Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1926
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- 1926-08-21
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194, 21. August 1926. Redaktioneller Teil. vürlenblatt f. d. Drjchn. Buchhandel. Erfüllt es diese Erwartungen nicht. Anders formuliert: Kraft, Per sönlichkeit ohne moralisierende Absicht, neue Wege suchen wir im Buch! — Deshalb gelingt es uns vielfach nicht, einerseits über die starre, gehaltene Form der Klassiker hinwegzukommen, andernteils mit den idealistischen, aber weltfernen Romantikern vertraut zu werden. Blei ben die »Modernen«. Und die? Ich persönlich fand mein Ideal in einem kleinen bescheidenen Büchlein, das ich, als Siebzehn jährige, zufällig vor einem Jahre in die Hand bekam: »Die heilige Nacht«, eine Weihnachtslegcnde von Ludwig T h o m a. Hier ist mit wenig Worten viel, ja alles gesagt: — cs ist, wie wenn man in eine alte kleine Dorfkirche tritt. Am Altar stehen die Statuen der heiligen Familie, Maria, Josef und Jesus, und sehen aus ganz wie die andern Menschen auch — und doch so anders. Das Jesuskind hat sich in ein herziges rotbackiges bayrisches »Christkind« verwandelt, aber alle haben sie doch einen echten goldenen Heiligenschein — und wenn sie dich anschauen, mußt du niederknien. — Es kann auch nicht jeder in die Kirche hinein; außen wächst eine Dornenhecke herum, das Ist die klotzige, schwer verständliche bayrische Sprache. Ihr Gebildeten, die ihr fremde Sprachen lernt, um Dichter des Auslands zu verstehen, wollt ihr euch davon abschrecken lassen? Warum mir gerade dieses Buch solchen Eindruck gemacht hat? — Zum Teil ist es wohl der echte, urwüchsige Humor, der aus jeder Zeile spricht. — Wer lacht nicht, wenn der arme Handwerksbursche, der sich dem heiligen Paar hilfreich erwiesen hat, so eilig beim Anblick der Stadt Bethlehem verschwindet: »Von zweg'n de Standari, vastehst, denn koane Papier Hab i koa«. — Oder wenn dem heiligen Josef bei der Nachricht von der Volkszählung die bittere Weltwcisheit aufgeht: »Der Kaiser Augustus will's Hamm. Er braucht eahm halt wieder a Geld. Ma treibt's vo de kloana Leut z'samm. Dös is amal so auf da Welt«. — Manchmal gibt uns auch der Ludwig Thoma einen kräftigen Wink Mit dem Zaunpfahl: Das Porträt, das er von »die reichen Leut« in der tragikomischen Szene macht, in der das heilige Paar so schnöd -von den guten Verwandten fortgewiesen wird, werden wir uns nicht hinter den Spiegel stecken. — Nun, so was tut vielleicht ganz gut. — Es sind ja noch so viele Stellen von hoher poetischer Schönheit in dem Buch, daß wir die kleinen und — treffenden Seitenhiebe dem Autor gern verzeihen. Kann man z. B. einen deutschen Winterwald schöner schildern, als Thoma es vor der Szene vom Gang nach Bethlehem getan hat? — Auch die cingestrcuten »Gesänge« sind ja in ihrer Ein fachheit so ergreifend, daß sie für mich zu den feinsten Stimmungs bildern der Literatur überhaupt gehören. »Erklären«, warum ein Buch großen Eindruck macht und Einfluß auf einen Menschen gewinnt, kann man schwer. — Thoma hat hier versucht, »der Bibel heil'ges Pergament in sein geliebtes Deutsch zu übersetzen«, und ich glaube, es ist ihm gelungen. — Das wird es gewesen sein, daß mir darin zum ersten Mal aufging, was das heißt: »Von deutscher Seele«. G. Z. Bon der Bildpostkarte. Man sollte glauben, wo so hervorragend Schönes auf dem Gebiete der Bildpostkarte geboten wird wie in Deutschland, da sei überhaupt kein Platz mehr für »billige« Fabrik- und Schundware. Und doch findet man noch viel Minderwertiges, oft an Orten und in Ländern, wo man es am wenigsten vermutet. Nicht immer ist der schlechte Geschmack des Publikums, sondern sehr oft der kurzsichtige Krämergeist der Inhaber solcher Verkaufs stellen daran schuld, die die Karten möglichst billig verkaufen und doch viel daran verdienen wollen, also notwendigerweise nach billiger Schund- und Massenware greifen müssen. So kommt es, Haß neben rühmlichen Ausnahmen man an Plätzen, wo der Händler eine Monopolstellung hat, auf Bahnhöfen, Dampfern, an isolierten Aussichtspunkten, in Museen und Schlössern, also gerade da, wo die schönsten Objekte sich befinden, das schlechteste Zeug angeboten be kommt und mangels Besserem auch kauft. Wenn in den Ver einigten Staaten Amerikas fast durchweg der ordinärste Schund ver zapft wird, den bei uns kein Bauernknccht mehr kaufen würde, so liegt das an dem schlechten Geschmack des Durchschnitts-Amerikaners. Bei uns in Deutschland hat sich zum großen Teil durch die schöne Qualität der gebotenen Postkarten der Geschmack seit 20 Jahren selbst in Arbeiterkreisen und auf dem Lande so gehoben, daß nur die oben bezeichneten Verkäufer daran schuld sind, wenn noch soviel Unerfreu liches da und dort zu sehen ist. Der Großteil des Publikums legt gern 5 und 10 Pf. mehr für eine Karte an, wenn sie wirklich schön ist. Das Wort »Postkarte ist