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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1928
- Strukturtyp
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- 1928-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1928
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- Deutsch
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X» 242, 16. Oktober 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. v. Dtschn. Buchhandel Buchhändlers Bielke, welche bereits wenige Jahre später, 1732, käuf lich in seinen Besitz liberging. Er wird als ein stattlicher Mann geschildert, von ernstem, gemessenem Wesen und von großer Recht lichkeit. Wegen seiner hcrvortretendcn Frömmigkeit war er der Lieb ling des Herzogs Ernst August. Siegmund Heinrich Hofsmann erwarb im Jahre 1742 das Lukas-Cranach-Haus am Markt zu Weimar. Im Jahre 1731 begann er seine Tätigkeit als weimarischer Verleger. Der große Umfang seines Geschäftes ergibt sich aus den Meßkatalogen jener Zeit, die in den Jahren 1732 bis 1765 insgesamt IW bei ihm erschienene Biicher Nachweisen. Ans dieser Tätigkeit ist besonders hervorzuhebcn das Erscheinen der Wettcn'schen »Historischen Nachrichten von der berühmten Nesidentzstadt Weimar« anno 1737, ferner die Gründung des erstell Weimarischen periodischen Blattes, der ersten Zeitung in Weimar, betitelt: »Weimarische Nachrichten und Anfragen«, deren erster Jahrgang 1737 erschien und das bis zum Jahre 1756 von Siegmund Heinrich Hoffmann verlegt worden ist, zu welcher Zeit es an den bekannten altwcimarischen Drucker Mumbach überging. Als Vorläufer dieses Blattes ist wohl das 1733 unter dem Titel: »Avertissement das auf Hochfürstlich gnädigsten Befehl zu Weimar aufgcrichtetc Intelligenz-Werk, und die daher entstehende wöchentliche Polizei)- und Commercien-Gazcttc oder Zeitung betref fende« gegründete Wochenblatt anzusehen, welche Mitteilung ich dem 1311 im Hoffmann'schcn Verlage erschienenen Weimar-Führer von Freiherrn von Biedcnfeld entnehme. Näheres konnte ich jedoch dar über nicht ermitteln. Erwähnenswert ist schließlich noch der Druck des Mijitärgesangbuchcs für die Garnison-Kirche. Sein Sohn Carl Ludolph Hoffmann, geboren 1726, baute den Verlag weiter aus. Unter anderem druckte er das einzige theologische Journal der damaligen Zeit, die »Acta historica ccclesia« weiter, von dem insgesamt 300 Bände erschienen (1734—1794). Auch gab er Wielands »Deutschen Merkur« heraus. Seine nahe Freund schaft mit Johann Gottfried Herder dürfte die Ursache gewesen sein, daß der Hoffmannsche Verlag seinerzeit sehr viel theologische Lite ratur gebracht hat. Carl Ludolph Hoffmann galt als einer der auf gewecktesten und witzigsten Köpfe seiner Zeit und war wegen seines Witzes und seiner Geselligkeit am Hofe der berühmten Herzogin Anna Amalie ein gern gesehener Gast. Übrigens war Carl Ludolph Hoffmann der Gründer des populärsten Weimarer Kalenders, des Stephchen-Kalenders, der heute noch (in anderem Verlage) erscheint und den Weimarer Bürgern und Landleuten unter dieser Bezeich nung geläufig ist. Nach seinem Tode wurde das Geschäft von seiner Witwe unter der Firma C. L. Hoffmanns sei. Wwc. und Erben wettergcführt. In diese Zeit fällt die Gründung der ersten Leih bibliothek in Weimar, die verhältnismäßig stark in Anspruch genom men wurde. Nunmehr ging die Buchhandlung an den Sohn Johann Wil helm Hoff m ann über, um von ihm auf eine unerreichte Höhe geführt zu werden. Johann Wilhelm Hoffmann war unstreitig einer der bedeutendsten Männer des damaligen Weimar, dessen Buchhand lung ebenso wie sein Haus ein Mittelpunkt des geistigen und gesel ligen Lebens der Stadt war. Er war eine stadtbekannte Persönlich keit. Itbcr sein Geschäft hinaus nahm er sich tatkräftig allgemeiner Fragen an und führte sie stets zu einer Lösung, die, da sie von einem einzelnen geleistet wurden, unsere Bewunderung erregen. Johann Wilhelm Hoffmann trat nach Absolvierung des Weimarer Gym nasiums unter Hcinse, Lippold, Schwabe, Carpov, Schäfer und Cästner im Jahre 1792 in die väterliche Buchhandlung ein. 1794/1800 weilte er zu seiner weiteren Ausbildung in der Schöpsischen Buch handlung in Zittau, 1800/1802 in der damals weltberühmten Bohn'- schen Buchhandlung in Hamburg. Nach Weimar zurückgekehrt, fand er die alte Firma »infolge nachlässiger Führung derselben durch Mietlinge« so verschuldet und ohne Kredit vor, daß er sich nur den Aufforderungen des Herzogs Karl August sowie der Herzogin Anna Amalia und des Ministers von Voigt entsprechend zur Weiterfüh rung entschloß. In wenigen Jahren gelang es seiner angestrengten Tätigkeit, die Buchhandlung zu einem nach jeder Richtung hin be deutendem Unternehmen emporzuarbeiten. Einer seiner ehemaligen Lehrlinge, der spätere Verleger und Gründer der Gartenlaube, Ernst Keil, den die Hoffmannsche Buch handlung gleich vielen