Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1928
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210, 8. September 1928. Rsdaikbioneüer Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Im Sommer 1829 nahm Johanna Schopenhauer mit ihrer Tochter Adele ihren Wohnsitz am Rhein, und zwar vorerst in Unkel, dann in Bonn. Als Freiligrath 1839 auf der Suche nach einem idyllischen Orte den Rhein herauf wanderte, fand er in Unkel, was er sich wünschte und ließ sich dann dort nieder. Das stille Städtchen wurde nun geradezu die Herberge fahrender Dichter. Da kamen nicht bloß die nahe wohnenden Freunde, Simrock und Pfarrius, Kinkel und Wolfgang Müller, Levin Schücking und Niklas Becker, sondern auch Berthold Auerbach, Zedlitz u. a. In Unkel lernte Freiligrath die dort als Erzieherin wirkende Jda Melos kennen, mit der er den Bund fürs Leben schloß. Als er zu Anfang des Jahres 1840 mit der Postkutsche von Köln nach Unkel zurück kehrte, erblickte er bei Rolandseck die Zerstörung, die ein Sturm in der Nacht zum 29. Dezember an dem Rolandsbogen verursacht hatte. Er leitete dann eine öffentliche Sammlung zur Wiederher stellung des Bauwerks ein, stellte sie jedoch ein, als er erfuhr, daß die Ruine der Prinzessin Wilhelm von Preußen gehörte. Diese ge stattete ihm aber, den eingestürzten Schwibbogen wiederherstellen zu lassen, und sie nahm auch die Widmung des von ihm herausgegebenen »Rolands-Album« an, wogegen sie der Schule von Rolandswert eine Gabe zuwandte. Im übrigen war Freiligrath in der Unkeler Zeit (bis September 1840) nicht sehr produktiv. Eigentlich hatte er sich dort niedergelas sen, um das »Malerische und romantische Westfalen« zu schreiben, das der Buchhändler Langewiesche in Barmen ihm in Auftrag gegeben hatte. Die beiden kannten sich seit der Zeit, da Freiligrath noch in dem Handlungshause von Eynern als Kontorist gearbeitet hatte. Nun schrieb Freiligrath nicht gern Prosa, und so ließ er alle Mahnungen Langewiesches unbeachtet. Schließlich raffte dieser sich auf, um Manuskript bei Freiligrath zu holen und ihn zur Fertig stellung anzufeuern. Ehe er aber mit dem Dampfboot in Unkel landete, hatte Freiligrath Wind davon bekommen, und da gerade mehrere Gäste bei ihm weilten, darunter Hackländer und Levin Schücking, so zog er mit diesen an den Landeplatz. Sie empfingen Langewiesche mit Hellem Jubel und zogen sofort mit ihm ins Wirts haus. Sie feierten die Ankunft des Verlegers bei der Bowle so gründlich, daß Langewiesche, der zarter Verfassung war, nicht lange nach Sonnenuntergang einschlief. Als nun ein Dampfboot für die Fahrt rheinabwärts nahte, trugen die Zechgenossen den Schlum mernden hinein. Als Langewiesche früh morgens erwachte, befand er sich an der Stelle, von der er ausgegangen war, am Landeplatz in Düsseldorf. Nicht bloß hatte er kein Manuskript in der Tasche, son dern er hatte nicht einmal Gelegenheit gefunden, Freiligrath zu mahnen. Das tat er dann schriftlich, und schließlich erklärte Schücking sich bereit, den ganzen Text zu schreiben. Freiligrath lieferte nur die poetische Einleitung »Der Freistuhl zu Dortmund«, übrigens eines seiner schönsten Gedichte. Das ganze Werk aber erschien unter dem Namen Freiligrath und Schücking. Die Zwistigkeiten Frei- ligraths mit seinem Verleger veranlaßten Annette von Droste-Hüls- hoff ein kleines