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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.03.1903
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- 1903-03-19
- Erscheinungsdatum
- 19.03.1903
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2254 Nichtamtlicher Teil. ^ 64, 19. März 1903. geschehen würde, hätte der kleine Buchbinder in Österreich kaum einen Vorteil gefunden, da der Besitzer des broschierten Buches nur in seltenen Fällen die bei Herstellung eines einzelnen Exemplars hohen Kosten des Bindens bezahlen würde. Er würde sein Buch einfach broschiert in seinen Bücherkasten legen, während er früher bei dein geringen Preisaufschlag, der durch die Massenanfertigung von Einbänden möglich ist, sich zu der geringen Mehrauslage leicht entschlossen hat. Die großen Buchbindereien Österreichs da gegen würden durch die Verlegung der österreichischen Verlags tätigkeit ins Ausland eine empfindliche Einbuße erleiden, denn die Massenaufträge der Verleger müßten ihnen dann entgehen. Die Kenntnis dieser Tatsache, nicht aber irgend ein Druck von Interessenten, hat seinerzeit den verstorbenen Großbuchbinder Scheibe dahin gebracht, sich den in diesem Fall geeint vorgehenden Buchhändlern und Buchdruckern anzuschließen und gegen jede Zollcrhöhung zu sprechen.» Das Wiener Tageblatt »Die Zeit« erhielt aus Universitäts- krcisen folgende Zeitschrift zum Bücherzoll: »Gcbundne Bücher, die aus dem Ausland kommen, sollen nun Zoll bezahlen. Warum? Damit die Buchbinder Arbeit bekommen. Die Für sorge für die Buchbinder ist rührend, aber ich bezweifle, ob der Zoll auf gebundne Bücher dem Buchbinder viel nützt. Auch alte gebundne Bücher sollen zollpflichtig sein. Die Bücher, die man von Antiquariaten aus dem Ausland bezieht, sind in der Regel gebunden. Man hat also nicht die Wahl, sie ge bunden oder nicht, gebunden zu kaufen: man kann sie nur gebunden kaufen. Wenn ich die Bibliothek eines Gelehr ten kaufen möchte, der in München gestorben ist, so muß ich pro Kilo 1 L 20 ü Zoll für die gebundnen Bücher bezahlen, was verhältnismäßig eine enorme Summe ausmacht. Die Folge wird sein, daß ich die Bibliothek nicht kaufe; kaufe ich sie aber, so gewinnt der Buchbinder nichts, die Bücher sind ja ge bunden. Nun kauft man allerdings seltner ganze Bibliotheken, aber man kauft oft einzelne Werke bei ausländischen Antiquaren. Je weniger das alte Buch kostet, desto bedeutender ist verhältnis mäßig der Zoll. Denn der Zoll richtet sich nicht nach dem Wert des Buchs, sondern nach dessen Gewicht. Der Gelehrte ist darauf angewiesen, seine Bibliothek bei auswärtigen Antiquaren zu er gänzen. Man kauft gelehrte Bücher, die vor einigen Jahren er schienen sind, sehr billig bei Antiquaren. Der österreichische Ge lehrte kann dies nicht mehr so leicht tun — er muß Zoll bezahlen; denn die alten Bücher sind gebunden. Wie mancher arme Student, wie mancher unbemittelte Lehrer oder Professor würde durch den Zoll aus gcbundne Bücher verhindert, sich sein gelehrtes Handwerks zeug zu beschaffen. Der Zoll auf alte Bücher schädigt also die Wissenschaft. Dem Buchbinder bringt er keinen Gewinn, aber auch der Staat wird nichts dabei gewinnen. Denn die Zollbehandlung der alten Bücher, das Abwägen, Einschreiben, Umschreiben und manches andre Schreiben wird eine so bedeutende Mehrbelastung für die Zoll ämter ergeben, daß die Arbeitskräfte vermehrt werden müssen. Und nun die neuen Bücher! Es wird immer mehr Übung, Bücher gebunden und nur gebunden auszugeben. Das gilt namentlich für