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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.10.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1928-10-04
- Erscheinungsdatum
- 04.10.1928
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- Deutsch
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F- 232, 4. Oktober 1928. Rodaktioneller Teil. Börsenblatt f. d Dtschn Buchhandel. Reclam habe den legitimeren Grund zum Stolze, da er sein ganzes Werk aus eigener Kraft, ohne staatliche und städtische Unterstützung und ohne Schenkungen geschaffen habe. Geheimer Kommerzienrat Richard Schmidt gratulierte als Vorsitzender der Handelskammer Leipzig in deren Namen und feierte den Grün der des Hauses Reclam als Reformator des Verlagsbuchwesens. Die Glückwünsche des Börsenvcreins der Deutschen Buchhändler, zugleich die des ganzen deutschen Buchhandels überbrachte Hof rat Linnemann; er überreichte eine Urkunde mit folgendem Wortlaut: An der Jahrhundertfeier, die am heutigen Tage die Firma Philipp Reclam jun. in Leipzig begehe» kann, nimmt im Geiste der ganze deutsche Buchhandel teil. Vor lüv Jahren legte Anton Philipp Reclam den Grund zu dem Verlag Anton Philipp Reclam jun., der heute durch die ziel- bewußte Lebensarbeit dreier Generationen der Familie Reclam in seiner jetzigen Gestalt als weltbekannter, alle Zweige des graphischen Gewerbes umsassender Großbetrieb dasteht. Seit länger als einem halben Jahrhundert ist der Name Reclam und seine Bedeutung im deutschen und außerdeutschen Buchhandel, in der deutschen und außerdeutschen Welt bekannt wie wenige andere Namen. Reclams Universal-Bibliothek gehört zu den bewunderns wertesten und wirkungsreichsten Erscheinungen in der Geschichte des Buchhandels, und keine ähnliche Unternehmung, weder in Deutschland noch außerhalb Deutschlands, kann sich mit ihr ver gleichen. Bedeutendes hat der Verlag in dieser langen Zeit be gonnen und Bedeutendes auch bedeutend dnrchgeführt. Die llni- versal-Bibliothek wurde in Inhalt und Ausstattung immer mehr verbessert, erweitert und verschönert, die vom Gründer begonnenen Klassikerausgaben wurden zur heutigen stolzen Höhe ausgebaut und jüngst wurde der Universal-Bibliothek die neue Form des »Praktischen Wissens« an die Seite gestellt. Zum heutigen Ehrentag der Jubclsirma bringt der Unterzeich nete Vorstand den gegenwärtigen Inhabern des Hauses, den Herren vr. Philipp Ernst Reclam und Hans Emil Reclam, die herzlichsten Glückwünsche des Börsenvcreins und des gesamt-» deutschen Buchhandels dar. Dank und Verehrung gebührt der Firma und ihren Leitern dafür, daß sie in einer so ersolgreicken Weise gezeigt haben und zeigen, was der deutsche Buchhandel sür die Verbreitung des guten und nützlichen Buches bedeutet. Möge der Verlag Philipp Reclam jun. auch im zweiten Jahrhundert seines Bestehens weiter blühen und gedeihen znr Freude seiner Inhaber, zur Ehre des deutschen Buchhandels und znm Segen deutscher Kultur. Für den Buchgewerbeverein und zugleich im Namen der Firma Breilkops L Härtel gratulierte mit humorvollen Worten Geh. Hof- rnt l)r. Ludwig Volkmann. Thomas Mann sprach im Aufträge der Sektion sür Dichtkunst der preußischen Akademie der Künste, die auch vr. Josef Ponten entsandt halte. Im Namen der Kulturellen Vereine Österreichs sprach vr. Hans Müller. Er erinnerte daran, daß das Schaffen Reclams auch ein Brücken schlägen zwischen den beiden Reichen deutscher Zunge und Kul tur sei, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der nächste Feier tag Reclams auf dem Boden eines einzigen Deutschen Reiches begangen werden möge. Die Glückwünsche der Gesellschaft der Leipziger Freunde der Deutschen Akademie überbrachte General direktor vr. Heß. Er hob vor allem auch die Verdienste hervor, die sich Reclam um die Jugend erworben habe. Für den Ver ein der Buchhändler zu Leipzig waren die Herren Bruno Hauff und vr. H. Gell erschienen. Auch der Buchdruckerverein hatte zwei Gratulanten entsandt, die zwei Schreibtischuhren, die hun dert weitere Jahre den Reclams die Zeit anzeigen sollen, über reichten. Im Namen der »Lcssing-Gesellschaft« und des »Lessing- Mufeums« sprach Prof. vr. Kruse, daraus hinweisend, daß das Haus Reclam so wie Lessing, dessen »Nathan» ja als zweite Nummer der -Universal-Bibliothek« erschienen ist, im Dienste der Humanität arbeite. Im Namen der jubilierenden Firma dankte in kurzen, be wegten und doch auch launigen Worten der jetzige Chef des Hauses, Herr vr. Ernst PH. Reclam, für alle die Ehrungen und legte, wie es die Neue Leipziger Zeitung nennt, in imponieren