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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1927
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- 1927-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1927
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- Deutsch
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VMmdMfck-mMMckmNlälluuM Nr. 246 kR 131). Leipzig, Donnerstag den 2V, Oktober 1927, 84. Jahrgang. Redaktioneller TÄ Dom festen Ladenpreis. Offenbar liebt es der Buchhändler nicht, theoretische Be trachtungen über die Grundlagen seines Berufes anzustellen, sonst hätte das Vorgehen des Herrn vr, Winterhoss, der an dem »Eckstein des deutschen Buchhandels», dem festen Ladenpreis rüttelt, eine lebhaftere Debatte, insbesondere von seiten des Sortiments, Hervorrufen müssen. Das ist sehr bedauerlich, denn die Sache ist, weiß Gott, wichtig genug. Wenn cs vr. Winter hoff gelänge, die Gleichgültigen aufzurütteln, so hätte er allein dadurch sich ein großes Verdienst uni den Buchhandel erworben, Herr vr. Winterhoff meint, schuld an der Überproduktion des Verlages und an der Überzahl der Sortimenter sei die Krönersche Reform und der feste Ladenpreis, Jahrhunderte hätte sich der Buchhandel bei dem freien Ladenpreise wohlgcsühlt, erst durch die Bindung sei der freie Wettbewerb eingeschlasen und daher kämen alle Mängel, die in der Gegenwart unzweifel haft vorhanden sind. Ein Fragezeichen zu dieser Behauptung bildet allerdings ein Notschrei, den zwei Buchhändler aus der Frühzeit des Buch handels, die beiden Wanderdrucker Sweynheim und Pannartz am 2V, März 1472 aus Subiaco an den Heiligen Vater Sixtus IV, in Rom richteten. Der Inhalt der langen Eingabe klingt sehr modern: »Wir Deutschen haben als die ersten diese so nützliche Kunst an Deiner römischen Kurie unter vielen Mähen und Kosten zur Zeit Deines Vorgängers eingesührt. Wir haben 36 Werke in 12 475 Exemplaren gedruckt, ein unerträglicher Ballast, der bei dem Mangel an Käufern nicht länger von uns getragen werden kann. Unser Haus ist voll von Quinternionen, aber leer an nützlichen Gegenständen. Aus Dir, gnädigster Vater, der Du so weise und so gelehrt bist, beruht unsere Hoffnung, an Dir ists, unserem Mangel an Mitteln abzuhelsen, damit wir nicht unter gehen, Gib uns eine Anstellung, damit wir uns und die Unsrigen ernähren können. Wir sind bereit, Dir so viel von unseren Bogen, als Du wünschest, zu übergeben. Wenn wir unsere Werke verlaufen könnten, so würden wir Dich um nichts bitten, sondern Dir das Unsere anbieten». Man lese diesen Notschrei bei Kapp und Goldsriedrich Bd, I Seite 183 im Wortlaut, Wie heute, so hat er auch damals keinen Erfolg gehabt. Es ist kein Zufall, daß der Buchhandel gleich mit einer »Notstandsordnung» ins Leben tritt, denn es geht daraus her vor, daß die Schwierigkeiten in ihm selbst liegen: Das Buch ist keine gewöhnliche Ware, es ist ein Wertobjekt, wenn cs einen Käufer findet; es ist Makulatur, sogar weniger als das, »de naturiertes Papier», wenn der Käufer fehlt. Ein Buch ist ein Individuum, das durch kein anderes zu ersetzen ist, der Her steller weiß nie im voraus, zu welcher Kategorie sein Buch ge hört, und darum druckt er fast immer zuviel. Das ist die alte Klage, die wie ein roter Faden durch die Geschichte des Buch handels hindurchgeht. Warum soll die Gegenwart nicht auch darunter leiden? Das sind Binsenwahrheiten, aber sie müssen immer wieder gesagt werden. Gewiß hat Herr vr. Winterhoff recht, wenn er sagt, daß die Überproduktion noch nie so!große Dimensionen angenommen habe. Aber haben wir nicht «ine ebenso große Überfüllung der akademischen Berufsarten? Gibt es nicht viel zuviel Arzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, sodaß 8V Prozent von ihnen kaum das Existenzminimum haben? Zeigt sich nicht darin eine viel leicht übertriebene Wertschätzung der Bildung, die unserem Volke eigentümlich ist? Ich habe mich oft schon gefragt, ob wohl der Verlag aktiv wäre, wenn man über feine Gesamtheit (vielleicht die Zeitschriften ausgenommen) eine Gewinn- und Verlustrech nung machen könnte. Eben weil der Verlag, und der Buch handel überhaupt, für einen »seinen Beruf» gilt, strömt ihm von allen Seiten Kapital zu, das anderswo erworben wurde und das in ihm verloren wird. Das ist der zweite Anreiz zur Überproduktion, Gewiß haben der feste Ladenpreis und die Organisation des Buchhandels manchen Schwachen gestützt dadurch, daß sie ihn schützten vor Unterbietung, aber andererseits macht man doch dem Börsenverein wieder den Vorwurf, daß er die Neugründung einer Buchhandlung erschwere, daß er sich gegen den »Auch buchhandel» ablehnend verhalte. In beiden Tendenzen, die nach entgegengesetzten Richtungen gehen, kann der Börsenverein gar keinen durchgreifenden Erfolg haben, weil die Wirtschaft ihre eigenen Gesetze hat und jeden Reiter, der sie meistern will, ab schüttelt. Wenn Herr vr. Winterhoff sagt, der Buchhandel kenne den festen Ladenpreis erst seit dem Jahre 1887, so hat er nur zu einem Teil recht. Er kannte ihn von jeher, aber er brauchte nicht geschützt zu werden, weil jeder Buchhändler in seiner ört lichen Abgeschiedenheit sich sicher fühlte. Damals wurde der Ladenpreis wohl mehr nach oben übcrbotcn als nach unten. Der Gründer der Firma R, Oldenbourg hatte Anfang der dreißiger Jahre in Lübeck gelernt, er rechnete seinem Chef nach, wieviel er verdient hatte. Der Umsatz war nicht groß, die Spesen klein, der Rabatt mäßig, aber einen ivescntlichen Teil seines Ver dienstes bildete die Umrechnung in die lübischc Währung — also der Zuschlag, den er erhob. Vergessen wir nicht, daß Deutschland erst in den 66er Jahren ansing, ein einheitliches Wirtschafts gebiet zu bilden, daß erst später das Postpaket, das Kreuzband, die Postanweisung und gar der Postscheck aufkamen. Mit der idyllischen Ruhe war es damit aus: die Konkurrenz von allen Seiten setzte ein. Das Spesenkonto wuchs, der moderne Grund satz: Großer Umsatz, kleiner Nutzen machte sich geltend. Die Ausschläge machten der Schleudere! Platz, Ältere Kollegen er innern sich noch sehr wohl an die Zeiten, wo jeder Sortimenter am Morgen die Schaufenster seines Konkurrenten besichtigte, um seine Preise durch noch billigere zu unterbieten. Hätte dieser scharfe kapitalistische Wind den Buchhändlern länger um die Nase geblasen, so würden wir in Deutschland ähnliche Zustände haben wie in Frankreich, England oder Amerika, d, h, der Buchhandel im deutschen Sinne wäre verschwunden, und an seine Stelle wäre der Bouquiniste, also der Zwergbetrieb, das große Versandgeschäft oder Warenhaus, also der Großbetrieb, getreten. Eben weil der Buchhandel diese Entwicklung wohl mehr ahnte als deutlich vor sich sah, deshalb war er für die Krönersche Reform zu gewinnen. Es ist ein Zeichen für den Weitblick unserer Vorfahren, daß damals die Verleger, die an der Sache nur mittelbar interessiert waren, die Führung über nahmen. Insofern hat Herr vr. Winterhoff recht, durch di« Krönersche Reform wurde das vielgestaltige Bild des Buchhandels, wenn man will die Überproduktion, erhalten. Man erlaube mir aber die Gegenfrage: ist es wünschenswert, ja ist cs überhaupt mög lich, die Verlagsproduktion und den Vertrieb zu typisieren? Wir sehen, daß in Amerika das Fordautomobil, das in der Typi sierung am weitesten ging, rasch abwirtschaftcte und den, besseren, 1245
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