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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1927
- Strukturtyp
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- 1927-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1927
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- Deutsch
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anspruchsvolleren Platz machte; ja man sicht nicht ohne Ironie, daß in Amerika ein Verlag deutschen Stils, mitten unter Buch- sabriken, wieder das Modernste ist, was man haben kann, und darum geschäftlichen Erfolg bringt. Warum sollen wir Deutschen uns überstürzt amerikanisieren, wenn man sicht, daß Amerika versucht, sich zu europäisieren? Wenn die sreie Preisbildung nur den Erfolg hätte, die Überproduktion des Verlages zu vermindern, die Zahl der Buch handlungen auf ein erträgliches Maß einzuschränken, fo wäre es die Pflicht des Börsenvcreins, dazu überzugehcn, denn er kämpft jetzt gegen beides vergeblich an. Herr I)r. Winterhoff wagt es wohlweislich nicht, sich auszumalen, wie diese Maßregel sich auswirken würde, er meint, die Ansichten darüber gingen auseinander. Das ist aber nicht der Fall, nicht nur die deduktive Überlegung, sondern die praktische Erfahrung in Frankreich, England, Amerika gibt daraus eine ganz eindeutige Antwort: Der Zwergbetrieb wird erhalten, >der Mittelbetrieb wird ver schwinden und dem großen Versandgeschäft Platz machen, das schließlich dem Verlag nicht nur feine Bedingungen, sondern auch seine Produktion diktiert. Schon feit Jahren ist es das tragische Schicksal des deutschen Sortiments, «daß der Kleinbetrieb (ohne Börsenblatt, Neuigkeitenvertrieb und gebildete Gehilfen) rentabler ist als ein mittlerer Betrieb, der sucht, eine kulturelle Höhe zu halten. Als ich vor 25 Jahren noch ein Sortiment hatte, sagte mir ein Gehilfe: er wolle sich selbständig machen, aber er dächte nie daran, ein großes Sortiment zu gründen, er habe festgestellt, daß ein kleines Geschäft mit einigen gangbaren Brotartikeln und Antiquariat viel rentabler sei. Er ist jetzt noch Bouquiniste, ist trotz feiner buchhändlerischcn Ausbildung nicht im Adreßbuch und nicht Mitglied des Börscnvereins, dafür trägt er am Finger einen Brillantring, um den ihn mancher angesehene Sklave seines Unkostenkontos beneiden könnte. Das jfj die Ursache der vielen Mejnhetriebe, nicht die Politik des Börfenbereins, die dein vergeblich entgcgenarbeitet. Ist es wünschenswert für die Allgemeinheit, daß diese Ent wicklung durch Aufhebung des Ladenpreises beschleunigt werde? Ich glaube, die Buchhändler und mit ihnen der Börsenverein sind in der glücklichen Lage, den Nachweis führen zu können, daß das nicht der Fall ist. Es ist der Fluch und der Segen des deutschen Sprachgebietes, daß es niemals ein einheitliches Wirt schaftsgebiet bildete, jode Landschaft, jede Stadt und damit auch jeder Einzelne strebt nach einem persönlichen Ausdruck. Buch- händlerisch drückt sich das in der gctvalligen Zahl der jährlich erscheinenden Bücher aus. Wir handeln nach dem schönen Rückertschen Spruch: »Wenn die Rose selbst sich schmückt, schmückt sie auch den Garten«. Soll dieses reiche Leben vereinfacht wer den zugunsten einiger Büchersabriken, die wenige und darum billigere Typen in großen Auflagen herausbringen? Soll der Buchhändler verschwinden und dem Bouquinisten und Versand haus Platz machen? Das ist die Kernfrage, um die es sich han delt. Es ist nötig, daß Produzenten, Bertreiber und Bücher käufer sich darüber klar werden. Wir Buchhändler find in der angenehmen Lage, daß sich das Interesse der Allgemeinheit mit dem unseren deckt. Wir haben nichts zu verschleiern. Wer eine andere Ansicht vertritt, möge sich mit uns an einen Tisch setzen und die Frage disku tieren. Wir sind bereit, Rede und Antwort zu stehen. München, den 5. Oktober 1827. Ernst Reinhardt. Hauffs Beziehungen zum Buchhandel und die Erstausgaben seiner Werke. Von Tony Kellen. Der so jung am 18. November 1827 verstorbene Hanfs hat zu seinen Lebzeiten nur mit wenigen Verlegern zu tun gehabt, mährend jetzt seine Werke in so vielen Verlagskatalogen stehen. Wenn man bedenkt, wie wenig Schriftsteller hundert Jahre nach ihrem Tode wirklich noch gelesen werden, so darf man sagen, daß Hauff bei der Nachwelt ein Schicksal beschicken war, wie er selbst es wohl kaum vorausgeahnt hat, obschon er sich seines Wertes durchaus bewußt war. 1246 Mehrere der bekanntesten Schriftsteller unserer Tage haben ihr erstes Werk bei einem sogenannten Hcrstellungskostenverleger heraus gegeben, weil sie keinen andern Verleger dafür fanden. Oberhaupt legen junge Schriftsteller meist wenig Wert auf die Wahl eines