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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1925
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- 1925-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1925
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18, 22. Januar 1925. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. H05 auf unseren Handelszweig zu zeigen. Großen Schaden hat das Radio jedenfalls der Grammophon-Industrie und den Schall- Platten-Fabriken gebracht, auch den Handlungen, die sich deren Vertrieb widmen. Carl Schubert. Einem noch mitten im Weihnachtsgeschäft — am 21. De zember 1924 — veröffentlichten Bericht des »Leipziger Tage blatts« über den Büchermarkt sind folgende Ausführungen ent nommen: > X- Das Weihnachtsgeschäft kann als nicht unbefriedigend gelten. Die Gedanken werden nicht mehr von Brot und Dollar beherrscht, das Buch ist nicht mehr ein unerschwinglicher, entbehrlicher Luxusgegen stand. Namentlich auf dem Gebiete der Kinderbücher kommt dies zum Ausdruck. Bilderbücher und Kalender haben reißenden Absatz gefunden, ein Zeichen, daß immerhin schon zahlreiche Familien in der Lage sind, ihren Kleinsten eine »literarische« Weihnachtsfreude zu machen. Ähnlich liegt cs mit der billigen Unterhaltnngslitcratur für Erwachsene. Nicht nnr die sogenannten Schlager, die man litera risch wohl als zweitklassig bezeichnen muß, haben von dieser Konjunk tur Nutzen gezogen, auch die guten, soliden Ausgaben von Erzählun gen und Novellen moderner Autoren erfreuen sich lebhaftester Nachfrage. Die M e m o i r c n l i t e r a t u r wird viel gelesen und ge kauft. Bezeichnend für die Beruhigung der politischen Atmosphäre und die allgemeine Wiederbelebung des kulturellen Interesses ist es jedoch, daß neben den Denkwürdigkeiten von Feldherren und Poli tikern der jüngsten Vergangenheit wieder die rein literar- und kultur historischen Dokumente verlangt werden. Dagegen bleiben die Kla s- siker stark vernachlässigt. Es ist natürlich schwer zu ent scheiden, ob daran ein Wandel in der Geschmacksrichtung des literari schen Publikums oder nur die wirtschaftliche Konstellation schuld ist. Die Klassiker sind eben in jedem Hause wenigstens einmal vorhanden, und für Neuanschaffungen kommen demgemäß in erster Linie Neu erscheinungen in Frage. Daß die illustrierten K u n st b ii ch c r im Gegensatz zu früher nicht mehr zu den beliebtesten Weihnachtsge schenken gehören, beruht auf zwei Ursachen. Erstens sind gerade der artige Werke verhältnismäßig teurer als im Frieden. Sodann aber scheint eine gewisse Überproduktion erfolgt zu sein, sodaß die Aus nahmewilligkeit des Publikums erlahmt ist. Auch für Luxusaus gaben ist das Interesse stark zurückgegangen. Während der In flation hatte sich der Kreis der Bibliophilen scheinbar ungeheuer er weitert. Zu den wahren Interessierten waren nicht nur die vielen, teilweise recht snobistischen Jnflationsgewinnler hinzugekommen, son dern auch viele, die in kostbaren Büchern einen Sachwert erblickten, in dem sich das zerfließende Papiergeld sicher und würdig anlegen ließ. Heute hat die geringe Kaufkraft des gebildeten Mittelstandes den Ab satz in künstlerischen Prachtwerken vielleicht sogar unter das wünschens werte Maß heruntergedrückt. Trotz alledem darf man es wohl als ein Zeichen der Gesundung ansehen, daß in diesem Jahre das Weihnachts geschäft von dem Begehr nach guten und billigen Büchern beherrscht wird. In einem gewissen Widerspruch zu dieser Tendenz scheint jedoch die sehr geringe Nachfrage nach den populärwissenschaftli chen und volksbildnerischen Verlagsobjekten zu stehen. Die billigen Sammlungen schöner Literatur, die vor dem Kriege einen von der ganzen Welt bewunderten Kulturfaktor im deut schen Verlagswesen darstellten, haben sich noch nicht ganz ihre frühere Bedeutung zurückerobern können. Die Kaufkraft der breiten Massen und des literarisch interessierten Mittelstandes, an die sich solche Unternehmungen in erster Linie wenden, ist so gering, daß bei jedem einzelnen für den Knlturetat nur sehr wenig abfällt. Auch das Bil- dnngsinteressc der berufstätigen Bevölkerung in den Wirren und Sorgen hat gelitten. Endlich aber ist zu berücksichtigen, daß alle diese Sammlungen Jahre hindurch gänzlich abgeörosselt waren und auch jetzt lange nicht in demselben Maße dauernd ergänzt und erweitert werden können wie früher. Dadurch wurden sic von vielen aus dem Auge verloren und müssen sich jetzt erst wieder einbürgern. Neise- beschreibungen und gemeinverständliche Werke wissenschaftlichen In halts sind gleichfalls im ganzen Jahre gut verkauft worden. Dagegen ist die zu Weihnachten übliche Hochflut nicht überall eingctreten. Die Sortimenter haben sich für ihren mutmaßlichen Wcih- nachtsbedarf sehr gut ei „gedeckt. Aber manche Verleger ver missen die dringenden Nachbestellungen, die normalerweise kurz vor dem Fest durch Eilbrief, Telephon und Telegraph einzntreffen pflegten und