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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1928-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1928
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- Deutsch
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^ 248, 23. Oktober 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Im Verlag: männliche Mitarbeiter insgesamt 44, davon 19 mit buchhändlerischer Lehre und 3 Lehrlinge, weibliche Mitarbeiter insgesamt 60, davon 4 mit buchhänd lerischer Lehre und 3 Lehrlinge; im Sortiment: männliche Mitarbeiter insgesamt 30, davon 22 mit buchhändlerischer Lehre und 1 Lehrling, weibliche Mitarbeiter insgesamt 57, davon 16 mit buch händlerischer Lehre und 21 Lehrlinge. Das ergibt also zusammen 61 buchhändlerisch vorgebildete An gestellte und 28 Lehrlinge. Wir glauben nicht, daß wir bei dieser geringen Zahl die notwendige Teilnehmerziffer für einen Kursus zusammenbelommen würden, wobei noch berücksichtigt werden muß, daß der Verein selbst nicht in der Lage ist, die finanziellen Lasten eines Kursus tragen zu können. Vielleicht hilft uns auch hier die Anlehnung an einen wirtschaftlich kräf tigeren Kreisverein weiter. Im vergangenen Vereinsjahr lagen dem Vorstand insge samt 19 Gesuche um Adreßbuchaufnahme vor, ein Be weis dafür, daß der Andrang zum Buchhandel nach wie vor stark ist. Allerdings waren unter den Antragstellern Firmen, die von vornherein für eine Ausnahme ins Adreßbuch ausge schaltet werden mußten. Bon diesen 19 Gesuchen konnten wir 6 befürworten, 9 mußten wir ablehnen, die Entscheidung für 1 Gesuch mußten wir dem Börsenverein anheimstellen, und 3 Ge suche schweben noch. Wir danken bei dieser Gelegenheit den Mitgliedern, die uns bei der Erledigung der Gesuche geholfen haben, und wir bitten, uns auch in Zukunft zu unterstützen. Durch den Tod verloren wir ein treues Mitglied, Herrn Carl Haug, Meseritz. Herr Haug trat nach der Grenzregulie rung im deutschen Osten in unseren Verein über. Er hat am Vereinsleben regen Anteil genommen, was er durch seinen fast regelmäßigen Besuch unserer Versammlungen bewies. Wir be trauern den Tod dieses aufrechten deutschen Mannes und tüch tigen Buchhändlers von Herzen. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Ausgeschieden sind die folgenden Mitglieder: Herr Hans Schauer, Friedeberg; Frau Maria Borsdorf, Jüterbog. Neu ausgenommen wurden: Herr Ernst Gedicke, Drossen; Herr Karl Elling, Lindow (Mark); Fräulein Lucie Bonneß, Potsdam; Herr Heinrich Enck, Erkner. Herr Enck trat vom Ber liner Verein in unseren Verein über. Der Verein zählt heute 87 Mitglieder, darunter zwei Ehren mitglieder, die Herren Martin Evenius, Brandenburg, und I. Thilo, Freienwalde (Oder). Von diesen 87 Mitgliedern sind 84 ordentliche und 3 außerordentliche Mitglieder. Wir sind am Schlüsse unseres Berichts. Wenn wir noch einmal Rückschau halten, so sehen wir wenig heitere, aber desto mehr ernste Seiten. Es ist so, daß der Buchhandel hart um seine Existenz kämpfen muß, härter als andere Wirtschaftszweige, weil sein Arbeiten und Ringen nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiete liegt, sondern weil es auch in das geistige Leben hinein- grcift. Ist aber die geistige Krise nicht ebenso fühlbar zu spüren? »Das geistige Leben ist schwer, und nie war es vielleicht ein größeres Kunststück, vor Gott angenehm zu sein, als heute.« So sagte Thomas Mann vor wenigen Tagen in einer Festrede. Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nach neuen Aus- druckssormen, nach neuen Lebensstilen suchen, in einer Zeit, in der das Alte stürzt. Es ist ein Schicksalsweg, den das Buch gehen mutz, ein Weg, der durch den wilden, wirren Rhythmus der Zeit gezeichnet ist. Möge sich die Krise bald wenden, damit der Weg und die Sicht klar wird. Bis dahin aber heißt es Weiter arbeiten und weiterkämpfen, wirtschaftlich und geistig. Dazu gehört ein Zusammenhalten, ein gegenseitiges Verständnis, ein tief verwurzelter Gemeinschaftssinn. Und der Wunsch, daß diese Eigenschaften dem Buchhandel im kommenden Jahre in reichem Maße beschicken sein möchten, sei der Auftakt für unsere heutige Versammlung. Kurt Kretzschmar. Die großen Gutenberg-Prozeffe. Von G. A. E. B 0 g e n g. Die Biographie des Buchdruckerkunstmeisters Johannes Guten berg ist in großen Hauptteilen lediglich aus Prozeßakten zusammen zulesen. Das Charakterporträt des Erfinders erscheint in ihnen nur als ein Parteibild, sie verraten uns nicht allzuviel über seine Per sönlichkeit und sein Werk. Wir bedauern es, daß in den beiden noch bekannten, mittelbar