2?S Rabatt. Daraufhin wurden alle Verhandlungen suspendiert. Alle Verleger machten sich sofort an das Früchtesammeln, um dem Judas seine ZV Sil berlinge in Gestalt von Heidelbeeren zu überreichen. Das wäre das einfachste Verfahren, die Rabattfrage zu lösen, wenn man den Rabatt ganz aus der Welt schasste. Die Bauhütte stand auch im Gasthos zu Ebersdorf, als der Syndikus eines einflußreichen (Spötter sagen »einflußlosen«) Jndustrieverbandes Semmeln und Butter zum Glas Bier aus dem Dorf besorgte. Im Mittelalter taten das di« Lehrlinge. So geehrt wurden wir Gesellen. Doch nicht in kleinen Absonderlichkeiten bestanden die neuen Formen unserer Bauhütte. Die erste Grundbedingung unseres Schaffens war Einleben in bauliche Umgebung und Landschaft. All die reichen Kunstschätze des Schlosses fanden gleich am ersten Arbeitstag eingehende Besichtigung, und mit großer Anteilnahme, die fast in Neid umschlug, besichtigten wir den Verlagsraum der »Freude- auf der Burg. Denn die Burg ist, was noch keiner der Zunftgenossen wußte, auch Verlagsort. Seit Kriegsende wohnt dort ein aus Paris vertriebener feinfühliger Kunstkenner, vr. Wil helm Uhde, der dann einen eigenen Verlag gründete und seine Produktion um seine Kunstzeilschrift »Die Freude- gruppierte. Diesen künstlerisch ausgestatteten Verlagsraum zu erleben, war uns — eine Freude. Die eigentlich neue Form waraber, wir waren ehrlich bis zum letzten einander gegen über, auch in der Mitteilung der sogenannten Geschäftsgeheimnisse. Welcher Verlag hat schon ein mal in einem Kreis von Kollegen all« Unterlagen seines Umsatzes und die Art seiner Kalkulation preisgegeben? Welcher Sortimen ter hat einmal einem Verleger gegenüber ehrlich das Verhältnis vom Verlegerrabatt zu seinem Konjunkturgewinn angegeben? Ist es nicht ein trauriges Zeichen für die mangelnde Aufrichtigkeit in unserm Zeitalter der Phrase, daß das Sortiment den Posten »Konjunkturgewinn- mit einer gewissen Verlegenheit, als handle es sich um ein uneheliches Kind, bisher im Streit der Meinungen einfach totschwieg? Zu einer Barchütte gehört aber auch das Ablegen einer Ge sellenprüfung zum Meister. Sie fand in der Weise statt, daß ei» jeder am letzten Morgen ein schriftliches Referat zu einem be stimmten Arbeitspunkt für den Bericht im Börsenblatt zu über nehmen hatte. So wurden alle Gesellen zuguterletzt zum Meister ernannt. Wenn wir aber wieder einmal eine Tagung halten, sol len uns neue Gesellen und auch Lehrlinge (d. h. Außenseiter des Buchhandels) willkommen sein. In der Abschiedshütte auf dem Markt in Saalfeld bei Kaffer und Kuchen bedauerte ein Meister das Fehlen bestimmter einge ladener Persönlichkeiten. Sie sind alle »Kamele- sagte ein Mün chener, der sich schon manchmal durch bajuvarische Kraftworte ausgezeichnet hatte. »Vielleicht waren sie zu pessimistisch-, meinte ein anderer Meister, »sie dachten gewiß, sie verlören ihre kostbare Zeit, die sie besser anwenden könnten«. Da erzählte der »Meister vom Bau- folgende Legende: »Es gingen einstmals zwei Frösche auf die Wanderung, der eine war ein geborener Pessimist, der andere ein unverbesserlicher Optimist. Sie gerieten in das offene Fenster eines Speisekellers, plumpsten hinein und fielen in einen großen Rahmtops. Hei, wie schmeckte das gut, sie tranken alle beide, soviel wie sie konnten. Aber dann ging es aus einmal nicht mehr, sie waren satt, und dann kam die Erkenntnis ihrer verzweifelten Lage. Der Pessimist sagte: »Wir sind verloren», Paddelte noch ein wenig mit Händen und Füßen und ertrank. Der Optimist dagegen strampelte mit allen Vieren unausgesetzt die ganze Nacht, und am Morgen — saß er auf einem Butterkloß. Der Rahm hatte sich verwandelt». Möge es recht viele Buchhändler geben, die in den kommen- den Jahren auf einem »Butterklotz- sitzen! Mit dies:m Wunsche beschließt der fromme Chronist feinen ersten Bericht und fügt ihm als letztes Schwingen im Ausklang die poetische Fassung an, mit der ein Stoßtruppmaun im Gästebuch seinem Empfinden Aus- druck gab: Rauscht im Tal ein wildes Wasser, Wälder rauschen die Berge herauf — Winde wehen um Dächer und Giebel — Wolken und Nebel ziehen zu Haus — Gastlich Haus, du herbergst den Wand'rer; Bietest Genuß ihm und Heilung zugleich: Heil Dir, Heimstatt warmherziger Menschen, Wirklichkeit im romantischen Reich! Lucas Cranach, Buchdrucker und Buchhändler« Zur 4M. Wiederkehr seines Geburtstages, 4. Oktober 1l>22. Von Eugen P e te r s o n-Stuttgart. Wir wissen aus der Wittenberger Stadtkämmereircchnung vom Jahre 1525, in der es heißt: »Christof Schramm in Lucas Cranachs Buchladen vor ij Nuß Papier geben-, daß Cranach neben seiner Kunst auch einen Buch- und Papicrhandel betrieben hat; er besaß übrigens auch eine Apotheke, sowie ein Landgut. Ebenso wird angenommen, daß er einige Holzschnittwerke und einzelne Holzschnitte selbst verlegt habe. Daß er aber größere Werke, eigene Verlagsartikcl habe drucken lassen, darüber hat sich, wie Schuchardt in seinem dreiteiligen Werke: Lucas Cranach des Aelteren Leben und Werke sLeipzig, F. A. Brock haus 1871) sagt, bisher noch keine sichere Nachricht gefunden, abgesehen von einigen Anhaltepunkten, die hier erwähnt werden mögen. Joses Heller erwähnt im H 7 seines Buches über Cranach, daß nach Aussage des vr. Joachim Beust Cranach mit Christian Goldschmidt aus Thüringen eine Druckerei errichtet habe und führt eine Zahlung der fürstlichen Kammer ans dem Jahre 15S3 an für Bücher, die Cranach ! geliefert habe, die aber wahrscheinlich nicht aus seinem eigenen Bnchladcn stammten. Es heißt da: !>4 Gulden für etliche Bücher ... laut I3SL
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