für den Verlagsbetrieb eine höchst erwünschte Spitzenbclastung in letzter Stunde bildeten. Nur diejenigen literarischen Neuerscheinungen, die allgemeinste Beachtung gefunden babcn, werden stark nachbcstcllt, sodaß man auf einen guten Absatz schließen darf. . . . Wenn vielfach für den Sortimenter doch nicht der volle Erfolg herausspringt, so liegt das auch daran, daß sich die Z a h l d e r Buch handlungen vermehrt hat und die gleiche Gesamtmenge auf mehr Geschäfte verteilt. Als vorläufigen Eindruck kann man jedenfalls feft- stellen: Die Produktionsfreudigkeit des deutschen Verlags und die Lesefreudigkeit des Publikums sind unvermindert. Und mit fortschrei tender Besserung der Wirtschaftslage wird auch der Buchhandel eine neue Blüte -erleben. (Weitere Berichte folgen.) Jndustrieverlag Spaeth <L Linde Berlin 1924. Preis M. 2.40. Das Büchlein enthält zwei Vorträge von vr. Georg Strutz über »Die künftige Gestaltung der direkten Neichssteuern vom Ein kommen und Vermögen«, sowie von vr. Ernst P a p e über »Dis allgemeinen Grundzüge des Steuerstrafrechts«, von denen namentlich der erste allgemeine Beachtung verdient. In seiner bekannten durch dachten und wohlbegründeten Weise nimmt Strutz zu den wichtigsten Problemen auf dem Gebiet der Einkommen- und Vermögenbesteuerung Stellung. Das besonders Erfreuliche an seinem Programm ist die Tatsache, daß es den Bedürfnissen der Wirtschaft in weitem Umfange Rechnung trägt, sodaß nur zu wünschen ist. Strutz möge als Mitglied des höchsten Steuergerichtshofs ein gewichtiges Wort bei der Steuer reform mitreden. Die einheitliche Belastung des Gesamteinkommens unter Rückkehr zur Quellentheorie, Feststellung des wirklichen Rein ertrags, der Goldmarkwert per 31. Dezember 1923 als Ausgangspunkt. Durchstaffelung des Tarifs, nur eine nominelle Vermögensteuer, Verzicht auf Kapitalertragsteuer. Beseitigung der Vorauszahlungen, gesicherter Rechtsschutz u. a. m. sind Forderungen, die von Handel und Industrie ohne weiteres unterschrieben werden können. In einzelnen Punkten werden freilich die Vertreter der Wirtschaft anderer Auf fassung sein, so wenn z. B. äs IsZs ksrsnäa die Zurückdrängung der kaufmännischen Bilanz, ferner neben der Vermögenszuwachs- noch eine Einkommensmehrungssteuer gefordert wird. Jedenfalls ist es im höchsten Maße dankenswert, wenn ein so ausgezeichneter Sachkenner wie Strutz einmal zu den steuerlichen Tagcsfragen Stellung nimmt und dadurch nicht nnr zu praktischer, sondern auch zu wissenschaftlicher Befassung mit diesen höchst aktuellen Dingen anregt. Pape geht vom Artikel VIII der 3. Stenernotverordnung aus. der den verheißungsvollen Titel »Vereinfachung des Strafrechts« trägt. Mit erfrischender Deutlichkeit werden die Mängel des gegenwärtigen Steuerstrassystems einer Kritik unterzogen, die zu dem Ergebnis kommt, daß »der Gesetzgeber sich immer mehr der Abschreckungstheorie früherer Zeiten, verbunden mit einem erheblichen Grade bedenklicher Fiskalitätstheorie zugewendet hat«. Besonders bedenklich sind die Un übersichtlichkeit und Zerrissenheit des Steuerstrafrechts, die Zulassung einer unbeschränkten Geldstrafe, die fehlende Berücksichtigung mildern der Umstände und die weite Ausdehnung des Unterwerfnngsverfahrens. Die allgemeinen Grundsätze des geltenden Systems werden in engstem Zusammenhang mit den Prinzipien des gemeinen Strafrechts klar herausgestellt. Hoffentlich werden in den »Steuertagesfragen« noch weitere aktuelle Steuerprobleme behandelt! Dem gleichen Zweck dienen die von vr. Max Lio n heraus- gegebenen „Zeitgemäßen Steuer- und Finanzfragen" (Carl Hey manns Verlag,Berlin), von denen als 5.Heft im V.Jahrgang „Die Besteuerung der verschiedenen UnternehMUNgSformen" (Preis brosch.M.1,20.) erschienen ist. In dieser Broschüre werden die beiden Referate wiedergegebrn, die ans dem 33. Deutschen Juristentag von dem Senatspräsidenten am Ncichsfinanzhof Enn 0 Becker und von Rechtsanwalt vr. Max Lion über das Thema: »Ist es erwünscht, das Einkommen aus Gewerbe betrieb nach gleichmäßigen Grundsätzen zu besteuern, ohne Rücksicht auf die Rechts form, in der das Gewerbe betrieben wird? Welche Wege rechtlicher Ausgestaltung bieten sich für eine solche Besteuerung?« ge halten worden sind. Auch der Buchhändler, der sich für denmitderSteuer- reform zusammenhängenden Fragenkomplex interessiert, wird mit Nutzen diese sachkundigen Ausführungen lesen, die das Problem in seiner ganzen Schwere beleuchten. Einheitsbestencrung, d. i. die gleich mäßige Besteuerung des Einkommens aus Gewerbe ohne Rücksicht aus die Rcchtsform. oder bloße Verbesserung des geltenden Nechtszustanöes — das ist die Kardinalfrage. Der Juristentag hat sich für die letzte Alternative entschieden, und es hält schwer, gegen die auf gute Gründe gestützte und folgerichtig önrchgeführte Beweisführung der beiden Re ferenten Gleichwertiges ins Treffen zu führen. Trotzdem darf die 162
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