der Bescheidenheit das Gelübde ab, daß Reclam an der großen Tradition festhalten werde. Er freue sich, so führte er aus, daß er einen großen Teil der Ehrungen und Anerkennungen auf 1090 seine Mitarbeiter und auf seine Vorfahren abwälzen könne, sür einen Menschen sei das, was man dem Hause Reclam von allen Seiten dargebrachi habe, zu viel der Ehrung; sie würde ihn erdrücken. Gerade durch ihre schlichte Sachlichkeit gefiel diese Rede und legte ein klares, eindringliches Zeugnis dafür ab, daß die alte Schlichtheit der Firma auch weiterhin walten wird. Den Abschluß und Höhepunkt des Feiertages bildete am Abend der Festakt im Alten Theater. Vorher hatten die Jubi- lare zahlreiche Gäste zum Tee in die festlich geschmückten Räume des Hotels Fürstenhof gebeten. An einen andern Teil der Gäste erging eine entsprechende Einladung für die Stunden nach dem Theaterabend. Die Räume hätten alle auf einmal nicht gefaßt. Das geistige Leipzig und ein gut Stück des geistigen Deutschland fand sich zu dieser Schlußfeier zusammen. Der Leipziger Buch handel, zum Teil auch der auswärtige war zahlreich vertreten. Im Brennpunkt des allgemeinen Interesses standen die anwesen den Vertreter des heutigen deutschen Schrifttums, Gcrhart Hauptmann, Thomas Mann, Joses Ponten, Hans Franck, Ru dolf Huch, Ernst Lissauer, Börries von Münchhausen, der Wiener Hans Müller u. a. m. Zu ihnen gesellten sich die Gäste aus den Kreisen der Wissenschaft, der Behörden, der Wirtschaft Leip zigs usw. Auch die Leipziger und die auswärtige Presse, vor allem Berlin, war vertreten. Joh. Sebastian Bachs Ouvertüre ans der Suite in V-Dur, vom Leipziger Sinfonie-Orchester unter Alfred Szendreis feinfühliger Leitung festlich-beredt vorgetragen, leitete den Abend ein. Das Orchester spielte dann den ersten Satz der Mozartschen »Ju piter-Sinfonie«, die Ouvertüre zu Glucks »Iphigenie« und Beet hovens »Weihe des Hauses«. Sie umrahmten den Festvortrag und die wohlgelungene Aufführung des Guiskard-Fragmentes von Heinrich von Kleist, die das Haus ties ergriff, und rundeten das stilvolle Programm aufs beste ab. Im Mittelpunkt des ganzen Festaktes stand naturgemäß der Festvortrag Thomas Manns. Über ihn als Festredner schrieb Hans Natonek in der Neuen Leipziger Zeitung: »Wenn Thomas Mann, der bedächtigste Stilist und das abwägcndste Gewissen dieser Gegenwart, als Festredner eines Verlagsjubi läums erscheint, spricht er nicht nur .zur Sache', sondern über den festlich erleuchteten, privaten Raum hinaus für die Öffent lichkeit. Nur ein Geschästsjubiläum, könnte der zweiflerische Nörgler sagen; wie kommt der repräsentativste Schriftsteller Deutschlands dazu, diesem Anlaß sein Wort zu leihen? Die Jahrhundertfeier eines Verlagshauses, und sei es selbst eines so hochverdienten wie Reclam, sie allein würde die von Thomas Mann selbst leise ironisierte ungewohnte Rolle eines Fest redners' vielleicht nicht ganz rechtfertigen. Aber das allein ist es ja nicht. Indem man die tüchtigen Mittler des Geistes ehrt, ehrt man den Geist selbst. Und so klang seine Rede in eine wunderbare Huldigung des deutschen Geistes aus, nachdem sie schon von Anfang an mit durchgehender Konsequenz immer wieder die hohe Ausgabe und Verantwortung des Geistes, seine Furchtlosigkeit, sein Eintreten für die jungen, lebenscrhallenden Kräfte zu formulieren versuchte.» Thomas Mann begann ganz Persönlich mit Erinnerungen an das Geschästsjubiläum seines Vaters, das er vierzehnjährig erlebt habe, und an seine Budden brooks, von denen er hofft, daß sie noch einmal in Reclams Universal-Bibliothek ausgenommen werden möchten. Damit war die Brücke zum eigentlichen Anlaß und Gegenstand seiner Rede gefunden. Er verbreitete sich nun zunächst über Wesen und Wert des Berlegerberufs. »Eine Verlagsfirma ist es, führte er aus, die ihr Fest begeht, ein Handelshaus also, dessen Kategorie den Übergang bildet vom reim nährständig Mer kantilen zur intellektuellen Sphäre, zur Welt der Idee und der Kunst, ein Unternehmen, das nicht das notwendig Nützliche, sondern das übernützlich-Notwendige, das Schöpferische und Geistige der menschlichen Bedürftigkeit vermittelt, und dem also der Schriftsteller wohl den Festspruch sprechen darf. Lassen Sie mich das Bekenntnis ablegen, wie sehr ich, eben als Schrift steller, die Lebenssorm des Verlegers von jeher bewundert und als neidenswert empfunden habe. Eingeschlossen in die Grenzen seiner Individualität, hat der Schriftsteller feiner Zeit immer nur sich selbst zu geben. Das geistige Leben ist schwer, und
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