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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1884
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- 1884-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1884
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- Deutsch
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8572 Nichtamtlicher Theil. .V 128, 4. Juni. das Chromo macht noch in einer Anzahl Anstalten eine erfreuliche Ausnahme — so selten geworden, daß man die Verdrängung des Steindrucks durch die täglich sich vervollkommnenden und schon zu hoher Vollendung gelangten photomechanischen Hilssversahren kaum noch bedauern kann. Von S. S08 bis 572 ist der Katalog französischen und eng lischen Ausstellern gewidmet. Wir sind aber beim besten Willen nicht in der Lage, unseren französischen Nachbarn Lob ertheilen zu können hinsichtlich der typographischen Ausstattung der von ihnen eingesandten Seiten, die mit echt französischer Nonchalance behan delt sind, und von denen nur der geringste Theil nach dem Druck geglättet ist, so daß er sich mit allen Rauhheiten des Einsatzes präsentirt. Nur die Beilage der I-ibrairro ä'Lrt (Ludovic Baschet), die aus den unter Meister Motteroz' Leitung stehen den Imprimoriss köuniss hervorgegangen sind, machen durch sorgfältigere Ausstattung und besseren Druck eine Ausnahme; der berühmte Renaissancedrucker und -Verleger Jouaust hat seinem Ruhme dadurch, daß er neben seiner zierlichen Mediaevaltype eine häßliche abgenutzte Egyptienne als Auszeichnungsschrift gebrauchte, wenig Rechnung getragen. Bei I. Rothschilds Beilage, gedruckt bei Tolmer L Co., sehen nicht nur die schönen rothen Initialen sehr verschmiert aus, die rothen Umfassungslinien haben auch zum Theil abgezogen. Einem deutschen Buchdrucker erscheint es unver ständlich, daß, wenn man sich überhaupt die Mühe und Kosten eines zweifarbigen Druckes machte, man diesem nicht auch alle Sorgfalt angedeihen ließ, um ihn typographisch vollendet in die Welt zu schicken. Auf S. 551 beginnt der englische Druck, und dieser zeichnet sich gegen den französischen vortheilhast aus; denn wenn wir auch das Brustbild auf S. 554 cffectvoller und klarer, den Othello (S. 557) weniger grell, dem Bild aus S. 560 ein besseres Clichö wünschen müssen, im Ganzen sind alle Blätter, die bei Cassel LCo., C. Mitchell und Unwin Brothers gedruckt wurden, sorgsältig behandelt und machen ihren Druckern Ehre. Damit aber sind wir am Schluß des Buches — des Registers gedachten wir schon weiter oben — und auch unserer Besprechung angelangt; bleibt uns nur noch ein Blick auf sein äußeres Gewand zu werfen. Dieses ist eine treffliche Leistung des Hosbuchbinders G. Fritzsche in Leipzig und müssen wir namentlich die ausgezeich nete Hochprägung der Minerva mit ihren Attributen aus der Vorder decke bewundern, wo das Papier, trotz des starken, scharf hervor tretenden Reliess, keinerlei Risse zeigt. Man konnte dem eigen artigen Buche kaum ein gediegeneres Kleid geben, ein Kleid, das ein weit würdigerer Schmuck ist, als dies bei dem französischen Prototyp des Leipziger Katalogs, jenem Vataloßue äe Kravurss otv. der Fall war, der in zu großer und deshalb unschöner Form in Gold oder Silberpressung das Bild des Pariser Lötet cku veröle äs tu läbrairie trug. Einen Vergleich zwischen beiden Katalogen zu ziehen ist, da sie, wie schon im Eingänge angedeutet, verschiedenen Zwecken zu dienen hatten, in durchaus zutreffender Weise nicht leicht durch führbar. Zn typographischer Beziehung — wozu wir den Holz schnitt rechnen — steht der deutsche weit über dem französischen; in artistischer Hinsicht behauptet indeß der letztere, vorzugsweise einer Kunstausstellung gewidmete, den Vorrang, und es muß bedauert werden, daß unsere deutschen Photograveure, die, wie Victor Angerer in Wien oder R. Schuster in Berlin, so Ausgezeichnetes leisten, dies nicht auch durch Beigaben zum Katalog dem großen Publicum, welches die Leipziger Ausstellung nicht besuchen konnte, dargethan haben. In jeder Beziehung aber steht der deutsche hoch über der holländischen Nachahmung des Pariser Katalogs. Nichtsdestoweniger, und trotz der mancherlei von uns gemach ten Ausstellungen dürfen wir uns des hier besprochenen Werkes als eines würdigen Monumentes, der Leistungsfähigkeit der deutschen Druckkunst im Jahre 1884 errichtet, und zugleich ein prächtiger Denkstein für die erste erweiterte, zu internationaler Bedeutung erhobene Ostermeß-Ausstellung zu Leipzig, aufrichtig freuen, — gab es doch bisher kein Buch, welches eine solche Summe des Wissens und Könnens aller Arbeiter im Dienste der Wissenschaft und Guten- berg's in so umfassender Weise vereinigte und uns, durch zweck mäßige Angabe aller an der Ausführung betheiligten Anstalten, die Möglichkeit eines auf eigener Anschauung begründeten Urtheils hierüber gewährte. Zwar fehlen noch viele und manche der besten Firmen in den Blättern dieses Buches, — manche haben vielleicht auch, da sie dessen Bedeutung und Tragweite nicht voll erfaßten, nicht ihr bestes Können ausgeboten, — was indeß geschaffen wurde, ist und bleibt hoher Anerkennung würdig und wird einen Markstein in der Geschichte des deutschen Buchdrucks für alle Zeiten bilden. Wenn wir aber dies freudig und dankend anerkennen, müssen wir da zum Schluß nicht auch des Mannes gedenken, welcher die Idee, diesen Markstein zu schaffen, erfaßt und die gewaltige Arbeit, ihm Form und Gestalt zu geben, auf sich genommen hat? Herr Felix Liebeskind, Chef der Firma A. G. Liebeskind,verdient für sein Unternehmen den Dank der ganzen deutschen Buchhändler- und Buchdruckerwelt, den rückhaltlosesten Dank umsomehr, als kaum Jemand außer ihm selbst in der Lage sein wird, vollkommen zu ermessen und zu beurtheilen, welche Herkulesarbeit es gewesen, die große Zahl aller bei der Herstellung des Katalogs Betheiligten unter einen Hut, und zwar zu rechter, festbegrenzter Zeit, zu bringen. Das Bewußtsein seiner That und der erzielte Erfolg werden ihm für alle Zeit der beste Lohn sein. Sollte er aber in Zukunft, nach Verlauf einiger Jahre, es wieder unternehmen, einen zweiten solchen Markstein »eben den ersten zu stellen, dann wünschen wir ihm, er möge die Genugthuung haben, nicht nur keine hervor ragende Verlegerfirma zu vermissen aus den Blättern des Buches, sondern auch die Buchdrucker als solche in ausgedehnter Weise theilnehmen sehen an der Wettbewerbung um die Gunst aller Auf traggeber durch Darlegung der besten Proben ihrer typographischen Befähigung. Aber schon heute ist das von Herrn Liebeskind geschaffene Buch ein vollwichtiger Baustein zur biblio-typographischen Ge schichte.* *) Stuttgart. Theod. Goebel. Misccllen. votombisr, 8arad Larnum. — Das Pariser Schwur gericht verhandelte heute mit Ausschluß der Oeffentlichkeit gegen Marie Colombier wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit, begangen durch Veröffentlichung der Schmähschrift „8arak Larnum." Die Angeklagte wurde unter Zulassung mildernder Umstände für schuldig erklärt und zu drei Monaten Gesängniß, sowie zu 1000 Frs. Geldstrafe verurtheilt. *) Reserent kann sich nicht versagen, ein Urtheil über den Katalog, das ihm unterm 27. Mai in einem Privatbriefe ans London zu- gegangcn, hier anzuhängen. Er hatte ein Exemplar des Buches einem Freunde, daselbst technischer Leiter einer großen Buchdruckerei, gesandt, und dieser schrieb ihm in Bezug darauf: „dlx copz- da» bsen all rouuä tds ot'tic^, auä tds Word in it is L eonstaut saures ok MV bsst auä akässt 4msrioan trisnä." Dieser letztere Wunsch be findet sich bereits aus dem Wege der Erfüllung.
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