Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1925
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Redaktioneller Teil. 24, 29. Januar 1925. Eine soeben im Verlag des Börsenvereins erschienene Arbeit von Vr. rer. pol. Dietrich Steinkopff*) packt mit kühnem Griff eine der schwierigsten, darum aber auch lohnendsten Materien an. Über den Ladenpreis und die Frage seiner wirtschaftlichen Berechtigung ist schon viel geschrieben worden; man braucht nur an die Literatur anläßlich der Auseinandersetzungen mit dem Akademischen Schutzverein zu erinnern. St. hat sich aber sein Ziel noch weiter gesteckt. Neben die Untersuchung über den Ladenpreis stellt er eine zweite Frage als gleichwertig, inwieweit nämlich die gegenwärtige Organisationsform des deutschen Buchhandels mit dem Ladenpreis zusammenhängt und durch ihn bedingt ist. Seine Untersuchungen gehen nicht etwa dahin — was nach dem Titel angenommen werden könnte —, auf welche Weise die Preisgestaltung durch die Organisation beeinflußt und bestimmt wird; vielmehr erörtert er, entsprechend der historischen Entwicklung und den tatsächlichen Verhältnissen, wie sich das Prinzip des Ladenpreises und dessen Durchführung auf die buch händlerischen Organisationssormen ausgewirkt haben. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß die buchhändlerischen Or ganisationen, insbesondere der Börsenverein, Preispolitik treiben. Diese Ansicht konnte aufkommen, weil man die Kämpfe um den Ra batt (§ 7 der buchhändlerischen Verkaufsordnung) und um den Sorti- mcnterzuschlag als einen Kampf um die Preishöhe ansah, während sie doch nur interne Auseinandersetzungen über die Gewinnquote waren. Auch das Grund- und Schlüsselzahlsystem war nicht Preis politik im eigentlichen Sinne, sondern der Versuch, den für die Ware Buch richtigen und angemessenen- Entwertungssäktor zu bestimmen. Von jeher war und blieb der Verleger »Herr« des Ladenpreises; Kun denrabatt und Sortimenterzuschlag waren nur Abwandlungen, nicht aber grundsätzliche Änderungen des Systems. Auch die Methode der Valutazuschläge und der Festsetzung besonderer Auslandspreise war eine solche nicht, denn auch sie ließ die Bestimmung der Preishöhe letzten Endes in der Hand des Verlegers. Liegt nun in dieser Machtstellung des Verlages die Möglichkeit einer mißbräuchlichen Ausnutzung durch einseitige, von den wirtschaft lichen Gesetzen unabhängige Festsetzung der Preise? Gerade in letzter Zeit sind solche Behauptungen gerne ausgestellt worden, weil man glaubt, hierin die Erklärung für die hoch erscheinende n Bücher preise zu finden. In Wirklichkeit sind die Ursachen für diese schein bare Teuerung ganz andere. Die Vuchware unterliegt genau den glei chen Bedingungen des Marktes wie andere Warengattungen; denn wenn auch zufolge des durch das Urheberrecht bedingten rechtlichen Monopols für die geschützten Werke ein wirtschaftliches Monopol des Verlegers besteht, so wirkt sich dieses im Regelfälle doch nur rela tiv aus und verhindert nicht das Wirksamwerden der preisbestimmen den Pole Angebot und Nachfrage (abgesehen von seltenen Ausnahme fällen, wie etwa bei wissenschaftlichen Monographien). Steinkopff geht auf die Frage, wie die Dinge bei den ungeschützten Werken liegen, nicht näher ein; seine Aus führungen erstrecken sich in der Hauptsache auf das wissen schaftlich« Buch, weil er dessen Vertrieb als den Grund pfeiler des deutschen Buchhandels ansieht. Es wäre dankens wert, wenn auch der Absatz des ungeschützten Buches einmal Gegenstand eingehender Untersuchungen würde; denn gerade bei dieser Verlagsgattung scheint die moderne Entwicklung mit ihrer Massenpro duktion und der vielfach zu beobachtenden Einbeziehung voy Herstellung und Vertrieb in konsumgenossenschaftliche Methoden den Buchhandel und seine Organisationen vor schwerwiegende neue Probleme zu stellen. In der Freiheit der Preisbildung beim Verlag liegt die wirtschaft liche Berechtigung des Ladenpreissystems. Um diese wirtschaftliche Be rechtigung immer aufs neue zu erhärten, muß alles geschehen, damit sich die Gesetze des Marktes ständig voll auswirken können. Verlag und Handel haben vom gesamtwirtschaftlichen Standpunkt aus so einen Anspruch auf Schutz nur, wenn nichts unterbleibt, um alle unnötigen Vc^teuerungsmomente auszuschalten. Nur für diejenigen Kalkula tionen in der Herstellung und nur für eine solche Vertriebsform beim Handel besteht Aussicht auf dauernden Bestand, die die denkbar nied rigste Preisgrenzc gewährleisten. Hier setzen bei Steinkopff recht inter essante Erörterungen ein, bei denen nur bedauerlich bleibt, daß sie mangels geeigneter Unterlagen nicht bis ins letzte gehen. Es fehlt leider an genauen betriebsstatistischen Zahlen. Ob die Bemühungen *) Steintcopkk, vr. viotrietr: Oi-ZanwatjonslraAen mrck ?rei8- Z68taltun§ auk dem cleutscken Vücüermarüt. VeipriZ: Verlag cke8 bäckenpreis: Wc. 3Z0, Varpreis dlk. 2.50; kür" dtitgl. 6. V.