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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1927
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- 1927-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1927
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- Deutsch
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Schriften unter dem Anagramm seines Namens bekannten Geh. Hofrate Carl Heun nicht versaßt. Dies für Buchhandlungen, Leih bibliotheken und Kauflustige zur Nachricht und Warnung. Diese Warnung reizte erst recht die Neugier des Publikums und wirkte als Reklame für das Buch. Vielleicht aus Ärger darüber verklagte Heun nun auch noch den Verleger Franckh wegen Namens fälschung und literarischen Diebstahls. Der Gerichtshof für den Neckarkreis, der in Eßlingen seinen Sitz hatte, bestrafte denn auch am 3. Dezember 1825 den Verleger Franckh. Dieser legte Berufung ein, wurde aber am 8. April 1826 vom Kriminal-Senat des Ober-Tribunals in Stuttgart damit abgewiesen. Die Strafe lautete auf 50 Reichstaler und Übernahme aller Kosten. Außerdem sollte Franckh verpflichtet sein, alle Exemplare des Buches, die die getäuschten Käufer nicht behalten wollten, zurückzunehmen und die dafür bezahlten 3 Taler zurückzuerstatten. Es ist aber nicht anzunehmen, daß viele Käufer von diesem Rechte Gebrauch machten, da das Werk ja eben durch den Prozeß einen erhöhten Liebhaber- wert erlangt hatte. Die Konlrovers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond schrieb Hauff in der Zeit vom Juli bis Mitte September 1826 auf der Rückreise von Paris, wo er sie begonnen hatte. Sie erschien natürlich in demselben Verlage wie das angegriffene Werk und er regte berechtigtes Aufsehen. Nachdem Hauff schon als junger Schriftsteller berühmt geworden war, suchte Cotta ihn für seinen Verlag zu gewinnen. Auf der Rückreise aus Frankreich erhielt Hauff in Aachen einen Brief von Cotta, der ihm die Redaktion seines Damenalmanachs, andeutungs weise auch die des Morgenblattes anbot und ihm die Mittel zu einer eventuellen Fortsetzung seiner Reise nach England zur Ver fügung stellte. Hauff nahm vorläufig nur die Redaktion des Damenalmanachs an und bewahrte sich im übrigen freie Hand. Auf der Rückreise von Berlin besuchte er Leipzig, wo er Brock - Haus kennen lernte, ohne jedoch geschäftlich mit ihm in Verbindung zu treten. Nachdem es Cotta nicht gelungen mar, Heine für die Redaktion des Morgenblattes zu gewinnen, wandte er sich wieder an Häuft. Da dieser die Absicht hatte zu heiraten, nahm er das Anerbieten an. Am 1. Januar 1827 trat er sein Amt als Schriftleiter des schöngeistigen Teils der Morgenzeitung an, aber schon nach einem Monat (wenige Wochen vor der bereits festgesetzten Hochzeit) kam es zu einer Auseinandersetzung mit Cotta, die beinahe zu einem Bruch geführt hätte. Hauff schrieb darüber an Theodor Hell: »Ich wage zu behaupten, daß unter allen Redakteuren in Deutschland keiner ein so schwieriges Amt habe als ich, nicht allein wegen der ungeheuren Menge mittelmäßiger und schlechter Stoffe, die täglich eingehen, sondern wegen des Charakters des Eigentümers dieses Blattes. Cotta hat es zu verschiedenen Zeiten und nament lich in den letzten vier Jahren allein mit feinem Sohn (einem Stall meister und Kammerhcrrn) geführt. Arglos übernahm ich das Blatt. Nachdem ich es aber einmal einen Mouat geführt hatte, gab er mir so oft zu verstehen, was er als Eigentümer anders haben wollte, daß ich ihm endlich, wiewohl mit blutendem Herzen, da mein Hochzeits tag schon bestimmt war, die ganze Geschichte heimschlug und — ab trat. So hatte er es aber auch nicht haben wollen; er knüpfte die Verbindung wieder an, gab nach. Die größte Schwierigkeit machten mir die Rücksichten, die ich wegen ihm zu nehmen hatte; bald war ein Manuskript schon früher bezahlt, bald hatte man eine alte Rech nung an einem andern abzuziehen; bald sollte man auf die Negie rungen Rücksicht nehmen, bald wieder nicht. So kam es, daß wir ausmachten, ehe ich die Sache von neuem übernahm: Alle Artikel, die polemischer Natur sind, sollen dem Literaturblatt (der von Wolf gang Menzel geleiteten Beilage zum Morgenblatt) übergeben wer den . . .