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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1928
- Strukturtyp
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- 1928-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1928
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- Deutsch
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210, 8. September 1928. Redaktioneller Teü. nicht erwärmen. Wohl ober dürfte die Einführung einer gesetz lichen Lizenz für die Rundfunkgesellschaften zu erwarten sein. Denn das Argument, mit dem auf der Romtonferenz dünn be völkerte, aber weit ausgedehnte Länder wie Australien und Neu-Seeland die Einführung dieser gesetzlichen Lizenz zur staat lichen Notwendigkeit erhoben haben, daß nämlich erst damit für dir Verbreitung von literarischen und musikalischen Werken die (zugleich auch im Interesse der Urheber liegende) rechtliche Möglichkeit gegeben sei, schlägt auch für Finnland durch. VI« Das Urheberrecht ist unter Lebenden ganz oder teilweise, auf Raum oder Zeit beschränkt oder unbeschränkt übertragbar. Auch an zukünftigen Werken kann das Urheberrecht im voraus übertragen werden. Es ist vererblich. VII. Finnland hat sich zur 50jährigen Schutzfrist bekannt; für Photographien gilt der 10jährige Schutz seit der Veröffent lichung, der gleichfalls für nachgelassene Werke gilt, während für anonyme, Pseudonyme und vom Staat bzw. von öffentlich-recht lichen Körperschaften herausgegebene Werke oder für Sammel werke der 50jährige Schutz seit Veröffentlichung besteht. Don Koblenz bis Köln. Literarische Erinnerungen vom Rhein. Von Tony Kellen. Die Buchhändler, die zur Herbsttagung des Börsenvereins nach Königswtnter gehen und die Fahrt auf dem Rhein abwärts nach Köln und auswärts bis Koblenz oder noch weiter mttmachen, werben natürlich irgendeinen der vielen Rheinsilhrer mitnehmen, aber diese Führer sind immer mehr zu Sammlungen von Notizen geworden, die dem Reisenden nur das Allernotwendigste Mitteilen. Run wird es aber die Buchhändler interessieren, welche Dichter und Schriftsteller Beziehungen zum Rhein unterhalten haben. Deshalb sei im Nach- solgenden ein kurzer Überblick über die vom Rhein berührten Orte von Koblenz bis Bonn gegeben, soweit literarische Erinnerungen dasiir in Betracht kommen. Allerdings mutz ich mich dabei auf eine Auswahl beschränken, da sonst ein poetischer Rheinsilhrer entstünde. In Koblenz und dem gegenüberliegenden Ehrenbrettstein werden wir vorerst an Sophie de la Roche und Clemens Brentano erinnert. Sophie de la Roche <1730—1807), die Tochter des Arztes Gutermann, hatte, nachdem aus ihrer Brautschast mit Wieland nichts geworden war, den kurmainzischen Hosrat Frank aus Lichten- fels, der sich de la Roche nannte, geheiratet. Zum kurtrierischen Kanzler ernannt, wohnte er unterhalb der Feste Ehrenbreitstein. Dank der Bildung seiner Krau verkehrten in seinem Hause alle Be rühmtheiten der damaligen Zeit: Goethe, Wieland, Lavater, die beiden Jacobi, Merck, Leuchfenring usw. Sie war eine fruchtbare Schriftstellerin, doch hat sich von ihren Werken nur die »Geschichte des Fräuleins von Sternheim« <1771), der erste weibliche Bildungs roman, behauptet. Ihre Tochter Maximiliane, die Goethes Leiden schaft erregte, heiratete 1773 Len Frankfurter Kaufherrn Peter Brentano, und aus dieser Ehe wurde Clemens als drittes Kind 1778 in Ehrenbrcitstcin geboren, Bettina als sechstes 1785 in Frankfurt. Von Wetzlar war der junge Goethe im September 1772 nach Ehrenbreitstein gekommen, um im Hause der Frau de la Roche mit seinem Freunde Merck zusammenzutressen. Als er die Dame in ihrer Häuslichkeit sah, bewunderte er ihre Anmut und Milde, ihre Ruhe und Würde. Er machte Ausflüge in die Umgegend und fuhr bann auswärts nach Mainz. Aus den Zeilen, die er vierzig Jahre später über diese Fahrt ntederschrieb, leuchtet noch die ganze Be geisterung hervor, mit der er damals die Rheinufer betrachtet hatte. Im Sommer 1774 kam er wieder. Auf diesen Besuch bezieht sich das Gedicht »Diner zu Koblenz«, wo Goethe zwischen Lavater und Basedow saß <»Prophete rechts, Prophete links, das Weltkind in der Mitten«) und während sich die beiden um die Bibel zankten, »be haglich unterdessen hält' einen Hahnen ausgesressen«. Viel später, im November 1792, traf Goethe auf dem Rückweg von der Campagne in Frankreich wieder in Koblenz ein und fuhr von dort aus einem Kahn bis Düsseldorf. Im Sommer 1815 trat Goethe wieder eine Rheinreise an, und zwar mit dem Freiherrn vom Stein, mit dem er sich i» Ehrenbreitstein aus einem Kahn einschisfte. In Köln, wo er Ernst Moritz Arndt kennenlernte, war er am 20. und 27. Juli. Es galt, die Kunstschätze der Rheinprovinz, besonders die zahlreichen altdeutschen