-V. 1 Vxpl. kür dVc. 2.— dar. des Börsenvereins, Abhilfe zu schaffen, von Erfolg gekrönt sein wer den, unterliegt zurzeit noch starkem Zweifel. Leider ist die Beteili gung an der von ihm veranlaßten statistischen Erhebung doch recht gering. Sehr interessant sind insbesondere die Ausführungen Steinkopffs über die Spesen im Handel. Ganz allgemein betrachtet liegen doch die Dinge so, daß der Handel die ihm zukommende Funktion nur dann richtig erfüllt und lebensfähig bleibt, wenn er die beste, nicht nur die bequemste, sondern auch die billigste Vertricbsform dar stellt. Versagt er hierin, so sucht sofort entweder der Produzent oder der Konsum andere Wege und schaltet ihn aus. Würden beispielsweise die Kosten unmittelbarer Ver sendung im Verlag und die damit verbundenen Propaganda kosten billiger sein als der Weg über das Sortiment, so wäre der Ver lag schon aus Selbsterhaltungstrieb auf die Dauer nicht imstande, den kostspieligeren Apparat zu benutzen. Tatsächlich bestand ja in der In flationszeit vorübergehend die Gefahr einer solchen Ausschaltung im wissenschaftlichen Buchhandel, wenn sie vielleicht auch noch durch andere Gründe beeinflußt wurde. Sie ist auch jetzt noch nicht gebannt. Es braucht nur an das Vorgehen mancher Vereinsverlage für das wissen schaftliche Buch, an die Buchgemeinschaften der verschiedensten Auf machung beim sch unwissenschaftlichen Buch erinnert zu werden. Deshalb muß der Handel immer wieder aufs neue bemüht sein, die besten und billigsten Absatzmöglichkeiten für den Verlag zu bieten. Da taucht nun das in den letzten Jahren viel erörterte Problem aus, wie der zweifellos stark gestiegenen Spc- senlast des Sortiments abgeholfen werden kann, ohne gleichzeitig eine Verteuerung der Buchware und damit eine Absatzgefährdung zu zei tigen. Allgemeine Erhöhung der Rabatte und Festlegung eines Min destrabatts seitens der Organisation werden- nicht nur als unzweck mäßig, sondern als verfehlt und gefährlich abgelehnt. Zwischen Pro duktion und Handel muß das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte erhalten bleiben; zwangsläufige feste Nabattgrenzen würden nichts anderes bedeuten -als eine Existenzgefährdung für den Handel, als eine Art Wirtschaftsmonopol mit allen seinen nachteiligen Auswir kungen. Gegen solche Bestrebungen muß nach Ansicht des Verfassers auch der Verlag geschützt werden. Dieser Schutzanspruch gibt den innersten Grund für die Forderung nach Einführung des Kurialsystems oder zum mindesten auf Sicherungen gegen die Möglichkeit, durch das Majoritätssystem festgelegt zu werden. Als Abhilsemittel für möglichste Verbilligung und Aus schaltung der Absatzgefährdung vermag St. auch nur die alten Rezepte zu empfehlen: Verringerung der Spesen auf das denk bar niedrigste Maß durch rentabelste Betriebsführung und größtmögliche Steigerung des Umsatzes. Die wichtigsten Gesichts punkte werden in diesem Zusammenhang berührt: Konditionssystem, Ansichtssendungen, Spezialisierung des Sortiments, Reform d«s Ver kehrs über Leipzig, sachgemäße Werbung im In- und Ausland, Be hebung der Übervölkerung im vertreibenden Buchhandel. Gegen letztere ist allerdings im Zeichen der Gewerbefreiheit das Sortiment selbst machtlos; der Verlag müßte in seinem eigenen Interesse darauf sehen, dem Übermaß an Neugründungen zu steuern. Wird demnach das geltende Preis- und Vertriedsfystem als wirt schaftlich berechtigt angesehen, so gilt das gleiche auch von der Organi- sationsform. Nur ist eben die Aufgabe dieser Organisation, die im Börsenverein ihre Verkörperung findet, nicht eine solche der Preis- politik, sondern lediglich der Preisüberwachung (woneben natürlich noch andere Ausgaben bestehen, die aber in diesem Zusam menhang nicht interessieren). Ist der Ladenpreis die wirtschaftlich vollkommenste Form der Preisbildung für den Buchhandel, so muß er auch geschützt werden Alle Teile des Buchhandels sollten dem als richtig erkannten Prinzip dienen und ihm immer aufs neue, zum Siege verhelfen. Trotzdem ist der Börsenverein nicht ein Kartell, wenigstens kein P r e i s kartell, höchstens ein Konditionenkartell oder die Dachorganisation für eine Mehrheit von solchen, nämlich seiner Unterorgane, der Orts- und Kreisvereine. Er war dies nicht immer in so klarer Form wie heute, sondern wurde cs erst durch die Reform von 1888 (Frankfurter Haupt versammlung vom September 1887). Die damals beschlossene Satzung gilt auch heute noch; die inzwischen eingefügten Neuerungen sind unter geordneter Natur. Wenn St., die Neformbeöürftiigkeit des Börsen- vereins im Sinne der jetzt vorliegenden Vorschläge bejaht, so ist er allerdings eine eingehende Begründung schuldig geblieben, ebenso wie die brennende Frage der Überorganisation nur gestreift wird. Nur bei der Behandlung der Frage des Mindestrabatts werden Gründe für die Einführung des Kurialsystems angeführt, denen eine gewisse
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