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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1928
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- 1928-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1928
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X- 244, 18. Oktober 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn.Buchhandel. finanziellen Zusammenbruch des Mitteldeutschen Vereinssorti- mcnts für die Dauer nicht mehr aufhalten. Das Jahr 1919 brachte das schmerzliche Ende, schmerzlich ganz besonders für die Genossenschafter, die solidarisch mit ihrem ganzen Vermögen für die entstandenen Verluste hafteten und nun recht namhafte Summen aufzubringen hatten. Um die Jahrhundertwende verloren der Mitteldeutsche Ver band und der Frankfurter Ortsverein durch den Tod mehrere ihrer treuen, anhänglichen und stets hilfsbereiten Mitarbeiter, so: 1892 Anton Ricker-Gießen, 1894 Johannes Alt-Frankfurt a. M., 1897 Arnold Bergsträsser-Darmstadt, 1904 Christian Limbarth-Mesbaden, C. E. Koenitzer-Frankfurt, 1905 Emil Diestcrwcg-Frankfurt, 1906 Moritz Diesterweg-Frankfurt, Max Hendschel-Frankfurt, 1908 Karl Auffarth-Frankfurt, 1910 Georg Völcker-Frankfurt und Koester-Heidelberg, 1913 Wil helm Braun-Marburg, 1918 Moritz Abcndroth u. a. m. Sowohl der Mitteldeutsche Buchhändler-Verband als auch der Verein der Buchhändler zu Frankfurt a. M. konnten sich in den fünf Jahrzehnten ihres Bestehens eines steten Mitglieder zuwachses erfreuen. Nach den Angaben in den Buchhandels- adreßbüchcrn zählte der Mitteldeutsche Verband 1879: 105 Mitglieder verteilt auf 32 Orte 1888: 97 1908: 135 1918: 141 1928: 102 „ „ „ 52 „ der Verein der Buchhändler zu Frankfurt a. M. zählte 1878: 34 Mitglieder - 1898: 40 1908: 55 „ 1918: 47 1928: 74 Im Jahre 1912 hat der Mitteldeutsche Verband durch den Aus tritt der Heidelberger und Mannheimer Kollegen, die dem Ver bände jahrzehntelang angehört hatten, eine Reihe treuer Mit glieder verloren. Da die Bestimmungen über die Gewährung von Kunden- und Bibliolheksrabatten in den Gebieten des Mitteldeutschen Verbandes und des Badisch-Pfälzischen Buch händlerverbandes verschieden waren, sind den nordbadischen Kollegen durch ihre Zugehörigkeit zu den beiden Verbänden mancherlei Schwierigkeiten entstanden, die sie veranlaßten, aus dem Mitteldeutschen auszutreten. Viel Aussehen und eine große Bewegung im ganzen deut schen Buchhandel verursachte das Vorgehen des seinerzeitigen Vorsitzenden des Mitteldeutschen Verbandes E. Behrcnd im Jahre 1907, das einen engeren Zusammenschluß der Sortiments firmen zwecks Erlangung besserer Rabattsätze, insbesondere eines nach der Absatzhöhe steigenden Extcarabattes anstrebte. Diese Angelegenheit hätte damals beinahe zu einem offenen Kon flikt zwischen Verlag und Sortiment geführt und nur dem da maligen Börsenvereins-Borsteher Albert Brockhaus ist es zu danken, daß noch eine Einigung zustande kam. Das Vorgehen des Mitteldeutschen Verbandes hatte zur Folge, daß die Frage der Rabatthöhe an zuständiger Stelle ernstlich geprüft wurde. Wenn der Forderung auch offiziell nicht stattgegeben worden ist, so hatte das Vorgehen doch den Erfolg, daß die Rabattierung in vielen Fällen eine bessere geworden ist. Die Jahre des Krieges, der Revolution, der Inflation und des Wiederaufbaues stellten den Mitteldeutschen Buchhändler- Verband und den Verein der Buchhändler zu Frankfurt a. M. beinahe täglich vor neue große Aufgaben. Hand in Hand haben die beiden Vereine seit ihrem Bestehen zusammengearbeitet, an dem gemeinsamen Ziele, Grundlagen zu schassen, die eine ge sunde Entwicklung des Buchhandels und ein gesichertes Fort kommen seiner Angehörigen gewährleisten. Beinahe zu gleicher Zeit blicken beide auf ihr fünfzigjähriges Wirken zurück, und wenn sie dieses Jubiläum nun auch gemeinsam begehen und feiern, so liegt darin wohl die Bestätigung dafür, daß beide Organisationen auch in der Zukunst Zusammenwirken werden, zum Wohle ihrer Mitglieder, zum Wohle des deutschen Gcsamt- buchhandels. Stefan Wangart. „Teure Bücher, teure Bücher!"