Postkarte« ist ebenso frivol wie dumm und schädlich. Man sagt auch nicht Hose ist Hose oder Buch ist Buch, wenn man derartiges kaufen oder verkaufen will. Was besser ist, darf und Muß mehr kosten als das Schlechtere. Es wäre wünschenswert, daß jeder Postkarten-Hersteller, -Ver leger und -Händler und alle die Kreise, Lenen daran liegt, daß den» Volke nur das Beste geboten wird, alle jene, die erkannt oder auch noch nicht erkannt haben, daß nur Qualitätsware uns retten kann auch auf diesem Gebiete, auf dem wir noch vor dem Kriege den Welt markt beherrscht haben, daß alle diese Leute eine Broschüre lesen und —beherzigen würden, die soeben von dem Verleger Rolf Kellner unter dem Titel »Die wirtschaftliche und kulturelle Bedeu- tungderAnsichtskarten« hcrausgegeben wurde*). Wir können dem Inhalt des gehaltvollen Schriftchens voll und ganz zustimmen mit Ausnahme der Bemerkung aus Seite 11, daß die »Künstlerkarten heute der größte Kitsch« seien. In dieser Verallgemeinerung liegt ein großes Unrecht gegenüber den Verlegern, die auf dem Gebiete der Künstlerkarte geradezu Hervorragendes geleistet haben und trotz der Ungunst der Zeit unter schweren Opfern noch leisten. Der Umstand, daß einige Zeit lang von Unberufenen unter dem Titel »Kllnstler- karte« fürchterlich viel Kitsch publiziert und auf deu Markt geworfen wurde, darf uns nicht blind machen für das viele Mustergültige und entzückend Schöne, was zahlreiche ernsthafte und tüchtige deutsche. Kunst- postkarten-Verleger unserm Volke und der Welt geschaffen und ver mittelt haben. Mit Ausnahme dieser einen Stelle ist aber alles, was Rolf Kellner in tiefgründiger und edler Darstellung in seinem zeitgemäßen Schrift- chen sagt, richtig und beherzenswert, und wir möchten nur wünschen, daß es auch von allen denen gelesen wird, an die es sich speziell wendet. Jeder von ihnen kann Nutzen, auch greifbaren Nutzen daraus ziehen. C. A., München. Handrvöi'tel-ducti der kecklswiZsenscliakl. borauggsgebsn von vr. I? rit 2 8tier-8omlo und vr. Alexander de 0runter L Oo. 1926. XV, 912 8eitell. vex.-8°. 39.— R>1., in vslbleder 46.— kdl. Von dem großzügig angelegten Lieferungswerk, das im Jahre 1927 abgeschlossen sein soll, liegt jetzt der erste Band vor. Er lehrt, daß die gigantische Aufgabe, der Rechtszersplitterung und Rechtsentsremdung durch einen neuen »Versuch der Verständigung zwischen Rechtswissen schaft und Rechtsverwirklichung« entgegenzutreten, mit außergewöhn lichem Geschick und Erfolg ungefaßt worden ist. Übertriebene Speziali sierung und Isolierung der einzelnen Wissensgebiete haben dazu ge führt, daß einer die Sprache des anderen nicht mehr versteht, und des halb ist jeder gelungene Versuch einer synthetischen Behandlung der differenzierten Nechtsmaterie lebhaft zu begrüßen. Möge das alle Nechtsdisziplinen umfassende Werk dazu beitragen, durch seine gemein verständlich geschriebenen Beiträge die Kenntnis des Rechts und da mit das Verständnis für die rechtlichen Grundlagen unseres Staats und Wirtschaftsgebäudes in weiteste Kreise hineinzutragen! Auch in der Fachbibliothck des Buchhändlers gebührt dem Werk ein Ehrenplatz. Der den Lesern des Börsenblatts wohlbekannte Name des Mitherausgebers vr. Alexander Elster bürgt dafür, daß speziell die den Buchhandel berührenden Abschnitte mit größter Sachkunde ver faßt sind. Dankenswerterweise enthält der erste Band eine ausführ liche Darstellung des Buchhandclsrechts, sodaß namentlich auch dem Buchhandel fernerstehende Kreise, wie Richter und Anwälte, einen Einblick in Struktur und Wesensart des Buchhandels sowie seiner Handelsbräuche gewinnen können. An die Darstellung der rechtlichen und wirtschaftlichen Eigenart der einzelnen Sparten des Buchhandels reiht sich ein Überblick über die Beziehungen zwischen Verleger und Autor, Verlag und Sortiment sowie Publikum unter Zugrundelegung der buchhändlerischen Ordnungen. Bemerkenswert ist die Bezeichnung des Buches als »Markenartikel«, was für die Bekämpfung der Schleu derei als unlauteren Wettbewerb bedeutsam ist. Dagegen bedürfen die Ausführungen über den Boykott als Folge der Sperre insofern einer kleinen Korrektur, als die Schwierigkeiten sich nicht aus der zu Unrecht angenommenen Lieferpflicht (vgl. dagegen 8 2 der Verkehrsordnung), sondern aus Grund des Kartellrechts ergeben. Die für den Buchhandel wichtigen Bestimmungen der Gewerbeordnung sowie Bemerkungen über Preistreibercirecht, Schiedsgerichtsbarkeit und Nezensionswesen beschließen den interessanten Abschnitt, der in den späteren Bänden eine wertvolle Ergänzung durch die Abschnitte über Urheber- und Verlagsrecht erfahren wird. Von Materien, die den Buchhandel unmittelbar angehen, seien aus dem vorliegenden Band noch genannt *) Rolf Kellner: Die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Ansichtskarten. Karlsruhe i. B.: I. Velten Verlag. 27 Si 1037
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