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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1927
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- 1927-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1927
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X- 293, 17, Dezember 1,927, Redaktioneller Teil. Es kann jedoch die Bemerkung nicht unterdrückt werden, baß immer weniger Bücher gelesen werden. Nicht nur die Buchhändler klagen über den Rückgang der Bildung in dieser Richtung, auch aus den Volksbüchereien liegen Berichte vor, daß weniger Nachfrage nach guten Büchern herrscht. Andere Beschäftigungen, der Sport, das Kino und ähnliche Zerstreuungen nehmen die freie Zeit in Anspruch, die früher für die Lektüre blieb. Dieser Ausfall an Bildungsarbeit ist ties zu bedauern, S, Einige Volksbüchereien sind mit besonderen Kinder lese- hallcn verbunden, die schulpflichtigen Kindern guten, veredelnden Lehrstoff bieten, um sie an «inen solchen auch sür die Zukunft zu ge wöhnen und um aus diese Art den Bibliotheken einen geschulten Nachwuchs an Lesern zu sichern. Pädagogisch erfahrene Personen und Lehrer führen die Aussicht in den Kinderlesehallen und leiten di« Kinder zur Wahl eines entsprechenden Lesestoffes an. denn der erziehliche Einfluß der erwerbstätigen Eltern aus ihre Kinder wird in dieser Hinsicht immer geringer, Tie Einrichtung der Kinderlese hallen stammt aus Amerika: in Deutschland wurde die erste Kinder lesehalle in Hamburg eingerichtet. Beispielgebend ist hinsichtlich der Errichtung von Volksbüchereien die Tschechoslowakische Republik vor gegangen, Durch ein Gesetz aus dem Jahre 1919 wird die Errichtung einer öfsentlichen Bibliothek jeder Gemeinde von einer bestimmten Einwohnerzahl ausgetragen. Der Aufwand hierfür wird als ordent liche Gemeindeausgabe betrachtet und muß 3V Heller bis 1 Krone jährlich sür jeden Kops betragen. Auch in Deutschland ist auf diesem Gebiete schon viel geschehen. Die Bewegung ging dort von der »Deut schen Gesellschaft für ethische Kultur» und von der »Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung» aus. Als erste Körperschalst Ist jedoch die Comenius-Gesellschaft zu nennen, die schon im Jahre 1890 an die großen Stadtverwaltungen mit ihren bekannten Rundschreiben »Schasset Bücherhallen» herantrat. 0, Eine nicht minder beachtenswerte Bilbungsarbeit leisten die vielen Arbeiterbildungsvereine, Sie verfolgen zwar «ine einseitige parteipolitische Tendenz, halten sich auch von religiösen und politischen Kragen nicht fern, allein es kann ihnen bas Verdienst nicht abgesprochen werden, daß sie zur Bikdung der Arbeitermassen wesentlich beigetragen haben, Jhrb Vorträge berühren besonders das sozialpolitische Gebiet und erweitern sich häufig zu vollständigen Zyklen über Lehrgegenstände, die den Arbeiterkreisen sehr nützlich sind. 7. Von den Arbeiterbildungsvereinen zweigen die Arbeiter- schulen ab, deren Lehrplan die Einführung in den Sozialismus, in di« Volkswirtschaftslehre und in bas Arbciterrecht umfaßt. In Österreich gibt es überdies noch besondere Betriebsräteschulen, die In das Betricbsrätegesetz einsllhren und in kausmännischer und tech nischer Detricbssührung, in Sozialpolitik und in Wirtschaftskunde unterweisen, Kür die Arbeiterjugend sind besondere Jugcndschulen bestimmt, die Unterricht in Lebcnskunbe und Gesundhcitslchre sowie eine Einführung in die Weltgeschichte bieten. 