sich mit der Buchdruckerfinduug verknüpfenden gutenbergischen Rechtsstreiten, den wohl ersten des neuzeitlichen Buchwesens, so wenig über die Letternkunst selbst in den Akten ausgesagt wird. Aber diese Prozesse sind gar nicht um die Technik der Typographie geführt worden, sie sind geschäftliche Auseinander setzungen gewesen, die zwischen »Verlegern« — in der wirtschafts- geschichtlichen Bedeutung dieses Wortes, doch auch bereits in seiner heutigen — stattfaudeu. Das ist bezeichnend für die großkaus- männischcn Anfänge der Pressentätigkeit und hiermit auch für die Unterscheidung eines etwaigen »Coster«typographen von dem Main zer Meister wesentlich. Der Abstand zwischen einem in dem Ge schäftsbereiche des Briefdruckereigewerbes verbleibenden Klein- drucker »Coster« und dem die Großbuchherstellung der Handschriften zeit umstellenden Gutenberg wäre überall so groß wie der zwischen den ein paar Seemeilen in den Atlantischen Ozean hinausfahrenden Fischern des 15. Jahrhunderts und Columbus, der in ungewisse Weiten hinaussegelud die llberseeverbindung des europäischen und asiatischen Wirtschaftsgebietes Herstellen wollte. Columbus und Gutenberg suchten für eine Verwirtschaftlichuug vorhandener Zu stände bessere neue Wege. Man bewundert meist nur Gutenbergs technischen Tiefblick. Allein die Erfindung einer umgestaltenden Reproduktionstechnik reicht nicht aus, sie zu verwirklichen. Es kam nicht darauf au, daß man Bücher drucken konnte, sondern auch dar auf, weshalb man sie drucken wollte. Eine außergewöhnliche kauf männische Begabung, eine kommerzielle Genialität Guteubergs mußte hinzukommen, damit sie der Erfindung in ihrer Zielsetzung ihre wirtschaftliche Zweckerfüllung gestaltete. Diese ökonomische Aus wertung des Buchdruckverfahrens ist mit der Gesamtleistung Guteu bergs untrennbar verbunden. Und dabei kommt dann auch denen, die sich in kostspielige, noch unübersehbare Unternehmungen mit ihm verbanden, als wagemutigen und weitsehenden Geschäftsleuten manches von dem Ruhme der Erfindertat zu. Weshalb die Rechts- Händel des Geschäftsmannes Gutenberg nicht lediglich ein biogra phisches oder technisch-historisches Interesse haben, sondern dazu wertvolle Zeugnisse für die wirtschaftlichen Anfänge der Buch druckerei sind. Die noch vorhandenen Dokumente über die Guten berg aus seinen Geschäftsverbindungen erwachsenen Prozesse sind allerdings zunächst juristisch zu interpretieren, wie das beispiel gebend Rudolf Stammler sDeutsches Nechtsleben in alter und neuer Zeit. I. Charlottenburg, 1928^ getan hat. Nur so sind Legenden bildungen und Verallgemeinerungen zu vermeiden, obschon bei der Unvollständigkeit der Urkunden Vermutungen noch ein weiter Spiel raum bleibt. Der erste der großen Gutcnbergprozesse ist von Cuno Nope, dem Meister, und von dem Rat der Stadt Straßburg am 12. Dezember 1439 entschieden worden. Das Gericht hatte festzustellen sin moderner Parallelisierung, die Stammler zieht^j, welchen Einfluß der Tod eines offenen Handelsgesellschafters auf die Rechtslage seiner Erben haben kann. Im Streit der Geschlechter und der Zünfte war der Junker Gutenberg aus seiner Vaterstadt Mainz gewichen. Er lebte in Straßburg und trieb hier Künste, die ihm den Ruf verschafft hatten, außerordentliches zu können und zu wissen. Seit etwa 1436 beschäftigte er den Goldschmied Hans Dünne swohl aus Frankfurt a. M. und gleich Gutenberg heimatflüchtig in Straßburg weilendj mit dem, »das zu dem trucken gehört«. Das erfahren wir aus den Prozeßakten und es ist wohl der bedeutsamste Hinweis darauf, daß sich Gutenberg bereits in Straßburg der Buchdruckerfinduug mit ihrem wichtigsten Bestandteil, dem Schriftguß, zugewandt hatte. Zwar ist in diesen Akten auch noch von anderen Dingen die Rede, die mit der Druckerei Zusammenhängen können, von eingeschmolzenen Formen, von einer Presse, von einer geheimzuhaltenden Vorrichtung aus mehreren Stücken, in der man die Gußvorrichtung für das Sandgußverfahrcn vermutet hat. Aber diese Dinge brauchen nicht notwendigerweise mit der Schriftgießereierfinduug zusammenzu hängen. Es läßt sich auch daran denken, daß Gutenberg das Vlock- druckverfahreu verbessern wollte, daß er dafür eine Druckpresse konstruiert und eine Farbenmischung hergestellt hatte, die den dop pelseitigen Druck gestattete. Oder aber, daß er Spiegelrahmen pressen wollte, denn mit der Spiegelfabrikation gab sich Gutenberg in Straßburg ebenfalls ab. Auch dafür hätte ihm Dünne nützlich werden können. Dem widerspricht indessen die' verhältnismäßig 1173
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