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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1927
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- 1927-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1927
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MMbMMwNlMLVMiDM Nr. 264 (N. 141). Leipzig. Sonnabend den 12. November 1927. 94. Jahrgang. RrdMLoneller Teil Zur Wirtschaftslage. Von Professor vr. G. Menz. Die öffentliche Aussprache ist in, Augenblick vollkommen beherrscht von den Auseinandersetzungen über die letzte Denkschrift des R e p a r-a t i o n s-a g c n t c n Parker Gilbert und die darauf von der deutschen Regierung er teilte Antwort. Die Erörterungen beschränken sich nicht nur aus Deutschland, sondern finden auch im gesamten interessierten und maßgeblichen Ausland statt. Darin zeigt sich, wie stark heute alles, was in Deutschland geschieht und auf dem Spiele steht, international gebunden ist, wie innig wir mit Weltpolitil und Weltwirtschaft in jeder Hinsicht verflochten sind. Selbst verständlich ist die Erörterung in Deutschland selbst wie außer halb sehr stark von rein politischen Erwägungen und Wünschen beherrscht. Darauf kann aber hier nicht eingegangen werden. Es kann sich vielmehr nur darum -handeln, die das Bild der Wirtschaftslage betreffenden Momente hervorzuheben und zu er läutern. Als erstes ist dabei zu unterstreichen, daß die Denkschrift jetzt nicht einen isolierten, erstmaligen Akt darstcllt. Der Repa- rationsagent bezieht sich darin selber verschiedentlich auf frühere Äußerungen, insbesondere auch aus seinen Jahresbericht vom Sommer, in dem bereits sehr viel gesagt war, -was jetzt lediglich noch einmal wiederholt wurde. Man wird sich ferner der Er örterungen über die Ausländsanleihen zu erinnern haben, die in der Denkschrift wieder eine große Rolle spielen. Die Debatte darüber zieht sich ja schon monatelang hin. Wir hatten auch hier wiederholt Anlaß, darauf einzugehcn. Insbesondere er innern wir an das kürzlich mit Berufung aus Äußerungen des Reichswirtschaftsministers hier zu diesem Thema Ausgeführte. Die damaligen Darlegungen sind -geeignet, auch die jetzigen Dis- lussionskcrnpuukte verständlich zu machen. Endlich wollen wir noch die Frage nach der voraussichtlichen Dauer der -augen blicklichen Konjunktur erwähnen, auf die -wir ja ebenfalls in unseren letzten Berichten immer einzugehen hatten und die in gewissem Sinne den Grundtcnor der jetzigen Denkschrift des Reparationsagenten abgibt. Alle diese Hinweise — von anderen abgesehen — genügen, um zu beweisen, daß -wir keineswegs mit der Denkschrift vor einer ganz neuen, unerwarteten Wendung der Entwicklung stehen, sondern daß sich hier im Gegenteil ledig lich eine Politik auswirkt und aus besonderem Anlaß besonders deutlich wird, die -dem aufmerksamen Beobachter längst erkenn bar war. Losgelöst aus allem Beiwerk scheint sich uns das ganze Problem kurz etwa so darzustellen: Die Durchführung des Dawesplanes hat zwei Seiten, eine externe und eine interne. Die externe stellt sich dar -im Trans fer-Problem. Mit Recht weist Gilbert daraus hin, daß diese Frage gar nicht von Deutschland allein abhängt, sondern -daß seine Gläubiger mit ihrer Handels-und Zollpolitik hier die Lösung in der Hand haben. Die -interne Seite -aber wird durch die Wirtschasts- und Finanzpolitik Deutschlands maßgeblich bestimmt, und in diesem Bereich liegt auch die Verantwortung Deutsch lands für seinen Anteil an der Lösung -des Transfer-Problems. Eine falsche Politik auf diesem Gebiet setzt Deutschland dem Verdacht aus, daß es den Transfer absichtlich erschweren wolle. Eigentlicher