8, Ein Bildungsmittel erprobter Art sind Leseabende, Veranstaltungen, bei welchen nach einem kurzen Vortrage über einen Dichter einzelnes aus seinen Werken vorgelesen wird. Sie bieten ein vortressliches Werbemittel sür die Büchereien, weil die Entlehn«! dann zumeist nach solchen Büchern greifen, aus denen ihnen vor gelesen wurde. Den Leseabenden können Volksunterhaltungsabendo angeschlofsen werben, bei welchen musikalische und deklamatorische Vorführungen in entsprechender Auswahl geboten werden. Solche Veranstaltungen waren vor dem Kriege in Deutschland an vielen Orten üblich, sic trugen viel zur Veredelung des Geschmackes und zur Hebung der allgemeinen Bildung bei. 9. Um auch Lehrern Gelegenheit zur Erweiterung ihres Wissens und zur Fortbildung zu geben, wurden an manchen Orten mit Unter stützung der Schulbehörden von den Universitäten Ferienkurse sür Lehrer eingerichtet, an welchen als Dozenten nur Hochschullehrer wirkten. Die gewöhnlich 2—S Wochen dauernden Kurse erstrecken sich auf historisch-philologische, literarische, naturwissenschaftliche und pädagogisch-didaktische Themen und hatten sich vor dem Kriege eines zahlreichen Zuspruchs seitens der Lehrer zu erfreuen, 10, Daß zur Förderung der allgemeinen Bildung auch das Theater wesentlich beitragen kann, steht wohl außer Zweifel, Sieht man von der Opcrcttenflut ab, die alle Bühnen überschwemmt und dem seichten Unterhaltungsbebllrsnis der Menge entgegenkommt, so ist das Theater ein eminent wichtiger Bildungssaktor, den zu unterstützen Staat und Gesellschaft alle Ursache haben. Zunächst kommen hier die Volksbühnen in Betracht, wie eine solche im Jahre 1880 in Berlin als »Freie Volksbühne» errichtet wurde, die neben Theatervorstellungen auch Dichter- und Liederabende veranstaltete. Dort, wo die Erhaltung eines ständige» Theaters nicht möglich ist, sollten mit Unterstützung der Gemeinden Wandervorstellungen anderer Truppen stattsindcn, wenn anders nicht die schon vor-Jahren an- 14S4 geregte Idee der Stäbtebundtheater verwirklicht werden kann. Die Veranstaltung von Klassiker- und volkstümlichen Vorstellungen sür die studierende Jugend und sür die breiten Volksschichten hat in deutschen Landen säst überall schon sestcn Fuß gefaßt, 11, Neben guten Theatervorstellungen können auch Museums- führungen, wie sie in großen Städten veranstaltet werden, von bildendem Einfluß sein. Nach einem für den ganzen Winter vorher festgesetzten Programm werden kleinere Gruppen durch Fachleute in einzelne, sür das übrige Publikum abgesperrte Teile der Museen ge- sührt, wobei an die Betrachtung von Bildern und Skulpturen er klärende Vorträge angeschlofsen werden. Im Volke schlummert eine starke Ansnahmesähigkeit sür künstlerische Genüsse, deren Erweckung vielen Tausenden Trost und Licht in die Eintönigkeit ihres Daseins brächte, 12, Als sehr wertvolle Einrichtung zur Vervollkommnung des allgemeinen Bildungswesens seien schließlich die studentischen Ar beit e r - U n t e rri cht s k u r s e angesllhrt, bi« gleichfalls vor dem Kriege in Deutschland zu günstigen Erfolgen geführt haben. Diese nach dem Vorbilde Englands, der Heimat der Settlements, der engli schen Hochschulkolonien sklniversit^'Aeitlamants), der loz-lldoo-kkall und des Uoople's-kalnco von der Studentenschaft ins Leben gerufene» Unterrichtskurse sür Arbeiter haben zunächst von Dänemark ihren Ausgang genommen, später wurden sie von Berlin, Breslau und anderen Städten übernommen. Doch stehen Studenten auch in Eng land und in den nordischen Ländern im Dienste der Volksbildung, indem