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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1884
- Sprache
- Deutsch
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88, 16. April. Nichtamtlicher Theil. 1763 rirten Baarhandel und den veränderten Ansprüchen der Käufer ganz unvereinbar sich erweisen. Man sucht seit Jahren nach der Ursache des unleugbaren Rückgangs des Geschäftes, man macht die Schleuderei — (wo sie anfängt oder aufhört, ist noch nicht fcstgestellt), — den modernen Antiquar verantwortlich, und quält sich mit allen erdenklichen Mitteln, diesen Unhold unschädlich zu machen; bislang freilich mit geringem Erfolge. Der Grund dieser unwirksamen Mühen liegt nahe; man ver folgt nicht den wahren Attentäter, den Verleger, nur dessen Schüler und Jünger. Aus dem früheren Commissions-Sortimenter schuf der Ver leger zum großen Theil einen selbständigen Zwischenhändler, der über eigenen Besitz, eigene Waare verfügt, und naturgemäß die Gefahren des Geschäfts selbst trägt. Diese sind sehr erheblich; denn die Bücherwaare repräsentirt keinen gemeinen Werth, nur einen besonderen, der allein für den Käuser zur Wichtigkeit aus irgend einem Grunde wird und erst durch den effektiven Verkauf auch für den Verkäufer aus bloß idealem zu wirklichem Metallwerth, also zum generellen Tauschmittel sich wandelt. In dieser Besonderheit, in der Werthlosigkeit der Waare, liegt die größte Gefahr für den Inhaber. Tagtäglich erscheinen neue Auslagen, neue verbesserte Werke, Preisherabsetzungen der Produ centen; kurz unendlich viele Umstände entwerthen stetig den (ideellen) Besitz und rauben die Möglichkeit, denselben jemals zu versilbern. Der Ladenhüter wächst in's Unendliche, die Existenz frage tritt in ihr Recht, Sein oder Nichtsein, also sort mit wenig Nutzen oder gar positivem Schaden, bevor noch größerer entsteht. Hand aufs Herz, der Wahrheit die Ehre — jeder Buch händler schleudert unter Umständen, — (die Hauptschreier sogar oft am meisten), — weil er schleudern muß. Idealisten, die dem Laden preise zu Liebe sich opfern, dürften mit keiner Laterne oder Edison- lampc gesunden werden. Der Sortimentsbuchhandel kann, wie er zur Zeit betrieben wird, aus die Dauer nicht bestehen; die Gegen sätze sind unhaltbar und erstickend, er muß sich reformiren. Die Frage des „Wie" wird nur Lösung finden, wenn Uebereinstimmung in der Mehrheit herrscht, daß das Geschäft kaufmännisch geführt werden muß unter Beibehaltung vielfach erprobter und wllnschenswerther Einrichtungen. Der moderne Antiquar und Schleuderer in der seit Jahren gehetzten Weise wird nicht getödtet, weil er nicht der wahre Schuldige; er ist das Kind des kaufmännisch geübten Verlegers, der seiner nothwendig bedarf, das naturgemäße Product der gewandelten Lebensverhältnisse. Der Verleger ist Kaufmann, der Sortimenter muß Kaufmann werden. Bei dieser Sachlage läßt sich wohl kaum etwas Unzutreffen deres ersinnen als die Forderung aus buchhändlerischen Kreisen, daß der Verleger, aller Fesseln frei, schalten und walten und sich jeden Vortheils der jeweiligen Situation bemächtigen darf (natür lich nur weil man keine Zwangsmittel dagegen hat), der Zwischen händler aber zwar kaufen, jedoch nicht ohne Einschränkung frei ver kaufen soll. Man will also den jetzigen Zustand, der nach der Logik der Thatsachen unmöglich erscheint, conserviren, ja noch ver schlechtern. Schon heute ist die vielfach schädliche Omnipotenz des Verlegers dem Sortiment gegenüber außer Zweifel, schon heute wälzt der Verlag seine Waare im Wesentlichen auf das Sortiment ab, und trotzdem scheint es Vielen noch begehrenswerth, dem Sorti menter die Möglichkeit des Wiederverkaufs durch Einschränkung der Fähigkeit freier Bewegung zu verkümmern. Fürwahr, die Nachwelt wird dereinst sagen: „Und sie rannten blind in ihr Verderben." 