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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1927
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- 1927-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1927
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- Deutsch
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>5 304, 3l. Dezember 1927. Redaktioneller Teil. Erst kam der »Verein der Tapetensabrikantcn» zustande, dann der »Hauptverein deutscher Tapetenhändlcr«, und beide haben in den langen Jahren ihres Bestehens äußerst segensreich gewirkt. Sie haben viele Auswüchse in der Branche beseitigt, haben We sentliches zu ihrer wirtschaftlichen Gesundung beigetragen und ihr jene geachtete Stellung gegeben, die sie heute einnimmt. Aber auch als Verlagsunternehmen erwies sich die -Tapcten-Zcitung« als lebensfähig. Wenn man seinen Blick schärst, kann man ganz genau die jenigen Verlagsunternehmungen, die von einer volleingesetzten und leidenschaftlich beteiligten Persönlichkeit getragen sind, unter scheiden von anderen, die mehr Angestelltenarbeit sind, oder in denen der Unternehmer sich nicht voll und restlos auswirkt. Es muß ein Mensch in seine Arbeit das ihm mögliche Maxi mum von Liebe und Interesse hineingeben; nur dann ist sie lebendig. Ein anderer mag ihm an Gaben überlegen sein, bas verschlägt nichts. Es bleibt das Grundgeheimnis des Er folges: Nur voller Einsatz bringt vollen Ertrag! Ich darf von mir sagen, daß ich meine sämtlichen Verlags unternehmungen niit derselben Gesinnung betreibe, mit der ein anderer einen Sport, eine Kunst oder das Sammeln betreibt. Ich mache sie für mich selbst. Leicht ist es zu verstehen, daß mein Blick sehr bald von der Tapete zum Ganzen des Jnnenraums weitcrwandcrte. Die Tapete betraf die Wand, sie war nur ein Bestandteil, sie hatte nur Sinn und Wert in Beziehung auf eine Raumgesamt- hcit. Wie stand es aber um die Leistungsfähigkeit der Raumkunst und um ihre Pflege? Auch da machte sich alsbald eine Lücke be merkbar. Wohl bestanden in München und Leipzig seit einer Reihe von Jahren kunstgewerbliche Zeitschriften, die sich bestreb ten, dem deutschen Kunsthandwerker mustergültige Erzeugnisse früherer Jahrhunderte vorzusühren. Das Programm dieser Zeitschriften erwies sich in doppelter Hinsicht als unzulänglich. In jenen Jahren begann man des kopistischcn Herumwühlens in den historischen Stilen geradezu überdrüssig zu werden. Allo Vergangenheit war sattsam durchforscht. Man begriff endlich, daß sich unter dem bunten Wechsel der historischen Kostüme, die man nacheinander übcrwarf und ablcgte, eine grenzenlose Armut und Langeweile verbarg. Der Kunstgewerbler hungerte nach etwas Neuem, nach Formen, die der Gegenwart angchörten, die unserem Geist, unseren Bedürfnissen und Möglichkeiten ent sprachen. Diesen Mängeln nun dachte ich durch eine eigene Gründung abzuhelfen. Ich ries im Jahre 1890 die Zeitschrift »Innen- Dekoration» ins Leben. Sie sollte auf der einen Seite dem Kunsthandwerk von allem Guten neuer raumkünstlerischer Pro duktion das Beste in Wort und Bild verführen. Sie sollte ande rerseits das Publikum unausgesetzt über die Segnungen unter richten, die in einem behaglich und geschmackvoll eingerichteten Heim liegen; Segnungen, die sich aus die Schaffenskraft und Leistungsfähigkeit im Beruf, aus Geistes- und Herzensbildung, aus ein glückliches Familienleben, auf einen höheren, form- volleren Lebensstil erstrecken. Diesem doppelten Bestreben ist im Laufe der Jahrzehnte ein Erfolg zuteil geworden, der meine Erwartungen vollauf erfüllte. Das aus praktischer, helfender Gesinnung Entstandene hat kräftig Wurzel gefaßt. Das Kunsthandwerk wie die bildungsfähigen Kreise des Volkes haben mit Begierde nach dem neuen Blatt ge griffen. Wesentlich für die »Jnnen-Dekoration« ist es, daß in ihr zum ersten Male der Grundgedanke meiner vorherigen und meiner ganzen späteren Arbeit zum offenen Ausdruck kam: der Wunsch, ein Bindeglied zwischen Kunst und Leben, zwischen Künstler und Volk zu sein, eine Arbeit mit doppelter Angriffsfläche zu leisten, indem der Künstler zu breitester Aus wirkung, das Publikum zu eigenem Urteil und verständnisvollem Mitgehen gebracht werden sollte. Den Jüngeren mag ein solches Problem heute als eine Selbstverständlichkeit erscheinen. Sie dürfen aber nicht vergessen, daß, wenn dies der Fall ist, darin schon das Ergebnis unserer