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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1933
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- 1933-05-13
- Erscheinungsdatum
- 13.05.1933
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- Deutsch
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nen. Das Entscheidende dabei ist die völlige Umwälzung des Tauschgleichgewichtes der Wirtschastsglieder. Innerhalb Deutsch lands ist die Landwirtschaft im wesentlichen nur noch die Grund lage der Ernährungswirtschaft. Die Bekleidungswirtschaft lebt von ausländischen Rohstoffen. Hinzu kommt, daß die Landwirt schaft hinsichtlich ihrer Aufnahmefähigkeit für Erzeugnisse der Kohle-Eisen-Wirtschaft überhaupt nicht unbegrenzt ist. Die Sta tistik belegt ja auch bereits eine »Vergreisung» der Welt- industvie. Die zunehmende Beengung ihrer Ausdehnungsmög lichkeit verschärfte naturgemäß iden Konkurrenzkampf. Dabei drohte vor allem die Gefahr, daß die noch aufnahmefähigeren überseeischen Agrargebiete bevorzugt werden und daß ihnen die heimische Landwirtschaft geopfert wird. In jenem Umbau der Gesamtwirtschast liegt auch die Wurzel des Klassenkampfes. Und alles das spielte sich im Rahmen eines Staates ab, um dessen Leitung sich die mehr und mehr in Jnteressentenvertretungen sich umbildenden Parteien rauften, um über die Machtmittel des Staates verfügen zu können. Ihre Einsetzung zugunsten egoistisch interesfenmäßig abgegrenzter Teile der Wirtschaft ver schärfte natürlich die Störung des erforderlichen Gleichgewichtes Falsche Vorstellungen, die Die »Deutsche Rundschau« vom Mai 1933 enthält einen Beitrag von Pa ul Fechter: »Di« Auswechslung der Literaturen«, der einiges auch über den deutschen Buchhändler aussagt, das in dieser Form überspitzt und in einer Verallgemeinerung von einzelnen, nicht allzu zahlreichen Aus nahmen dazu angetan ist, gerade in einem geistig aufgeschlosse nen und anteilnehmenden Leserkreis falsche Vorstellungen über den deutschen Buchhändler zu erwecken. Im Anfang seines Beitrags untersucht Paul Fechter den begrüßenswerten Umschwung in der Bewertung der früheren Literaturprominenten, gegen die jetzt ein echteres, vom deutschen Volkstum bestimmtes und aus der besten deutschen Überlieferung erwachsenes Schrifttum sich auch beim breiteren Lesepublikum erfolgreich durchzusetzen beginnt, und die hieraus sich insbe sondere für den Buchhändler, den Vermittler und Treuhänder dieses Schrifttums, ergebenden Folgen. Diese geistige und see lische Wandlung begrüßt keiner mehr als der deutsche Buchhänd ler, der in seinen besten Kräften — und die sind wirklich nicht so selten, wie Paul Fechter anzunehmen scheint — ihr schon seit Jahren den Weg bereitet hat. Daß der Buchhändler allein nicht der Literaturmache der hinter uns liegenden Zeit entgegentreten konnte, die mit einem Riesenaufgebot von tausend und aber tausend Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen, von gegenseitigen Belobigungen und Un sterblichkeitserklärungen der »Auserwählten«, durch feierliche Verkündung von den Kathedern unserer Hochschulen usw. dem Publikum so lange und so oft zusetzte, bis es überzeugt war, eine große dichterische Angelegenheit und Leistung vor sich zu haben, das ist doch wirklich zu begreifen; zumal ja der Buchhändler nicht mit erzieherischer Gewalt gegenüber seinem Publikum ausge stattet ist, sondern bestimmt vorgetragene Wünsche wie jeder andere Kaufmann einfach zu erfüllen hat. Die Erniedri gung des Geschmackes begann doch nicht im Buch laden, sondern war vorher schon längst durch Presse und Propaganda vorbereitet und ein geleitet. Das wird einem so einsichtigen Literaturkenner wie Paul Fechter, der ja selber Schriftleiter einer führenden deut schen Zeitung ist, sicherlich bekannt sein. Daß trotz dieser Stimm ungs Beeinflussung größten Ausmaßes, der der einzelne Buch händler machtlos g e g e n ü b e r st a nd, schon seil langer Zeit bestes deutsches Schrifttum immer stärker gefragt wurde und dauernd steigende Auslagen erlebte, das! st doch zum großen Teil der mühseligen und unermüdlichen Klein arbeit des volksbewußten