anderen namhaften Buchhändlern ausgebildet hat, schrieb unter der Überschrift »Ein echter Bürger« dem 1860 Dahingeschiedenen einen warmen Nachruf. Ihm entnehmen wir einige Züge aus dem Leben dieses verdienten Mannes. Der alte Hoffmann, wie man in Weimar allgemein den Besitzer der Hofbuch handlung nannte, war einer der letzten, die Weimars Glanzperiode fast von Anfang bis zu Ende mitcrlebt und in ihr tätig mitgewirkt hatten. Bereits seit 1802 an der Spitze seines Geschäftes, war er mit allen Größen der damaligen Zeit: Schiller, Goethe, Wieland, Scho- 1132 penhauer, Kanzler Müller, Bertuch -u. a. teils befreundet, teils in täglicher geschäftlicher Verbindung. Karl August ehrte den aufrechten Mann mit einem so unbedingten Vertrauen, daß er den ausdrück lichen Befehl erließ: »den Hoffmann unangemeldet in sein Arbeits- kabinctt eintretcn zu lassen«, von welcher Erlaubnis Johann Wilhelm Hoffmann 25 Jahre lang bis zum Tode des Herzogs Gebrauch machte, und zwar, wie er zu sagen pflegte, »nicht in Frack und Schuhen, son dern im langen Rock und Stiefeln«. In den Jahren 1806 bis 1812 verwandte der Herzog, der fortwährend gegen Napoleon konspirierte, I. W. Hoffmann oft zur Besorgung der geheimsten, gefährlichen Korrespondenzen, deren Entdeckung ihm unbedingt das Schicksal seines Kollegen Palm bereitet haben würde. Während der Jahre seiner Geschäftstätigkeit gehörte seine Buch handlung zu den hervorragendsten des deutschen Buchhandels. Neben Kotzebue verlegte er eine Zahl der Herderschen Schriften sowie die Schriften von Röhr. Auch der übrige Verlag enthielt eine Reihe bekannter und namhafter Werke, die den Nus der Buchhandlung durch Deutschland trugen, so: Reise des Herzogs Bernhard durch Nord amerika, Kotzebues literarisches Wochenblatt, den Almanach für Schcidekttnstler (50 Jahrgänge), Sophocles von Schneider u. s. f. Der »alte Hoffmann« war einer jener Männer, die im Munde des Volkes sehr bezeichnend als »echte Bürger« leben nnd gelobt werden. Witzig, derb und schlagfertig, wenn es galt, eine Meinung zu ver treten, oder im Gemeinderate ein Votum abzugebcn, verbarg er unter der Maske des Humors und des Scherzes ein so warmes Herz fiir die Leiden seiner Mitmenschen, daß er keine Gelegenheit vorüber- gchcn ließ, wo es not tat, mit Rat und Tat bcizuspringen. Ein rast loser Helfer der Bedrängten, ein treuer Freund der Armen, gab er oft mehr, als er konnte. Als 1810 eine Pulverexplosion einen großen Teil von Eisenach zerstörte, war es der alte Hoffmann, der, mit der Büchse in der Hand, allein an 6000 Taler für die Beschädigten sammelte und ihnen außerdem noch Kleider, Brot und Betten sandte. Die »grüne Büchse« Hoffmanns, wenn sie bei Gelegenheit einer Wasser- oder Feuersnot in der Stadt umherging, oder in der Buch handlung ausgestellt war, war bekannt im ganzen Lande und von allen Seiten flössen ihr reichliche Gaben zu. So gelang es dem ein zelnen Manne, im Jahre 1814 bedeutende Summen für die Familien der Kämpfer des Vaterlandes zu sammeln. Er war es, der zuerst in Weimar einen »Weihnachtsbaum für arme Kinder« anzündetc, und an ihn wendeten sich die Gemeinden, die von Feuer oder Wasser heimgesucht waren und in ihrer Not kein Ende wußten. Als er unter gewaltiger Beteiligung beerdigt wurde, sagte ein Leidtragender weinend: »Er war einer von den Bravsten der Braven und hinter- läßt keinen Feind. Wir haben ihn nie in der Kirche gesehen, aber er war ein Mensch in der schönsten und edelsten Bedeutung des Wortes«. Nach Johann Wilhelm Hoffmanns Tode übernahm im Jahre 1860 dessen Sohn Carl Hoffmann, geboren 1818, das Geschäft und führte es ganz im Sinne seiner Vorfahren weiter. Anläßlich der Lukas-Cranach-Feiern trat Carl Hoffmann in freundschaftliche Beziehungen zu den Nachkommen Cranachs, welche Verbindung er bis zu seinem Tode pflegte. Sein Sohn Hermann Hoffman n ist der letzte Buchhändler aus dieser weimarischen Buchhändlerfamilie. Dessen Sohn Gerhard Hoffmann ist Schriftsteller und hat unter dem Pseudonym Ernst Mann eine Anzahl biologischer Werke im Verlage des Unterzeichneten erscheinen lassen. Das alte Geschäft erwarb käuflich Herr Hofbuchhändler Kuno Gräf, der es unter der alten Firma Hoffmann'sche Hofbuchhandlung in der Schillerstraßc, gegenüber dem ehrwürdigen Schillerhause, weiterbetreibt und ihr das herkömmliche Ansehen jederzeit zu erhal ten wußte. Das berühmte Lukas-Cranach-Haus auf dem Marktplatz zu Weimar befindet sich noch heute im Besitze der Hoffmann'schcn Familie. Fritz Fink, Weimar. Für die buchhändlerische Fachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift- lettung des Börsenblattes, Leipzig, Gerichtsweg 26, Postschließ- fach 274/75, zu richten. Vorhergehende Liste s. 1928, Nr. 236. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. reiebniZ Oktober 1928. 8 8.
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