Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1928-06-16
- Erscheinungsdatum
- 16.06.1928
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19280616
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192806164
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19280616
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1928
- Monat1928-06
- Tag1928-06-16
- Monat1928-06
- Jahr1928
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
138, 16, Juni 1928, Sprechsaal. Sprecbsaal Verlustquellen im Buchhandel. Von vr. Wilhelm Plankl (Wiener Phönix-Verlag). In der Nummer 128 vom 5. Juni 1928 hat Herr Wolfgang Langewiesche, ein Sortimenter, einige Behauptungen, wenn nicht Forderungen aufgestellt, die wohl nur einem Teil der Buchhändler, nämlich den Sortimentern Freude gemacht haben werden, bei den Verlegern aber nur Mißvergnügen und Widerspruch erregen. Daß das Risiko bei Händlern und Verlegern gleich ist, erlaube ich mir anzuzweifeln, denn der Verleger hat schon deswegen ein viel höheres Risiko, da er bei jedem Werk die gesamte Auflage und den Vorschuß an die Autoren zu zahlen hat, während der Sortimenter sich nur das gangbare, vom Verlag mit großem Kostenaufwand pro pagierte Buch ankauft und es bei einiger Geschicklichkeit infolge des direkten Verkehrs mit dem Kunden selbst an den Mann bringt. Wenn nun vollends Herr Wolsgang Langewiesche verlangt, daß das Risiko vom Verleger allein zu tragen sei, so degradiert er damit seinen Stand vom selbständigen Kaufmann, welchen Namen er dann nicht zu Recht führt, wenn er beim Einkauf jedes Risiko ablehnt, zum bloßen »Verkäufer«, das Verkaufen könnte aber schließlich der Ver lag durch Vertreter und Verkaufsstellen selbst besorgen. Außerdem würde die Folge der nur kommissionsweiscn Belieferung eine be deutende Nabattrcduktion sein, da der Verleger eine größere »Ver- sicheruugsquote« einkalkulieren müßte. Wenn ferner alle Sortimen ter von allen Verlegern mit Kommissionsware beschickt würden, .hinge der Verlag eigentlich vollkommen von der Gnade und Tüchtig keit der Verkäufer ab. Daß auf remissionsberechtigte Werke weniger acht gegeben wird, hat Herr Mähler mit seiner »Bitte an die Sorti menter« (Nr. 128) deutlich klargemacht. Ich halte es für einen Fehl schluß, daß der Bücherpreis dann eine Senkung erfahren würde, wenn .nur der eine Teil ein Risiko zu tragen hätte, abgesehen davon, daß dies jeder kaufmännischen Usance widerspricht. — Wenn ferner Herr Langewiesche behauptet, daß der Sortimenter, falls ihm ein fest bezogenes Buch liegen bleibt, sich den «Fall« merkt und nächstens weniger (soll wohl heißen »nichts mehr«), bestellt, so scheint mir dies ungerechtfertigt, da jeder Verleger, jeder Autor einen Mißgriff tun kann und zum großen Teil die Schuld für Unabsetzbarkeit den Sor timenter selbst trifft. Einen einzigen Satz lasse ich voll gelten, daß nämlich die »Verlage durch etwas erhöhtes Risiko vorsichtiger produzieren würden«. Ich will hier keine Jnvektive gegen Herrn Langewiesche halten, sondern ich begrüße es, daß man Mittel zur Hebung des Geschäftes sucht und den Grund der Stagnation in der Höhe der Preise findet, nur müssen wir für die Herabsetzung der Preise uns auf andere Mittel besinnen. Das Buch ist heute ein Massenartikel geworden und jeder Mensch ist Bücherfreund, sei es für Wissenschaft, Kunst, schöne Literatur oder Sport usw., daß aber trotzdem der Absatz stockt, liegt m. E. beim ein-, zelnen Buch lediglich im höheren Zwischenverdienst vom Verlag zum Sortiment, denn Herstellungspreis, Autorenhonorar und Versiche rungsquote sind im Verhältnis zum Preis, den das Publikum zu zahlen hat, minimal. Reduzieren wir unseren Verdienst beim ein zelnen Werk auf die Hälfte und wir werden zehnmal so viele Bücher absetzen. Es verkauft sich eiu Buch um Mk. 10.— mit beiderseitigem Gewinn von Mk. 6.— schwerer als 10 Bücher ä Mk. 5.— mit lOmal einer Mark Verdienst. Duchhändlerische Geschäftsgeheimnisse in Schulbüchern. Mit Recht wurde häufig im Börsenblatt die Mahnung an die Leser gerichtet, das Börsenblatt wegen der in ihm veröffentlichten Nabattsätze und anderer Interna des Buchhandels sorgfältig vor den Augen des Publikums zu verbergen. — Da muß es wunder nehmen, wenn ausgerechnet diese Interna an ganz anderer Stelle ohne zwingende Notwendigkeit öffentlich bekanntgegeben werden, näml-ich rn — Rechenbüchern unter den angewandten Aufgaben, die doch bekanntlich dem praktischen Leben entnommen sind, wie jeder mann weiß. — Da senden sich z. B. im »Rechenbuch für Lyzeen« 3. Heft. 4. Ausl. 1926, von Geipel-Hecht, auf S. 48, Nr. 26 und 35 Rechenaufgaben, in denen beim