Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1928

8264 X- 231, 3. Oktober 1928, Fertige Bücher. Börsenblatt I. d. Dtschn. Buchhandel. Erlebte Weltgeschichte Im Frühjahr dieses Jahres wurde mit dem dritten Bande vollständig: Gräfin Edith Galbucg Erinnerungen einer Respektlosen Ein Lebensbuch 1. BE Buch des jungen Mädchens rrr S. Mit einem Bildnis der Verfasserin in Kunstdruck, in Ganzl. M. 7-°d 2. Band: Buch der jungen Frau 47r S in Ganzleinen M. S.SS Z Band: vom Wohlstands- zum Arbeitsmenschen 335 S. Mit einem Bildnis der Verfasserin in Rllnstdruck, in Ganzl. M. 9.— Vit Einbände sind aus lichtechtem Ballonleinen mit Echtgold-Prägung. Alle drei Bände in schmucker Rasselte lN. 25.— ^^>ir Ventschen besitzen in unserer Literatur schwerlich ein gleichwertiges Geitenstück zu dieser Lebensbeichte ei,»er genialen Frau. Unerhörter Freimut und höchste Runst der Vorstellung schlagen den Leser bedingungslos in ibren Bann. Dazu kommt eine Fülle der Gesichte, die überwältigt und nur begnadeten Menschen beschieden ist. Jeder der drei Bände schwingt um einen bestimmten Mittelpunkt: bezeichnenderweise für die ausgesprochen politische Vichterin ist es immer ein politischer Gedanke. Im ersten Bande lebt Alt-Osterreich, seine wunderschöne Landschaft und sein unverbrauch tes und ungebrochenes Menschentum, das w»r Lleindeutsche kennen lernen müssen, um den — notwendigen und selbstverständlichen — staatlichen Anschluß durch den geistigen vor zubereiten. Vas große Erlebnis des zweiten Bandes ist der Lampf um Südtirol, der Zusammen prall des germanischen und romanischen Volkstums, den die Dichterin vierzehn Jahre lang, von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des Weltkrieges, an Ort und Stelle zu verfolgen Gelegenheit hatte. In dem feigen Verzicht der alten österreichischen Regierung auf eine Gegenwirkung gegen die Irredenta liegt die tiefste Ursache für die heutige ver zweifelte Notlage des südtiroler Deutschtums. Ver dritte Band endlich gestaltet den Weltkrieg und seine unmittelbaren Nachwirkungen einschließlich der Inflation. Ver Waffenbrüderschaft im Felde entsprach kein Zusammen wirken der politischen Führung. Im Gegenteil werden nicht nur die slawischen Bestand teile des Habsburgreiches, sondern sogar Mitglieder des Kaiserhauses zu Verrätern an den Bundesgenossen. Der Leser tut Einblicke in Verhältnisse, die vorher nur wenigen Ein geweihten bekannt waren. Nicht minder bedeutend ist der Schlußteil des Buches, der das bittere Los der Heimatlosigkeit und den Lampf der bisher vom Schicksal so sehr ver wöhnten, nun aber um so härter Angefaßten um Brot und Arbeit schildert. Hier ist es das soziale Element, das ihren Ausführungen Gewicht gibt. Vas wertvollste an dem Gesamtwerk ist die Bekanntschaft mit einer Frau von seltener Seelengröße und Seelenadel, die ihr Schicksal, selbst das schwerste, meistert. s Hammer-Verlag/Leipzig