Buchhändlers zu verdanken, der ganz allein gegenüber den Großmächten Presse, Film, Kritik und dem gräßlichen Untier »öffentliche Meinung« hier tatsächlichen G e län d e g e w i nn erzielte. der Gesamtwirtschaft. Das aber ist ein Zustand, der doppelt und dreifach nach jener oben schon gekennzeichneten Wirtfchasts- gesinnung der neuen Zeit verlangt. Das ganze Deutsch land muß es sein. Es darf nicht der eine Teil für den andern preisgegeben werden. Nur eine starke, nicht interesfenmäßig einseitig gebundene, sondern immer das Ganze sehende Regierung kann den gerechten Ausgleich herbeiführen. Einheitliche, wirkliche Führung allein, wie sie mit Adolf Hitler an die Macht gekommen ist, wird alle Kräfte in der unerläß lichen, geschlossenen Front zur Rettung des Ganzen einsetzen. Sieht man sich das Wirtschaftsprogramm, aber auch das Regierungsprogramm überhaupt an, wie sie in den bisherigen wiederholten Verlautbarungen bekannt geworden sind, so findet man die oben entwickelten Gedanken immer wieder ausgespro chen. Sie sind also in der Tat maßgeblich. Für den Buchhandel kommt noch hinzu, daß auch die geistigen und kulturellen Fragen, mit denen er in seiner Arbeit in Zusammenhang steht, unter denselben Bindungen stehen. Wer aber die Geschichte des Buch handels kennt, der weiß auch, daß es gerade ihm nicht schwer fällt, sich hier in Reih und Glied zu stellen. berichtigt werden muffen! Einige der bezeichnendsten Stellen aus dem Beitrag Fech ters seien hier angeführt: »Man findet noch überall die Bücher des .offiziellen' Schrifttums und zum Teil auch die mit leisem Gruseln be wunderten Dokumente des literarischen Kommunismus; man findet nichts oder fast nichts von der zweiten Literatur (der vorher erwähnten wesentlich deutschen. Der Vers.) und wenn man nach ihr fragt, bringt man den unglücklichen Inhaber des Ladens in eine schwere Verlegenheit. (Diese Stelle bezieht sich allerdings auf Buchhandlungen in: Berliner Westen, während das Nachstehende den Buchhandel ganz allgemein meint. Der Vers.) Die Verwirrung der Buchhändler ist zugleich die schwerste und die am einfachsten zu lösende; sie werden den Wandel, der sich vollzieht, sehr bald aus dem erkennen, was sich nicht mehr verkaufen läßt, aus den Büchern, dis ihnen auf dem Tisch des Hauses liegenbleiben. Sie werden ihn ebenso aber auch aus den Schwierigkeiten ersehen, in die sie geraten werden, sobald das suchende Publikum, das sich nun auch ver pflichtet fühlen wird umzulernen, fragen kommt nach den Männern und Büchern, die nun im neuen Reich die deutsche Dichtung an Stelle der bisherigen Literatur zu vertreten haben. Jahrzehntelang hat man den Käufern zu Geschenk zwecken und zur Lektüre die alten falschen Namen glücklich bei gebracht; jetzt auf einmal sollen dieselben Buchhändler, -die bisher von der offiziellen Literatur lebten, die Führer zu einer Dichtung wer den, mit der sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bisher wenig Geschäfte gemacht haben, und um die sie sich infolgedessen kaum gekümmert haben. Sie sollen plötzlich statt der neuesten Werke der bisherigen Mode dichtung, die jetzt ausgefallen ist, Bücher und Menschen empfehlen, die sie selber kaum kennen, sollen eine neue Dichtung an das Volk heranbringen, die dem größten Teil von ihnen bisher selbst durchaus unbekannt geblieben ist. (Sperrungen vom Vers.) Sie sind selbst verständlich, da das zu ihrem Berufe gehört, gerne bereit, sich unter den veränderten Verhältnissen jetzt für diese Menschen einzusetzen; sie möchten den Bereich und die Kräfte der zwei ten Literatur, der richtigen, der eigentlichen gerne kenn-en- lernen — und beginnen nun, nach Hilfsmitteln zu suchen, die ihnen dieses ermöglichen sollen. Sie greifen nach einer Lite raturgeschichte — und finden darin lediglich die -alte bisherige Literatur. Sie greisen nach der zweiten Literaturgeschichte, und es geht ihnen ebenso. Sie sollen das Publikum beraten und finden selbst keinen Berater. (Sperrung vom Vers.) Sie blättern verzweifelt in Kürschners Literaturkalender und sehnen mit Inbrunst eine neue Auflage
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