sie Elementarkurse für Arbeiter in den grundlegenden Gegen ständen abhalten. Das Verdienst, diese Bewegung in Deutschland gefördert zu haben, gebührt abermals der Comenius-Gesellschaft, die schon im Jahre 1897 an die deutsche akademische Jugend einen Ausruf zur Teilnahme an der Volksbildungsarbeit richtete. Die ersten von Stu denten geleiteten Kurse sind von der Kinkenschaft der Charlotten burger Technischen Hochschule im Jahre 1901 eingerichtet worden. Zunächst wurde mit 4 Kursen über Rechnen, Algebra, Technologie und Schiller begonnen. Bald solgten die Hörer der Berliner Uni versität, sowie München, Wien, Straßburg, Jena, Güttingen, Kiel usw. Es handelte sich hierbei vornehmlich um Erteilung eines ele mentaren Unterrichts, Die Studenten gingen während der Ferien auch aus das flache Land hinaus, um den Zusammenhang zwischen Volk und Hochschule herzustellen. Die studentischen Kurse sind aus einer politisch und religiös streng neutralen Basis aufgebaut, wobei sich die Unterweisung zu meist in der Form von Frage und Antwort abspielt. Die Hörer setzen sich nicht nur aus Arbeiterkreisen zusammen, wenn auch die Kurse im allgemeinen für ältere Arbeiter bestimmt sind, damit sie die in der Schule erworbenen Kenntnisse kostenlos ausfrischen und erweitern, sowie um sie in bi« wissenschaftlichen Grundlagen der Technik cinzufllhren. Der sozialftudentische Gedanke, Studenten und Volk einander näherzubringen, sie zu gemeinsamer Kulturarbeit zu vereinigen, hat vor dem Kriege viele studentisch« Organisationen zu diesem Zwecke vereinigt. Besonders in Dänemark ist die Rolle der Studenten aus diesem Gebiete eine ganz hervorragende. Es besteht daselbst ein Studentenkomitee zur Herausgabe billiger Volksschrisien, ein anderes für unentgeltlichen juridischen Beistand für Unbemittelte, ein Museumkomitee u, a, m. Die Studentenschaft tritt hier aus ihrer Vereinsamung im Volksleben heraus, sie gewinnt in Bildungssragen bas vollständige Vertrauen der Arbeiterschaft und sie findet den lebendigen Einklang mit der Volksgemeinschaft, Auch in Frankreich bestehen Studcntenvereine zu dem Zwecke, eine Annäherung zwischen der Welt des Wissens und der Welt der Arbeit herbei- zusühren. ebenso in Schweden und Norwegen, in England <VVorleing dlen's Colleges) und in einigen anderen Staaten, An dem Grund sätze, nur Elementarunterricht zu erteilen, wird sestgchalten, denn diese Kurse sollen nur eine Vorschule sür die über das Elementar wissen hinausgehenben VolksbildungSveranstaltungcn, insbesondere sür die volkstümlichen Hochschulkurse sein. Es wird demnach be sonderes Gewicht gelegt auf Aneignung einer richtigen Orthographie, einer knappen und zutreffenden RuS-drucksweise, im Rcchenunterrichte auf Durchberatung von Kostenvoranschlägen und Haushaltrechnungen, Die Studenten sollen demnach an der sozialen Bildungsarbeit nur insofern teilnehmen, als sie nicht in denjenigen Unterricht übergreifen, der erfahrenen Männern Vorbehalten werden muß. Alle hier angeführten Veranstaltungen und Einrichtungen zur Hebung der Volksbildung finden letzten Endes ihre Begründung in dem Ausspruche Schmollers, daß der letzte Grund aller sozialen Ge fahr nicht in der Ungleichheit des Besitzes, sondern in den Bilbungs- gsgensätzen liegt. Von dieser Erwägung ausgehend hat sich der gegenwärtige Präsident der Tschechoslowakischen Republik Professor T. G, Masaryk schon im Jahre 1897 sür die Errichtung einer
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