10814 Xr 264, 12. November 1927. Künftig erscheinende Bücher, Börsenblatt f. d. Dtschn. Bucyhandel. v^8 LLKI.INLK V0IV1 30. OL^OULK 1927 86HKLIIH: ^n einer kurzen Vorrede zu seinem neuen Werk umreißt Emil Ludwig Absicht und Aufgabe der von ihm geschaffenen Kunstform des literarischen Porträts: nichts finden, nichts er finden, sondern aus den Quellen schöpfen, aus den bereitgestellten Hilfsmitteln das auswählen, was den Bildnissen Farbe und Leben zu geben vermag. Nicht der Forscher, sondern der Künstler ist zu solchem Schaffen berufen, und zwar nur ein innerlich bewegter Künstler, ein dramatischer Geist. So gelang ihm vor nun sieben Jahren in seinem „Goethe" die Nachzeichnung der „Ge schichte eines Menschen", die mit einer fast übersinnlichen Einfühlungsgabe die Seele des Genies urbar machte, so schuf er weiterhin in viel bewunderten Darstellungen Bildnisse von Sondermenschen, bis er mit diesen neuen Porträts sich zu einer vorläufigen Gipfel leistung gesteigert hat. Diesmal zeichnet der Silberstift des kongenialen Nachspürers vier Künstlerschicksale auf, die, aus verschiedenen Kunstregionen kommend, auf dem schmalen Grat des gesteigerten Lebens wandeln und schließlich im Abgrund versinken: Rembrandt, der Dunkel-Helle, Beethoven, der durch Schwere, und Weber, der durch Leichte litt, und Balzac, der von der Gier nach Gold toll war. Vier Lebensromane beschreibt Ludwig, die das Wunder der Wirklichkeit ge dichtet hat. Das ist die unnachahmliche Eigenart Emil Ludwigs, daß er die kunstvollen Mittel des Romanschriftstellers, die er ganz beherrscht, in den Dienst der Tatsachen, der Geschehnisse des Lebens stellt, die er be lauscht und die seinem Helden zum Verhängnis werden. Jedem der vier Schicksale, die er kündet, gibt er sein eigenes Kolorit. Bildhaft-altertümlich breitet sich vor uns das niederländische Mühlendorf ans, von dem Rembrandt fortzicht in die Welt, um sich zu ihrem Herrn und dann zu ihrem niedrigsten Knecht zu machen. Wie der große Maler in Gemälden und Zeichnungen sein Leben und seine Mitlebenden darstellt, so wird sein Dasein, sein Aufstieg und sein Vergehen in Ludwigs Schilderung selbst zu einem grandiosen Gemälde, in dem Dunkel und Helle sich zu menschlichem Leid verdichten. Wird hier alles Bild, so wandelt