Träger -der Dawes-Leistungcn ist nun nicht der Staat — er ist gewissermaßen nur ihr Organisator und Treu händer —, sondern das deutsche Volk selbst, im engeren Sinne die deutsche Wirtschaft. Infolgedessen kann diese aber, gerade wenn sie crsüllungswillig ist und bleiben soll, verlangen, daß der Staat eine Wirtschafts- und Finanzpolitik treibe, die nicht nur -die Erfüllung gewährleistet, sondern auch erleichtert, -auf keinen Fall aber gefährdet, und die Denkschrift -Gilberts zeigt auf Schritt und Tritt, daß die Wirtschaft für diese Forderung -die volle Unterstützung der Gläubiger findet, haben diese selber doch daran das größte Interesse. Ja, die Gläubiger erheben vcrständlicherweise durch den Mund des Reparatiousagcnten diese Forderung noch energischer als die deutsche Wirtschaft, innerhalb -deren ja leider zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern über -diese Lebcnssr-agc Deutschlands anscheinend keine Übereinstimmung zu erzielen ist. Im einzelnen weist Gilbert -darauf hin, daß das Ausland die für die Ersüllungsmöglichkcit -die erste Voraussetzung bildende Rationalisierung der deutschen Wirtschaft durch Gewährung entsprechender Anleihen großzügigst unterstützt habe. Die -damit zu erzielende Verbilligung -der Pro duktion sichert entsprechende Aussuhrmöglichkeiten, also die Aus sichten, das Transfcrproblem zu lösen und auch die Anleihen wieder einmal zurückzuzahlen. Beides sieht Gilbert jedoch ge fährdet, wenn dauernde Erhöhung der steuerlichen und sozialen Lasten die für die Ablösung der Auslandanleihen erforderliche Eigenkapitalbildung unmöglich macht und die Produktionskosten wieder so verteuert, daß alle Aussuhraussichten schwinden. Er sieht weiter beides gefährdet, wenn durch Aufnahme unproduk tiver Auslan-danlcihcn seitens Ländern und Kommunen zum Er satz sür stärkere Anspannung der Steuerschraube -der Saldo der Handelsbilanz immer weiter ungünstig verschoben, also -das Transferproblem erschwert wird, wenn durch die damit aus- geschüttete zusätzliche Kaufkraft eine Schcinkonjunktur der In dustrie im Inland erzeugt wird, die jeden Augenblick zusammcn- brcchen kann und zusammenbrechcn muß, sobald das Ausland nicht mehr pumpt, und das nm so sicherer, da ja die Vermeidung eines ständigen Anziehens der Steuerschraube unter diesen Um ständen Täuschung ist, weil die Auslandanleihcn natürlich ver zinst sein wollen, was bei ihrer Verwendung sür reine Konsum oder gar Luxuszwccke naturgemäß nur durch Steucrerhöhungcn möglich ist. Infolgedessen fordert eben Gilbert entschiedenen Verzicht ans eine derartige Politik und grundsätzliches Bekennt nis zu einer die Wirtschaft unbedingt schonenden Politik der Sparsamkeit. Vom Standpunkt der Wirtschaft -wird man sich diesen Gc- dankcngängen schwerlich verschließen. Auf die Bbdenkcn für den Fortbestand der Konjunktur mußte ja schon immer wieder hingewissen werden. Man sieht auch, daß der Standpunkt Gilberts sich in weitem Umfang mit dem -deckt, was wir ge legentlich hier über die Ansichten vr. Schachts und letzthin auch noch des Reichswirtschaftsministers ausführen -konnten, ob wohl die letzteren beiden keineswegs restlos übereinstimm-en. So einfach sich aber -das -Ganze auch bei rein wirtschaftlicher Be trachtung darstellt, so verwickelt wird alles in -dem Augenblick, wo man notwendigerweise -auch die politischen Momente mit be rücksichtigen wollte, die ja bei der Gestaltung der Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht -auszuschaltcn sind. Hier wirkt sowohl das Widerspicl von Reich, Ländern und Kommunen mit wie dcr IS2S
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