Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1928

244, 18. Oktober 1928. Redaktioneller Teil. — Sprechfunk. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. des Gedankenaustausches sein für alle diejenigen, welche sich mit Lehr- und Forschungsfragen auf dem Gebiete der Anzeige befassen. Insbesondere soll es die wirtschaftliche Seite der An zeige studieren, ihre Wirkung, ihren Wert, aber auch ihre Verlust- Möglichkeiten, ferner soll es Grundsätze aufstellen für den Unterricht in der Anzcigenkunöe. 16. Liste der Schund- und Schmutzschristcn. — In der Veröffent lichung in Nr. 240, S. 1128 muß es bei der Zeitschrift Neuland der Liebe und Ehe in der Spalte Bemerkungen heißen: Ablauf der Frist 9. 10. 29 und nicht 28. ?ersonalnac1rrlclrten. Jubiläum. — Die Vorsteherin der Buchhalterei und Kasse der Verlagsbuchhandlung Siegfried Cronbach, Berlin, Fräulein Martha Richter, kann am 19. Oktober 1928 auf eine ununter brochene 25jährige Tätigkeit bet dieser Firma zurückblicken. Mit knapp 14 Jahren als Lehrling eingetreten, hat Fräulein Richter sämtliche Sparten des Verlagsgeschäftes kennengelernt und sich durch eisernen Fleiß und zielbewusstes Arbeiten ihre heutige selbständige, leitende Stellung geschaffen. Gestorben: am 11. Oktober der frühere Buchhändler Herr Netnhold Weither in Lüneburg. 1857 iu Bornhagen am Haustein als Sohn eines Pfarrers ge boren, kam Neinhold Weither nach Besuch des Gymnasiums zu Frtedr. Schaeffer L Comp, in Landsberg in die Lehre. Die Ge hilfenjahre führten ihn zu angesehenen Firmen des deutschen Buch handels, zuletzt zu Schwann in Düsseldorf, wo er in seinen freien Stunden die Ilias und Odyssee für die bekannte Ausgabe »Präpa rationen nebst Übersetzung. Von einem Schulmann« übersetzte. 1884 gründete er in Leipzig unter seinem Namen einen Verlag, der sich vorwiegend mit christlich-sozialen Schriften und der nationalen Ar beiterbewegung befaßte. Schon als junger Verleger ergriff er den Kampf gegen die Schundliteratur, indem er deutsche Volksschriften und Volksmärchen in billigen, gut ausgestatteten Fortsetzungs-Aus gaben herausbrachte. Auch eine literarische Zeitschrift erschien bei ihm, zu deren Mitarbeit er führende Köpfe der Zeit heranzog. Seiner Verlegertätigkeit machte jedoch der Konkurs der Leipziger Diskonto- Gesellschaft ein Ende, in den er hineingezogen wurde. Er ging von Leipzig fort und gründete 1897 in Hannoversch-Münden mit beschei denen Mitteln ein Sortiment. Durch zähe Arbeit verstand er es, sich hier einen guten Kundenkreis heranzuziehen. Trotz reichlicher Arbeit und Sorge fand er noch Zeit für kommunale Angelegenheiten. Er übernahm das Amt eines Bürgervorstehers, gründete den Ver ein zur Hebung des Fremdenverkehrs, dessen Schriftführer er lange Jahre war und für den er in seinem Laden ein Auskunftsbüro er richtete. 1909 verkaufte er das Sortiment und einige Jahre später auch die Nestbestände seines Verlages, um sich ganz seiner Neigung, der Verkehrsentwicklung, zu widmen. Im Jahre 1915 ließ er sich in Lüneburg nieder und gründete hier ein in ganz Norddeutschland bekanntes Nachrichtenbüro, in welchem er sich hauptsächlich mit Bin nenschiffahrtsfragen und Kanalbauten beschäftigte. Zu seinen letzten Arbeiten gehörte die Bearbeitung von Storms Reiseführer durch die Lüneburger Heide. Ferner: Ende September Herr Joseph Schäfer in New Aork im Alter von 80 Jahren. Der Verstorbene war von 1872—1876 in Bad Kreuznach Lehrer, siedelte dann nach Amerika über, um dort zunächst auch als Lehrer zu wirken. Später gründete er eine katholische Buchhandlung und widmete sich insbesondere dem Vertrieb dentscher und englischer Bücher und Zeitschriften. Er gab selbst eine Monatsschrift »Die christliche Mutter« heraus, die große Verbreitung fand. Todesnachrichten aus Wissenschaft, Literatur und Kunst. — Am 13. Oktober starb in Berlin der bekannte Physiologe vr. Wilhelm Fließ im 70. Lebensjahre; am 4. Oktober ebenda Prof. I)r. Her mann Fürstenau, Kirchenrechtslehrer und Senatspräsidcnt, im Alter von 60 Jahren; ferner ebenda Prof. I)r. Walter Kaskcl, eine Autorität auf arbeitsrechtlichem