Geschäftsverkehr zwischen Verlag und Sortiment ein Rabatt von 33^^ zugrundegelegt wird. Schließ lich lesen diese Aufgaben ja nicht bloß die in geschäftlichen Dingen unerfahrenen Kinder, sondern auch die Eltern und vor allem die Lehrerschaft. Muß deren dauernden Forderung aus Preisnachlaß und Gewährung von Freiexemplaren — das Bbl. veröffentlicht häufig Proben — nicht angesichts solcher Veröffentlichungen von authentischer Seite neue Nahrung zugeführt werden, zumal da solche, noch dazu bei wissenschaftlichen und Schulbüchern weit übertriebenen Angaben ganz falsche Vorstellungen über die Gewinne des Sorti ments Hervorrufen. Und wird die Grundlage unserer Organisa tion, der Schutz des Ladenpreises, wirklich gestärkt, wenn an anderer Stelle des Buches (auf S. 48, Nr. 26) von einem Sortimenter die Rede ist, der bei einem Einkauf von 17.— Mk. 10A Rabatt ge währt? Es gibt doch so viele Fälle, in denen im praktischen Leben die Prozentrechnung angewandt wird, daß der Verfasser eines Rechenbuches nicht gerade solche heranziehen muß, die wie die Ge winnspanne des Buchhandels und der feste Ladenpreis unkontrol lierbarer öffentlicher Diskussion, die sich letzten Endes nur zum Schaden des ganzen Standes auswirken kann, niemals preisgegeben werden dürfen. Richard Mannheim. Nachschrift. Wie ich soeben erfahre, will der Verlag des obengenannten Buches in der nächsten Auflage die beanstandeten Aufgaben fortlassen: meine Mahnung ist also auf fruchtbaren Boden gefallen. — Darüber hinaus seien aber auch die anderen Verleger von Rechenbüchern freundlichst aufgefordert, ihre Publikationen auf ähnliche Ausgaben durchzusehen und dem guten Beispiel des hier angeführten Verlages zu folgen. la /Nocke Linnen". Darf ein deutscher Auslandbuchhäudler, der sich schmeichelt Französisch und Englisch so geläufig wie seine eigene Muttersprache zu plappern, einmal seinem Grimm Ausdruck geben, der ihn erfaßt, sobald er eine Nummer des Börsenblatts für den Deutschen Buch handel au>sschlägt. Aufschlägt? Gar nicht nötig, auf der ersten Seite schon starrt ihn ein Wortgemisch von besonderer Schönheit an: »die je-ne-sais-quoi-Atmosphäre europäischer Luxuszentren!« Ich will davon absehen, baß kein Franzose zwischen die Worte je ne sais quoi Bindestriche setzt: aber warum muß überhaupt französelt werden? Grillparzer schreibt von einer Geliebten: Und ein »ich weiß nicht was«, das dich entzückt, Ist ein »ich weiß nicht was?« für alle andern. — Aber Grillparzer war auch nur ein Dichter und schrieb nicht für bas Börsenblatt. Ich trenne mich von dem nach »L'Orrigan« (man beachte den Artikel!) duftenden Umschlag und begebe mich in das innere Wildgehege unseres Fachblatts. Was finde ich? Ein Album von Wcek-End-Häuschen, einen Filmroman mit einem »Happy End« und vor allem so viele »«Bestseller«, daß mein Sortimenterherz vor Freude hüpft. Freilich muß ich mir das alles erst ins Deutsche übersetzen. Den harten Spondaeus »Uikent« in den weichen, deutschen Doppeltrochaeus Wochenende, den blechernen, ledernen Klempner bestseller in leichtverkäuflichcs Buch, und dann stehe ich vor dem Happy End. Was ist das? Deutsch ist es nicht und englisch auch nicht; denn der Engländer sagt »happy ending«. Klingt das nun wirklich schöner als gutes oder glückliches Ende, und hat nicht ein anderer deutscher Dichter gesungen: »Da knüpfen ans fröhliche Ende den fröhlichen Anfang wir an«. Da wir gerade beim Englischen halten, möchte ich meinen Herren Fachbrlldern vom Verlag einen Wink, Verzeihung einen Tip — was sage ich, einen tuyau geben. Einen sehr spannenden geheimnisvollen Kriminalroman, der einem wie ein Drillbohrer das Riickenmark heruntersährt, nennen die Eng länder einen »thriller« oder auch einen »shocker«. Es wäre doch schön, wenn wir in einer der nächsten Nummern des Börsenblatts lesen dürsten: »Der Verlag Eukalyptus hat dieses Jahr den größten Triller — auf den Markt geworfen.« Im Ernst — wir haben einen gewaltigen Krieg verloren, und damit wir das nicht vergessen, stehen fremde Regimenter in Mainz und Trier. Das ist keine Schande; aber eine Schande ist es, wenn deutsche Schreiber das teure uns von den Vätern überlieferte deutsche Sprachgut, das höchste Heiligtum unserer Nation, mit fremden Sprachbrocken untermengen. Michael Foerster. Verantwort!. Schriftleiter: Franz Wagner. — Verlag: Der Börsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlerhauS. Druck: E. H c d r t ch A a ch f. Sämtl. in Leipzig. - Anschrift b. Schrtftlettung ».Expedition: Leipzig C 1, Gerichtsweg 26 lBuchhändlerhauS), Postschlicbf.274/7S. tz88
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder