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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1928
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- 1928-03-13
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- 13.03.1928
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62, 13. März 1928, Redaktioneller Teil. Der Buchdrucker und Verleger Andreas Leykam in Graz. Von Anton Schloss« r. Gegen das Ende der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts kam der jugendliche Andreas Leykam aus der Gutenbergstadt Mainz, wo er wohl die erste Ausbildung in der Druckkunst erlangt hatte, nach Graz in der Steiermark. Wir finden überhaupt zu jener und schon in früherer Zeit wie bis heute öfter Buchdrucker und Buchhändler in der steirischen Hauptstadt, welche, dem reichs- deutschen Boden entstammend und auf demselben in ihrem Ge werbe ausgebildet, sich hier seßhaft gemacht haben. Andreas Ley kam trat zunächst in die einzige Druckwerkstätte Widmanstetters zu Graz ein, welche der letzte Nachkomme der alten Buchdrucker familie Alois von Beckh-Widmanstetter inne hatte. Seinem Be streben, sich selbständig zu machen, konnte Leykam Nachkommen, nachdem er im Jahre 1782, damals 30 Jahre alt, die Tochter eines Braumeisters von Waidhofen a. d. Mbs: Elisabeth Schön mayer ehelichte, deren ansehnliche Mitgift ihrem strebsamen Gat ten den Weg seines weiteren Fortkommens auf der gewählten Laufbahn zu ebnen ermöglichte. So begann denn Andreas Leykam zu derselben Zeit seine Tätigkeit als selbständiger Buchdrucker in der günstigen Periode, da Kaiser Joseph II. die alten bestehenden Druckereiprivilegien und damit auch dasjenige Widmanstetters aufgehoben und neuen tüchtigen Kräften die Bahn eröffnet hatte. -— Es ist bisher kein früheres Druckwerk Leykams bekannt geworden als das nach der damaligen Übung im Drucks erschienene Theaterbuch »Die mun tere Wirthin. Ein lustiges Singspiel. Aufgeführt im neuen land- schaftl. Schauspielhaus zu Graz zur Winterszeit des 1783sten Jahres-, 8°, dessen Titel und Text in deutscher und italienischer Sprache damals Leykam zum Drucke gebracht, wie der von der Grazer Messeleitung herausgegebene »Führer durch die Aus stellung ,Das steirische Buch' (Graz 1921)« nachweist. Aus dem selben Jahre 1783 aber kann auch eine Predigt Leander Schmid- hubecs »Von der Erziehung« gleichfalls als Druckwerk Leykams verzeichnet werden. Hiernach von 1784 des Grazer Dompfarrers Math. Jacob Winckler: vissortatio distvrioa eritioa klo statu poli- tloo et eeeleslustico veterum patrlÄrobarum et üebrueorum ... Orueoit, rsrsti, 1784, 8", und die Broschüre von Jgn. Moser: »Was enthalten die wahren Urkunden des christlichen Alterthums von der Ohrenbeichte?- Graz, Weingand L Ferstl. 1784. 8°. Allerdings waren diese übrigens kleinen Druckwerke nicht zu gleich Verlagsstücke des jungen Unternehmens, deuten aber die Richtung an, welcher er vorläufig seine Presse zur Verfügung stellte. Wichtiger erscheint das von Leykam gedruckte »Verzeichnis der in ... Graz numerierten Häuser samt dem Namen, Stand ... ihrer Inhaber», Graz 1785, 8", 200 Seiten. Wenn auch mit dem Beisätze aus dem Titelblatte: »Zu finden bei Franz Tav. Miller im Büchergewölbe bei Allerheiligen, Graz«, ist es doch wahrscheinlich, daß dieses erste und daher bedeutsame Häuser verzeichnis der Stadt dem Gedanken Leykams entsprungen und wohl auch zumeist auf seine Kosten hergestellt worden ist. In dem selben Jahre begann die von ihm gegründete »Grazer Zeitung« zu erscheinen, ein Unternehmen, dem er sich sein ganzes Leben hindurch gewidmet und das, wie noch weiter hier auszuführen ist, seine Haupttätigkeit und volle Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Zunächst seien als von Leykam noch hergestellte Druckwerke angeführt die heute zu den großen Seltenheiten zählenden Stücke: »Carl Wilh. Mayer, Geschichte der Kärntner . . .« (Cilli bei I. Jenko, 1785), 8°; »Jos. Scheidele, Rede . . . wegen des glücklichen Fortganges der k. k. Waffen«, 1789 (auf Kosten der Bürgerschaft gedruckt): »Math. Christ. Schili, Predigt am Namenssefte Kaiser Franz' II.«, 1804; »Joh. Stiger, Praktische Bemerkungen über die Impfung«, 1807, und aus viel späterer Zeit in französischer Sprache: »A. Vergani, Orammatrs itatlen-n«. dlouv. öckit.