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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-08-23
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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195, 23. August 1902. Nichtamtlicher Teil. 6613 für die gesunde Weiterentwickelung der Dinge nicht hoch genug angeschlagen werden. Denn allerdings, diese erste glückliche Etappe bewahrt uns nicht vor weiteren Schwierigkeiten. Mehr als je steht der Buchhandel im Wirbel geistiger Strömungen und centri- fugaler Kräfte, die zwar nicht seine geschäftliche Organisa tion, wohl aber seine materielle Behauptung empfindlich berühren. Das Großkapital in Gestalt der Warenhäuser, das uns nach wie vor die Brotartikel verkümmert: die soziali stische Propaganda, die die großen Massen von der bisherigen Lektüre ablenkt und für ihre eigene Presse zu gewinnen sucht, auch in ihrer wissenschaftlichen Richtung weitere Kreise zu fesseln weiß, — in dieser Gegenwirkung von oben und unten dürfte der Buchhandel noch manche Kraftprobe zu bestehen haben. Die Verschiebung des Büchermarkts durch die modernen Lesegelegenheiten in jeder Gestalt, die den Nerv alles Han dels, die Kauflust, ungemein abschwächen, der Postbezug der Wochen- und Monatsschriften, der dem Sortiment die direkte Verbindung mit einem wertvolleil Teil des Publikums er schwert, die gewaltige Konkurrenz der politischen Presse, die aufs litterarische Gebiet so weit übergreift, daß sich das Gros der Leser hierdurch befriedigt sieht, — was vermag der organisierte Buchhandel diesen Abstrebungen entgegenzusetzen? Geht er noch seinen sicheren Gang und oft nicht ohne große Einzelerfolge, so ist die entscheidende Frage doch nur die, ob sein Schwergewicht allein in dem liegen darf, was gekauft werden muß, und nicht auch in dem, was gekauft werden könnte und sollte. Hier liegt für Produktion und Konsumtion die wunde Stelle, die eine durchgreifende Be handlung erfordert. Der Buchhandel erschöpft sich mit hundert kleinen Mit teln, die in ihrer Vereinzelung sehr kostspielig sind, aber schwerlich — urteile ich nicht zu partiell — den entsprechen den Erfolg aufweisen. Er wandelt zwar nach alten berech tigten Gewohnheiten; die jetzige Zeit will jedoch mehr ans sich heraus verstanden und genommen sein. Das treibende Prinzip der Gegenwart ist das der Billigkeit. Großkapital, Behörden und Presse verdanken ihm ihre Riesenerfolge, nur der Buchhandel geht seinen aristokratischen Schritt. Das wäre der Würde seines Objekts wohl angemessen; da er aber dem Zeitgeist namentlich mit den klassischen Sachen bereits so weit wie möglich Rechnung getragen hat, so gerät er mit sich selbst in Widerspruch, in dem er dem Publikum den Vergleich mit den Preisen für das Minderwertige aufnötigt. Läßt sich auch manche Kal kulation rechtfertigen, so dürfen wir uns doch nicht verhehlen, daß die Preise häufig ganz abnorm und schwer zu verstehen sind. Mag die wissenschaftliche Litteratur noch eine Aus nahme gestatten, obgleich auch hierüber viel geklagt wird: soll der Buchladen nicht zum Raritätenkabinet herabsinken, so muß im Durchschnitt mehr mit jenem Prinzip gerechnet werden. Wer soll und wird denn noch kaufen, wenn er das Beste umsonst oder für wenige Nickel lesen kann? Und wenn das Gelesene auch gekauft werden muß, so bietet der Biblio- theksbedarf doch kein Aequivalent für den notwendigen und anhaltenden Kauftrieb. Was einer ausgedehnteren Förderung des Bücherwesens ferner im Wege steht, ist, wie schon bemerkt, die Interessen gemeinschaft mit der Post bezüglich der Journale. Der Ge danke mag vielleicht überraschen; aber die Macht der Gewohn heit und Bequemlichkeit läßt uns auch hier unser Interesse übersehen. Es bedarf unter Kollegen keiner Erörterung, daß die Fühlung mit der Kundschaft durch nichts fester gehalten wird als durch den periodischen Bedarf. Mit dem Postbezug