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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1928
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- 1928-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1928
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- Deutsch
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W 248, 23. Oktober 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. berg zugesellt. Der Erfolg der Spekulation hing von der Leistungs fähigkeit der Gutenberg-Offizin ab, es blieb für Frist vorzuziehen, mit seinem Gesellschafter ihr Werk zu vollenden. Und vielleicht hat er sich nach der Beendigung des Prozesses noch mit ihm verständigt. An der Werkstätte, in der der Bibeldruck eben fertiggestellt wurde, hatte er kein Interesse außer dem, daß sie im Betriebe blieb, um den Druck zu vollenden. Damals hatte eine Druckerei nur Wert, wenn sie über kostspielig und langwierig zu beschaffendes Typenmaterial verfügte sowie über die ebenso schwierigen Vorarbeiten für neue Werke. Vor allem mußte Fust daran gelegen sein, daß die Auflage des Bibcldruckes realisiert wurde. Wurde der Anteil Gutenbergs an dieser von anderen erworben, konnten daraus für Fust große Verluste entstehen. Auch wenn der Gutenberg-Teil der Auflage zwangsweise verkauft wurde, konnte Fust überboten werden, er hätte dann vielleicht, um die Gesamtauflage in seine Hand zu brin gen, sehr viel mehr bezahlen müssen und sich so um seinen Geschäfts gewinn gebracht. Das wäre allein schon für Fust ein gewichtiger Grund gewesen, sich schiedlich-friedlich mit Gutenberg auseinander zusetzen, wenn es gegangen sein würde. Um die Erfindung brauchte Fust Gutenberg nicht zu betrügen. Da es keinen Erfindungsschutz gab, hätte sie ihm nichts genützt. Allerdings war sie ihm und Schösser erst durch Gutenberg bekannt geworden. Aber das gleiche gilt auch für andere Gehilfen und Genossen Gutenbergs. Man konnte eine Geheimniswahrung wohl für eine zeitlang verschwören, des Eides einmal ledig, hatte man auf nicht vorhandene Erfinder rechte keine Rücksicht zu nehmen. Der Begriff der illoyalen Kon kurrenz war in der Gefchäftsmoral des 15. Jahrhunderts noch sehr wenig gefestigt. Ganz unbefangen wird in der Familien- und Fir mentradition Fust-Schösfer überliefert, Schösser, Fusts späterer Schwiegersohn, hätte Letternkunstverbesserungen erfunden und sei mit seinem Schwiegervater übereingekommen, sie Gutenberg zu ver hehlen. Im geheimen bereiteten sie die Gründung einer neuen Werkstätte vor, die sich nach ihrer Eröffnung mit dem Psalterium- druck und der Duranöusausgabe auf einer unerwarteten Höhe zeigte. Es mag keine sehr feinfühlige Handlungsweise gewesen sein, daß man dieses Unternehmen Gutenberg hehlte, vermutlich sogar seiner Werkstätte die besten Gehilfen entfremdete. Aber man weiß wiederum auch nicht, ob Gntenberg ohne Schuld war. Hat etwa Gutenberg, während er für sich und Fust die 42zcilige Bibel druckte, gleichzeitig schon mit seinem älteren Typenmaterial deren Nachdruck, den 36zeiligen Bibeldruck, ausgenommen? Unmöglich erscheint es nicht, obschon angenommen wird, daß dieser Bibeldruck in Bamberg ent standen ist, vielleicht unter Beteiligung Gutenbergs, notwendiger weise mit aus seiner Werkstätte kommendem Material. Ist die Gutenberg-Werkstätte zur Zwangsversteigerung gelangt oder ist sie freihändig verkauft worden? Ist aus ihr die Catholiconosfizin hervorgegangen? Oder hat vr. Conrad Humery sie erworben und ihrem Meister zur Verfügung gestellt? Fragen, die nicht zu beant worten sind. Da der Junker Gutenberg noch bis 1467/68 als ein obschott nicht wohlhabender, doch wohlangesehener Mann in Mainz lebte, wird er hinreichend einflußreich gewesen sein, ihm wider fahrenes Unrecht zu vergelten. Auch das spricht für eine Aussöh nung mit der Fust-Schöfferschen Verlagswerkstätte, die später die Auflagen der in der Catholiconosfizin gedruckten Bücher übernom men hatte. Ethische Wertungen nach der geschichtlichen Bedeutung Gutenbergs darf man nicht auf seinen Prozeß mit Fust beziehen wollen. In diesem Prozeß standen sich zwei Geschäftsleute ihrer Tage gegenüber und seine Akten besagen nirgendwo, daß Fust ein unredlicher Geschäftsmann, geschweige denn der böse Dämon Guten bergs gewesen ist. Das Kind im Menschen und das Bucht Von Frieda Magnus-Unzer. Von den vielen edlen Aufgaben, die