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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1884
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eikenthum des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. ^7 164. Leipzig, Mittwoch den 16. Juli. 1884. Nichtamtlicher Tcheil. Gotthold Ephraim Lcssing und srinc Beziehungen zum deutschen Buchhandel. Von Eduard Zernin. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß unter die Zahl derjenigen deutschen Schriftsteller, welche zugleich als Buchhätidler aufgetreten sind, auch Lessing, der große Reformator der deutschen Nationalliteratur, gezählt werden muß. Der ebenso geistvolle wie gemüthreiche Mann, dem Deutschland so außerordentlich viel ver dankt, der große Kritiker und mustergültige Prosaist hat es nicht verschmäht, eine Zcitlang auch als Buchhändler thätig zu sein. Er bewies hierdurch die Vielseitigkeit seiner Wirksamkeit. Es ist ja selbst heute noch schwer zu entscheiden, in welcher Eigenschaft er größer war, ob als Dichter, Kritiker oder Aesthetiker; nur als Buch händler sollte es ihm nicht vergönnt sein, Lorbeeren zu pflücken und sein Glück zu machen, was jedoch wohl weniger an ihm selbst, als an den Verhältnissen lag, unter welchen er den ernstlichen Versuch unternahm und längere Zeit durchzuführen suchte, als „Träger der Cultur" praktisch thätig zu sein. Diese Epoche im Leben Lessing's, in welcher dieser Geistes sürst sich in den directen Dienst Gutenberg's stellte, begann, als er selbst schon im 3 7sten Lebensjahre stand, also 1767 undzwarin Ham burg. Wir wollen dieselbe auf Grund einiger neuerdings erschlosse nen Materialien*) näher in's Auge fassen und hoffen damit unseren Standesgenossen keine unwillkommene Gabe darzubicten. Lessing, der es in Hamburg noch immer nicht zu einem festen, sicheren Einkommen gebracht hatte, schreibt selbst mehrere Jahre später über sich und seine Stellung zu jener Zeit Folgendes: „Ich stand am Markte und war müßig; Niemand wollte mich dingen, ohne Zweifel weil mich Niemand zu brauchen wußte." Damals war es, als ein vermögender Literatursreund und selbst Schriftsteller, Johann Joachim Christoph Bode in Hamburg den Entschluß faßte, eine Buchdruckerei zu errichten. Derselbe lebte nach vielen wunderbaren Lebenssügungen seit zehn Jahren in Ham burg als Literat und war auch mit dem Theater in Verbindung getreten. Eine reiche Heirath hatte einen schon früher von ihm ge- *) Als Hauptquellc diente uns bei unserer Arbeit das vortreffliche Werk: „Gotthold Ephraim Lessing, sein Leben und seine Werke, von Th. W. Danzel nnd G. E. Guhrauer. 2. berichtigte und ver mehrte Auflage, heransgegeben von W. v. Maltzahn und R. Box berger. 2 Bände. Berlin 1881." Das Wer! hat wegen seiner Gründ lichkeit und Gewissenhaftigkeit bei allen competenlen Zeitgenossen ge bührende Anerkennung gesunden; gleichwohl ist, wie die Herausgeber mit Recht beklagen, ein volles Menschenalter bis zur Veranstaltung einer neuen Ausgabe hingegangen, während seine Popularisirung durch Adolf Stahr nicht weniger als 7 Auflagen erlebt hat. Ferner haben wir eine beinerkenswerthe Abhandlung mit benutzt, die unter dem Titel: ,Lessing als Buchhändler" von vr. Ad. Kohut in der Frankfurter ,Didaskalia" von 1884 veröffentlicht worden ist. Anundjünijtgsler Jahrgang. hegten Lieblingsplan in ihm wieder angeregt: aus einem Schrift steller Buchdrucker zu werden. Er rechnete auf Beschäftigung durch die damals neu eingetretene Theaterverwaltung. Es wurde aus gemacht, daß in seiner Druckerei nicht allein alle Zettel und Flug blätter für das tägliche Bedürsniß des Theaters, sondern auch alle neuen Schauspiele und Theaterkritiken gedruckt werden sollten. Lessing ging auf den Plan ein, sich mit Bode für dieses Geschäft zu verbinden. Er machte sich bereits Hoffnung, Gleim's Schriften in Druck und Verlag zu erhalten, der damals selbst, in Verbindung mit einem Freunde in Magdeburg, ähnliche Pläne im Sinne hatte. So bildete das Theater einen ungezwungenen Anhaltpunkt für das scheinbar so ungleichartige Unternehmen. Als Lessing von Berlin nach Hamburg llbersiedelte, ließ er in der erstcren Stadt seine reiche Bibliothek von 6000 Bänden, die er in den vorangegangenen Jahren mit vielen Kosten namentlich in Breslau gesammelt hatte, zurück, um sie versteigern zu lassen und den gehofften Erlös als Vorschuß in die mit Bode zu errichtende Druckerei zu verwenden. Noch im Herbste fand die Versteigerung statt. Lessing hatte beim Ansetzen der Preise den Ueberschlag, nach Abzug der Kosten, aus wenigstens 600 Thaler gemacht. Der Erfolg blieb jedoch unter der Erwartung. „So wenig er aber daraus löste," sagt Karl Lessing, „so würde es doch nochMenigA gewesen sein, wenn nicht aus Warschau sür die Zaluski'schkWib" thek*) Bestellungen eingelausen wären; denn in Berlin war s mand, der den seltenen Schund erstanden hätte." Dazu kam noch ein cigenthümliches Unglück. Durch die Un treue eines gewissenlosen Dieners halte Lessing eine besondere Einbuße: derselbe entwendete ihm nacheinander die verschiedensten Bücher, um sie als Maculatur zu verkaufen. Hierunter befanden sich zum Theil unersetzliche Werke, so auch die erste Ausgabe des Heldenbuchs mit Lessing's eigenhändigen Anmerkungen. Das Unternehmen von Lessing nndBode hatte viele Schwie rigkeiten wegen des damals ganz ungestraft betriebenen Nachdrucks in Deutschland zu überwinden; besonders wurde die „Hamburgische Dramaturgie", diese bedeutende Schöpfung des Lessing'schcn Geistes, durch jenes Uebel gestört. Der geistvolle Verfasser bringt dieses Unwesen in den letzten Nummern der„Dramaturgie" selbst zur Sprache. Sie enthalten als halb komisches, halb ernsthaftes Nach spiel, wie Lessing es nennt, eine Erklärung üb . die Nachdrucker des Werkes, durch deren Schuld letzteres abgeb ochen wurde und liegen blieb. Zwar, was seinen Fall selbst anbet' fft, so wollte ihn sein sachkundiger und thcilnehmender Freund Nicolai nicht von aller Schuld freisprechen: „die Hamburgische Dramaturgie," schreibt *) Die Zaluski'schc Bibliothek wurde nach der Einnahme Warschaus durch Snwarow (1795) nach Petersburg geschafft und bildet den Kern der dortigen jetzt so reichen kaiserlichen Bibliothek. 463
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