Börsenblatt sllr bs» deutschen Bnchbandcl. kg. Jalimcmk. geben wir diese sichere Gelegenheit und Einnahmequelle mit aller Seelenruhe aus der Hand, wiewohl Verlag und Sorti ment den entsprechenden Absatzboden so nötig haben wie's liebe Brot. Teilweise ist er ja durch die Reisegeschäfte ausgesucht worden; aber sie können die dauernde Sortiments verbindung nicht ersetzen. Sollte es nicht in der Machtsphäre des Buchhandels liegen, sich auf sein Eigentum das Monopol zu sichern? Alle Bedenken würden zurückstehen müssen gegen die Notwendigkeit, dem Buchhandel einen Untergrund zu schaffen, der allen heranziehenden Stürmen gewachsen ist. Und ich meine, auch diese Sicherung kann nur in unsrer verbindlichen Selbsthilfe liegen. Auch das vc> nt äs8 - Verhältnis mit der Presse müssen wir schließlich schärfer ins Auge fassen, da der Buchhandel, wie mich dünkt, hier bedeutend den Kürzern zieht. Der Verlag deckt ihr täglich den Tisch mit Neuigkeiten, und was für uns abfällt, sind Brocken. Kann es für den Zeitungs leser etwas Angenehmeres geben, als die Quintessenz unserer teuren Sachen in Gestalt interessanter Kritik umsonst zu er halten? Allerdings hat manches Buch seinen großen Absatz dem einstimmigen Posaunenton der Presse zu verdanken, und ihr Einfluß soll in einzelnen Fällen nicht unterschätzt werden; aber im allgemeinen schöpft sie uns durch ihren literarischen Vorsprung und den vielfachen Unter haltungsstoff die Sahne ab. Das ist meines Erachtens ein Zustand, der den Buchhandel um seinen wohlverdienten Lohn bringt. Er spielt die Rolle des ehrlichen Maklers, wo es sich um sein Eigentum handelt und er berufen wäre, die litte rarische Direktive im größten Umfange und Trumpfe selbst auszuüben, zumal er mit allen großen und guten Geistern bereits intime Fühlung hat. Ich hoffe, nicht allein unter dem Eindruck zu stehen, daß hier ein langgewohnter taktischer Fehler unsererseits vorliegt und daß der Buchhandel un möglich prosperieren kann, wenn nicht ein vollständiger Wandel in dein bisherigen Verhältnis stattfindet. Das mag leichter gesagt als ausgeführt sein; was aber hindert uns, mit größeren einheitlichen Mitteln und Gesichtspunkten dem Bücherwesen, aller Konkurrenz gegenüber, den Einfluß zu verschaffen, der ihm nicht nur in unserm eigenen Interesse, sondern auch in dem der geistigen Kultur gebührt? — Sinds Utopien, die ich mir erlaube, dem neuen Kurs in die Segel zu setzen, — nun die Phantasie war noch immer der Stimulus aller Dinge. Hat mir jedoch im unentwegten prinzipiellen Kampf gegen den Rabatt der Erfolg recht gegeben, so dürfte vielleicht auch in den vorstehenden Zeilen ein Körnchen Wahrheit enthalten sein. All Heil dem neuen Kurse! Berlin. Matthies. Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen Nach drucks ist am 26. März d. I. vom Landgericht Hamburg der Fabrikant Leo Kempner zu 300 ^ Geldstrafe verurteilt worden. Im Jahre 1892 erschien im Verlage von Edmund Schmersahl in Lübeck ein Führer durch Lübeck und seine Umgebung, 1994 in zweiter Auflage. Jni Jahre 1896 verkaufte Schmersahl seine Buch handlung an Richard Brunn. Ende Mai 1899 ließ Brunn eine dritte Auflage des Führers erscheinen, nachdem der Angeklagte, der an den früheren Auflagen technisch mitgearbeitet hatte, unter Benutzung des vorhandenen Lithographiestcins 600 Abzüge der großen Karte hcrgestellt und geliefert hatte. Anfang 1900 beab sichtigte der Redakteur der-Lübecker Cisenbahnzeitung-, Bachmann, eine Karte von Lübeck mit Anzeigen am Rande herauszugeben. Er besuchte den Angeklagten, zeigte ihm eine Probekarte, bezeich- nete ihm die Grenzen des Leserkreises seines Blattes und fragte, zu welchem Preise er solche Karten erhalten könne, indem er da von ausging, daß Kempner ihm eine völlig neue Karte liefern werde. Der Angeklagte forderte 500 für 1000 Karten und er- 970
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