das Buch hat, ist es viel leicht die edelste, zum Kinde im Menschen zu sprechen und es sind auch nur besondere Bücher, die dieses tun. Mag in einem jungen Kinde alles Gute und Böse durcheinander brodeln und nach Klärung suchen, was wir am reifen Menschen »kindlich« nennen, ist immer ein Rest von Unmittelbarkeit, von Reinheit, von Frische; ein wieder- erworbener Lebensglaube und eine Kraft zum Genuß der Gegenwart und zum Staunen über ungelöste Wunder. Alles dies sucht nach Befriedigung, sucht nach Nahrung, wendet sich an die sichtbare Natur, an die umgebenden Menschen und an die konkret gewordene Geistigkeit der Menschheit, an das Buch. Und was findet dieses Kind im Menschen an Form und Stoff, den die heutige schöne Literatur bietet? — In den meisten Fällen erschreckt sich das Kind, es will wohl auch gern von Hexen und Kobolden hören, aber es muß ganz sicher glauben können, daß das Gute siegt. Die Bücher, die es jetzt findet, atmen so oft die Hoffnungslosigkeit geistigen Greisentums oder die Brutalität der Glaubenslosigkeit. Doch das Kind im Menschen ist unermüdlich, es geht auf die Suche, es sucht ganz primitiv, nur mit dem Gefühl; der gebildete oder ver bildete Teil seiner selbst darf es dabei nicht stören. Daraus ergibt sich die eigentümliche Erscheinung, daß die Menschen so gern in Büchern stöbern. Sie lassen ihre Augen und ihre Hände über manche Bücher gleiten, sie lesen hier ein wenig und sehen sich dort die Kapitelfolge an, sie fragen nicht nach Schriftsteller und Verlag, sondern sie bilden instinktiv durch den Vergleich den Typ, der ihnen gemäß ist. Wenn sie so gewählt haben, dann ist ihnen zu Mut wie als Kind, wenn sie eine schöne grüne Roßkastanie gefunden hatten, von der sie wußten, daß sie einen herrlichen braunen Kern birgt, aus dem man so viel machen kann. Sie tragen dieses Buch wie eine gefundene Perle nach Hause und lesen es gläubig, als ob es nur für sie geschrieben wäre. Solche Augenblicke der Loslösung von allem Wissen und allen Vorurteilen kommen wie Erlösungen über den Menschen der Großstadt, sie sind wie ein Abenteurerzug ins unentdeckte Land und das Land erobert das Herz, ob es schön ist oder nicht, weil es selbst gefunden ist. Neben allem Wissenswerten und Neuem, das die Buchhandlun gen, Verleger und Autoren dem Menschen unserer Zeit bieten, sollten sie nie vergessen. Altes und Neues der deutschen Literatur daraufhin zu prüfen: »Ist es etwas für das Kind im Menschen?« Dieses unvergängliche Kind kommt mit jedem in den Buchladen und es springt plötzlich in ihm auf, streckt die Hände aus und ruft: »Das will ich haben«! Man weiß nie vorher, was dieses Kind haben will. Die Buchhandlung muß den Menschen mit dem Zauber des Zeitlosen umgeben, damit cs aufwacht; dann kann cs ein bunter Einband, eine schöne Schrifttype, eine kleine Federzeichnung oder ein Satz in einem Buch sein, die es zum Sprechen bringen. Die Kunst, sich dieses Kind, das ein unsterblicher Kunde ist, zum Freunde zu machen, liegt nicht in der Reklame — sie schreit das Kind an — nicht in der Werbung — Werber sind bereit, Zwang auszuttben —, sondern in der Darbietung. Was mitfühlend und verständnisvoll im schönen Nahmen eines Fensters oder im warmen Licht eines stimmungsvollen Jnnenraumes dargeboten wird, wird von solch einem Kinde im Menschen als Geschenk empfunden und das dafür erlegte Geld nur als wertloses Tauschmittel. Reklame ist Mache, Werbung ist Denkarbeit, aber Darbietung ist die würdige Betätigung dessen, der die Fülle hat und aus ihr nicht nur den ausgesprochenenen Ansprüchen gerecht wird, sondern etwas zu schenken hat, wofür das Kind im Menschen mit Dank lohnt und das es bindet wie eine Kindheitserinnerung. Für die buchhändlerische Fachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift leitung des Börsenblattes, Leipzig, Gerichtsweg 26, Postschlteß- fach 274/75, zu richten. Vorhergehende Liste s. 1928, Nr. 242. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. Ike American Xe>V8 Iracle /lourool. Vol. X, Ko. 8, ^uZ. 1928. Kevv Vorlc: ^ke ^rnerieon ^Ke^v8 Company Ine. ^.U8 ckem Inkolt: — Ko. 9. Zepteinber 1928. ^U8 ckein Inkolt: H. H. vunn: Oali- kor^ekung. 28. 9§., H. 9. 1928. Holle: Wilkelm Knopp. ^U8 ^erielce: 2vvei Kapitel ?ur OrunckleZung einer ^8tketilc cker Kin- KoncklLUN8t. (8eklu88.) 1175
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