*) Ein offenes Wort an Buchhändler und Buchkäuscr. Von Frank Thieß. Buchpropaganda müßte mit der Beseitigung eines der dümmsten Vorurteile einsetzen, die es auf diesem Gebiete gibt, nämlich dem, daß Bücher zu teuer seien. Bücher sind nicht zu teuer, sie sind zu billig. Die Meinung, daß Bücher zu teuer seien, wirb in erster Linie durch die Buchhändler selbst im Umlauf gehalten. Ja, meine ver ehrten Freunde, ich kann Ihnen diesen Vorwurf nicht ersparen. Ich habe nicht einmal, sondern ein Dutzend mal erlebt, daß ein Buch händler den Preis eines umfangreichen Werkes mit um Entschul digung bittender Miene nannte und, wenn der Käufer gegen die Höhe des Preises entrüstet protestierte, ihm säuerlich lächelnd halb wegs beistimmte. Ich habe einen solchen Buchhändler, der sich be klagte, daß meine »Verdammten« (fast 700 Seiten stark und aus erstklassigem Papier gedruckt) 13 Mark in Ganzleinen kosten, gebeten, in ein Strumpf- oder Wäschewareugeschäft zu gehen, ein Paar Damenstrümpfe zu verlange» und nach Mitteilung des Preises ent rüstet die Augenbrauen hochzuziehcn. Was wird der Verkäufer tun, habe ich ihn gefragt? Er wird noch viel erstaunter sein, er wird über die Maßen erstaunt sein, daß der Herr dieses Paar wunder bare Strümpfe teuer nenne, obwohl sie nur, mein Herr, 9.50 Mark kosteten. Gewiß könne er billige haben, er könne sogar Strümpfe für 2.80 Mark haben, natürlich auch preiswert, ohne Zweifel, doch Über den Unterschied der Qualität sei kein Wort zu verlieren. Diese Strümpfe, die hier nur 9.50 kosteten, seien nicht nur nicht teuer, son dern ganz außergewöhnlich billig, denn bet dieser Seide (er stülpt den Strumpf über den Handteller) und bei so erstklassiger Verarbei tung (er rutscht an ihm mit dem Fingernagel entlang) ist ein so lächerlich niedriger Preis überhaupt nur dadurch zu halten, daß diese Strümpfe heute allgemein so stark gekauft werden; und man kauft sie wiederum, weil . . . usw. Was tut nun der Buchhändler? Er erlegt 9.50 Mark und geht mit seinem Paar Damenstrümpfen zufrieden ab. Er weiß, er hat was für sein Geld. Nun, es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Strümpfe wirklich teuer sind. Man darf es dem Umstand entnehmen, daß sie zur Zeit von Inventurausverkäufen die Hälfte kosten. Doch was heißt teuer, was heißt billig? »Teuer« und »billig« find nicht nur ganz relative Begriffe inso fern sie in unlösbarer Beziehung zur Qualität der Ware stehen, sondern sie sind auch Begriffe, deren Geltung von der Suggestion abhängt, unter der sie erzeugt werden. Warum also gelten Bücher allgemein als teuer? Weil die Suggestion ihrer Billigkeit nicht erzeugt wird, weil der Buchhändler zumeist selbst ein Buch, das 9 Mark kostet und nicht dick wie ein Bierkutscher ist, als »teuer« beiseite legt. Ich habe oft jüngeren Sortimentern dies klar zu machen versucht, daß es allein in ihrer Hand liege, ein Buch von 10, 12, 15 Mark als billig zu verkaufen, falls sie nur die Kraft der Überzeugung haben und dieser Überzeugung den richtigen suggestiven Ausdruck gäben. Warum werden Bücher berühmter oder modischer Autoren, auch wenn sie 15 oder 20 Mark kosten, rapide gekauft? Weil die Suggestion wirkt: dieses Buch, das alle kennen, lohnt den Preis. Da haben wir's. Wenn nun ein Käufer sich am Preis stößt, hat es der Buchhändler nicht in der Hand, dem Käufer zu erklären, daß Bücher im Vergleich zu allen andern Vergnügungen des moder nen Lebens nicht teuer, sondern geradezu phantastisch billig seien? Meine Herren, haben Sie den Mut, Ihren Käufern mit der Ent gegnung ins Gesicht zu blicken: »Diese Bücher, gnädige Frau, sind zu billig. Sie sind so billig, daß es eigentlich unrentabel ist, sie herzustellen. Sie ahnen ja nicht, wie wenig der Autor daran ver dient und was alles in diesen Preis eingeschlossen ist. Ich kann cs Ihnen an der Hand von Zahlen genau ausrechnen, doch, ich weiß, es langweilt Sie und da gestatten Sie mir, gnädige Frau, vielleicht nur die Frage: wie teuer war der Platz, auf dem Sie neulich in der Oper saßen? Acht Mark nur? Wie Sie zugebcn werden, nicht der teuerste Platz, aber kein schlechter Platz, eine Mark billiger als dieses Buch. Wobei zu bedenken ist, daß Sie für dieses Buch keine Garde robe abzugeben und Programmheft zu kaufen brauchen. Sie finden *) Wie die Auslassung in den letzten »Mitteilungen des Deut schen Verlegervereins« (Bbl. 239, S. 24) sollten auch diesen Aufsatz — einer unserer bekanntesten Autoren hat ihn geschrieben — alle Buchhändler beherzigen, die zu gern geneigt sind, in die Klagen des Publikums: »Bücher sind zu teuer« einzustimmen. 1139
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