England und Amerika, aber es gilt zum Beispiel auch für manche Klassikerausgaben des deutschen Verlags. Auch hier hat also der Kauflustige nicht die Wahl, ob er das Buch gebunden oder nicht gebunden kaufen will. Will er das Buch oder diese Aus gabe des Buches haben, so steht ihm nur ein gebundnes Exemplar zu Gebote. Der Zoll auf gebundne Bücher nützt auch hier dem Buchbinder nichts, auch hier wird nur die Lesewelt geschädigt. Die Folge wird sein, daß man weniger Bücher kaust, also weniger Bücher liest. Das wird auch der Buchhändler zu seinem Schaden bald einsehen. Es gibt noch immer eine große Zahl von Büchern, die der Verleger nur broschiert liefert. Hier steht der Zoll nicht in Frage. Diese Bücher werden nach wie vor von dein inländischen Buchbinder gebunden werden. Endlich kommen Bücher auf den Markt, die man gebunden oder nicht gebunden kaufen kann. Da scheint nun allerdings der Zoll auf gebundne Bücher die Wirkung zu haben, daß der österreichische Käufer ein nicht gebundnes Exemplar beziehen wird, so daß der Buchbinder doch vielleicht Arbeit bekommt. Allein auch das ist ein Irrtum. Vermögende Bücherliebhaber werden durch den Zoll keineswegs bestimmt werden, ein nicht gebundnes Exemplar zu kaufen, wenn sie ein gebundnes vorziehen, zumal die Einbände, die der Verleger besorgt, in der Regel elegant und nicht teuer sind. Wer aber des Zolles wegen kein gebundnes Exemplar kauft, wird die Buchbinder nicht reich machen. Was ist also das Ergebnis? Der Zoll auf gebundne Bücher nützt dem Buchbinder wenig oder nichts. Der Zoll auf gebundne Bücher bringt dem Staat keinen Gewinn. Er schädigt den Buchhandel, er schädigt jeden, der Bücher kaust. Das Schlimmste aber ist, der Zoll auf gebundne Bücher schädigt das geistige Leben und schädigt die Wissenschaft. Gewiß ist das nicht beabsichtigt. Aber es ist doch seltsam, daß man bei den Büchern nur an den Einband und nicht an den Inhalt gedacht hat.- Bücherversteigerung im Hotel Drouot zu Paris. — Am 4. und 5. März fand vor einem zahlreichen Kreis von Be amten der Nationalbibliothek, Buchhändlern und Bibliophilen der höchst interessante Verkauf der Bibliothek Thsvenin statt, bei dem außergewöhnlich hohe Preise erzielt wurden. Vom ersten Auktionstag ist zu erwähnen: »llos Mstamorxüo8S8 ä'Oviäs», so genannte Ausgabe des Abbe Banker vom Jahr 1767, mit Stichen von Boucher, Eisen, Leprince u. s. w., 4 Bände in altem Einband, 252b Frcs., — »Ds8 Laissrs« nebst dem »Avis äs raai« von Dorat, 1770, alter Einband, 1415 Frcs., — »Ds Vsmpls äs 6niäs«, Einband von Derome mit dem Wappen des bekannten Bibliophilen Blondel d'Azincourt, 1130 Frcs-, — »1,8 Llonu wsnt äu Ooetums püz»8iqus st moral äs 1a Ln äu äix- bnitisms sisols« von Moreau dem Jüngern, 1789, Folioband, Einband von Marius Michel, 1200 Frcs., — »Osuvrss vomplstss« vop Vsranger, 8 Oktavbände, Einband von Marius Michel, 1000 Frcs., — »Vsritabls Or potabls ou Nsäsoins Ilnivsrsslls«, Manuskript von Hsbert, 1749, alter blauer Maroquineinband mit dem Wappen des Grasen de Saint-Florentin, 1350 Frcs., — »Oowpts rsnän äss 0ov8titution8 äes ässuitss«, 2 Quartbände in rotem Maroquin, 1400 Frcs. Der Preis der beiden letztgenannten Werke erklärt sich lediglich aus der Kostbarkeit des Einbands. »Ollants st 0bav8on8 ?opu1airs8 äs 1a Dranos«, Paris, Delloye, 1843, 3 Bände in Großoktav, 805 Frcs., — »Nanon llssoaut« von Prsvost d'Exiles, Didot, 1797, 2 Bände, roter Maroquinband von Bozsrian, 910 Frcs., — »XImanaoü äs 1790«, alter, roter Maroquineinband mit dem eingepreßten