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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1928
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- 1928-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1928
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Die Ausstellung der 1VÜ Bibeln im Buchmuseum zu Leipzig. Ein Überblick von Gutcnbcrg bis zur Gegenwart. Irgendwie fiel das Wort von einer Welt -Bibelausstellung. Ein grosser und grobartiger Gedanke, würdig einer Weltbewegung wie etwa der, die unter dem Zeichen von Stockholm steht! Das Buch der Bücher aus seinem Siegeszuge durch die Zetten und Völker ver folgen zu ditrsen in all den Stadien der menschlichen Kulturentwick lung aus Stein, Papyrus und Pergament, handgeschrieben und ge druckt, illuminiert und illustriert, als Prachtkodex und als Groschen ausgabe — das wäre vielleicht der interessanteste Längsschnitt durch die Weltgeschichte, der gelegt werden könntel Das Buchniuseuin in Leipzig will die Riesenausgabe nicht lösen. Das Buchmuseum beschränkt sich auf die Bibel als Druckwerk, d. h. aus die letzten 428 Jahre. Und es will innerhalb dieses Zeitraums auch nur die markantesten Erscheinungen zeigen, etwa 199 an der Zahl. Seine Ausstellung, die am S. März vor einem kleinen Kreis geladener Gäste eröffnet worden ist, ist ja eigentlich nichts weiter als das Anschauungsmaterial zu der von de», Muscumsdirektor Pro- sessor vr. Schramm im letzten Winter gehaltene» Vorlesung »Die Bibel als Druckwerk von Gutenberg bis zur Gegenwart». Aber auch so bietet die Ausstellung eine Fülle von Material. Alles Wichtige ist vorhanden. Übersichtlich ausgestellt, gruppiert sie sich in folgende fiins grobe Teile: die Jnkunabclzeit, Luther und seine Epigonen, lateinische und ausländische Ausgaben, Bibeln sbe- sonders illustriertes des 18. und 29. Jahrhunderts, Misstonsbibeln. Teil 1, die Jnkunabelzeit, ist entsprechend dem Charakter des Museums, das in seiner Klemmsammlung Uber einen stattlichen Jn- kunabelbestaud verfügt, ziemlich reichlich vertreten. Dieser Teil glie dert sich seinerseits in zwei Unterabteilungen, in Textbibeln und glossiert! Bibeln. Die Textbibeln beginnen selbstverständlich mit der 42zetligen Bibel, jenem zweibändigen Prachtwerk, das zweifellos Gutenberg zngehört. Hier liegt das Pergamentexemplar der Klemmsanimlung aus, das alle Vorzüge des alten Druckes deutlich erkennen läßt, die übersichtliche Satzanordnung, die klargeschnittene Type usw., zugleich die eigenartige Miniaturausschmückung, die, im französischen Bur gund entstanden, außer diesem Exemplar von allen 44 noch vor handenen nur noch das im Besitz von Pterpont Morgan in New Nork befindliche zeigt. Reben der 42zeiligen liegt — «Ine Leihgabe der Universitäts bibliothek — die ISzeilige, die vielumstrittene Bibel, deren Rätsel noch lange nicht alle gelöst sind. Einst schrieb man sie gleichfalls Gutenberg, dann dem Bamberger Kleriker Pfister zu; heute setzt man sie nach Zedlers Vorgang in das Jahr 1488 und nimmt auf Grund der Wasserzeichen in dem benutzten Papier zwar Bamberg als ihren Ursprungsort an, doch ohne daß man einen Urheber anzu- gcben wagt. Nun folgt die 48zeiltge aus der Ossizin von Kust und Schösser von 1482, gleichfalls noch eine stolze Leistung. Diese Zeilenbibeln bedeuten den Ansang und