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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1884
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- 1884-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1884
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- Deutsch
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3282 Nichtamtlicher Theil. ckt» IK4, 16. Juli. er, „die in ganz Deutschland so viel Aussehen machte, ward sehr unordentlich expedirt. Man konnte nur in wenigen Städten Deutsch lands Exemplare davon haben, und die Kosten der einzelnen Ver sendung mit der Post machten Buchhändler und Käufer ver drießlich." Nicolai hatte es seinem Freunde Bode vorausgesagt, wie sehr er sich schaden würde, wenn er nicht dafür sorgte, daß in Leipzig, als dem Mittelpunkt des deutschen Buchhandels, Exemplare zu haben wären. Umsonst, er bekam zur Antwort: es sei einmal festgesetzt, keine Exemplare als solche, welche bestellt worden, zu verschicken, und man müsse sich deshalb nicht nach Leipzig, sondern nach Hamburg wenden. Lessing hatte auch schon sonst behauptet, die Leipziger Buchhändler-Messen und die hier von den Buch händlern betriebenen Geschäfte wären unnöthig. Wegen dieser beständigen und immer vergeblichen Nachfrage kam die verkappte Firma „Dodsley L Compagnie" (von denen übrigens kein Buchhändler wußte, wer sie wären und wo sie lebten) auf den Einfall, die „Dramaturgie" nachzudrucken; dieser Nachdruck wäre somit durch den Eigensinn, ein Buch nicht nach dem Platze zu schicken, wo hauptsächlich die Nachfrage ist, veranlaßt worden. Nicht genug damit. Diese Dodsley L Comp, ließen, wäh rend sie die „Dramaturgie" nachdruckten, einen Aufsatz: „Nachricht an die Herren Buchhändler" gedruckt und geschrieben bei den Buch händlern umlausen, worin sie mit unerhörter Dreistigkeit ankün digten: sie wollten mit Beihilfe verschiedener Buchhändler künftig den Gelehrten (hiermit waren jene gemeint, welche sich „ohne die ersorderlichen Eigenschaften" in die Buchhandlung mischten, wie zum Exempel die neu ausgerichtete Buchhandlung in Hamburg) das Selbstverlegen verwehren, ihnen ohne Ansehen Nachdrucken und ihre Werke um die Hälfte des Preises verkaufen. Zur Unterstützung dieses Vorhabens, versicherten sie, hätten die vereinigten Buch händler sich entschlossen, eine Casse aufzurichtcn und eine ansehnliche Summe Geldes bereits eingelegt; Andere werden zur Nachfolge aufgefordert. Die Gelehrten, welche ihre Werke selbst verlegten, werden „Schleichhändler" genannt. Dagegen wird allen Buchhänd lern, welche der Gesellschaft beitreten, Schutz gegen allen Nachdruck zugesagt. Lessing's Bemerkungen zu diesem Aufruf, welchen er für echt hielt, obgleich er sich später als eine arge Mystifikation verrieth, sind würdig und gemessen. Er hat nichts gegen eine genauere Ver bindung der Buchhändler, um dem eingerissenen Nachdrucke unter sich zu steuern. „Aber wie hat es vernünftigen und rechtschaffenen Leuten cinkomrnon können, diesem Plan eine so strafbare Ausdeh nung zu geben? Um ein Paar armen Hausdieben das Handwerk zu legen, wollen sie selbst Straßenräuber werden? ... Sie wollen das Selbstverlegen verwehren. Wer sind die, die das verwehren wollen? Haben sie Wohl das Herz, sich unter ihrem wahren Namen zu diesem Frevel zu bekennen? Ist irgendwo das Selbstverlegen jemals verboten gewesen? Und wie kann es verboten sein? Welch' Gesetz kann dem Gelehrten das Recht schmälern, aus seinem eigen- thümlichen Werke alle den Nutzen zu ziehen, den er möglicherweise daraus ziehen kann? »Aber sie mischen sich ohne die erforderlichen Eigenschaften in die Buchhandlung.