Bild der Bastille, 1000 Frcs. Das Ergebnis des Tags war 24271 Frcs. Der Verkauf ani 5. März war noch ungleich bemerkenswerter. Die Palme des Tags trug das handschriftliche Gebetbuch der Marguerite de Rohan, Gräfin von Angoulsme, Großmutter Franz 1., davon, das nach heftigem Wettbewerb zu dem Preis von 39000 Frcs. in den Besitz des Londoner Buchhändlers Quaritch überging. Dieses kostbare Manuskript verdient, daß wir einen Augenblick bei ihm verweilen. Geschrieben und mit Miniaturen versehen wurde es von einem unbekannten Meister zur Zeit Ludwigs XI., gegen 1470. Es enthält 15 Miniaturen und außerdem ein Porträt der Gräfin. Henri Bouchot, Konser vator des Kupferstichkabinetts der Nationalbibliothek, stellt die Miniaturen den Meisterwerken gleich, die von Jehan Foucquet für die »Usurss« von Etienne Chevalier ausgeführt wurden. Nach dem Tode der Marguerite de Rohan wurde es in einem Wäscheschrein gefunden und damals auf 10 sou8 geschätzt. Der Bibliothekar von Rouen, Pottier, machte den Kollektioneur Sauvageot auf das Buch aufmerksam, der es erwarb und ein binden ließ. Bei dem Verkauf der Bibliothek Sauvageot im Jahr 1861 wurde es zu 185 Frcs. losgeschlagen. Im Jahr 1882, bei dem Verkauf Firmin-Didot, brachte es schon 5500 Frcs., die von Thsvenin gezahlt wurden. Im Interesse der französischen Bibliophilie ist es zu bedauern, daß ein solches Meisterwerk, das der erwähnte Bouchot als »wahrhaftes historisches Monument und Dokument ersten Ranges für die Geschichte der französischen Kunst« kennzeichncte, nach England auswanderte. — Auch von diesem sensationellen Verkauf abgesehen ergab der Auktionstag reiche Ausbeute. Ein Exemplar eines Werkes von Bergomensis, Por träts in Holzschnitt der berühmten Frauen seit dem Altertum bis zum Ende des 15. Jahrhunderts enthaltend, 1205 Frcs., — »Lsurse«, von Pigouchet für Simon Vostre gedruckt, 2005 Frcs., — »0ranäs8 Lsurs8« von Simon Vostre, 2500 Frcs., — »Loras in lauäsm bsati88imas virZinm Marias«, eines der schönsten von Geoffroy Torr) gedruckten Bücher, mit treff lichem Randschmuck, in welchem der Namenszug Franz I. und der Königin Claude eingeflochten ist, Einband aus dem 16. Jahr hundert, 3300 Frcs. (bei dem Verkauf Bancel erzielte dieses Werk 2905 Frcs., — Holbein, Exemplar der ersten Ausgabe 1538, mit 92 Holzschnitten, 1300 Frcs., — »UarZusritss äs 1a Margusrits äss Lrinos88S8», erste Ausgabe der Poesien der Königin von Navarra, Lyon, Jean de Tournes, 1547, 900 Frcs., — »Lntrss äs Lsuri L a Larw«, besondere Ausgabe mit breitem Rand, 2700 Frcs., — »Ds 8aors äs Douis XV, roi äs Dranss- , Paris, 1723, Folio band, Einband von Padeloup, 1200 Frcs., — »Osuvrs8 äs Möllers«, Paris, 1734, 6 Quartbände in altem Einband, 1650 Frcs., — »k?abl68 äs Da Dontains«, Paris, 1755—1759, 4 Foliobände, Stiche von Oudry, alter Einband, 1505 Frcs., — »Ds Dsoamsron äs äsan Loooass«, London, 1757—1761, 5 Oktavbände in rotem Maro quin, Exemplar des Grafen Mosburg, 1300 Frcs., — »Oontss st XouvsI1s8 äs, DaDontains«, sogenannte Ausgabe der Generalpächter, alter Einband von Derome, 4505 Frcs., — »äoannw Dranswei Lisi Miranäulas Domini«, Werk in prächtigem Einband, das früher dem Bibliophilen Grolier gehört hatte, dessen Namen und Devise es trägt, 6420 Frcs., — Homer in einem reichen Grolier- Einband des 16. Jahrhunderts, 1000 Frcs., — »Dieoorm äi Xobiltä«, Exemplar aus dem Besitz Maiolis, Einband des 16. Jahr hunderts, 4100 Frcs., — »Mstamorxbosss ä'Oviäs«, 1543, Oktav-
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