zugleich einen Höhepunkt der schwarzen Kunst. Die solgenden fallen gegen sie ab. Da sind zwei Werke aus Basel, das eine von zwei Drucker», näm lich von Berthold Ruppel, dem Schüler und Eideshelser Gutenbergs in seinem Prozeß gegen Fitst, in Gemeinschast mit Bernhard Richel, um 1488 entstanden; das andere Werk ist von Richel allein gedruckt 1472. Nach dem Tode seines Schwiegervaters hat Peter Schösser die Bibel öster allein ausgelegt, so auch 1472. Der große Anton Koberger in Nürnberg, für den 24 Pressen und über 199 Gesellen arbeiteten lind sogar das Ausland, druckt sie ebenfalls öster; hier liegt eine Ausgabe von 1475. In kleinerem Format gehalten sind die Bibeln von Nikolaus Keßler, dem Schwiegersohn und Erben Richels in Basel, 1487, und die, die Johann Prtiß in Straßburg 1489 zuge schrieben wird. Wieder ein wuchtiger Foliant ist das Werk des bedeutende» Straßbnrgers Adolf Rusch, des Druckers mit dem bizarren R, wie man ihn nennt. Neben dem Riesen wirkt wie ein Zwerg die kleine zweibändige famos gebundene Bibel Johann Frobens von Basel, des Freundes von Erasmus und Holdem. Die glossierten Bibeln, die sich anschlteßen, sind meist Ausgaben der Lyrakonimentare. Nicolaus Lyranus oder a <de> Lyra, ge boren etwa 1270 zu Lyra bei Evreux in der Normandie, Franzis kaner, Doktor der Theologie und Lehrer an der Sorbonne, hatte als Hauptwerk seines Lebens die umsängliche Btbelerläuterung von 85 Büchern verfaßt; seine Arbeit war der Btbelkommentar der Zeit bis auf Luther, der ihn ebenfalls ost heranzog, sodaß das törichte Sprüchlein entstehen konnte: 81 I-zwa nou prasset, I-utberus uon 302 »altasset. Von Lyradrucken liegen aus die zwei mächtigen Bände, die von Sweynheim und Pannartz 1472 in Nom gedruckt sind, «in kleiner, 1474 von Ulrich Zell in Köln gedruckt, wieder ein stattlicher aus der Ossizi» des großen Anton Koberger in Nürnberg 1481, ein anderer von Renner in Venedig 148S, ein weiterer von Bonatus Locatellus in derselben Stadt 1489, diese beiden mit der eigenartigen Satzanordung, mit der Kust und Schösser vorangegangen waren, daß der Text in der Mitte der Seite, der Kommentar um diese Mitte herum gestellt ist. Ein mächtiger Band, die Glosse» Walasrid Strabos enthaltend, des vor Lyra fünf Jahrhunderte lang herrschenden Bibel- kommentars, von Adolf Rusch in Straßburg für den rührigen Ko berger hergestellt, macht hier den Beschluß. Teil 2 steht unter dem Namen Luther. Hier werden unter schieden deutsche Bibeln vor Luther, Luthers Bibel», Lutherbibel» nach dem Tode des Reformators. Die Bibeln vor Luther fallen »och fast alle in die Jnkunabelzeit; man hätte st« also bei der Dispo- nierung des Stosfes noch dem Teil 1 zuweisen können. Es ist aber wohl besser, weil es sich hier um Vorläufer Luthers handelt, sie zu diesem Lutherteil hinzuzunehmen. Von den 18 deutsche» vollständigen Brbeldrucken vor Luther liegen aus der von dem Straßburger Drucker Heinrich Eggestetn um 1486 hergestellte, dann die berühmte Bibel Günther Zainers i» Augsburg um 1475 mit ihren charakteristischen Jnitialholzschnitte» — darum ist sie die erste illustrierte deutsch« Bibel! —, mit ihrer größeren klaren Type und ihrem Text, den, wie Roethe wahr scheinlich gemacht hat, Luther gekannt haben muß, weiter in zwei Bänden die nicdersächsische und niederrheinische von Heinrich Ouentell