« Was sind das für erforder liche Eigenschaften? Daß man fünf Jahre bei einem Manne Pallete zu binden gelernt, der auch nichts weiter kann, als Packete zu binden? Und wer dars sich in die Buchhandlung nicht mischen? Seit wann ist der Buchhandel eine Innung? Welches sind seine ausschließen den Privilegien? Wer hat sie ihm ertheilt?" Sollten Dodsley L Comp, ihm etwa auch diese Erklärung Nachdrucken (Lessing fordert sie ironisch dazu aus, und sie hätten es ohne diese Zumuthung auch gethan), so erklärt er im Voraus die geringste Insinuation, daß es gekränkter Eigennutz sei, der ihn ! so warm gegen sie habe sprechen lassen, für eine Lüge Er überlaste ein solches Geschäft immer lieber der Vermittelung eines recht schaffenen Buchhändlers. Aber keiner von diesen müsse es ihm auch verübeln, daß er seine Verachtung und seinen Haß gegen Leute bezeige, mit welchen verglichen alle Buschklepper und Wegelaurer wahrlich nicht die schlimmeren Menschen sind. Denn jeder von diesen mache seinen ooup äs Main für sich; Dodsley L Comp, aber wollen bandenweise rauben. „Das Beste ist," — schließt Lessing, — „daß ihre Einladung wohl von den Wenigsten dürfte angenommen werden. Sonst wäre es Zeit, daß die Gelehrten mit Ernst daraus dächten, das bekannte Leibniz'sche Project auszusühren".*) Lessing blieb in diesem Kampfe nicht allein. Nicolai trat — als Buchhändler wie als Freund des Hamburger Dramaturgen — für die Ehre seiner Standesgenossen gegen das Treiben der Nachdrucker in seiner „Allgemeinen Bibliothek" auf. Alle vernünf tigen Buchhändler — sagt er — hätten jene Nachricht mit Ver achtung ausgenommen und sie für das angesehen, was sie sei, näm lich für einen Streich in die Luft, wodurch unbekannte Leute sich auf den Messen ein Ansehen geben wollten. Kein einziger ange sehener Buchhändler habe sich mit ihnen eingelassen Das Recht des Selbstverlegers stellt er als an und für sich außer Frage, nur sei das Debitiren der Bücher nicht Jedermanns Sache. Mit dem Zu binden der Packete sei die Sache noch nicht abgethan. (Dies galt dem Freunde!) Ohne vieljährige Kenntnitz und Erfahrung werde Niemand, wenn nicht das blinde Glück ihn begünstige, Bücher mit Vortheil verkaufen können; er werde sich hundertmal mit chimäri schen Hoffnungen schmeicheln und wirklichen Gefahren nicht aus zuweichen suchen. Dies habe bei Gelehrten, welche Bücher aus ihre Kosten drucken ließen, sehr oft zugetroffen, und dies sei die wahre Ursache, warum sie ost einen nicht geringen Schaden erlitten, wo sie sich ansehnlichen Vortheil versprochen hätten. Diese Bemerkungen Nicolai's waren zum Theil gegen die Unternehmung Lessing's und seines Genossen Bode gerichtet. Keiner von beiden hatte hinlängliche Kenntniß, noch unbefangene, vorurtheilssreie Auffassung der Dinge hinzugebracht; beide waren zu sehr Schriftsteller und zu wenig Buchhändler und überließen sich überschwenglichen, wenn auch edlen Entwürfen zur Hebung der deutschen Literatur und des Schriftstellerstandes. Lessing glaubte, sagt Nicolai, „aus Mangel an Kenntnissen des Buchhandels und aller dahin gehörigen kaufmännischen Geschäfte", es liege haupt sächlich in der Art, wie der deutsche Buchhandel geführt werde, daß die deutsche Literatur eine so unvollkommene Gestalt habe, und traute sich zu, durch seine Verlagsunternehmung diesem Uebel abzuhelfen. Der in den achtziger Jahren auftauchende Plan einer Buchhandlung der Gelehrten, die — nun Selbstverleger — nicht mehr mit den Brosamen vorlieb nehmen dürsten, die ihnen der Buchhändler von seiner reichbcsetzten Tafel zuwars, war schon damals in Bode's und Lessing's Seele zur Reife gekommen. Nur in der Reinheit und Uneigennützigkeit der Absichten unter schied er sich von dem 15 Jahre später in Dessau auftretenden Unternehmen, welches (1781) durch hochtönende Ankündigungen die besten Schriftsteller Deutschlands täuschte und durch einen Bankerott der Verlagscasse den Buchhändlern einen gerechten Triumph bereitete. Zu Anfang des Jahres 1768 faßten Bode und Lessing den Plan, eine Zeitschrift herauszugcben unter dem Titel: „Deutsches Museum", welches die auserlesensten Originalschriften deutscher *) Dieses Project bestand darin, eine Societas subscrixtoria der Gelehrten unter einander einzusetzen, um sich und ihre Werke der Macht der Buchhändler zu entziehen. <Das Nähere enthalten die Briese von Leibniz an Sebastian Kortholt vom IS Octbr. und 19. Novbr. 171S.)
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