Gemälde, die bei der Aufhebung der Klöster ans Licht gekommen waren und für deren Sammlung Snlplz Boisferee und andere Kölner schon jahrelang tätig gewesen waren, zu besichtigen. Aus der Rückreise von Köln besuchten Goethe und Frhr. vom Stein Bonn und Niedermendig und kamen am 28. Juli nach Koblenz, wo sie am folgenden Tage Görres, dem berühmtesten Sohne der Stadt, einen Besuch abstatteten. Clemens Brentano <1778—1842) hatte in Koblenz das Gymnasium besucht und war dann von einer Universität zur andern gezogen. Aus der Rheinreise mit Arnim, der seine Schwester Bettina heiratete, saßten beide Dichter den Plan, die alten deutschen Volkslieder zu sammeln <»Des Knaben Wunderhorn«, 1805—1808). Später wohnte Brentano noch von 1825 bis 182g in Koblenz, mit Werken der Barmherzigkeit und frommen Aufzeichnungen be schäftigt. Johann Joseph Görres <1778—1848) war ein Kind der Stadt Koblenz. Mit 21 Jahren gab er das »Rote Blatt« heraus, das ganz in sranzösischem und republikanischem Sinne gehalten war. Erst in der Zeit der Befreiung vertrat er den deutschen Standpunkt <»Rheinischer Merkur«), Perthes schildert ihn aus seiner Reise von Hamburg nach Franksurt seiner Karoline <2. August 1818): »Heute morgen ging ich zu Görres; er ist ein langer, wohlgebildeter Mann, kräftig und derb. Das Geniale des Geistes, das Rasche der Phan tasie tritt alsbald hervor. Das Übergewicht wird jeder, der ihn reden hört, bald gewahr werden, aber Zeit, Land und Stadt haben ihm eine leidenschaftliche Opposition eingepslanzt.« Auch Guido Görres, ein Sohn I. I. Görres', der Dichter der »Maricnlieder», wurde in Koblenz geboren <1805), lebte aber später in München als Herausgeber der »Historisch-politischen Blätter«. Als Regierungsrat wirkte in Koblenz von 1815 bis 1817 Maxi milian von Schenkendorf, der patriotische Dichter, dessen Büste 1881 in den Rheinanlagen ausgestellt wurde. Im Herbst 1825 weilte die junge Annette von Droste - Hüls- h o f s zu Besuch bei Frau von Thtelmann in Koblenz. Am 18. September 1842 gab die Stadt Koblenz Friedrich Wil helm I V. einen Ball. Hier wurde Freiligrath dem König und dem Erzherzog Johann von Österreich vorgestellt. Ter König soll ihn nach seinen Weinkenntnissen befragt und der Erzherzog von seinem »Ahasver« gesprochen haben, den er gelesen habe (vielleicht meinte er Mosens Dichtung). Während die Hofgesellschaft den Dichter vorher nicht beachtet hatte, drängte sie sich jetzt an ihn heran. »An jenem Abend und in jener Stunde ward ich Demokrat«, behauptete er später. Im Gasthos zum Riesen haben Freiligrath und der abgesetzte Hossmann von Fallersleben in der Nacht zum 17. August 1843 im Zwiegespräch beim Champagner ihren ganzen Groll gegen die politischen Zustände der Zeit ausgesprochen. Von neueren Schriftstellern wurde Hermann Stegemann 1870 in Koblenz geboren. Der Verfasser des »Rhcinlieds« (»Dort, wo der alte Rhein mit seinen Wellen«), der sonst nicht bekannte Johann Joseph Reifs, wurde 1793 in Kobern bei Koblenz ge boren. In Neuwied kehrte Lavater, der 1774 mit Goethe den Rhein herunterfuhr, ein und predigte dort in der Herrnhutgemeinde. Frau de la Roche hätte gern gesehen, wenn der Gras von Wied in seiner Residenz eine Akademie gegründet hätte, siir die Wieland leicht zu gewinnen gewesen wäre, aber der Plan nahm keine greisbare Gestalt an. In Neuwied wurde die als Königin von Rumänien unter dem Namen Carmen Sylva dichtende Prinzessin Elisabeth zu Wied 1843 geboren. Hofs mann von Fallersleben wohnte in der ersten Zeit seiner Ehe in Neuwied. In Andernach erinnern wir uns eines Gedichtes von Friedrich von Schlegel »Das versunkene Schloß«, in dem er die Sage von einem im Rhein bei Andernach versunkene» Schlosse behandelt. Von Köln kommend besuchte Victor Hugo Andernach im Au gust 1838. Er war entzückt von dem Städtchen und sagte, er verstehe nicht, daß die Touristen es nicht beachten und lieber nach Koblenz, Baden-Baden und Mannheim gingen; »Man geht nicht dahin, wo die Geschichte, die Natur und die Poesie sind, nach Andernach«. Bei einer abendlichen Wanderung in der Umgegend entdeckte er bas Grabmal des Generals Hoche, das er im Mondschein besichtigte und echt romantisch schildert, wobei er hinzusllgt, aus diesem Haufe» Steine glaube er eine Stimme zu hören: »Frankreich muß den Rhein wiedernehmeni« Diese Tendenz tritt auch an andern Stellen seines Werkes »Le Rhin« zutage, aber im übrigen ist es immer noch das interessanteste Werk, bas von französischer Seite über den Rhein geschrieben worden ist. Unterhalb Remagens, nahe bei Unkelbach, am Eingang zum Kalmuthtal, steht die Villa Herresberg, ehedem der Sommersttz des gelehrten Dichters Gustav Psarrius. 999
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