in Köln um 1479, in der die Holzschnitte schon selbständig, d. h. losgelöst von den Initialen stehen, die so sehr Epoche gemacht haben, daß sie die Folgezeit beeinflußt haben: die Holzschnitte nämlich in der deutschen Bibel Anton Kobergers in Nürnberg von 1483 und die in der des be rühmten Teuerdankdruckers Hans Schönsperger in Augsburg von 1499 sdiese eine Leihgabe der Universitätsbibliothek) gehen auf die Illustrationen der Quentcllbibel zurück. Als letzte der Vor läufer Luthers sind die Prächtig gestaltete niederdeutsche Bibel von Steffen Arndes in Lübeck von 1494 mit ihren schönen großen Holz schnitten und — wieder eine Leihgabe der Universitätsbibliothek — die von Silvan Otmar in Augsburg 1518 ausgelegt. Nun folgen die bekannten und berühmten Erstausgaben der Übersetzung Luthers: Septembertestament und Dczembertestainent von 1822, in Wittenberg bei Melchior Lotter d. I. gedruckt — beide Leihgaben der Universitätsbibliothek — und die erste vollständige Ausgabe beider Testamente aus dem Jahre 1534, in Wittenberg von Hans Lufst gedruckt — eine Leihgabe der Landesbibliothek Gotha. Alle diese unter Luthers Augen entstandenen Ausgaben sind, was heut« weithin vergessen zu sein scheint, illustriert, ein hand greifliches Zeichen für den großen Wert, den Luther selbst aus die Beigabe von Bildern legte. Von den vielen Neuauflagen zu Luthers Lebzeiten sind die be deutendsten die von Hans Schönsperger in Augsburg 1523.<Leih- gabe der Stadtbibliothek), bemerkenswert durch di« Teuerdanktype und die Holzschnitte des Teuerdankillustrators Hans Schäuselin, nicht zu verwechseln mit der oben genannten vorlutherischen deutschen Bibel Schönspergers von 1499, ferner die zwei von Hans Lusft aus dem Jahre 1536 und aus dem Jahre 1545, »begnadet mit Kur fürstlicher zu Sachsen Freiheit», mit Cranachschen Holzschnitten (Leih gabe der Universitätsbibliothek), endlich die von Christoph Froschauer in Zürich 1536 ebenfalls holzschnittgeschmiickte (Leihgabe der Uni versitätsbibliothek). Hier wird die Reihe der Lutherbibeln unterbrochen durch ein sehr wichtiges Dokument der Luttierepoche, di« katholische Gegenbibel, die v. Johann Dietenberger, Dominikaner, Professor an der Uni versität Mainz, im Anschluß an die erste Gegenübersetzung von Hieronymus Emser in Dresden <1527) in deutscher Sprache 1534 bei Jordan in Mainz hat erscheinen lassen. Sie hat nur spärliche und kleine Holzschnitte und kleine verzierte Initialen, über 5ümal aufgelegt ist sie die katholische Gegenbibel der Zeit, die hier nicht fehlen durfte. Von der Übertragung der Lutherbibel ins Niederdeutsche, die der Reformator des Nordens Johann Bugeuhagen besorgt hat, ist , die Ausgabe von Ludwig Dietz in Lübeck 1534 und die später 1541 in der Zentrale Wittenberg von Hans Lusst hergestellte zu sehen; beachtenswert sind auch hier wieder die trefflichen Holzschnitte. Die Zeit nach Luthers Tod ist vertreten durch eine große Aus gabe Wittenberg 1572 eum gratis et privilaxio mit großen Holz schnitte» iLeihgabe der Universitätsbibliothek), durch di« große Aus gabe von 1569 des Siegmund Feyerabend in Frankfurt a. M. mit den barocken Prunkholzschnitten des Virgil Solls, di« angeblich vom Künstler selbst koloriert sein sollen, durch drei der sehr oft ausge-
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