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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1933
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- 1933-05-13
- Erscheinungsdatum
- 13.05.1933
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Produktionsgüter mit allgemeinstem Verwendungszweck haste nachhaltig zugenommen. Die Erzeugung von Investitionsgütern habe sich uneinheitlich entwickelt. Die industrielle Produktion liegt nach dem Bericht im März bereits um 7°/° über dem Stand zur gleichen Vorjahrzeit und -um 12°/° über dem konjunkturellen Tiefstand vom August 1932. Das sind -sämtlich immerhin, wie gesagt, Beobachtungen, die mit einigen Hoffnungen erfüllen kön nen. Es ist danach wohl zu erwarten, daß sich, sobald die noch im Gang befindlichen Umstellungen abgeschlossen sind und die Wirtschaft klare -Bahnen vor sich hat mit der Aussicht auf ein- -deutige, stetige Verhältnisse für längere Zeit, der Aufschwung be schleunigen und verstärken wird. Die großen Richtlinien dafür sind in der Kundgebung des Reichskanzlers am 1. Mai gewiesen worden. Eine gewisse Unsicherheit, namentlich soweit das Ausland geschäft in Frage kommt, bleibt natürlich bestehen, solange das Schicksal des Dollars noch nicht entschieden ist, solange überhaupt die Währungsverhältn-iss« der aufeinander angewie senen Völker nicht geklärt und zur Ruhe gebracht -sind. Die Lage ist vom deutschen Standpunkt aus unmittelbar nach der Preis gabe des Goldstandards in den Vereinigten Staaten in einer Verlautbarung der Reichsbank so klar und richtig gekennzeichnet worden, daß man nichts Besseres tun kann, als sie zu wieder holen. Sie lautete: »Die Rückwirkungen, die diese Ereignisse auf Deutschland haben können, sind doppelter Natur: Erstens wenn eine dau ernde Abwertung des Dollars mit diesen Maßnahmen bezweckt sein sollte, so greift damit das von England eingeleitete valu- tari-sche Exportdumping zum Nachteil der deutschen Export- industri-e und damit der deutschen Zahlungsfähigkeit weiter um sich. Zweitens: Eine andere Wirkung dagegen würde für Deutschland einen relativen Vorteil bringen. Da Deutschland sehr stark in Dollar verschuldet ist, so würde es seine Schulden durch Aufbringung eines geringeren Gegenwertes abtragen können. Hieran dürften auch etwaige Goldklauseln in den Schuldverträgen nichts ändern, da ein Rechtsstandpunkt sich schwer vertreten läßt, der einem Lande zugestehen wollte, den Goldwert feiner Verpflichtungen durch gesetzgeberischen Akt -herabzusctzen, gleichzeitig aber den Goldivert seiner Forderun gen aufrechtzuerhalten. Wird Deutschland deshalb einerseits über -seine Export fähigkeit wachen müssen, so kann das amerikanische Vorgehen andererseits doch nicht etwa zu einer ähnlichen Währungs politik in Deutschland Veranlassung geben. Vielmehr wird der Leitstern der deutschen Währungspolitik der Grundsatz bleiben müssen, den der Roichsbankpräsident in der letzten General versammlung der Reichsbank ausgesproÄ)en hat: Unsere Sparer sollen wissen, daß die Reichsbank als unerschütterliche Wacht aus dem Posten ist, wenn es gilt, dem schaffenden und sparen den deutschen Volk das Geschaffene und Ersparte zu erhalten«. Inzwischen ist Reichsbankpräsident vr. Schacht nach Wa shington gefahren, um dort an Ort und Stelle die deutschen Interessen wahrzunehmen. Sie liegen bei -ihm in guten Händen. Eins darf man bei -der -Beurteilung der Lage im ganzen nicht außer acht lassen. Es ist nicht ein von den außenhandelspolitischen Verhältnissen der U.S.A. ausgehender Zwang, der zur Preisgabe des Golddoll-ars geführt hat. Eher -ist der Schritt noch auf die unbestreitbare innere Notlage Nordamerikas zurückzuführen. In der Hauptsache aber ist die Maßnahme unstreitig politischer Natur, nicht zuletzt machtpol-itischer. Ist das richtig, -so folgt daraus aber -auch, daß sich die Frage nicht nach irgendwelchen wirtschaftlichen Regeln oder Gesetzmäßigkeiten weiter entnnckeln wird, sondern rein nach machtpolitischen Gesichtspunkten und Zweckmäßigkeiten. Das bringt in die Lage ein Moment erhöhter Unsicherheit, weil sie in dieser Gestalt unberechenbar wird. Man wird also gegebenenfalls auch auf Überraschungen gefaßt bleiben müssen. Das Schicksal des Dollars wie überhaupt aller Währungen der am Welthandel maßgeblich beteiligten Länder soll in diesem Sommer — dem Wunsche nach endgültig — durch die Welt wirtschaftskonferenz entschieden werden, über ihre Vorbereitung haben wir an dieser Stelle wiederholt berichtet. Die letzten Schritte dazu geschehen eben jetzt mit den Verhand lungen von Macdonald, Herriot, Schacht und wohl noch einigen anderen in