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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1927
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- 1927-12-10
- Erscheinungsdatum
- 10.12.1927
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Nr. 287 (R. 153). Leipzig, Sonnabend den 10, Dezember 1927. 94. Jahrgang. RAMLoueller TÄ Börsenoerein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. 187. Auszug aus der Rcgistrande des Vorstandes. Um Zweifel zu verhüten, ist darauf hinzuweisen, daß Partie-Ladenpreise für 2—5 Exemplare unzulässig sind und durch Z 13 Ziffer 2 der buchhändlerischen Verkaufsordnung nicht gedeckt werden. Der dort aufgeführte Begriff »größere Anzahl- liegt nicht fest; er wird aber zweifellos bei einer Anzahl desselben Werkes in der oben genannten Höhe nicht erfüllt, gleichgültig, um welche Art von Veröffentlichungen es sich han delt. Welche Anzahl darüber hinaus als »größere- zu gelten hat, läßt sich nur von Fall zu Fall unter Würdigung des Charakters der angebotenen Werke beurteilen und feststellen. Sächsisch-Thüringischer Buchhändler-Derband. Bericht über die 41. Hauptversammlung am 4. September 1827 in Nordhauscn. (Jahresbericht s. Nr. 283.) Die Nordhäuser Kollegen hatten es sich nicht nehmen lassen, uns im Jubeljahre ihrer tausendjährigen ehemals freien Reichs stadt für die 41. Hauptversammlung des Verbandes nach Nord hausen cinzuladen. Schon auf der Fahrt dorthin wurden alte liebe Erinnerungen ausgetauscht, da die Verbandsnadel den Kreis der Kollegen sich bald enger zusammenschließen ließ.^Wur den auch die Damen infolge der Fachsimpelei nun etwas ver nachlässigt, so nahmen sie, die uns in der Kriegszeit so tapfere Helfer geworden sind, uns das nicht übel, da sie selbst wissen, daß die Sorgen des Buchhandels nicht gering sind und daß ge rade die Herbstversammlung so treffliche Gelegenheit bietet, die Herzen gegenseitig auszuschütten, aber auch Ratschläge und Prak tische Winke etnzuhsimsen. Gerade diese Bereicherung sollten die Fernbleibenden nicht so gering auf der Habenseite einsetzen, an statt die wenigen Märker Kosten als Last zu empfinden. Schnel ler, als wir annahmen, verging die Fahrt, und herzlich begrüßten uns die Nordhäuser Kollegen Hornickel und Schroeck schon am Bahnhof. Die Vorstandsmitglieder mußten gleich an die Arbeit und trotz des herrlichen Herbstwettcrs erst einmal drei Stunden sitzen, um notwendige Beschlüsse zu fassen und noch einige Vorberei tungen für die Hauptversammlung zu treffen. Erfreuten uns schon am Bahnhof die glänzenden Augen der Nordhäuser Kol legen, so lernten wir bald verstehen, daß sie vollen Rechts mit frohen, zuversichtlichen Mienen uns um 17 Uhr durch ihr Hei matstädtchen führten. So reizend und jugendfrisch hatten doch die wenigsten von uns sich das 1000jährige Nordhausen vor gestellt. Mit Genugtuung beobachteten wir auf Schritt und Tritt, was aufrechter Bürgersinn, was zäher entschlossener Geist trotz aller Erschütterungen einer haltlosen, zerrissenen Gegen wart zu leisten vermögen. So war cs kein Wunder, daß auch die Geschäftsräume der beiden uns führenden Kollegen uns Achtung einflößtcn. Wir hatten die Zuversicht, daß nicht nur heute die Schaufenster so mustergültig hergerichtet waren, an denen unser Vorsitzender, der Bahnbrecher aus dem Gebiet der Schaufenstcrkunst, seine Helle Freude hatte. Äußerst interessant und lehrreich war auch das Privatkontor des Kollegen Schroeck, in dem wir uns wirklich nicht den Kopf zerbrachen, warum »Nordhäuser» gerade in einem Briefordner (^» Deckel) mit dem Buchstaben E aufbewahrt wurde, sondern uns nur lobenswert über die gute Qualität äußerten. Vorbildlich zeigte sich die Ladeneinrichtung des Kollegen Hornickel. Durch das Gehege ging cs zum Kurhaus, in dem wir uns schon mitten im schönsten Harzwalde wähnten und stärkten uns mit Kafsee und Kuchen. Unser nimmermüder Graf Photo mußte natürlich wieder die ganze Gesellschaft festhalten, ehe wir zum Abendbrot in die Loge zurückgingen. Der Vorsitzende konnte hier mit Freuden eine weit größere Anzahl von Mitgliedern begrüßen und Herrn Professor Eduard Engel, Potsdam, das Wort zum Vortrage »Was bleibt» erteilen. Professor Engel führte aus, niemand könne in die Zukunft schauen, und niemand könne scheinbar von einem noch so hoch berühmten Buche von gestern und heute sagen, ob es noch nach einem Mcnschenalter sein oder bleiben werde, und doch wäre es möglich. Das wäre gerade für den Buchhändler von Wert, der so häufig um Rat gefragt werde von Kunden, die wirklich etwas Bleibendes wünschten. Wie häufig stellte es sich doch heraus, daß in namhaften Zeitungen bedeutende Seher von einem neuen ganz Großen schrieben, einem, der zur Unsterblichkeit berufen wäre, und nach kurzer Zeit krähte kein Hahn mehr danach. Und eine einzige Zeitungsstimme habe gerade heute einen ganz be deutenden Einfluß, wenn man bedächte, daß sie von etwa 2 Mil lionen Menschen gleichzeitig vernommen werde. Früher wäre das anders gewesen. In Athen beispielsweise wären die großen, ewigen Dichter von den Besten ihres Volkes gleich erkannt wor den und hätten schon damals die ersten Preise bekommen. Auch Dante wäre gleich von den Großen seiner Zeit gewürdigt worden. »Was ist Wahrheit?», fragte Engel weiter, jedes Geschlecht irre, unendlich wäre die Zahl der falschen Berühmtheiten. Aber Börne habe ganz einfach in vier Worten die Antwort gegeben! »Die Zeit irrt nie». Die Menschheit in ihrer Zeitfolge irre nie, sie käme aus die einfachste Weise zur Wahrheit. Eine große Anzahl von früheren Augenblickserfolgen wäre heute längst ver gessen. Erinnert sei nur an Tieck, Fürst Pückler-Muskau u. a. In allen ewigen Werken der Weltliteratur, in der Bibel, bei Homer, oder über Homer zu Aeschylos, Sophokles bis zu Dante, Goethe und Shakespeare, überall sähen wir ganz be stimmte Eigenschaften und Kräfte, die es bewirkt hätten, daß sie geblieben sind. Als die hauptsächlichsten Maßstäbe kämen für die Beurteilung des Bleibenden in Betracht: zuallererst der wertvolle Mensch sodann die Freude als Merkmal eines Kunstwerkes, dann der Sieg des Guten. Ein wertvoller Mensch, in früheren Zeiten ein Fürst, König oder Held von hohem Adel, erst später auch ein einfacher Mensch mit Größe, innerer Größe, müsse im Mittelpunkt des Werkes stehen. Weiter gäbe es kein Werk der bleibenden Literatur, das zuletzt niederdrückcnd wirke, das Werk müsse Freude bringen, erhebend und veredelnd wirken. Und wenn ein Held beispiels weise kämpfend unterginge, so trauere der Zuhörer oder Leser nicht etwa über seinen Untergang, sondern er sähe in diesem Untergange den Sieg des Guten über den Tod. 1433
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