« (Graz, Libraire I. Miller, 1820). Als wirkliches eigenes Verlagswerk Leykams müssen aber die 2 Bände: »Beiträge zur Vaterlandskunde für Jnneröster- 284 reichs Einwohner von Joh. Karl Kindermann«, Grätz, 1790, 8", erwähnt werden, für welche auch die beigesügten Karten in der selben Offizin ausgeführt wurden. Daß Leykams Druckunternehmen immer mehr an Umfang zunahm, erweist die Erwerbung der Leuzendorfer Papiermühle bei Graz, die er im Jahre 1793 von dem Ehepaare Prandtner bei einer Versteigerung um 16 650 Gulden an sich brachte. Nicht minder im Jahre 1806 der Ankauf des alten vornehmen Pa trizierhauses in der Stempsergasse zu Graz, worin er nun seine Druckerei einrichtete und in dem bis heute die jetzige Aktien gesellschaft »Leykam« ihre seitdem vielfach erweiterte, umfang reiche Betriebsstätte hat. Der Niedergang des Widmanstetter- schen Druckgeschäftes bot den Anlaß, daß Andreas Leykam auch den Ankauf dieser Druckerei mit ihrem gesamten Bestände im Jahre 1807 vollzog und sein eigenes Geschäft damit höchst be deutend vergrößerte. Den seit Beginn der Tätigkeit Leykams zwar sehr schlich ten, aber immerhin wegen des festen Absatzes wichtigen Verlags büchern sind die Kalender beizuzählen, deren Druck alljährlich erfolgte. Aus verschiedenen dieser Kalenderdrucke müssen zwei hervorgehoben werden, die beide bis aus den heutigen Tag in der Verlagsanstalt »Leykam« erscheinen. Insbesondere charak teristisch ist der seit Jahrhunderten bestehende »Neue Bauern kalender«, jenes kleine eigenartige Büchlein, das hauptsächlich für den Bauernstand bestimmt ist. Es enthält nur wenig Text, aber für die Sonn- und Feiertage, die Wettervorhersage usw. von alters her eingesührte Zeichen und für jeden Tag ein kleines Bildchen, gewöhnlich eines Heiligen in rohem Holzschnitt, wo durch dem nicht häufig des Lesens kundigen Landmanne kalen darische Aufklärung geboten wird. Dieser uralte »Steirische Bauernkalender«, im Volksmund auch »Mandlkalender« genannt (von den Mandln — Männchen, welche die Bilder zumeist dar stellen), trägt aus dem Titelblatts des Büchleins heute noch wie dereinst die Bemerkung: »Mit k. k. Privilegium bei Strafe 10 Mark löthigen Goldes keinen in Steiermark einzuführen«. Schon seit dem 16. Jahrhundert erschien derselbe früher bei Wid- manstetter und wurde seit 1785 von Andreas Leykam heraus- gegeben. Bon Süddeutschland (Augsburg) herübergebracht, zählt dieser Kalender jedenfalls zu den typographischen Merkwürdig keiten und hatte und hat auf dem Lande eine ganz außerordent liche Verbreitung. Er erscheint in einer schwarzen und in einer farbigen Ausgabe, doch stets überaus einfach hergestellt. Ge wöhnlich ist aus dem Titelblatts noch beigefügt, in welchem La den — zumeist bei Buchbindern — Exemplare erhältlich sind"). Neben diesem kleinen Kalender muß auch der von Leykam fortgesetzt herausgegebene »Schreibkalender- in Quartformat hier erwähnt werden. Er ist gleichfalls von 1785 an bei Leykam in derselben Einrichtung wie in früheren Jahrhunderten bei Wid- manstetter erschienen mit dem Titel: »Grätzerischer (später Grätzer) Schreibkalender«. Dieser Kalender erscheint ebenfalls, natürlich modernen Verhältnissen angepaßt, im Verlage »Ley kam« bis heute. Die wichtigste, früher schon angedeutete Unternehmung An dreas Leykams, die ihn wohl auch veranlaßte, anderen größeren Verlagswerken sich überhaupt nicht mehr zuzuwenden, ist die Gründung und Herausgabe der »Grazer Zeitung« (bald darauf mit dem Titel »Grätzer Zeitung«) vom Jahre 1785 an. Bis dahin hatte Graz ein sehr bescheidenes periodisches Blatt auf zuweisen, den bei Widmanstctter vermutlich schon seit Ende des 17. Jahrhunderts erschienenen »Grazer Mercurius«, aus dessen älteren Jahrgängen mir nur eine Nummer von 1729 vorge kommen ist. Dieses zuletzt in geänderter Anordnung und Aus stattung hergestellte Blatt wurde mit Ende des Jahres 1792 von Widmanstetter eingestellt. Andreas Leykam aber erhielt durch Entscheidung der Behörde vom 24. November 1784 die Erlaub- *) Eine aussührliche Darstellung über diesen typographisch und kulturgeschichtlich sehr beachtenswerten Kalender und seine Geschichte hat vr. Leopold Bein in Roseggers »Heimgartcn« (Jahrgang 41 und 4L) geboten; leider ist die dort erwähnte Vorlage einer selb ständigen Veröffentlichung noch nicht erfolgt.
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