6. Miscellen. Jubiläum. — Am 7. April d. I. feierte die Firma Dörfs- ling L Franke in Leipzig das fünfzigjährige Jubiläum ihres Be stehens. Der Begründer, Herr Carl Friedri ch Dörffling, ein Landsmann und intimer Freund des sel. Missionsdirectors v. Graul, ist, nachdem er sich am 1. Juli 1865 aus dem Geschäfte zurückgezogen, am 2. Decbr. 1874 in Zerbst entschlafen. Sein Associv seit dem 1. Febr. 1848, Herr Franz Theodor Franke, lebt noch in Leipzig, sah sich aber leider durch Krankheit gleichfalls genöthigt, vom Geschäft zurückzutreten. Seit dem 1. Octbr. 1882 ist sein im Geschäfte herrngewachsener Neffe, Herr Friedrich Otto Goetze, der Besitzer. Bereits am frühen Morgen Uesen Depeschen von allen Seiten ein, welche dem Inhaber der Firma die besten Wünsche brachten. Seitens der Autoren der Firma wurde ein prachtvolles Album mit deren Portraits durch eine Deputation, gebildet aus den Herren Dr. Delitzsch, Kahnis, Keil und Luthardt, feierlich überreicht. Von Seiten des Börsenvereins und des Leipziger Buchhändler vereins gingen Adressen ein, während der Leipziger Buchhandlungs- Gehilsenverein durch eine Deputation vertreten war. Weitere Glückwunschschreiben in Poesie und Prosa trasen in großer Anzahl ein; und von der Buchdruckerei der Herren Ackermann L Glaser, langjähriger Geschäftsfreunde, eine prächtig ausgestattete Votivtafel. Jubiläum. — In Stuttgart feierte am 1. April d. I. Herr Johannes Leonhardt, im Hanse „Allgemeine deut sche Verlagsanstalt (vorm. Ed. Hallberger)" den fünsund- zwanzigstcn Jahrestag feines Eintritts in die genannte Firma. Nachdem der Jubilar an seinem Ehrentage von seinen Chefs und den Mitarbeitern durch deren herzliche Glückwünsche und die Ueberreichung eines werthvollen Ehrengeschenkes in feierlicher Weise geehrt worden, ließen es sich seine Kollegen auf Anregung des Buchhandlungsgehilfenvereins, welchem Herr Leonhardt seit einer Reihe von Jahren die ersprießlichsten Dienste als dessen Vorsitzender geleistet, nicht nehmen, ihrer Anhäng lichkeit und Dankbarkeit durch eine kleine Festlichkeit Ausdruck zu geben. Am Abend des 5. April versammelte sich zu diesem Zwecke der große, etwa 80 Theilnehmer zählende Freundeskreis im festlich geschmückten Gartensaale des Restaurant Rauh zu einem einfachen Mahle bei den munteren Klängen eines Orchesters. Eine große Fülle von Ansprachen in gebundener und un gebundener Rede, (aus welchem zwei Cabinetsstllcke der Eloquenz, eine ernste und eine heitere des Herrn Paul Wagner her vorgehoben seien), — nicht minder die im Laufe des Abends ein treffende beredte Zahl von 84 Telegrammen und 146 Glück wunschschreiben auswärtiger Vereine und Freunde, — legten Zeugniß ab von der großen Beliebtheit, deren sich Herr Leonhardt allseitig erfreuen darf. Dem Jubilar widmete die Dankbarkeit der Stuttgarter Genossen einen hübschen Brillantring; doch auch sich selber bedachte der Verein mit dem überlebensgroßen wohlgetroffenen Bildnis; des Gefeierten, einer Prächtigen Kohlezeichnung, welche, im Verlaufe des Abends unter großem Beifall feierlich enthüllt, fortan die Räume des Gehilfenvereins zum bleibenden Andenken zieren wird. In längerer Rede verlieh der Gefeierte den ihn überwältigenden Gefühlen des Dankes aufrichtige, herzlich empfundene Worte. äl. 249
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