Washington. Naturgemäß wird das, worauf es da-bei wirklich ankommt, noch nicht bekanntgegeben. Vor allem herrscht hinsichtlich der Lösungen im einzelnen noch weitgehend Unklar heit. Man ist sich eben noch nicht einig. Die Aufgabe aber, die der We-ltwirtschaftskonferenz von der Geschichte gestellt ist, steht schon außer Mskuss-ion. Man kann sich also von hier aus ohne weiteres vorstellen, worum es geht. Die Konferenz hat, mit einem Satz gesagt, nicht weniger und nicht mehr zu tun als die aus dem Wahnsinn von Versailles geborene Ersüllungspolitik zu liquidieren und die Weltwirtschaft auf ein neues System ein zustellen. Erfüllung war nach 1918 nicht nur das Programm verblendeter deutscher Politik. Erfüllung war vielmehr auch für alle andern Schuldner das Leitwort. Erfüllt wird aber in der Weltwirtschaft in erster Linie mit Waren. Die Erfüllung erschien namentlich gewissen englischen Wirlschaftssührern um so leichter, wenn auf Grund hoher Warenpreise die Umschreibung der Er füllungslieferungen mit möglichst hohen Beträgen gelang. Me Ersüllungsrechnung erfolgte ja nur in Geld. Daher zunächst die Valorisierungspolitik für zahlreiche Welth-andelsgüter zur Hoch haltung ihrer Preise auch gegen die natürliche Markttendenz. Der Erfolg -ist nicht nur der Zusammenbruch der Valorisierun gen mit einer unerhörten Vermögensvernichtung, sondern auch jene völlige Zerrüttung der Welthandelspreise, an der nun alle leiden. Aus dem Programm der Weltwirtschaftskonferenz steht denn auch diese Frage. Aber das ist nur ein Teil des Erfüllungs- sluchcs. Das letzte Gut, mit -dem über die beschränkte Aufnahme fähigkeit für Waren und Leistungen hinaus erfüllt werden kann, ist Gold. Die dadurch hervorgerufene ständig steigende Nachfrage nach Gold -bei allen Schuldnern war es zunächst gerade, -die jene Valorisierungshoffnungen zerstörte. Denn mit dem infolge ver stärkter Nachfrage steigenden Goldpreis war notwendig als Pen dant ein ständiges weiteres Nachgeben der Warenpreise ver bunden, sod-aß eben die Valorisierungen nicht zu halten waren. Wäre nun aber das Gold von den Gläubigern der Welt wieder in Umlauf gebracht worden, so hätte die erhöhte Umlaufsge- schwindigkeit des Weltzahlungsm-ittels sofort den Ausgleich ge bracht. Geiz und Angst haben das verhindert. Hinter diesen Dämmen hat sich das gelbe Metall in den Jahren der Erfüllung an einigen wenigen Stellen zu solchen Massen angestaut, daß jetzt ein Dammbruch -droht in Gestalt einer Verschleuderung der Goldvorräte von U.S.A. Was -in ständigem natürlichen Fluß ein Kraftwerk der Weltwirtschaft getrieben hätte, ist zerstörende Katastrophe, wenn es als Gewaltakt in Erscheinung tritt. Die Wiederindienststellung des gelben Metalls, das als letztes Mittel für den internationalen Zahlungsausgleich auch jetzt unentbehr lich bleibt, während es für die Deckung der Währungen im ein zelnen Lande durchaus entbehrlich ist, kurz gesagt also die Welt handels-, aber auch -die Währungsneuordnung ist das Haupt thema der Weltwirtschaftskonferenz. Es geht hier zunächst um Niederlegung der Zollmauern, Abbau der Devisensperren usw. -X priori darf man dabei annehmen, daß, wenn die Lösung ge lingt, naturgemäß ein Steigen des Weltpreisniveaus die Folge wird sein müssen. Das wäre, nach der anderen Seite gesehen, relativ einem Sinken des Goldwertes gleich. Ein Sinken -des Goldwertes gefährdet jedoch die Goldproduktion, -deren Kosten mit der zunehmenden Erschöpfung der leichter zugänglichen Vorkommen des gelben Metalls natürlich steigen. Die Gold- weltpreisnot-ierung erfolgt -immer noch in London in Pfund und Schilling und Pence und überträgt sich von dort -durch die Pari täten auf alle Wcltwährungen. Man kann demnach durch eine absichtliche Währungsentwertung den Goldpreis auch einer all gemeinen an sich erwünschten und nicht vermeidbaren Welt- warcnpreissteigerung gegenüber so halten, daß die Goldproduk tion nicht gefährdet wird. Das ist das Kernproblem der Welt- wirtschaftskonserenz. Weil man argwöhnt, daß hier England der letzte Gewinner werden könnte, und man ihm das nicht gönnt, ist die Lösung so ungeheuer schwer, von allen anderen Schwierig keiten der Durchführung ganz abgesehen. Selbstverständlich muß außerdem aber die Schuldenfrage bereinigt werden, damit das Spiel nicht etwa wieder von vorn beginnt. In der Schulden bereinigung steckt als Teilproblem der Abbau der überhöhten Zinssätze. -Sie übersteigern ja im internationalen Zahlungsver kehr unnötig die Spitzens-ald-i und damit die Goldbeanspruchung. Gerade daran ist Deutschland ganz besonders interessiert. L
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