R- Z6, II. Februar 1928. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatts, d. Dtschu. Buchhandel. 1251 Sommer 1896. Eln junger Mann, den die Famllientradttton zum Theologen bestimmt hatte, der dann aber aus tiefer Neigung sich zur Ornithologie bekannte und Zoologie studierte, betrat die Künsche Nehrung. Ein merkwürdiges Land mit seinen öden Wanderdünen und den stillen Dörfchen — merkwürdige Bewohner dieser Wüste, die vorüberziehende Krähen fangen, totbeißen und verspeisen! Der junge Mann fand Gefallen an dieser Unberührtheit von äußeren Einflüssen und ließ sich häuslich nieder. Besonders aber bewog ihn dazu das überwältigende Schauspiel des Frühlings- und Herbstzuges der Tausende von Zugvögeln, die auf ihrer Wanderung längs der einsamen Landzunge gern dort rasteten. Der junge Mann widmete sich mit Begeisterung der Beobachtung des Vogelzuges, fand in der wissenschaftlichen Welt Eingang und verschaffte dem Namen Thienemann Beachtung. Dreißig Hahre später. Professor l)r. Thienemann und Rossltten — Worte, Begriffe, die nicht mehr voneinander zu trennen sind. In ernster Forscherarbeit eines Mannes erlangte die Vogelwarte Nossitten und ihr verdienstvoller Leiter eine Weltberühmtheit, die auf diesem Gebiete einzig dasteht. Heute ist Thienemann Ehrenmitglied einer Reihe von namhaften Körperschaften und kann mit Befriedigung aus seine Tätigkeit, die die Er füllung seiner Knabenträume bedeutet, zurückschauen,- er hat als Erster die Bertngungsmethode eingesührt und dem Gedanken der Bogelzugs- forschung Tausende von Anhängern geworben. Und stets blieb, wie sein Buch zeigt, seine gemütvolle Wesensart, mit sachlicher Vertiefung und unanfechtbarer Wissenschaftlichkeit! Er wurde populär in bestem Sinne! Wie urteilt man über den „Vogelprofessor"und sein Werk? ... Es ist ja keineswegs ein Handbuch über den Vogelzug, das etwa nur wenige Spezialisten fesseln würde, sondern eine von goldenem Humor, wie er sich ganz selten findet, und einer vielleicht noch selteneren Urwüchsigkeit des drastischen Schilderns überflutete plaudere! über das Leben und Treiben dahinten auf der gottverlassenen Nehrung . .. (Dr. H. Wcigold, Hannover) ... Wie interessant vermag das Ringlein der Vogelwarte, das den Fuß eines Storches schmückt, von demSchicksalseinesTrägcrs auf der 10000 km weiten Luftfahrt von Rossilten bis zur Südspitze Afrikas zu erzählen! Die Abenteuer der Zugvögel sind oft wunderbar . .. (Dr. Engelmann, Gera) ... Es ist ein Genuß, einem solchen Erzähler zu lauschen . .. (Arnhemsche Courant, Arnhem) . . . Sommer 1920. Ich war einige Tage auf der Nehrung. Der Sonntag brachte viel Volks nach Rossitten. Am Nachmittag suchte ich Thiene mann auf, um ihm guten Tag zu sagen. In der Nähe des Häuschens stand ein Herr mit einer Dame. Nicht zu übersehen: beide in Kleidung und Haartracht der Zeit voraus. Eine .Attraktion" auf der Nehrung. .Wir möchten zu Herrn Professor Thienemann", sagte der Herr, zu mir gewandt. .Darf ich Sie fragen, wo — — — ' .Bitte — der Herr, mit dem ich eben sprach", gab ich be reitwillig Auskunft. .Der ?I" Die Dame hatte es gesprochen, mit einer Betonung, die das einzige an dieser Frau war, was originell genannt zu werden verdiente. »Komm, Fred," sagte fie zu ihrem Begleiter und schritt ihm voraus der Anlegestelle des Dampfers zu. Ja, Rossitten bedeutete eben für manche eine herbe Enttäu schung ! . .. (E. Scharein) . . . Landschaftsbilder, ein Forscherleben, ker nige Fischer- und Vogelfäygcrgeftalten deutsche Elche, die Wunder des Vogelzugs, und die Könige der Luft, Falken und Adler, gleiten an dem Blick vorüber, wenn man hier und da naschend kn dem Buche blättert, und, nachdem ich das getan, konnte ich's nicht lassen, das Buch von Anfang bis zu Ende zu lesen ... (O. Kl.) .. . Danken muß ich Ihnen für den Genuß mit Ihrem schönen Buch .Rossitten", ich ver- schl'ng oder »fraß" es in wenigen Tagen. Sehr geistreich und gut ist Ihr Titelblatt, und besonders das .Leben in Rossittcn" hat mich herzlich lachen lassen. — Das Thema sollten Sic noch weiter aus spinnen — es gäbe fast ein Gegenstück zu Thoma's Klcinstadtgeschichtcn und hätte sein eigenesparfüm. (Prof. Ludw. Hohlwekn, München) ... Das Werk wirbt für unser abgeschnürtes Ostpreußen und gehört auch darum in unsere Schul- büchereten. . . (Zentralblatt für die gef. Unterrichtsverwaltung in Preußen) (Verlag van I. Zleumann-Veudamm)