Gebiete, erst 46jährig; in Wei mar im 75. Lebensjahre vr. Oskar Linke, Schriftsteller und Mitglied des Friedrichshagener Dichterkreises; ebenfalls 75jährig in Riga die Schriftstellerin L a u r a M a r h o l m; am 30. September in Innsbruck der berühmte Historiker LudwigvonPastor, Ver fasser der vielbändigen »Geschichte der Päpste, im 75. Lebensjahre; in München Geh. Negierungsrat Prof. vr. Theodor Paul, Gründer der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, im 66. Lebensjahre; in Königsberg im 59. Lebensjahre Prof. Dr. Bruno Pfeifer, Betriebswisscnschastler der Handelshochschule; am 9. Oktober Amerikas größter Goetheforscher Prof. vr. Wil liam Speck, Verwalter der deutschen Literatur an der Aale-Uni- versität, im Alter von 64 Jahren; am 8. Oktober in Berlin der be kannte Aeronaut Major Georg v. Tschudi, Verfasser der ersten Jnstruktionsbücher für Luftfahrt, im Alter von 66 Jahren; in Athen der bekannte Archäologe Stephanos Lanthudtdts, der Hi storiker seiner Heimat Kreta. Spreclstaal Umgehung des Sortiments. In ganz Deutschland werden durch Reisende Bestellungen auf einen Abreißkalender gesammelt, der im Verlage Otto Stollberg erscheint und Kalender des deutschen Rechts heißt. Dieser Kalender wird vom Institut für Grenz- und Auslandsstudien herausgegeben und ist im Buchhandel nicht erhältlich. Da die Reisenden versuchen, bei Behörden und in Jndustriefirmen größere Abschlüsse zu erreichen, geht dem Buchhandel ein erheblicher Teil seiner eigenen Abnehmer verloren. Karlsruhe. Der Vorstand des Vereins Karlsruher Sortimcntsbuchhändler. Erwiderung. Zu den Ausführungen des Vereins Karlsruher Sortiments buchhändler erwidern wir Folgendes: Es ist uns nicht eingefallen, den Sortimentsbuchhandel bet dem Vertrieb des »Kalenders des Deutschen Rechtes« auszuschalten. Wir haben im Gegenteil den Kalender stets im Börsenblatt angezeigt und auch wiederholt dem Sortiment durch direkte Anschreiben angeboren. Da der Absatz durch das Sortiment aber so gering gewesen ist, daß nicht einmal die Jnsertions- und Propagandakosten gedeckt wurden, haben wir in diesem Jahr von einem Inserat Abstand genommen. Dagegen haben wir die Grossisten durch Anfchreiben gebeten, den Kalender in ihr Kalenderverzeichnis aufzunehmen, und ihn anch an die Deutsche Bücherei zur Aufnahme in die Bibliographie (stehe Wöchentliches Verzeichnis Nr. 38, lfd. Nr. 19339) geschickt. Jede Bestellung, die durch das Sortiment auf den Ncchtskalender bei uns cingeht, werden wir gern und beschleunigt ausliefern. Damit ist der gegen uns gerichtete Vorwurf der Karlsruher Sortimcntsbuch händler, dessen öffentliche Erörterung allein nach der Verkaufsord- nung in Frage kommt, nämlich, daß der Kalender im Buchhandel nicht erhältlich ist, zwingend widerlegt. Berlin. OttoStollbergVerlagG. m. b. H. Anfragen. Firmen, die mit den Bücherreisenden Artur Bach mann aus Platte i. Thür, in Verbindung stehen, werden um Ausgabe ihrer Anschrift gebeten (Karl Behrens, Forth <L Co., Weimar). Adressengesuch: Franz Heim, Inhaber des Literarischen Insti tuts, Kassel, Weigelstr. 10 (ges. vom Dioskuren-Verlag, Mainz). Es gab früher Klammern, die zum Einheften des »Wöchent lichen Verzeichnisses« in Lcitz-Ordner dienten. Wer weiß, wo sie jetzt zu haben sind? Gibt es Firmen, die an Neisebuchhandlungen Bücherschränke zum Wiederverkauf liefern? Wer liefert außer der Firma E. Vouga Reproduktionen von Porzellan-Mustern, auf losen Bogen, passend als Vorlage für Ama teur-Arbeit? Wer ist Verleger der religiösen Anthologie nach Probeblatt S. 33 Text mit Ornamenten in farbiger Ausführung umrahmt und beginnend: Es wird sich nun erfüllen das Wunder aller Wunder. Wer kennt den Hersteller einer Holzplastik »Der Bücherwurm« in verschiedenen Größen? Frdl. Auskünfte gibt die Schristltg. d. Bbl. weiter. Verantwort!. Schriftleiter: Franz W a a n e r. — Verlag: Der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlcrhauS. Druck: E. Hcdrich Nachf. Sämtl. in Leipzig. — Anschrift d. Schristlcitung ».Expedition: Leipzig C 1, Gerichtsweg 26 lBuchhcindlcrhaus), Postschlteszf. 874/75. 1144