jahrzehntelangen Arbeit liegt. Im Bewußtsein des Volkes war noch keine Spur jener Auffassung, die die Kunst als einen Bestandteil des Lebens versteht, beide 150« tausendfach voneinander abhängig, beide unauflöslich verbunden, jedes nur mit Hilfe des anderen zu begreifen und zu enträtseln. Nur wenige, lebendige Geister waren von dieser Auffassung er füllt. Ihr zu dienen war der Wunsch und die Be stimmung meines Lebens. Die Kunst aus der Gefan genschaft der Ateliers zu erlösen, sie in den Dienst des Menschen zu stellen, das Verständnis im Volk zu wecken, den Geschmack zu schulen und somit von allen Seiten zum Ideal einer durchge bildeten, restlos erfüllten Lebensforni der Nation zu gelangen — das ist die geheime Absicht meines Tuns. Nach dem, was ich über die allgemeine Richtung meines Schaffens gesagt habe, kann es. nicht wundernehmen, daß der Er folg der »Jnnen-Dekoration» mir nur zum Ausgangspunkt für eine neüe Unternehmung von abermals erweitertem Gesichts punkt wurde. Es trat jetzt die Möglichkeit an mich heran, die Aufgipselung meines Lebenswcrks zu geben. Die Kunst als lebenformende Macht, das war in vollem Umfang dar- zustellcn. Der Jnnenraum war Rahmen des Lebens. Nun galt es zu zeigen, wie in diesen Rahmen die Kunstselbst als Gemälde, als Graphik, als Plastik eintritt, um ihr geistig deutendes Wort zu sprechen. Und so befestigte sich in mir der Gedanke, eine neue'Zeitschrift in den Dienst der Kunst und des Handwerks, oder, wie man bis vor kurzem gerne sagte, der »hohen» und der »angewandten» Kunst zu stellen. Diese Zeitschrift trat unter dem Namen »Deutsche Kunst und Dekoration» im Jahre 1896 ins Leben. Ein von mir verfaßter »Aufruf» an die deutschen Künstler und Kunstfreunde leitete das erste Heft ein. Er knüpfte scharfe Kritik daran, daß »Anfang der sechziger Jahre durch die Einführung des Begriffes ,Kunstgewerbe' eine Sonder gruppe von Künstlern zweiter Klasse geschaffen wurde. Diese falsche Standes- bzw. Tätigkeitsscheidung war der schwerste Schlag, der die deutsche Kunst und das deutsche Kunstgewerbe tressen konnte; denn er vernichtete bei Publikum und Künstlern das Bewußtsein der natürlichen Zusammengehörigkeit aller bil denden Künste, der Notwendigkeit eines Jneinanderaus- gehens sämtlicher Künste! Architekten, Bildhauer, Maler und technische Künstler, die sogenannten Kunstgewerbetrei benden, sie alle gehören auf das engste zusammen und auf einen Platz, selbstdcnkend, aber doch Hand in Hand schaffend für ein großes Ganzes!« Es kam also an auf die F ö r d e r u n g e i n e r mitten im Leben stehenden,vom Volke getrage nen, gesunden deutschen Kunst. Somit hat die »Deutsche Kunst und Dekoration» Wohl als erste unter den einschlägigen Zeitschriften jenes Pro gramm aufgestellt, um dessen Verwirklichung sich die späteren Jahrzehnte nicht umsonst bemüht haben. Die Zeitschrift wurde gemeinsam mit der »Jnnen-Dekoration» den neuen Formbcstrebungen zum Organ der Vecössentlichung, der Aus wirkung, der Propaganda und der Ermutigung. Sie wirkte als eine Art »Dauerausstellung im Bild«. Insbesondere gelang es ihr auch, das Publikum zur freudigen Teilnahme an dem neuen Geschehen heranzuziehen. Die Zeitschrift hat über drei Jahrzehnte einer an Erschei nungen, an Experimenten und Umwälzungen sehr reichen Kunst entwicklung durchschritten. Es bedurfte des angespanntesten Ausmerkens, es bedurfte ständiger Selb st Prüfung und größter Regsamkeit, um auf der einen Seite die Fühlung mit dem Publikum, aus der anderen Seite die Fühlung mit der Kunst und den ernsten Urteilsmaßstäben zu bewahren. Es ist sehr leicht, eine Kunstzeitschrift zu machen, die sich rein auf den kennerischen Standpunkt stellt — die Kleinigkeit vorausgesetzt, daß man uferlose finanzielle Opfer dafür bringen kann. Aber es ist durchaus nicht einfach, ein lebensfähiges Organ zu schaffen, das sich nach beiden Seiten hin in voller Selbständigkeit erhält, das weder auf Führung verzichtet noch auf Wahl, das dem kunstfrohen Laien wie dem Künstler die Freundeshand reicht und als ein uneigennütziger Vermittler zwischen beiden steht. Ein Organ wie die «Deutsche Kunst und Dekoration» ist seinem Wesen nach auf die Herbeiführung einer echten, herzlichen Freundschaft zwischen Künstler und Volk angelegt. Aber diese Freundschaft, diese Liebe nach beiden Seiten muß im Gemüt des Leitenden als
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