Lustspiel darüber zu schreiben. (»Perdu, oder Dich ter, Verleger und Blaustrümpfe«.) Es blieb zwar ungedruckt, doch haben wir eine ziemlich ausführliche Inhaltsangabe von H. Huffer. Von Unkel zog Freiligrath weiter hinauf nach St. Goar. Königswinter ist heute vor allem bekannt als Ausgangspunkt für die Ausflüge nach dem Siebengebirge. Einst hatte der Name allerdings auch in der Literaur einen hohen Klang, denn von hier stammte Wolfgang Müller von Königswinter. Er war am 5. März 1816 hier geboren und hatte seinem Namen Wolfgang Müller den Zusatz von Königswinter hinzugefügt, um sich von andern dichtenden Müllern zu unterscheiden. Er hatte dem Rheine, seiner Landschaft von den Quellen bis zum Meere und seiner Ge schichte einen wahren Kult gewidmet und die Verherrlichung des Stromes zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Abgesehen von seiner Studienzeit hat er sein ganzes Leben an den Ufern des Rheins ver lebt, erst als Arzt in Düsseldorf und in Köln, dann als freier Schrift steller. Seine »Dichtungen eines rheinischen Poeten« erschienen in sechs Bänden bei Brockhaus. In Königswinter hat man ihm ein Denkmal errichtet, das in die Fluten des Rheins schaut. Ein Antiquar, der alte Bücher mit Beschreibungen des Sieben- gebirgcs durchblättert, wird sich wundern, wie erschrecklich früher diese Gegend dargestellt wurde. Literarisch bietet sie übrigens nur eine Erinnerung an Cäsar ius v. H e i st e r b a ch, der um 1220 seinen »-viaIo§u8 mirseulorum« schrieb, eine Sammlung aller mög lichen Wunder- und Teufelsgeschichten, die kulturhistorisch von Wert sind. In Godesberg wohnte Johanna Schopenhauer im Sommer 1828 längere Zeit mit ihrer Tochter Adele. Vielleicht wur den sie schon damals mit der in Bonn weilenden Annette von Droste- Hülshoff bekannt. Arndt hatte 1830 »Wanderungen aus und um 1000 Godesberg« geschrieben, in denen er auf Grund seiner Anschauungen und Forschungen ein hübsches Bild der von Natur und Geschichte bevorzugten Gegend gab. Das Werk erschien aber erst 1844, und zwei Jahre später folgte eine neue Ausgabe unter dem Titel »Rhein- und Ahrwanderungen«. In der idyllischen Arndtruhe, dem Gast haus an der Straße von Friesdorf nach Godesberg hat Joseph Loevenich ein Arndt-Museum gegründet, das eine Menge Er innerungen an Arndt enthält. In Godesberg selbst ist das bekann teste Lokal natürlich das Wirtshaus der L i n d e n w i r t i n, Ann- chen von Godesberg. Das Gasthaus »Zum Godesberg« wurde schon 1774 erbaut und blieb bis 1924 im Besitz der Familie Schuhmacher. Das bekannte Lied von der Lindenwirtin, das Rudolf Baumbach gedichtet, wurde erst später durch eine Schlußstrophe, die vr. Jo- how und Dr. Dafert hinzufllgten, auf die Lindenwirtin in Godesberg bezogen. Das Lokal gehört jetzt dem Godesberger Männer gesangverein Cäcilia, der es erweitert hat, aber infolge eines Ein spruchs der früheren Besitzerin die im Hofe stehenden Linden nicht fällen durfte. In Oberkassel wurde Gottfried Kinkel 1815 geboren. Er studierte in Bonn, wo er Geibel kennenlernte, der ihn bei seinen dichterischen Versuchen ermunterte. Kinkel wirkte dann selbst in Bonn als Privatdozent und Professor für Krinst-, Literatur- und Kulturgeschichte. Er heiratete 1843 Johanna Mockel, die geschiedene Frau des Musikalienhändlers Mathieux aus Köln. Er gründete die Dichtergesellschaft »Die Maikäfer«, der Simrock, Geibel, Alex. Kauf mann, Nik. Becker usw. angehörten. Er selbst dichtete »Otto der Schütz« (1843) und gab das Jahrbuch »Vom Rhein« (1847) heraus. In Bonn fanden sich gegen Ende der 1830er Jahre die Dichter zusammen, die die landschaftlichen und poetischen Reize des Rheines in den schönsten Liedern besungen haben: Karl Simrock, der älteste von ihnen, der Poesie und gelehrte Kunde verband, dann Frei ligrath, die gleichaltrigen Kinkel und Matzerath (geb. 1815) und Wolfgang Müller. Erst durch diese Dichter wurde die Poesie, die den Rhein umwebt, wahrhaft geistiges Gemeingut des deutschen Volkes, indem sie nicht nur die landschaftliche Schönheit so recht zum Verständnis brachten, sondern auch den Zauber der Sagenwelt erschlossen, der das Rheintal gleich dem Dufte der Fern sicht umwebt. Den politischen und strategischen Wert des Rheins hatte man längst erkannt und schon vorher den köstlichen Wein be sungen, der an seinen Ufern wächst, aber erst durch die Dichter wurde die Begeisterung für das Rheintal mit seinen landschaftlichen Schön heiten geweckt, so daß eine Rheinreise seither zur Bildung gehörte wie früher eine Reise in die Schweiz oder nach Italien. An der neugegründeten Universität Bonn wirkten seit 1818 August Wilhelm von Schlegel als Professor der Kunst- und Literaturgeschichte und Ernst Moritz Arndt als Pro fessor der neueren Geschichte. Beide starben auch zu Bonn, Schlegel 1845, Arndt 1860. Das schöne Arndt-Denkmal steht auf dem Alten Zoll zu Bonn, wo es über den Rhein nach dem Siebengebirge grüßt. Mancher frohe Sänger hat in Bonn gelebt. Erinnerungstafeln sagen uns, wo Heine, Kinkel, Hoffmann von Fallers leben, Simrock und Nikolaus Becker gewohnt haben. Johanna Schopenhauer weilte von 1832 bis 1837 in Bonn, und ihre Tochter Adele starb daselbst 1849. Annette von Droste- Hülshoff hielt sich mehrmals dort auf. Auch Schiller-Erinne rungen bietet die Stadt, denn hier wirkte von 1823 bis 1825 Ernst Schiller, der jüngste Sohn des Dichters, als Staatsanwalt, und hier starb 1826 Charlotte Schiller, die Witwe d'es Dichters. In Bonn geboren wurde Karl Simrock (1802) als 13. und letztes Kind des Musikalienhändlers N. Simrock. Er war viele Jahre Professor der Literatur daselbst und starb dort 1876. Große Verdienste erwarb er sich durch die Übertragungen der mittelalter lichen Epen ins Neuhochdeutsche, auch durch seine »Rhcinsagen« und sein »Malerisches und romantisches Rheinland«. Auch Nikolaus Becker, der Dichter des Nheinlieds »Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«, stammte aus Bonn (1809), ebenso der Dichter Alexander Kaufmann (1821). Von neueren Schrift stellern wurden in Bonn geboren: Hans Eschelbach (1868), Wil helm Ruland (1869), Wilhelm Schmidtbonn (1876), Wilhelm Vers- Hofen (1878) usw. In dem gegenüberliegenden Dörfchen Beuel ließ Heine sich am Ende des Sommersemesters 1820 nieder, um in den Ferien unge stört seine Tragödie »Almansor« schreiben zu können. Köln bietet nicht so reiche literarische Erinnerungen wie die Musenstadt Bonn. Goethe war zuerst 1774 in Köln, wo er den Dom nur als Ruine sah, aber im Hause Jabach die Kunst schätze bewunderte. Mehr Anregung gewährte ihm der bereits oben erwähnte Besuch im Jahre 1815, bei dem Arndt, der damals in
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