Ver lages, weil sie der Ansicht sind, es genüge schon, ihr Werk gedruckt zu sehen, um bekannt und berühmt zu werden. Daß das natürlich falsch ist, sehen sie meist erst später ein. Bei Hauff lagen besondere Verhältnisse vor. Er hatte schon als Student bei Metzler in Stuttgart eine Sammlung -Kriegs- und Volkslieder« herausgegeben; es war eine Auswahl von Liedern der verschiedensten Dichter, denen er einige eigene Gedichte beigefügt hatte. In dem damals noch kleinen Stuttgart sprach es sich schnell herum, wenn ein junger Dichter austauchte. Cotta, der Verleger der Dichterfürsten, war zwar immer aus der Suche nach neuen talent vollen Dichtern, aber er war immerhin zurückhaltend. Er zog die Dichter vor, die schon unbestritten anerkannt waren, und desl-alb war es für einen Anfänger schwer, bei ihm anzukommen. Nun hatte 1822 Friedrich Franckh in Stuttgart einen Verlag gegründet, dem bald darauf auch sein jüngerer Bruder Gottlob beitrat, der sich als der rührigere erweisen sollte. Gottlob Franckh war es, der die hervorragende Begabung des jungen Hauff erkannte, und es fiel ihm natürlich nicht schwer, ihn für seinen Verlag zu gewinnen. Hauffs erste selbständige Werke erschienen also bei Franckh. Er selbst schrieb im Frühjahr 1826 an seinen Bruder: »Es mar nicht die Franckhsche Firma oder seine miserablen Verlagswerke, sondern der Stolz, bei dem kleinsten Krämer zu verlegen und einzig durch mich selbst bekannt zu werden«. Mit dem Erfolg waren Autor und Verleger aber zufrieden, denn in einem Briefe vom 23. September 1826 schreibt Hauff: »Franckh ist seit gestern wie ein Narr, und es fehlte wenig, so wäre er mir um den Hals gefallen . . . Ich bin doch so glücklich, ein wenig Talent zu besitzen; denn um den Namen und das Geld, das man dadurch be kommt, ist es doch etwas Schönes«. Daß Hauff mit Franckh durchaus nicht unzufrieden war, geht auch schon daraus hervor, daß er ihm eines Tages einen Ledersessel schenkte, den er ihm mit einem sehr herzlich gehaltenen Schreiber» übersandte*). Zudem überließ er Franckh seinen zweiten und drit ten Märchenalmanach, obschon der erste bei Metzler erschienen war; dieser erste ging dann auch in den Franckhschen Verlag über. Die wichtigsten Werke Hauffs erschienen bei Franckh, wie man aus der untenstehenden Bibliographie ersieht. Daß ältere Biblio graphien als Verleger vielfach Brodhag in Stuttgart angeben, er klärt sich aus den eigenartigen Wandlungen, die der Franckhsche Ver lag in den dreißiger und vierziger Jahren durchmachte**): Inhaber des Brodhagschen Verlages waren übrigens außer Brodhag die. beiden Franckh. Uber den »Mann im Mond« haben sich die Literatursorscher und Kritiker viel gestritten, ob es eine Nachahmung oder zugleich eine Persiflierung des damals vielgelesenen H. Clauren (Pseudonym für Carl Heun) sein soll. Der Verleger Franckh scheint an dem Ent stehen des Werkes nicht unschuldig gewesen zu sein, denn Julius Klaibcr, ein Neffe des Dichters, berichtet: Als Hauff im Frühjahr 1825 Franckh seine Memoiren des Satan anbot, wurde ihm zur Ant wort, man sei nicht abgeneigt, ein Werk wie das bezeichnet anzu nehmen, aber ein eigentlicher Roman von der Art jener, die zurzeit so flott gehen, wäre ihm lieber gewesen. Vielleicht wurde Claurcr* dabei ausdrücklich genannt, denn er war ja das Ideal aller leger, die auf einen starken Absatz spekulierten. Hauff ließ es sich jedenfalls nicht zweimal sagen, und er schrieb, den »Mann im Mond« mit der ihm eigenen Leichtigkeit. Ob er oder der Verleger aus den Gedanken kam, das Werk unter ClaurenS Namew herauszugeben, wissen wir nicht, aber solche literarische Scherze waren-, früher schon öfter vorgekommen, und es sind unter dem Namen Elaurem auch andere Werke erschienen, die nicht von dem Geheimen Hofrae Heun waren. Diesmal protestierte dieser aber, und zwar veröffent lichte er im Wegweiser zur Abendzeitung vom 28. Oktober folgende Warnung vor Betrug. Das bei Fr. Franckh in Stuttgart unter dem Titel »Der Manrn im Mond Lc.« in zwei Teilen soeben erschienene Werk ist von dem durch sein Taschenbuch Vergißmeinnicht und andere schöngeistige *) Der Brief befindet sich heute im Germanischen Museum in Nürnberg. Ein Faksimile desselben ist wiedergegel>en in meiner Einleitung zu dem Jubiläumskatalog des Franckhschen Verlages (1922). Der Lehnsessel blieb lange in der Familie Franckh erhalten. Er überlebte den Verleger um viele Jahrzehnte und ist erst in neuerer Zeit, als er ganz lahm und brüchig geworden war, vernichtet worden, da man seine Herkunft nicht mehr kannte. **) Man vergleiche darüber meine Geschichte des Franckhschen. Verlages.
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