«. Das sind Klagen, die man schließlich von vielen Redakteuren hören kann. Der Verleger denkt nicht bloß an die ideellen, sondern auch an die materiellen Interessen seines Blattes, und das erscheint namentlich einem jungen, noch unerfahrenen Redakteur als eine Störung. Was Hauff in demselben Brief dann noch weiter schrieb, macht ihm alle Ehre: »Ich bin ein junger, armer Mensch, der sich mit seiner Feder durch die Welt schlagen muß; aber diesen Stolz habe ich mir doch aufbewahrt, daß, wenn auch alle übrige Freiheit ver loren ist, diese Freiheit noch in meinem Innern sortlebt und meine Gedanken wie meine Handlungen leitet«. Hauff war jedenfalls fleißiger in der Cottaschen Redaktion als Mörike in dem Franckhschen Verlag, denn im Jahrgang 1827 des Morgenblatts veröffentlichte er aus seiner eigenen Feder Gedichte, die Novelle Jud Süß, die Selbstrezension der Letzten Ritter von Marienburg und eine Übersicht über die Taschenbücher von 1828. Daß ihm aber seine Redaktionstätigkeit noch immer keine Befrie digung gewährte, ersehen wir z. B. aus einem längeren Briese, den er am 7. Juni 1827 an Ludwig Robert richtete. Cotta hatte ihm von vornherein gesagt, daß sein Blatt »kein rein belletristisches, sondern ein allgemein bildendes und unterhaltendes sein solle«, und er hatte seit 20 Jahren darauf gehalten, daß alle Rubriken darin vertreten waren: allgemeine Aussätze, Naturgeschichte, Reisen, Län der- und Völkerkunde, Biographie, Gedichte, Erzählungen, Korre spondenzen. Da bei dem Vielerlei die Artikel oft geteilt werden mußten, nahm Hauff Anstoß daran, daß so heterogene Teile sich nicht zu einem schönen Ganzen zusammenfügen ließen. Was hätte er aber erst gesagt, wenn er die kürzlich aus Amerika importierte scheuß liche Mode gesehen hätte, einige Seiten eines Aufsatzes vorne im Heft und den Schluß hinten im Anzeigenteil zu bringen! Hauff versuchte längere Abschnitte abzudrucken, aber das war wieder nicht allen Lesern recht, wie er durch Cotta erfuhr. Schließlich bekennt er selbst: »Herr v. Cotta ist Eigentümer des Blattes und hat es nicht unter meine freie Willkür gestellt; deshalb fürchte ich durch auffallende Einsprüche, besonders wenn sie sich auf das Formelle beziehen, eher Mißtrauen in meine Einsicht, als ein geneigtes Ohr zu finden, und, redlich gestanden, gegenüber Herrn v. Cotta, der soviel älter an Er fahrung in dieser Sache ist, möchte ich auch nicht für unbescheiden gelten.«*) Außer der Redaktion des Morgenblatts bereitete Hauff im Som mer 1827 auch das Cottasche Damen- und das Frauentaschenbuch für 1828 vor. Von einer Reise aus Tirol zuriickgekehrt, erkrankte er und starb unerwartet rasch, erst 25 Jahre alt. Sein zwei Jahre älterer Bruder Hermann, der Medizin studiert und anfangs auch die ärztliche Praxis ausgeübt hatte, war mit Wil helm in die Redaktion des Cottaschen Morgenblattes eingetreten. Er starb 1865. Die nachfolgend« Bibliographie gibt einen Überblick über die Erstausgaben und die sonstigen älteren Ausgaben der Hauffschen Werke und über die biographischen Werke. Kriegs- und Volkslieder, herausgegeben von Wilhelm Hauff. Stutt gart, I. B. Metzler, 1824. Die Sammlung enthält 144 gut ausgewählte Lieder, darunter 6 von Hauff selbst. Mitteilungen aus den Memoiren des Satans. Herausgegeben von ****f. 2. Teil. Herausgegeben von Wilhelm Hauff. 3. Teil, herausgegeben von With, genannt v. Dörring. Auch unter dem Titel: Der Teufel in München und der gefallene Engel. Phan tasie und Erzählung begründet im Leben der neuesten Zeit. Stuttgart 1826, 1827, 182«, Gebr. Franckh, später Brodhag. 8° Mitteilungen aus den Memoiren des Satans. Fortgesetzt von H. v. Canitz. 4. Bändchen. Auch unter dem Titel: Streifereien^ des Satans auf der Erde. Aus dem Diabolischen übersetzt von. v. Canitz. Bunzlau, Appun, 1839. 8° Die Mitteilungen aus den Memoiren des Satans erschienen im August 1825 anonym, doch bekannte sich Hauff als Verfasser in einem am 25. November 1825 an den Herausgeber der Abendzeitung, Th, Hell (Winkler), gerichteten Briefe. Der 2. Teil erschien im Herbst 1826. Der Beifall, den das Hauffsche Werk gefunden, wurde aus genutzt, um Fortsetzungen aus anderen Federn dazu zu veröffent lichen. Der 3. und 4. Teil sind aber heute längst vergessen. Der Mann im Mond oder der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme. Von H. Clauren. 2 Teile. Stuttgart, Friedr. Franckh, später Brodhag, 1826. 8" Erschien Ende August 1825, fast gleichzeitig mit dem 1. Teil der Memoiren des Satans. Märchen-Almanach auf das Jahr 1826, für Söhne und Töchter ge bildeter Stände. Herausgegeben von W. Hauff. 1. Jahrgang. Stuttgart, Metzler, 1826. 12« Dieser 1. Jahrgang, erschienen am 8. November 1825, enthält: Die Karawane. Die Geschichte vom Kalif Storch. Die Geschichte vom Gespenstcrschiff. Die Geschichte von der abgehauenen Hand. Die Errettung Fatmes. Die Geschichte von dem kleinen Muck. Das Mär chen vom falschen Prinzen. — Der 1. Jahrgang wurde später von Franckh übernommen, der auch die beiden folgenden Jahrgänge her ausgab. — Eine 2. Auflage erschien 1832 (mit der Jahreszahl 1833). Siehe weiter unten. *) Vgl. auch vr. Max Mendheim: Wilhelm Hauff als Redakteur und Geschäftsmann. Zeitschrift für den deutschen Unterricht. 14. Jahr gang. S. 532 f. Aus dem hier veröffentlichren Briefe ersieht man, daß Hauff sich auch auf die Erledigung rein geschäftlicher Fragen ver stand und seinen Verlag mit eifrigem Interesse vertrat. 1247
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